Cami

Die Geburt von Cami (24.07.2012)

Mit der tollen Erfahrung war es für mich selbstverständlich auch für die zweite Geburt ins Geburtshaus zu gehen. Geburtstermin für unsere Tochter war der 17.07.2012 und wieder gingen ordentlich viel Wehen vorweg und ließen mich schon glauben, dass sie eher kommt. Sogar regelmäßige Wehen in Abständen von 5-6 Minuten konnte ich schon vorher bieten, allerdings hörten die dann einfach auf, als ich meine Mutter anrief, die unseren Großen nehmen sollte. Am Ende hatten wir schon so ziemlich alles ausprobiert, was eine Geburt in Gang bringen soll und ich war reichlich frustriert, dass die Wehen kamen und gingen. Montag, den 23.07., hatten wir dann neben Nelkenöltampons und Öl für die Bauchmassage auch einen Akkupunkturpunkt fleißig massiert. Nachts kamen dann auch heftige Wehen, allerdings nur in halbstündigem Abstand. Außerdem ging auch der Schleimpfropf wieder blutig ab, aber das hatte ich einige Tage zuvor auch schon. Morgens war ich total kaputt und super frustriert. Ich war jetzt genau eine Woche über Termin und hatte die Nase voll, vor allem auch, weil ich die Zeit nach der Geburt so genau durchgeplant hatte (meine Mutter hatte extra ihren Urlaub hinausgeschoben). Zwar hatte ich weiter Wehen, aber unregelmäßig und nicht sonderlich stark.

Trotzdem rief ich Edith an, die Dienst hatte, und fragte, ob ich die Wehen ankurbeln könne. Sie empfahl, in die Badewanne zu gehen oder einen Spaziergang zu machen. Mein Mann hatte zufällig Urlaub und wir verabredeten uns mit einer Freundin zum Spazieren gehen. Zuvor wollten wir allerdings noch das Bad und die Küche putzen. Mein Mann meinte zwar, dass ich hochschwanger nicht mehr das Bad putzen sollte, aber ich habe nur gelacht und gefragt, was denn Schlimmes passieren soll: Wehen? Nichts habe ich schließlich mehr ersehnt.

Putzen war prima, die Wehen kamen regelmäßiger und in kürzeren Abständen. Schließlich lag ich nach dem Putzen in der Badewanne, um zu gucken, ob die Wehen blieben. Das taten sie und kamen weiterhin regelmäßig und wurden schmerzhafter. Mein Mann war wie immer skeptisch und so entschied ich einfach, dass ich genug gewartet hatte. Ich wusste ja auch nicht, ob es diesmal nicht viel schneller gehen würde und wollte auf jeden Fall heftige Wehen bei der Autofahrt vermeiden. Also rief ich wieder bei Edith an und erzählte ihr, wie es mir ging. Sie sagte, wir sollen ruhig vorbeikommen, ich wüsste ja auch wie sich Geburtswehen anfühlen. Dann habe ich den Spaziergang abgesagt und meine Mutter angerufen. Spannenderweise war der OWD gesperrt und die Stadt chronisch überfüllt, dass wir uns durch Seitenstraßen über den Berg zum Geburtshaus schleichen mussten. Diesmal war die Autofahrt wesentlich angenehmer, die Wehenpausen aber auch größer.

Vor dem Geburtshaus hatte meine Mutter uns einen Parkplatz in der ersten Reihe freigehalten und nahm unseren Sohn entgegen. Drinnen wurde ich erstmal untersucht mit dem frustrierenden Ergebnis, dass sich nichts getan hatte, schon vorher war mein Muttermund fingerdurchlässig. Wir wurden also Spazieren geschickt…so hatten wir uns das nicht gedacht…beim Zweiten soll es doch schneller gehen. Ich wollte lieber in die Badewanne und mein Mann lieber mit einem Kaffee daneben sitzen. Wäre ich nicht so frustriert gewesen, hätten wir darüber gelacht. So sind wir dann durch die Mittagshitze (es war genau 12 Uhr) gestapft, den Berg hoch und haben alle paar Meter eine Zwangspause gemacht, damit ich meine Wehen veratmen konnte. Kaum waren wir oben, musste ich wieder runter, weil ich dringend aufs Klo musste. Edith gab mir dann noch ein Pulver, das entlarven sollte, ob die Wehen auch Geburtswehen sind. Woraufhin ich erstmal einen Wehensturm bekam. Trotzdem wurde ich wieder rausgeschickt, um weiter Spazieren zu gehen, wir hatten unsere Stunde noch nicht voll. Nach einer weiteren Runde auf den Berg und runter, musste ich wieder aufs Klo. Danach hat Edith noch mal untersucht und es hatte sich kaum was getan, nur ein weiterer Zentimeter und ich war so frustriert. Vor allem aber wollte ich nicht wieder nach Hause fahren, wie Edith dann vorschlug, weil meine Wehen schon so heftig waren. Andererseits hatte mein Mann Hunger und lockte mich mit unserem Sofa zu Hause. Gerade, als ich so weit war, mit nach Hause zu fahren, kam eine so starke Wehe, dass ich gesagt habe: „Wenn ich jetzt fahre, dann kommt das Kind aber zu Hause. Wenn die Wehen noch heftiger werden sollen, bevor ich wiederkomme, dann fahre ich kein Auto mehr. Das ertrag ich nicht.“ Daraufhin schlug Edith vor, ich solle in die Badewanne und sie würde in einer Stunde noch mal untersuchen.

Endlich in meiner geliebten Badewanne ging es mir viel besser. Die Wehenabstände waren recht groß, so dass ich wegdösen und Kraft sammeln konnte. Zum Glück hatte mein Mann ein spannendes Spiel auf seinem Handy, so dass ich ganz in Ruhe vor mich hin veratmen und dösen konnte. Zwischendurch durfte er mir dann was zu essen oder zu trinken reichen. Perfekt.

Bei der folgenden Untersuchung war ich schon bei 4cm und die Fruchtblase drückte bereits nach unten. Edith sagte, wenn die platze, werde es schnell gehen. Sie empfahl mir, aus der Badewanne zu kommen und mich ein bisschen zu bewegen, damit das Köpfchen sich besser ins Becken drehen konnte. Bei den Schmerzen war ich überhaupt nicht begeistert davon, die Badewanne zu verlassen. Ich dachte, draußen ertrage ich die Schmerzen nicht mehr. Ich wechselte also erstmal auf die Knie und veratmete einige Wehen so. Dann kam ich doch aus der Badewanne und musste erstmal davor auf die Knie, um die nächste Wehe zu veratmen. Dabei überprüfte Edith die Herztöne und war damit nicht zufrieden. Aber erstmal ging es für mich aufs Bett, um im Liegen erst auf der einen Seite 3-4 Wehen, dann auf der anderen Seite 3-4 Wehen zu veratmen. Wieder überprüfte Edith die Herztöne. Inzwischen war auch Meike als zweite Hebamme dazugekommen und holte das CTG. Ich wurde ans CTG angeschlossen und die Hebammen wollten die Herztöne eine halbe Stunde überwachen. Bei der nächsten Wehe gingen die Herztöne wieder drastisch runter, um dann umso schneller zu werden in der Wehenpause. Auf einmal änderte sich die Atmosphäre im Raum und es erschien mir, dass alle hektischer wurden.

Nachher erfuhr ich, dass Meike im Flur auf Lisa traf, ihr das CTG zeigte und sagte, sie müssten mich wohl verlegen. Zurück im Raum wollte Meike mich erstmal untersuchen. Mir schwante dann so langsam, dass es nicht gut stand und beim Gedanken daran, bei den Schmerzen, die noch mal stärker geworden waren, noch verlegt zu werden, war ich bedient. Mein Mann war zum Glück die Ruhe selbst und versuchte mich zu beruhigen. Kaum hatte Meike den Handschuh an, kam ihr auf einmal ein Schwall Fruchtwasser entgegen. Die Untersuchung ergab, dass der Muttermund vollständig geöffnet war. Sofort wurde mir das CTG abgenommen und Erleichterung machte sich breit: Für den Befund waren die Herztöne in Ordnung. Kurz bevor die Fruchtblase platzt und bei geöffnetem Muttermund wird der Druck auf den Kopf wohl schon mal so groß, dass die Herztöne dementsprechend ausfallen durften. Was ich nicht wusste: zwischen dem Befund von 4-5cm und der letzten Untersuchung lag bloß eine halbe Stunde. Deshalb ging keiner davon aus, dass der Muttermund schon so weit geöffnet sein könnte.

Kaum war das CTG ab, konnte ich die Wehen nicht mehr veratmen. Dann sollte ich vom Bett aufstehen und in die Hocke kommen. Ich dachte, ich schaffe nicht einen Millimeter, wurde aber von allen überredet mich vor das Bett zu hocken und auf meinen Mann zu stützen. Der durfte dann mein volles Gewicht heben, weil ich nicht mehr in der Lage war, irgendwas selber zu halten. Am Rande nahm ich noch wahr, dass Lisa auch mit im Raum war. Schon kamen die Presswehen und mit der ersten wurde der Kopf in den Geburtskanal befördert. Ich sollte nicht weiterdrücken, als die Wehe weg war, aber der Kopf rutschte mit jedem Atemzug tiefer, bis er schließlich geboren war. Da lautete die Anweisung an meinen Mann, mich höher zu halten, damit ich mich ja nicht auf den Kopf setze. So hatte er wenigstens auch eine tragende Rolle. Zum Glück kam mit der nächsten Presswehe der Körper und ich griff nach meiner Tochter. 15:47, weniger als 4 Stunden, gar nicht schlecht. Diesmal konnte ich zwar wieder nicht begreifen, wo das Baby her kam und sagte auch so was intelligentes, wie: „Wo kommst du denn her?“, aber ich war total gerührt, mein zweites Kind in den Armen zu halten. Lisa entschuldigte sich, dass sie sich einfach dazu geschlichen hatte, aber ich freute mich, dass sie den spannendsten Moment mitbekommen hatte, nachdem sie mich in der Schwangerschaft intensiv betreut hatte.

Cami war auch gleich am Schreien und ich gab ihr meinen kleinen Finger zum Saugen und kaum dass ich auf dem Bett lag, auch meine Brust zum Trinken. Nach einer Runde Kuscheln wurden Cami und ich dann untersucht. Bei uns beiden war alles in bester Ordnung; diesmal hatte ich nicht mal eine Schürfung am Damm. Wir kuschelten uns also zu Dritt ins Bett und freuten uns auf die Pizza, die sich alle Beteiligten redlich verdient hatten. Ich war erstmal froh, dass aus dem anfänglichen Warten noch eine Geburt geworden war, die trotz der schlechten Herztöne zwischendurch so gut verlaufen ist.

Wieder hatten wir eine ganz entspannte Geburt und liebevolle Betreuung und können das Geburtshaus auch weiterhin nur weiter empfehlen.

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