Luan

9. März 2014

Ich werde (versuchen) nicht zu weit auszuholen (die Sache, wie man zu so einem Kind kommt, ist ja auch sehr privat ;-)). Starten wir mit dem 6. März.
Ich hatte noch einen Vorsorgetermin mit Nike und da der Geburtstermin kurz bevorstand, äußerte ich schon mal meine Wünsche. Immerhin habe ich schon zwei Kinder geboren und gehe mit großen Schritten auf die Vierzig zu. Da weiß eine Frau ja was sie will, ich finde, da muss man nicht bescheiden sein.
Also, das Kind sollte gerne am Wochenende kommen, das Wetter sollte ja auch fantastisch werden und es ist außerdem praktisch wegen der Unterbringung der großen Kinder.

Toll wäre es auch gut ausgeschlafen zu sein, also Wehen schön morgens, keinen (sorry, aber man muss es ja beim Namen nennen) Dammriss und nachmittags gerne schon wieder an der Kaffeetafel. Nike fand das sicher recht interessant.
Aber es sollten tatsächlich einige dieser Wünsche erfüllt werden.

Am Samstag den 8. März hatte ich tatsächlich morgens Wehen. Alle, naja, 10-12 Minuten. Ich hatte schon Wochen vorher immer Vorwehen, Senkwehen, etc., aber jetzt fühlte sich das wirklich anders an.
Ich habe mich nach dem Frühstück in die Wanne gelegt und tatsächlich kamen die Wehen jetzt alle 5 Minuten. Puh … das war mir auf einmal alles doch etwas schnell und ich bekam ein wenig Panik. Im Geburtshaus angerufen und den Stand der Dinge gemeldet (Nike hatte auch Bereitschaft). Meine Eltern angerufen, damit sie unsere Kinder abholen. Freunde angerufen, die ihr Kind noch bei uns abholen mussten.
Und so saßen dann kurze Zeit später viele Menschen an unserem Esstisch, tranken Kaffee und schauten mir beim Wehen veratmen zu.
Alle verschwanden dann irgendwann und was dann auch verschwand, waren die Wehen.
Den Rest des Tages kamen sie nur noch jede halbe Stunde. Ach menno, das war doof! Nike sagte mir, das wäre oft so bei den Dritten.
Jetzt kommt aber noch ein wichtiger Mann ins Spiel. Mein Mann. Arthur.
Arthur ist ziemlich cool, denn er spielt Schlagzeug in einer Band und das wollte er in dieser Nacht auch. Sie hatten einen Auftritt in einem Club in Bielefeld. Das war ein Wettbewerb, bei dem man gegebenenfalls eine Runde weiterkam, dann zwar nicht reich und berühmt wurde, aber dafür sicher viel Anerkennung erhielt.
Da ich enttäuschenderweise praktisch wehenlos war, sagte ich ihm, er könne ruhig dort hinfahren und er versprach, sein Handy nicht aus den Augen zu lassen.
Er fuhr um halb elf und ich ging um elf ins Bett. Samstags läuft auch wirklich nichts im Fernsehen. Und ich wachte um eins in der Nacht wieder auf.
Oh je … da waren sie wieder! WEHEN!
Cool bleiben! Schlafen war nicht mehr drin, dafür waren die Wehen schon zu stark.
Arthur anrufen? Ne, dafür waren sie noch zu schwach. Sowas kann ja bekanntlich Stunden dauern.
Uhr im Blick. Alle acht Minuten.
Als sie dann doch alle 5-8 Minuten kamen, schrieb ich meinem Mann, er müsse jetzt kommen. Er war auch schon fertig mit Spielen, ließ alles stehen und liegen und kam schnell nachhause.
Um ca. halb vier fuhren dann direkt ins Geburtshaus, wo Nike schon auf uns wartete. Sie überprüfte, wie weit der Muttermund geöffnet war.
Ein Zentimeter! Ein Zentimeter? Das dauert sicher noch eine Ewigkeit!
Nike schickte uns dann einmal um den Block (kann man das so sagen in dem feinen Teil der Bielefelder Weststadt?), damit wir dann sehen konnten, ob sich nach diesem kleinen Spaziergang etwas tat. Eine halbe Stunde und viele Wehen später hatte sich immer noch nicht so viel getan. Hm.
Zuhause angekommen legte sich Arthur auf das Sofa und machte ein kleines Nickerchen und ich veratmete dabei meine Wehen. Das klappte wirklich gut. Ich hatte für mich eine gute Methode gefunden. Stehend, Hände an die Wand gepresst, wie Liegestütze und die kräftigen fffffffs ganz tief in den unteren Bauch gedrückt. Das klappte super! Klar tat das weh, aber es ließ sich so gut aushalten. Wobei ich immer lauter wurde und aus fffffs wurden wwwwws und um acht Uhr morgens (traumhaftes Wetter!) war ich dann soweit.
Arthur rief Nike an, sie kam dann schnell zu uns nachhause, checkte den MM (8 cm, juhu!) und fuhr dann wieder ins GH um alles vorzubereiten.
Wir nahmen unsere Siebensachen und fuhren auch. Ich, hinten im Vierfüßler (sitzen ging nicht mehr) an die Kopflehnen gekrallt und ein bisschen schimpfend, weil mir die Autofahrt vorkam wie ein Stockcar Crash Rennen (ok, ich übertreibe, aber hätte man mich mit Wattebäuschchen beworfen, hätte ich dabei auch große Schmerzen gehabt).
Parkplatz direkt vor der Tür war schon mal spitze! Ich hatte mir vorher wirklich mal Gedanken gemacht, wieviel es heutzutage kosten würde sein Auto stundenlang, ohne Parkschein (in der Situation … also bitte!) dort stehen zu lassen.
Aber es war Sonntag. Außerdem wollten wir unseren Sohn nicht auf dem Bürgersteig vor dem Parkscheinautomaten bekommen. Die Durchtrennung der Nabelschnur erfolgt dann mit der Ikea-Familycard. Neinnein!
Nike empfing uns an der Tür und Sabine war auch schon da und schrieb fleißig an dem Geburtsbericht. Kleiner Check des MM (alles offen) und der Herztöne des Babys (war ganz entspannt der Kleine) und so stöhnte und atmete ich weiter.
Die Fruchtblase war gespannt aber noch nicht geplatzt. Arthur saß in dem Sessel und ich verschwand auf die Toilette um etwas Druck auf die Fruchtblase zu geben.
Nix. Wieder zurück in das wunderschöne, sonnendurchflutete Geburtszimmer, ein paar Wehen noch stehend veratmet und dann schlugen Sabine und Nike vor, ich sollte mich mal in die tiefe Hocke begeben und Arthur sollte sich hinter mich setzen und mich halten.
Ich denke, die Beiden wussten schon bevor ich überhaupt etwas ahnte, dass es gleich losgehen würde. Und ganz ehrlich … die hartnäckige Blase platzte, sofort kamen die Presswehen und ich war überwältigt von diesem Schmerz und hatte den Drang, diese Sache ganz schnell hinter mich zu bringen. Die Erinnerung an die beiden anderen Geburten war da, der vergessene Schmerz, den man dank dieser Wahnsinnshormone und Endorphine aushält (oder eher aushalten muss!) und ich wollte alles geben.
Sabine sagte mir ich solle sie anschauen und NICHT pressen. Ich versuchte ihr zu folgen und sollte irgendwelche Konsonaten sagen (keine Vokale, neinnein!)
Gesagt, getan, aber der Körper macht DOCH was er will … da kam auch schon der kleine Spatz. Wow! So schnell!

Wir hatten es geschafft!!! Da war er. Alles dran, alles gesund. Ganz warm lag er dann sofort in meinen Armen. Wir haben so auf ihn gewartet und nun war er da.
Luan.
10.16 Uhr, 4280 g, 58 cm.

Danach lag ich mit Luan auf dem Himmelbett, neben mir mein toller Mann um uns herum die Sonne und zwei tolle Hebammen, die uns noch ein feines Frühstück machten und ganz ruhig und entspannt alles erledigten, was es zu erledigen gab und alle waren happy!
Irgendwann kam auch der Mutterkuchen hinterher (was für ein Teil! Und wie war das mit der Kaffeetafel? Sorry für diesen wirklich schlimmen Witz, aber ich konnte nicht anders!)
Die Inspektion ergab nur eine leichte Schürfung und es musste nichts genäht werden. Juhu!

Nachdem wir uns dann gestärkt haben, ich noch mit Nikes Hilfe geduscht habe und wir alle eingepackt, sauber und frisch waren, machten wir uns auf den Heimweg.
Die Beiden brachten uns zum Auto und wir drückten uns noch alle. Dann verabschiedeten wir uns und Arthur sagte noch:“Hey, guck mal die Beiden.“ Sabine und Nike gingen Arm in Arm davon. Das haben sie wirklich sehr gut gemacht!

Was ich nur sagen kann ist, dass ich mich immer gut aufgehoben gefühlt habe. Alle Hebammen haben sich bei der Vorsorge, der Geburt und der Nachsorge immer Zeit für meine Probleme, Sorgen, Ängste und Fragen genommen.
Luan ist unser drittes Kind und jetzt ist es mir fast unbegreiflich, dass ich nicht schon vorher die Kinder im Geburtshaus bekommen habe. Es ist schön, wenn Menschen um dich herum sind die du kennst und dich an einem so wichtigen Tag so kompetent mit so viel Ruhe begleiten und dir ein sicheres Gefühl geben!

Ich würde ja gerne sagen IMMER WIEDER, aber sorry, das wars für uns jetzt wirklich ;-)!

LIEBSTEN DANK NIKE, SABINE UND MEIKE!
Jeannette

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