Herzlich Willkommen mein großes, kleines Wunder!
Dein Geburtstermin war der 19.9., und da deine große Schwester Judith 2 Tage vor dem errechneten Termin geboren ist, bin ich fest davon ausgegangen, dass du dich auch eher ankündigst. Pustekuchen! Dazu hatte ich leider schon seit ca. 3 Wochen Ischiasschmerzen, sodass ich mir deine Geburt ab der 37. Woche schon sehr gewünscht habe. Dem war nun nicht so, und ich humpelte unter Schmerzen durch die Wohnung, bzw. ich lag viel rum. Ich habe oft geweint- wegen der Schmerzen und weil ich keine Geduld mehr hatte. Ich hatte auch große Angst, dass ich keine Kraft mehr für deine Geburt haben werde. Ich konnte nichts mehr machen… nicht einmal Judith zur Kita bringen.
Am 22.9. abends dachte ich: „Es geht los!“
Die ganze Nacht hatte ich alle 12 bis 15 Minuten Wehen, die ich im Bett liegend gut veratmen konnte. Ab 4 Uhr waren sie dann einfach weg. 🙁
Um 10 Uhr hatten wir einen Termin bei Edith, unserer Hebamme. Humpelnd und ziemlich enttäuscht kamen wir im Geburtshaus an. Der MM hatte sich nicht wirklich weiter geöffnet, aber du warst etwas tiefer gerutscht.
Auf dem Weg zum Auto trafen wir Jule (Sie war bei Judith, geb. 24.12.10, auch unsere Hebamme). Sie meinte gleich, dass dieses Kind doch wohl sicher wieder am 24. käme.
Als dann am 23.09. gegen 20 Uhr wieder die Wehen anfingen, habe ich sehr gehofft, dass nicht wieder eine Übungswehennacht folgen würde.
Als Judith eingeschlafen war, wurden die Wehen kontinuierlicher. Ich habe dann meine Schwester Katharina gebeten Judith abzuholen, was sie gegen 22:30 Uhr tat.
Judith war sehr muffelig, weil sie lieber weiterschlafen wollte. Es war aber wirklich besser, dass sie nicht mehr in der Wohnung war, da ich den Rest der Nacht in der ganzen Wohnung rumgetigert bin und immer wieder Wehen veratmen musste. Interessanterweise waren die Ischiasschmerzen nicht so im Vordergrund, sodass ich relativ gut laufen konnte. Die Wehen wurden dann auch immer intensiver und wir riefen gegen 23:00 Uhr Edith an. Ich erklärte ihr meine Lage und sie meinte, dass ich mich nochmal melden solle, wenn sich die Qualität der Wehen verändere. Das hieß, es würde einfach noch schmerzhafter!
Um 00:25 Uhr rief ich Edith wieder an, daraufhin besuchte sie uns gegen 1:05 Uhr. Mein MM hatte sich ca. 4 cm geöffnet. Edith meinte, dass die Wehen jetzt produktiver würden. Ich solle entscheiden, ob ich direkt ins Geburtshaus wolle, oder ob ich zu Hause weiter „arbeiten“ möchte. Ich hatte immer im Hinterkopf, dass beim 2. Kind alles viel schneller gehe. Das schien Edith zu spüren. Sie meinte nämlich, es würde schon noch etwas dauern, und wenn die Wehen wieder an Intensität zunähmen, wäre immer noch genügend Zeit ins GH zu fahren. Ich entschied mich zu Hause zu bleiben.
Gegen 4:00 Uhr hatte ich schon ein paar Wehen weinend veratmet und rief Edith wieder an. Ich wollte unbedingt in die Geburtsbadewanne, da Judith darin auch geboren war. Wir verabredeten uns zu 5:00 Uhr. Dort hatte Edith schon das Wasser in die Wanne einlaufen lassen und die Kerzen angemacht.
Bei der Untersuchung stellte sie fest, dass der MM sich wieder etwas mehr geöffnet hatte. Sie tastete auch während einer Wehe. Auf der Fruchtblase war sehr viel Spannung. Nun durfte ich um 5:13 Uhr endlich in die Badewanne. Tilmann saß wieder am Wannenrand und hielt mir die Hand. Nach einer längeren Wehenpause wurden diese immer intensiver und die Abstände kürzer. Edith fragte mich gegen 6:20 Uhr, wenn es o.k. wäre, würde sie die Fruchtblase bei der nächsten Wehe eröffnen. Das tat sie dann gegen 6:25 Uhr, und mit einem Mal spürte ich wie der Druck nach unten sehr stark zunahm. Es brannte und ich wusste nicht wohin mit mir und mit den Schmerzen. (Jule unsere zweite Hebamme kam an.) In meiner Erinnerung habe ich gebrüllt. Das Gefühl von Panik stieg in mir auf. Edith reagierte darauf wirklich super.
Sie sagte: „Sonja! Sieh mich an!“ Ab diesem Moment konzentrierte ich mich nur noch auf Edith. Sie atmete mit mir mit und war ganz bei mir. Das tat so gut! Ihr Blick gab mir die Kraft gegen 6:40 Uhr deinen Kopf rauszupressen. Jule sagte: „Ich sehe Haare!“ (Judith hatte eine Glatze.)
Um 6:45 Uhr warst du dann ganz da, und wir stellten fest: Ein Mädchen mit viele, dunklen Haaren!
Du hattest eine ganz schiefe und platte Nase. Edith legte dich auf meine Brust, legte ein rotes Handtuch auf deinen Körper und goss warmes Wasser über dieses. Ich war und bin soooo stolz, dass ich das geschafft habe. Dieses Gefühl kann ich nicht beschreiben. Überwältigend! Als würde die Welt einen Augenblick stehen bleiben.
Nachdem die Nabelschnur pulslos war, trennt Tilmann sie durch. Er und Jule nahmen dich mit zum Wickeltisch zur U1. Ergebnis: 3400 g, 48 cm, KU 34 cm.
Ich weiß nicht, wie oft ich gesagt habe: „Ich hab`s geschafft!! Tilmann ich hab`s geschafft.“
Um 6:58 Uhr fingen wieder leichte Wehen an und die Plazenta folgte. Das ging bei Judith nicht ganz so einfach, deshalb war ich zusätzlich sehr erleichtert.
Edith half mir aufzustehen, mich abzuduschen, mir das Windelpaket umzuschnallen und bei dem Gang zum Bett. Hier lag Tilmann mit dir auf seiner Brust. Jule fragte nach deinem Namen. Wir schauten dich an und fanden unseren ausgesuchten Namen passend:
Rieke!
Nun musste ja noch nachgeschaut werden, ob ich gerissen war. Es war nur ein Dammriss 1. Grades, der nicht einmal genäht werden musste. Juchu! Da hat das ölen wohl doch was gebracht…(Bei Judith`s Geburt musste ich etwas genäht werden)
Der erste Stillversuch links klappte noch nicht, rechts hast du dann das erste Mal getrunken.
Um 8:10 Uhr haben wir gefrühstückt und um 8:45 Uhr fuhren wir total fertig und glücklich nach Hause.
Als wir dich aus dem MaxiCosi nahmen, warst du erschreckend blau. Nach Rücksprache mit Edith und ca. 10 Minuten sahst du wieder normal aus. Puh!
Lieber Tilmann, grad weil du in diesem Bericht nicht wirklich oft vorkommst, kann ich dir sagen, du warst eine soooo tolle Unterstützung. Du hast immer den richtigen Moment gefunden, etwas Hilfreiches zu sagen – oder eben zu schweigen. Du hast mich immer im richtigen Moment berührt – oder eben nicht berührt. Du warst da, und das gab mir die Kraft an meine eigene Kraft zu glauben. Danke!
Liebe Edith, es tat so gut, wenn du sagtest, ich würde es toll machen! Ich danke dir, dass du mich zuletzt so zentriert hast.
Liebe Jule, schön, dass du auch bei Rieke unsere Nachsorge-Hebamme warst. Die ersten 4 Wochen des Stillens waren unerwartet hart für mich. Du warst eine gute Stütze. Einfühlsam und humorvoll!
Ich danke auch der Heilpraktikerin Petra Sandmann. Sie hat mich behandelt aufgrund der Ischiasschmerzen. Diese waren danach etwas gelindert.
Viel wichtiger war noch, dass mir während der Behandlung plötzlich ganz klar wurde: „Natürlich schaffe ich diese Geburt!“ Die Zweifel waren weg!
Stilltipp: Fordert Unterstützung ein! Sagt eurem Partner, dass ihr es braucht, gelobt zu werden. Woher soll er das wissen