Geburtsbericht von Helena

Meine 4. und letzte Schwangerschaft war einfach nur schön und ohne Komplikationen. Jeden Tag war mir bewusst, es wird das letzte Mal sein. So hatte ich einen für mich besonderen Wunsch: eine natürliche Geburt ohne Einleitung! Bei den 3 Schwangerschaften davor überredeten mich Ärzte bei et+7,8 und 11 einzuleiten. Jedesmal war es schrecklich für mich stundenlang mit Medikamenten vollgestopft, am CTG liegend, bevormundet und bedrängt zu werden um meine Babys auf die Welt zu zwingen.

Dieses mal bereitete ich mich vom ersten Tag an darauf vor, dieses nicht zuzulassen. Als erstes wurde der et weiter hinten angesetzt. Im Mutterpass stand der 05.01. Aus Gewohnheit ging ich also vom 15.-20.1. aus, hoffte zumindest es bis dahin allein zu schaffen. Ich lies mich osteopathisch begleiten die ganze Schwangerschaft. Und ein Krankenhaus sollte nicht in Frage kommen!

Infoabend im Geburtshaus: ich hatte Tränen in den Augen. Es war toll da! Was Meike und Sabine erzählten klang wunderschön und ich meldete mich sofort an.

Jedesmal freute ich mich auf die Vorsorge und freute mich mehr mit einer dieser lieben Hebammen entbinden zu dürfen.

Nach meinen vorherigen Erfahrungen rechneten wir alle trotzdem mit leichten Schubsern die wir ab Mitte Januar anwenden wollten, denn weiter als et+14 durfte ich auch hier nicht gehen.

Am 04.01.2016 ging Abends mensähnliches Ziehen los. Ich war aufgeregt, aber nur weil mein Körper scheinbar vorbereitet. Eine Geburt kam die nächsten 10 Tage nicht in Frage, ich kannte doch meinen Körper.

5.1.- offizieller vet – Morgens beginne ich zu zeichnen. Mein Herz klopft. Sollte es wirklich klappen ganz ohne Schupser?

Um 11 habe ich Vorsorge bei Edith und erzähle ganz aufgeregt es tue sich was. Bei allen 3 Kindern davor war absolut nichts bis zum Schluss. Heute ist der Muttermund bei 1-2 cm, Gebärmutterhals steht noch. Ein wenig enttäuscht bin ich schon, immerhin hatte ich meinem Mann heute morgen schon geschrieben er gehe morgen nicht mehr arbeiten. War wohl zu euphorisch.

Edith sagt noch es gab dies Jahr noch kein Baby und ich erkläre der Bauchmaus ich hätte gern das erste 2016er Baby.

Den ganzen Tag habe ich alle 30 Min schmerzhafte Wehen und hoffe es klappe bis zum Wochenende.

Nachdem ich Abends die Kinder im Bett habe kommen die Wehen schlagartig alle 15 Min. Ruhelos laufe ich hin und her. Mein Mann wird nervös. Geht es los? Keine Ahnung? Kann ich schlecht sagen ohne Tropf im Arm. Ich schicke ihn ins Bett. Geburt oder Frühdienst, aber er muss früh raus.

Ich gehe auch ins Bett. 23 Uhr. Liegen? Unmöglich. Die Wehen sind nicht auszuhalten im Liegen, an schlafen nicht zu denken.Ob ich baden gehen soll? Ich trau mich nicht recht so allein, also dusche ich. Das warme Wasser entspannt nicht. Ganz im Gegenteil. Also ist die Wanne sicher nicht besser. Wieder laufe ich durchs Haus. Ruhelos, aufgeregt. Ab 1 Uhr kommen die Wehen alle 5 Minuten. Sie gehen mind. eine Minute. Langsam glaube ich dran. Nur wann wird es ernst? Das 4. Kind und ich habe absolut keine Ahnung. Kenne nur künstliche Wehen im Wehensturm ohne Pausen. Die hier tun weh und unter der Wehe will ich zumindest meinen Mann wecken. Danach finde ich mich selber lächerlich. Mir geht’s doch noch zu gut. Ich nehme mir vor bis um 5 zu warten. Da muss er eh aufstehen.

Um 3 sucht mich mein 2-jähriger Zwerg. Trinken reicht nicht. Er will kuscheln. Ich liege neben ihm ihm Bett und die Wehen sind unerträglich im Liegen. Habe ich tatsächlich stundenlange Wehenstürme im Liegen am CTG ertragen in der Vergangenheit? Ich kann es kaum glauben. Jetzt springe ich nach 2 Wehen aus dem Bett. Es geht einfach nicht.

Ich wecke meinen Mann. Alle 3 Min Wehen, bin mir unsicher, aber halte es gerade nicht allein aus.

Wir beschließen im Geburtshaus anzurufen. Es ist 3:20 Uhr. Meike geht ans Telefon. Ich bin so aufgeregt, stottere ihr einen vor und bin wieder so unsicher. Es tut noch nicht genug weh. Wir verabreden uns um 4. Meine Mutter kommt für die Kinder und los geht’s.

Sitzen im Auto ist gar nicht gut.Ich bin froh, als wir da sind.

Muttermund bei 4 cm, Kopf zu weit oben. Nein. Ich könnte heulen. Schäme mich total beim 4. Kind einen Fehlalarm auszulösen. Meike tröstet mich. Zum einen weiß man nicht ob Fehlalarm oder Geburt und zum anderen neigen gerade die 4.,5. Kinder zu so etwas.

Sie schickt uns eine halbe Stunde spazieren. Alle 5 Minuten soll ich eine Löffelspitze Bryophyllum nehmen. Die Wehen bleiben bei alle 3 Minuten und auch bevor Meike guckt weiß ich, dass es der gleiche Befund sein wird. Es hat sich nichts an der Art der Wehen verändert. Wir beschließen, dass ich nach Hause fahre. 3 Möglichkeiten gibt es: wir sehen uns heute nochmal, die Wehen hören auf und irgendwann geht es wieder los oder (die schlimmste Möglichkeit) ich wehe jetzt 2-3 tage so weiter bis es Ernst wird.

Zu Hause rede ich kaum mit meiner Mutter. Ich bin müde, gefrustet, schäme mich. Packe mich warm ein und lege mich ins Bett. Schlafe sofort ein und werde alle 3 Minuten von Wehen geweckt. Ich bäume mich auf, töne, aber will nicht mehr aufstehen. Ich will jetzt schlafen, mich ausruhen.

Da packt mich eine grausige Wehe, schlimmer als die davor und schon höre ich das Ploppen in meinem Bauch. Ich weiß es sofort und springe aus dem Bett und ins Bad während das Fruchtwasser läuft. Ich rufe laut nach meinem Mann. Der war unten im Wohnzimmer geblieben um die Kinder abzufangen bevor sie mich wecken. Er und meine Vierjährige kommen gleichzeitig angerannt als ich so schreie. Ich bin so aufgeregt, sage ihm er solle sofort Meike anrufen, die Fruchtblase sei offen. Ob ich mir sicher sei. Hallo? Natürlich bin ich sicher!

Springe unter die Dusche, das warme Wasser zwingt mich in die Knie. Wollte ich tatsächlich eine Wassergeburt? Im Leben nicht!Passt offensichtlich nicht zu mir. Meine Tochter fragt ob jetzt das Baby kommt. Ja. Sie freut sich. Kurz bringt mein Mann mir das Telefon mit Meike, ich solle mich melden wie die Wehen sich entwickeln. Okay. Ich schaue auf die Uhr. Kurz nach 6. Um 7 wird das Baby da sein. Keine Ahnung warum, aber ich weiß es. Ich rufe meine Mutter an und sage sie muss zurück kommen.

Da kommt die erste Presswehe. Nein. Meine Tochter steht noch neben mir. Ich versuche sie zu unterdrücken, was alles noch schlimmer macht. Wie oft habe ich mir vorgestellt und gewünscht mein Baby hier zu Hause zu bekommen. Aber jetzt ist alles falsch. Wanne doof, Kinder wach, ich muss hier weg!

Ich packe mir eine Jogginghose und Socken, renne die Treppe runter. Mein Mann soll Meike anrufen. Wir kommen jetzt.Wo bleibt meine Mutter? Müssen den 12jährigen wecken, er muss jetzt 5 Min aufpassen bis Oma kommt, ich hab Presswehen. Beim Wort Presswehen bekommt mein Mann Panik und rennt irre im Kreis. Die nächste Wehe. Ich lege mich hin, anders kann ich es nicht kontrollieren sonst kommt sie doch hier. „Schatz beruhige dich, zieh mir die Hose an.“ Wehe vorbei. Ich sehe die Angst bei meiner Tochter, sage ihr noch schnell es tue weh aber es passiere gerade etwas wunderschönes und sie müsse keine Angst haben. Barfuß bei Minus 2 Grad flitze ich ins Auto. Gut das wir einen Bulli haben. Ich lege mich hinten rein. Mein Mann kommt angelaufen, ich solle mich hinsetzen und anschnallen. Gut. Wenn ich das Kind im Auto kriegen soll richte ich mich gerne auf. Das reicht ihm. Er springt hinters Steuer und fährt los. Ich mache mich ganz steif, konzentriere mich darauf jetzt keine Wehe zu bekommen. 10 Min halte ich aus, da kommt eine Wehe. Egal, wir sind fast da, ein wenig schiebe ich. Herrlich dem Schmerz nicht ausgeliefert zu sein.

Am Geburtshaus soll Schatz mir die Socken anziehen, wenn ich die Knie anziehe muss ich pressen. Auf Socken laufe ich rein, keine Zeit für Schuhe. Meike hilft mir in den Geburtsraum. Eine Wehe, ich halte mich am Bett fest, ein Schwall Fruchtwasser und die so mühevoll angezogenen Socken sind nass. Na toll. Mein Mann geht raus das Auto in den Hof fahren. Meike guckt kurz nach dem Muttermund. Auf dem Rücken liegen ist gar nicht gut. Gut das es schnell geht. Fast komplett geöffnet, aber Kopf noch hoch oben. Ich knie vor dem Bett, mein Schatz mittlerweile vor mir auf dem Bett und höre hinter mir wie Meike ins Handy sagt ein wenig Zeit sei noch, da der Kopf so hoch ist. Nein. Das kann nicht sein, ich halt das nicht mehr lange aus. Die nächste Wehe. Ich presse mit so doll ich kann, wie ein Dampfwalze spüre ich mein Baby von oben nach unten rutschen, die Wehe geht weiter, ja ja ja wir schaffen das – und der Kopf ist da. Die Pause zur nächsten Wehe dauert mir viel zu lange, ich will es jetzt schaffen. Um den Schrei zu unterdrücken hätte ich fast meinen Mann gebissen, aber er merkt es und hält meinen Kopf auf Abstand, also schreie ich einfach bei der nächsten Wehe mit und schon ist sie da. Unsere Helena.

Jule kommt gerade rein, Meike gibt mir mein Baby an. Ich drücke sie an mich. So wunderschön. So viele Haare. 6:53 Uhr, am 6.1.16 kommt mein Baby mit 3640 gr und 51 cm, einem ku von 36 cm auf diese bunte Welt.

Wir kuscheln uns ins Bett. Um 7:10 Uhr kommt völlig problemlos die Plazenta.

Helena geht es super. Ich bin voller Adrenalin. Jule kümmert sich um meine Maus und Meike hilft mir beim duschen nachdem sie uns mit Tee und Frühstück versorgt haben. Ich habe jegliches Zeitgefühl verloren. Aber um 9 sitzen wir im Auto nach Hause.

So glücklich! Ich hatte mir das alles so sehr gewünscht. Meinen Mann wecken, leicht chaotisch wie im Film und eine selbstbestimmte wunderschöne Geburt!Ich wurde Ernst genommen, meine Bedürfnisse waren wichtiger als ein CTG oder eingreifende, beschleunigende Maßnahmen… Es war wie im Traum und ich bin sehr dankbar für diese Erfahrung! Schade, dass ich erst beim 4. Kind darauf gekommen bin außerklinisch zu entbinden, aber wenigstens durfte ich es einmal erleben!

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