Klara’s Erdbeertraum oder die Geschichte von einer wirklich traumhaften Geburt
Heute sitze ich bei fast 30 °Grad gemütlich auf einer schattigen Bank in unserem Garten, unsere kleine Klara Johanna schlummert friedlich im Kinderwagen vor mir und ich erinnere mich kurzerhand an den bis dato heißesten Tag des Jahres, den 20. Juli 2016. Er sollte ein ganz Besonderer für meinen Mann Felix und mich werden, denn etwas früher als gedacht sollte sich unser „Klärchen“ auf den Weg zu uns machen. Rund 5 ½ Wochen ist dies nun her. Klara hat unser Leben seitdem völlig „auf den Kopf gestellt“, aber es vor allem ungemein bereichert. Wir sind sehr froh, dass sie bei uns ist.
Wie gesagt, Klara hatte es etwas eiliger auf die Welt zu kommen und so ahnte ich am Morgen des 20. Juli noch nicht, dass wir 24 Stunden später zu dritt sein sollten. Auch bei meiner zweiten, geburtsvorbereitenden Akupunktur am Vortag, bei der Jule sagte: „Morgen soll es heiß werden und abends gewittern. Da kommt bestimmt wieder ein Baby und ich habe Bereitschaft!“, antwortete ich noch ganz gelassen und mehr im Spaß: „Ich gebe mir Mühe, dass ich es nicht bin!“ Einige Stunden später sollte ich es besser wissen.
So machte ich mich an diesem Mittwochvormittag eifrig an die Vorbereitungen für unser geplantes Erdbeermarmelade-Kochen am Abend. 6 kg Erdbeeren hatten wir dazu besorgt, die nun darauf warteten gewaschen, geschnitten und püriert zu werden. Etwas komisch und „anders“ fühlte ich mich an diesem Morgen zwar bereits, aber ich machte mir nicht allzu viele Gedanken darüber, schließlich hatte ich ein Ziel: der Jahresvorrat an Erdbeermarmelade musste angelegt werden! Nachdem ich meine Vorarbeiten dazu erledigt hatte, beschloss ich mich gegen 15 Uhr etwas hinzulegen. Im Nachhinein schon irgendwie komisch für jemanden, der sich nachmittags fast nie ins Bett legt. Im TV lief „Shopping Queen“ und ich fand dies eigentlich eine ganz gute Nachmittagsunterhaltung. Zwischenzeitlich meldete sich Felix, um mir zu sagen, dass er sich wegen der Hitze früher als gedacht auf den Heimweg machen wollte. Ich schrieb ihm, dass dies eine gute Idee sei, da heute irgendwie etwas „komisch“ bei mir sei. Gegen 15.40 Uhr meldete sich dann der erste Schmerz im Unterleib und von da an war mir klar, dass es wohl langsam losgehen würde.
Schlagartig waren das TV-Programm und Guido Maria Kretschmar uninteressant und ich begann stattdessen die Dauer und die Abstände der Wehen zu notieren. Als Felix gegen 16.45 Uhr zuhause war, kamen die Wehen aber noch sehr unregelmäßig. Dennoch beschlossen wir die erste Rufbereitschaftsnummer zu wählen und das weitere Vorgehen abzustimmen. Meike erklärte uns, dass wir erstmal daheim warten sollten bis die Wehen regelmäßig alle 4 bis 5 Minuten kämen und dies dann mindestens über 1 bis 2 Stunden hinweg. Es war also noch nicht an der Zeit sich auf den Weg zu machen. Was also stattdessen tun? Wie würde die Zeit am besten vergehen? Kurzerhand beschlossen wir daher: Wir kochen, wie geplant, Erdbeermarmelade! Gesagt getan! In den nächsten 2 Stunden wurde in unserer Küche geköchelt und gerührt – ich konnte zwar nur in den Wehenpausen mithelfen – und so verging die Zeit relativ schnell und wir hatten eine perfekte Ablenkung.
Gegen 19 Uhr, als unsere Küche aufgeräumt und die Wehen in regelmäßigen Abständen kamen, machten wir uns dann auf den Weg ins Geburtshaus – zu Fuß, wer kann das schon sagen 😉 Johanna, die dort eigentlich gerade einen Kurs betreute, öffnete uns die Tür und wollte uns direkt nochmal nach Hause schicken. Ich sähe noch „zu entspannt“ aus, so ihre Einschätzung. Als ich dann aber – direkt auf der Treppe im Geburtshaus, wie peinlich – ordentlich Fruchtwasser verlor, wollte sie doch einmal nachsehen, wie weit es denn schon sei. Für uns alle zwar kaum zu glauben: der Muttermund war bereits vollständig geöffnet. An Nachhause gehen war also nicht mehr zu denken! Johanna rief Edith an, die an diesem Abend Bereitschaft hatte, und auch die Hebammenschülerin Jule kam dazu. An dieser Stelle möchte ich mich nochmal bei Johanna, meiner Hebamme bedanken, die, obwohl sie an diesem Abend keine Bereitschaft hatte, kurzerhand ihren gerade laufenden Kurs beendete, um mich bei der Geburt zu begleiten. Lieben Dank dafür! Du warst mir in den Stunden eine wichtige Begleiterin! ?
Ja, und dann ging irgendwie alles vergleichsweise schnell. Wir probierten in den jeweiligen Geburtsphasen verschiedene Positionen aus, um die für mich effektivste Stellung zu finden. Alle drei Mädels waren die ganze Zeit uneingeschränkt für mich da. Zu keiner Zeit fühlte ich mich zu etwas gedrängt oder unwohl. Die Atmosphäre und Stimmung hatte sogar etwas von einem „gemütlichen Beisammensein“ – so komisch sich das anhören mag. Und für mich das Wichtigste: Ich habe Johanna und Edith zu 100 % vertraut und mich voll auf sie verlassen. Schlussendlich habe ich einfach das getan, was sie mir gesagt haben und so ging es für mich relativ einfach! Um 22:29 Uhr, vorher hatte es tatsächlich etwas geblitzt und gedonnert, kam unsere kleine Klara dann zur Welt! ? Ein Augenblick, den Felix und ich niemals vergessen werden!
Nachdem alle erforderlichen Tätigkeiten durch Johanna und Edith erledigt waren, konnten wir direkt mit Klara auf der Brust im Himmelbett kuscheln und sie erstmal für uns bestaunen. Wir bekamen etwas zu essen und zu trinken, um uns zu stärken, und wurden eine ganze Zeit für uns alleine gelassen. Ein schönes Gefühl! Nachdem Felix mit Edith Klara gewaschen und angezogen, Johanna mir beim Duschen geholfen und wir alle fünf mit einem Schlückchen Sekt auf Klara angestoßen hatten, ging es für uns nach Hause – natürlich zu Fuß und begleitet von Johanna und Jule. Dann standen wir gegen 1.00 Uhr auf einmal zu dritt in unserer Wohnung, dort wo wir noch ein paar Stunden zuvor Erdbeermarmelade gekocht hatten. Das war schon ein komisches, aber auch einmaliges Gefühl.
Wir würden die Entscheidung für eine Geburt im Geburtshaus Bielefeld immer wieder treffen: Vertraute Personen, die zu 100 % für Eltern und Kind da sind, Ruhe und Gelassenheit während der Geburt und eine jederzeit professionelle Begleitung. Ich hatte eigentlich bis zur 34. SSW eine Geburt im KH geplant, mich haben die Philosophie und das Team des Geburtshauses Bielefeld schlussendlich aber überzeugt. Wir sagen daher nochmals vielen Dank!
Übrigens: Unsere Erdbeermarmelade haben wir „Klara’s Erdbeertraum“ getauft! Wir fanden das irgendwie passend! ?
Imke schrieb am :
Ein ganz wunderbarer Bericht 🙂 Vielen Dank dafür!