Aram Alexander
Auch wenn wir leider nicht die erhoffte Bilderbuchgeburt im Geburtshaus erleben durften und eigentlich alles komplett anders kam, als wir es uns vorher vorgestellt hatten, haben wir Arams Geburt insgesamt in sehr guter Erinnerung behalten und sind unendlich dankbar für die wunderbare und ausnahmslos kompetente Unterstützung der Hebammen im Geburtshaus und im Franziskus Hospital. Dieser Bericht soll deshalb allen Schwangeren mögliche Ängste vor einer Verlegung nehmen.
Aber der Reihe nach: Nachdem meine Schwangerschaft von meiner Ärztin bestätigt wurde, vereinbarte ich direkt am Tag darauf einen Termin im Geburtshaus, in dem mittlerweile schon einige Kinder aus unserem Freundeskreis auf die Welt gekommen sind und das uns stets als ein wunderbarer Ort für Geburten beschrieben wurde. Sebastian und ich waren zu dem Zeitpunkt einer Krankenhausgeburt aus vielerlei Gründen sehr skeptisch gegenüber eingestellt und wir freuten uns deshalb sehr über den Termin für ein erstes Kennenlerngespräch und die Aussage, dass die begrenzten Kapazitäten des Geburtshauses für den August noch nicht erschöpft waren. Das erste Treffen im Geburtshaus hatten wir mit Kathi, die später auch die Geburt von Aram begleitete. Es folgten dann viele schöne Vorsorgetermine, die ich abwechselnd bei meiner Ärztin und im Geburtshaus wahrnehmen konnte und nach einer absolut unkomplizierten Schwangerschaft blickte ich schon ab Mitte Juli sehr vorfreudig (= ungeduldig) dem Geburtstermin entgegen, der auf den 26. August berechnet wurde.
Zu Beginn meines Mutterschutzes erkrankte leider meine Mutter schwer und die Wochen bis zum Geburtstermin waren von diversen Krankenhausbesuchen, Arztgesprächen und leider auch von schlaflosen Nächten und Sorgen geprägt, die – so rede ich es mir zumindest ein – vermutlich auch dazu führten, dass unser lieber Aram keine Anstalten machte, vor bzw. zum Geburtstermin auf die Welt zu kommen. Meine Ungeduld (und mein Gewicht) nahmen mit jedem Tag zu und ich bin unendlich dankbar für den Zuspruch und die Geduld von Sebastian, unserer Familien und unserer Freunde, die vermutlich auch sehnlich der Geburt von Aram und dem Ende meiner „Heute kommt er bestimmt“ – Ankündigungen entgegenblickten. Schon am ET+8 hätte ich am liebsten den berühmten Wehencocktail zubereitet, aber Dori und Johanna, bei denen ich noch Vorsorgetermine wahrnahm, rieten mir völlig richtig dazu, zu warten, bis Aram den Startschuss gab. Alle mir bekannten Weheneinleitungstipps zeigten auch bis zum ET+11 keine Wirkung, sodass für den ET+12 schließlich doch ein Termin mit Edith vereinbart war und ich anschließend den Cocktail trinken sollte. Als hätte es Aram geahnt, setzten in der Nacht vor dem Termin leichte aber regelmäßige Wehen ein, sodass Sebastian noch vor dem 11 Uhr-Termin im Geburtshaus entschied, sich für die nächsten drei Monate von der Arbeit in die Elternzeit zu verabschieden und mich ins Geburtshaus zu begleiten. Dort war auch Edith begeistert von dem Startschuss, der nun endlich gefallen war und schickte uns ohne die Anweisung, den Cocktail zu trinken, wieder nach Hause, um zunächst noch auf stärkere Wehen zu warten. Gegen halb sechs am Abend wurden die Wehen dann deutlich intensiver und um halb sieben schaute Kathi, die an dem Abend als erste Hebamme eingeteilt war, bei uns vorbei. Zu dem Zeitpunkt war der Muttermund noch kaum geöffnet. Wir sollten uns zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal melden. Nur eine Stunde später steigerten sich die Wehen deutlich und die Wehenabstände reduzierten sich auf unter eine Minute, sodass Sebastian gegen halb neun noch einmal mit Kathi telefonierte und wir verabredeten uns auf viertel vor zehn im Geburtshaus. Die Zeit bis dahin schien mir wie in Zeitlupe zu vergehen und das regelmäßige Atmen fiel mir schwer, obgleich Sebastian mir immer wieder gut zuredete und mich mit Hilfe des gemeinsamen Atmens daran erinnerte, langsam zu atmen. Im Geburtshaus angekommen nahmen Kathi und Lisa, die an dem Tag ihre erste Geburt begleiten sollte, uns in dem liebevoll vorbereiteten Geburtszimmer in Empfang. Kathi schickte mich direkt in die Badewanne und gab mir ein Zäpfchen, damit ich wieder etwas entspannte und sich die Abstände zwischen den Wehen wieder verlängerten. Erst nach der Geburt recherchierte ich die Risiken des Wehensturms und realisierte, wie kompetent und einfach großartig Kathi und Lisa reagiert hatten und mit ihrer ruhigen Art eine Verlegung zu dem Zeitpunkt verhindern konnten. In der Wanne entspannte ich schließlich so sehr, dass wir gegen Mitternacht einen Spaziergang machen mussten, um die Wehen wieder anzuregen. Der berühmte Weg bergauf zu den Weinstöcken zeigte auch seine Wirkung, allerdings war der Muttermund nach unserer Rückkehr erst 4 cm geöffnet und in der Zwischenzeit hatte
sich eine weitere Geburt angekündigt. Während Sebastian und ich im Geburtszimmer verweilten und auf wieder stärkere Wehen und die weitere Öffnung des Muttermundes warteten, hörten wir nebenan schon das erste Baby schreien. Das erste, denn nur kurze Zeit später kündigte sich eine weitere Frau an. Drei Geburten in einer Nacht hatte es im Geburtshaus seit vielen Jahren nicht gegeben und da es bei uns nicht weiterging und die räumlichen Kapazitäten des Geburtshauses begrenzt sind, schlug Kathi uns vor, noch einmal nach Hause zu fahren, um so auch eine Verlegung ins Krankenhaus weiter hinauszögern. So sehr wir uns für die anderen beiden Familien freuten, so frustrierend war selbstverständlich der Gedanke, nun ohne Kind wieder nach Hause fahren zu müssen und irgendwann später dann noch einmal den kurzen aber mir unter den Wehen als sehr unangenehm wahrgenommen Weg zum Geburtshaus fahren zu müssen.
Kaum wieder Zuhause angekommen konnte Sebastian endlich ein paar Stunden schlafen, während bei mir langsam die Wehenaktivität wieder zunahm. Als um halb acht Kathi anrief und sich nach uns erkundigte, waren die Wehen wieder so stark wie am Abend zuvor und sie entschied, zu uns zu kommen, um mich zu untersuchen. In der Zeit bis zu ihrer Ankunft steigerten sich die Wehen noch einmal deutlich, sodass ich schon zu Sebastian sagte, dass wenn der Muttermund jetzt nicht ausreichend für eine Fahrt ins Geburtshaus geöffnet sei, ich einer Verlegung ins Krankenhaus zustimmen würde. Kathi stellte dann leider tatsächlich nur eine 6cm-Öffnung des Muttermunds fest, der mittlerweile zudem geschwollen war und empfahl die Verlegung, da ihrer Einschätzung nach eine natürliche Geburt noch bis zum Nachmittag andauern würde und ihres Erachtens es nun an der Zeit für Schmerzmittel war. Gesagt getan: Damit ich schnell im Kreissaal des Franziskus Hospitals aufgenommen werden konnte, rief Kathi noch von uns zu Hause aus dort an, packte mich schließlich in ihr Auto und begleitete mich zum Kreissaal, während Sebastian, der hinter uns herfuhr, an der Anmeldung die Formalia erledigte. Im Kreissaal angekommen, unterstützte Kathi noch die Hebamme beim Anlegen des CTG, wartete, bis Sebastian bei uns eintraf und sprach uns nochmal Mut zu. Vielen Dank noch einmal dafür, liebe Kathi – dein Engagement war wirklich großartig!
Im Kreissaal ging es dann recht schnell: Nachdem weder Lachgas noch der Wehenhemmer eine schmerzlindernde Wirkung zeigten, riet der behandelnde Arzt mir zur PDA. Ich, die vor Arams Geburt noch der Ansicht war, dass ich nicht besonders schmerzempfindlich bin und deshalb bestimmt keine Medikamente oder gar eine PDA benötigen werden würde, sagte sofort ja und las mir nicht mal mehr den Aufklärungsbogen durch. Bis die PDA gelegt wurde, dauerte es zwar nochmal eineinhalb Stunden, aber die PDA zeigte dann schließlich sofort ihre schmerzbefreiende Wirkung. Nachdem ich dazu aufgefordert wurde, nun erst einmal etwas zu schlafen, schickte ich Sebastian nach Hause, damit er auch noch etwas essen, schlafen und duschen konnte, bevor es dann wieder richtig losgehen sollte. Nur eine Stunde später fand die Entspannung allerdings ein abruptes Ende: Eine Hebamme stürmte in den Kreissaal und bat um mein Einverständnis, Blut aus dem Kopf unseres Babys entnehmen zu dürfen, da sich dessen Werte deutlich verschlechtert hatten. Umgehend nach der Blutentnahme kehrte die Hebamme mit einer weiteren und dem Arzt zurück und eröffnete mir, dass ein Notkaiserschnitt erfolgen müsse, da die Sauerstoffwerte von Aram eine weitere Verzögerung der Geburt nicht zulassen würden. Ich durfte noch kurz Sebastian anrufen und ihm mitteilen, dass Aram nun geboren werden würde, dann wurde ich über die Versorgungsfahrstühle in den OP gefahren – voller Sorge, dass sich nun meine schlimmste Befürchtung erfüllen würde und wir unser Baby verlieren würden. Der Arzt sprach mir zwar netterweise noch gut zu und versuchte mir diese Sorge zu nehmen, der Anblick eines mehrköpfigen OP-Teams und die schnell verabreichte Vollnarkose bewirkten jedoch das Gegenteil. In der Zwischenzeit traf Sebastian auch wieder im Krankenhaus ein, wartete vor dem Kreissaal, ergoogelte noch schnell die Dauer eines Kaiserschnitts (ca. 20 Minuten) als schließlich unsere Hebamme mit einem Bündel Tücher auf dem Arm an ihm vorbeiging. Als er sie ansprach, um sich nach mir zu erkundigen, erwiderte sie, „Ach, Sie sind ja der Mann, oder? Hier, das ist Ihr Sohn“, und drückte ihm unseren Aram in den Arm. Als ich schließlich eine halbe Stunde später wieder auf die Station gebracht und in ein Zimmer gefahren wurde, wartete Sebastian bereits mit Aram an seiner Brust auf mich. Unendlich glücklich genießen wir seitdem jede Minute mit unserem Baby, der nächste Woche bereits vier Monate alt wird
und sind dankbar für die wunderbare und kompetente Versorgung im Geburtshaus und im Krankenhaus, dank der unser Aram kern gesund auf die Welt gekommen ist.