„Der fühlt sich wohl bei Ihnen“, hieß es am Mittwoch, 9. Januar, als ich das letzte Mal vor der Geburt bei meiner Frauenärztin war. Es würde vermutlich noch dauern, bis der Kleine das Licht der Welt erblickt.
Klar, dachte ich mir zu diesem Zeitpunkt noch. Immerhin war der errechnete Geburtstermin erst Ende Januar, also noch rund zweieinhalb Wochen entfernt. Doch erstens kommt es ja meistens anders und zweitens als man denkt.
Nur drei Tage später hörte ich am Morgen – noch gemütlich im Bett liegend – ein seltsames Knacken. War das ein Gelenk?, fragte ich mich.
An sich nichts Ungewöhnliches – allerdings hatte ich mich zu diesem Zeitpunkt nicht bewegt. Seltsam, dachte ich mir. Das Knacken war wohl die Fruchtblase, wie sich schnell herausstellen sollte. Als beim Frühstück dann auch noch ein leichtes Ziehen im Bereich des Unterbauchs hinzukam, war klar, dass sich unser Sohn wohl doch eher auf den Weg zu uns machen wollte, als wir dachten. „Ich bin noch gar nicht dazu bereit.
Er soll doch erst in zwei Wochen kommen“, sagte ich halb in Panik aufgelöst zum werdenden Papa.
Um 12 Uhr entschieden wir uns dazu, im Geburtshaus anzurufen. Johanna beruhigte uns erst mal und riet uns, den Tag wie gewohnt zu verbringen und zu beobachten, ob mit der Zeit regelmäßige Wehen dazukommen. Am Abend sollten wir uns dann noch einmal zu einem Kontrollanruf melden.
Gesagt, getan. Über den Tag kamen dann auch tatsächlich immer mehr Wehen dazu. Wie vereinbart, meldeten wir uns um 18 Uhr wieder bei Johanna.
Weil die Wehen in einem Abstand von vier bis fünf Minuten kamen und noch erträglich waren, entschieden wir uns dazu, erst noch zu Hause zu bleiben.
Um 20 Uhr telefonierten wir dann nochmals mit Johanna. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Wehen unangenehmer, weshalb wir uns anschließend auf den Weg nach Bielefeld machten. Schließlich stand uns eine 30- bis 40-minütige Fahrt bevor. Als wir im Geburtshaus eintrafen, hatte Johanna bereits alles vorbereitet. Mit einem freundlichen Lächeln und einer Umarmung wurden wir direkt herzlich empfangen. Auf Anhieb fühlten wir uns wohl. Nachdem wir unsere Taschen abgeladen hatten, prüfte Johanna den Muttermund. Und der war zu unserer aller Überraschung bereits fast vollständig geöffnet. Weil Liegen für mich keine Option war, wechselte ich zwischen dem Gebärhocker und der Hocke hin und her.
Regelmäßig wurden die Herztöne unseres Sohnes überprüft. Der schien ziemlich entspannt zu sein und ließ sich von der bevorstehenden Geburt nicht aus der Ruhe bringen. Immer wieder schickte Johanna mich zur Toilette – die Zaubertoilette, wie Edith, unsere zweite liebe Hebamme im Geburtshaus, sie scherzhaft etwas später nannte. Auch wenn ich meistens keine Lust hatte, den Weg zur Toilette zu gehen, schaffte ich es irgendwie, mich zu überwinden. Und der Gang zur „Zaubertoilette“ sollte tatsächlich helfen. Schon bald fingen die Presswehen an. Mit der Unterstützung meines Freundes, der mich wortwörtlich auffing, wenn ich bei den Wehen die Schwerkraft mithelfen lassen sollte und mich vom Stand in die Hocke fallen ließ, dauerte es nicht mehr lange. Um 23.54 Uhr erblickte unser kleiner Matti das Licht der Welt. Nach der ersten Untersuchung und Kuschelzeit im Bett brachte Johanna uns geschmierte Brote und frisches Obst. Um etwa 3 Uhr durften wir als frisch gebackene, kleine Familie nach Hause fahren.
Rückblickend sind wir unglaublich glücklich, dass wir uns für das Geburtshaus entschieden haben. Wir hätten uns an diesem Tag wohl keine angenehmere Atmosphäre für die Geburt und erst recht keine besseren Hebammen als Johanna und Edith wünschen können. Beide hatten stets ein Lächeln auf den Lippen, sprachen mir Mut zu und unterstützten uns, wo sie nur konnten. Aber auch schon in der Zeit vor der Geburt kümmerten sich alle Hebammen, die wir kennenlernen durften, liebevoll um uns.
Jeder einzelnen merkt man einfach an, dass sie ihren Job mit Leidenschaft und Hingabe macht. Vielen Dank für diese wunderschöne Erfahrung! Wir kommen gerne wieder 😉