Während ich grade neben unserem mittlerweile etwas größeren Wunder liege, möchte ich euch von meinem Traum einer Geburt außerhalb einer Klinik erzählen.
Bereits bei meinem 1. Kind wünschte ich mir eine Geburt hier im Geburtshaus. Nachdem ich diese aber leider nicht im Geburtshaus zu Ende bringen konnte(was an mir lag), war klar: diesmal (6 Jahre später)soll es klappen und diesmal schaffe ich das!
Besser vorbereitet als das letzte mal, fieberten wir also auf den errechneten Termin(18.11.22) hin. Fest davon überzeugt, dass unsere Maus 2 Wochen früher kommt und wir alle bereit waren, kam der ET schneller als gedacht – unser Baby hingegen dachte aber gar nicht daran auch nur ansatzweise um diesen Termin herum zu uns zu kommen. Also gingen wir am errechneten Termin erstmal Kuchen essen, (den ich zwecks der Vorbereitung lange nicht aß) und Tee trinken(was auch sonst). Meine Nerven lagen bereits gefühlt nach 2 Tagen über Termin schon blank. An Tag 3 ging’s zum CTG. Alles ruhig. Es blieb uns nichts anderes übrig als zu warten.
Nach 5 Tagen über Termin trafen wir uns mit Edith im Geburtshaus für ein weiteres CTG und Akupunktur. Voller Euphorie „verabredeten“ wir uns für das kommende Wochenende zur Geburt.
Was soll ich euch sagen? Wir haben uns nicht am Wochenende gesehen, dafür aber aber zu regelmäßigen CTGs (abwechselnd bei meiner Ärztin, weil sie näher ist und im Geburtshaus)
Spätestens nach 10 Tagen über dem errechneten Termin wurde ich wirklich nervös. Nicht nur wegen der Ungeduld, endlich unser entzückendes Baby kennenzulernen, sondern wegen der Sorge ab ET+14 in eine Klinik zu müssen.
Uns blieben also noch 4 Tage für unsere (Traum)Geburt im Geburtshaus.
Meine Frauenärztin machte an ET+10 ein CTG, massierte mir nochmal den Muttermund und besprach mit mir die Verlegung ab ET+14 in die Frauenklinik in Paderborn.
Kurz vor dem schlafen gehen an diesem Tag entschied ich mich dem Nelkenöl für ein Tampon nochmal eine 2. Chance zu geben, dass mir Edith mitgab. Um kurz vor 2 in der Nacht an ET+11 wachte ich das erste mal von einem Ziehen im Unterleib auf. Ich startete meine App um mich nicht zu früh zu freuen und verzeichnete sehr unregelmäßige Wehen. Ich döste also noch ein paar Stunden und stand irgendwann auf weil ich auf Toilette und nach dem Tampon sehen wollte. Auf dem Tampon sah ich den sogenannten Schleimpropf und musste mir die Hand vor den Mund halten um nicht vor Freude los zu schreien und alle zu wecken. Juhu es kann also heute soweit sein! Bis 6.30 verbrachte ich die Zeit noch auf der Couch und rief dann im Geburtshaus an und erwischte Jana, berichtete ihr von dem Abstand der Wehen, (jetzt alle 2-5min). Wir verabredeten uns auf 9 Uhr. Mittlerweile oder davon war auch der zukünftige Papa wach, dem ich die freudige Nachricht berichtete. Er war genauso wie ich ganz aus dem Häuschen. Da wir aber noch ein Schulkind zu versorgen hatten, machte ich mich fertig und bereitete zwischen den Wehen sein Frühstück für die Schule vor. Die Wehen waren jetzt schon deutlich intensiver und kräftiger, weshalb ich mich immer wieder auf den Pezziball setzen musste zum Atmen. Maui(der zukünftige Papa) brachte unseren Großen fix zur Schule, um danach direkt ins Geburtshaus zu fahren. Während der 45-minütigen Fahrt konzentrierte ich mich voll auf meine Hörmeditation und aufs Atmen, was mir dank meiner Kopfhörer sehr gut gelang, auch wenn ich wirklich erleichtert war dann endlich angekommen zu sein.
Jana begrüßte uns herzlich an der Tür und wir konnten direkt in das große schöne Entbindungszimmer. Ich setze mich direkt aufs Bett um eine Wehe wegzuatmen. Nach dem wir uns ausgetauscht hatten in welchem Abstand die Wehen grade kamen, kontrollierte Jana meinen Muttermund auf 4cm . Danach bekamen wir etwas zu trinken und ich freute mich sooooo arg darüber einen Kaffee trinken zu dürfen/können. Zu diesem Zeitpunkt(1std im GH) muss man ehrlicherweise sagen, dass die Wehen schon recht doll waren(für mein Empfinden), weshalb wir ein Bad einließen, dass ich mich etwas entspannen konnte. Auch bekam ich ein paar Globuli, um meine Wehen etwas regelmäßiger kommen zu lassen. Kathi, die zweite Hebamme kam nach ca 3std dazu. Wir wechselten also zwischen Badewanne und Entbindungszimmer und probierten unterschiedliche Positionen. Denn am Tag der Geburt, kann einfach alles anders sein. Der Pezziball und Entbindungshocker waren es für mich nicht, sondern die meiste Zeit der Vierfüfßler (auch in der Wanne) und dann tatsächlich die Toilette ? wo ich am meisten nachgeben konnte, so dass das Baby tiefer rutschen konnte. Nichtsdestotrotz war es für mich wahnsinnig kräftezehrend und ich unheimlich müde.
Der Muttermund war inzwischen 8cm geöffnet und wir wechselten zwischen Toilette und Geburtsraum. Leider war die Muttermundlippe noch im Weg, weshalb sich der Vorgang etwas hinzog und wir 2-3 mal dachten, jetzt ist es soweit, aber dann musste ich wieder in die Badewanne weil sich die Muskulatur und alles andere entspannen musste, das der Kopf dann den Geburtskanal passieren kann. Das hatte zur Folge, dass ich wohl wohl 1-2 Mal erwähnte, ob wir nicht doch ins Krankenhaus sollten, was aber nicht zur Debatte stand. Von Beginn der Schwangerschaft an instruierte ich meinen Freund, das es keine Option diesmal sei in die Klinik zu gehen, es sei denn es ist notwendig natürlich.
Hier ein rieeeeesen Dankeschön vor allem an Jana, mit der ich viel Zeit alleine auf Toilette verbrachte, weil ich hier am besten „entspannen“ und dem Druck nachgeben konnte. Ohne sie hätte ich es nicht geschafft! Wirklich nicht! Sie redete mir stets gut zu und motivierte mich, dass es auch wirklich nicht mehr lange dauert! Es wäre ja auch wirklich 1-2 Stunden schneller gegangen, wenn diese Lippe nicht im Weg gewesen wäre, die Jana im Geburtsraum unter Wehen auch noch massiert hat. Puh das war anstrengend ?
Eine weitere Stunde fuhren wir Achterbahn: ab in die Badewanne, dann auf den Hocker und dann wieder ins Bett zur Massage der Lippe, welche ENDLICH vollständig zur Seite geschoben werden konnte!! Also wieder ab auf Toilette, mein Place to be haha
Auf Anraten von Jana und Kathi, habe ich mich dann in den Geburtsraum geschleppt, da eine Geburt auf Toilette ja vielleicht doch nicht so der schönste Ort sei zum entbinden ? danke auch dafür im Nachhinein. Wobei: es war einfach wirklich der angenehmste Ort bzw Position für mich. Zurück im Geburtsraum und im Bett, mein Partner hinter mir stützend, ging’s dann schnell, auch wenn ich in dem Moment natürlich keinerlei Kräfte mehr hatte und schon gar nicht um ein Leben aus mir raus zu pressen. Das Pressen ist wirklich einfach eine enorme Leistung des Körpers und mit nichts vergleichbar. Ich musste daran denken wie viele Geburtsberichte ich gelesen habe und fast ausnahmslos jede Frau in den letzten Minuten vor der Geburt dachte, sie kann nicht mehr und dann nochmals Vollgas geben muss. Aber ich sage euch: ihr könnt! Fragt mich nicht wie. Ich weiss es nicht. Aber es geht.
Ich bekam Kaffeekompressen am Damm(danke danke danke!!! auch dafür) und schob in den Wehen mit , obwohl die Abstände größer waren. Jana und Kathi haben mich einfach perfekt angeleitet , mir gesagt wann ich pressen soll und wann nicht, um Pause zu machen . 10min später war der Kopf geboren, was ich auch deutlich spürte(oh Hilfe). Auch da dachte ich im Nachhinein, aus den Geburtsberichten entnommen: ja jetzt weißt du wie sich das brennen anfühlt, wenn der Kopf geboren wird, den ich allerdings auf Janas Frage hin nicht spüren wollte – ich wollte einfach nur dass es vorbei ist. 2min später nachdem der Kopf geboren war, kam mit dem letzten Schub unsere wundervolle Tochter „Mana“, direkt schreiend auf die Welt und sofort in meinen Arm. Und diesen Moment werde ich mein lebenlang nie vergessen!
Wir kamen um kurz vor 9 im Geburtshaus an und um 14:24 war unsere Tochter Mana geboren. Nachdem die Nabelschnur auspulsiert hatte, schnitt der frisch gebackene Papa die Schnur durch. 8min später kam die Plazenta nach.
Wir kuschelten uns zusammen als Familie ein, genossen Kaffee & Cola UND Lebkuchen. Noch nie haben Lebkuchen so gut geschmeckt! Es war einfach alles perfekt in dem Moment.
Ich war danach noch in Begleitung von Kathi duschen und konnte auch schon auf Toilette, wenn natürlich sehr wackelig. Exakt 3 Stunden später sind wir mit einem Familienmitglied mehr und überglücklich nach Hause gefahren, wo der große Bruder voller Freude schon auf uns wartete.
Auch wenn ich an diesem Tag jede meiner mentalen Grenzen überschritten habe und dachte „wie soll ich das schaffen bitte“, möchte ich diese Erfahrung nicht missen und würde jedes Mal wieder so entbinden.
Und während ich hier sitze und alles Revue passieren lasse, kullern mir literweise die Tränen vor Dankbarkeit. Dankbar, in einem so kleinen Kreis, in aller Ruhe und Fürsorge entbunden haben zu können. Was Kathi und Jana an dem Tag für uns geleistet haben werde ich nie vergessen und auf ewig dankbar sein!
Eure Catha & Maui, Baby Mana & großer Bruder