Als Ava zu uns kam…
Am 02. Mai 18 waren Simon und ich zur Anmeldung zur Geburt im Krankenhaus. Wir haben uns vorher intensiv damit beschäftigt, wie wir uns die Geburt unserer Tochter wünschen und waren uns einig, dass die Geburt möglichst natürlich sein sollte.
Ich hatte bereits gelesen, dass dieser Wunsch in Krankenhäusern häufiger nicht erfüllt wird, was z.B. die recht hohen Interventionsraten zeigen. Trotzdem bin ich aufgrund der Informationsabende, die wir in unterschiedlichen Krankenhäusern besucht hatten, davon ausgegangen, dass man, bei entsprechender Absprache, auch in einem Krankenhaus bei einer natürlichen Geburt unterstützt wird. Die Hebamme, mit der wir nun das Gespräch führten, war sehr freundlich und nahm meine Daten in eine Akte auf. Als ich unseren Wunsch nach einer natürlichen Geburt formulierte (keine künstlichen Schmerzmittel, keine dauerhafte CTG Überwachung, kein routinemäßiger Venenzugang, Entspannung und möglichst Geburt in der Geburtswanne) sagte sie, das sei alles möglich, nannte aber zahlreiche Gründe (darunter keine medizinischen), die eintreten könnten, unter denen es dann nicht möglich wäre, die Wünsche zu berücksichtigen. Weil sie nichts von meinen Wünschen in meine Patientenakte aufgenommen hat, gab ich ihr unsere Geburtswunschliste mit der Bitte, sie in die Akte zu legen. Sie nahm die Liste zögerlich mit den Worten: „Das kann ich machen, aber….“. Ich ergänzte den Satz dann: „…aber das wird eh keiner lesen, stimmt’s?!“ Daraufhin meinte sie, dass wenn Zeit ist, man da einen Blick drauf werfen werde. Ihre weitere Empfehlung an mich war, dass ich mich nicht weiter mit der Geburt beschäftigen solle, ich werde eh vor Schmerzen aus dem Fenster springen. Daher soll ich dann einfach zu ihnen kommen, sie werden mir schon helfen.
Simon und ich waren nach dem Gespräch sehr ernüchtert. Unsere Hoffnung und unser Vertrauen darauf, dass wir in diesem Krankenhaus eine natürliche Geburt erfahren werden, waren gleich Null. In meiner Verzweiflung erinnerte ich mich, dass meine Hebamme mir empfohlen hatte, über eine Geburt im Geburtshaus nachzudenken.
Zu Hause angekommen, googelte ich nach dem Geburtshaus Bielefeld, von dem ich bereits öfters gehört hatte. Die Homepage machte einen sehr guten Eindruck auf mich und ich griff spontan zum Telefon und rief dort an. Ich weiß gar nicht mehr, mit wem ich telefoniert hatte, jedenfalls umriß ich kurz mein Erlebnis im Krankenhaus und fragte, ob ich noch im Geburtshaus aufgenommen werden könnte. Die freundliche Frau am anderen Ende der Leitung fragte nach dem ET, das war der 19.05.18. „Oh, das ist ja sehr bald!“, war ihre nachvollziehbare Reaktion. Ich sagte: „Ja, ich weiß, aber ich dachte, fragen, ob es noch möglich ist, kann man ja versuchen…“. Da stimmte mir die freundliche Frau zu und sagte, sie würde das abklären und mich zurückrufen. Eine halbe Stunde später fielen mir tausend Steine vom Herzen, weil ich die Zusage erhielt, dass ich im Geburtshaus Bielefeld noch aufgenommen werde. Ich war unendlich dankbar und glücklich. Danach machten wir die Termine zur Planung der Geburt in recht engen Abständen, um noch alles rechtzeitig zu schaffen. Auch Simon hatte noch die Gelegenheit das Geburtshaus und ein paar der netten Hebammen dort kennzulernen.
Am 18.05. gegen Mittag setzen dann die Wehen ein. Am Abend kamen sie in regelmäßigen Abständen. Gegen drei Uhr nachts kamen die Wehen dann nach der 3-2-1 Regel und ich rief die erste Hebamme an. Johanna und ich haben dann abgesprochen, dass wir in einer Stunde von zu Hause aufbrechen werden und eine weitere Stunde später im Geburtshaus sein werden, da wir eine Anfahrt von einer Stunde hatten. Gegen fünf Uhr morgens trafen wir im Geburtshaus ein und wurden herzlich von Johanna begrüßt. Auf ihre Empfehlung machten wir einen Spaziergang durch die Nachbarschaft. Anschließend erwartete Johanna uns mit einem Entspannungsbad. Daraufhin lag ich in der Badewanne in bester Gesellschaft von Simon und Johanna. Als sich der Muttermund auf neun Zentimeter geöffnet hatte und es nicht so richtig mit der Geburt weiterging, empfahl mir Johanna in die tiefe Hocke vor dem Bett zu wechseln, wo Simon mich dann auf dem Bett sitzend halten konnte.
Inzwischen war auch Edith als zweite Hebamme eingetroffen. Jetzt wecheselten wir die Position, sodass Simon auf dem Bett saß und mich in der tiefen Hocke halten konnte. Nach einer Weile wechselten wir nochmal in die Seitenlage auf dem Bett und dann wieder zurück in die tiefe Hocke. Auch wenn dieser Teil der anstrengenste während der ganzen Geburt war, so war mir die Unterstützung, die Simon, Johanna und Edith leisteten, doch eine enorme Hilfe für mich. Ihr Zuspruch, dass ich alles gut mache und ich das schaffen werde und einfach ihre unterstützende Anwesenheit gaben mir Kraft und machten die Geburt zu einer wunderbaren Erfahrung.
Als Ava Louisa schließlich geboren wurde war das ein unbeschreibliches Gefühl. Plötzlich war die ganze Anstrengung vorbei und wir konnten zum ersten mal sehen, wie unsere Tochter aussieht. Hannah und Edith hatten sie in Empfang genommen und sie lag ganz friedlich vor uns und schaute sich interessiert um.
Von da an konnten wir ganz in Ruhe als Familie zusammenfinden. Wir konnten zu dritt im Bett liegen, Ava hat mit Simon gekuschelt während Hannah und Edith mich versorgt haben. Dann gab es ein leckeres Frühstück ans Bett, ich konnte Ava das erste Mal stillen und Edith hat Simon gezeigt, wie man Ava am besten wickelt und anzieht.
Nach ein paar Stunden konnten wir dann gut gestärkt und überglücklich nach Hause fahren. Deswegen bleibt uns nur noch zu sagen: Danke an das Team des Geburtshauses und natürlich ganz besonders an Hannah und Edith für diese wunderbare Geburtsbegleitung!