Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne!

Es war am Karfreitag vor Ostern als wir gemeinsam zur ersten Kontrolle nach ET ins Geburtshaus kamen. Jule und die Hebammenschülerin Tally empfingen uns und mein großer Kugelbauch wurde durch Tasten untersucht. Auf dem CTG war Wehenaktivität zu erkennen, doch diese spürte ich noch nicht. Wir sprachen darüber, wie ruhig es an Feiertagen sei und dass es bestimmt nicht mehr lange dauert bis die Wehen stärker würden. 

Am Abend fiel es mir, wie die Tage zuvor, schwer ins Bett zu gehen, doch als wir schließlich gegen Mitternacht lagen, gingen drei ganz leichte Wellen durch meinen unteren Bauch. Wir konnten ahnen, dass es bald losgehen würde und entschieden noch etwas zu schlafen. Daraus wurde jedoch nichts, denn kurz darauf fühlte ich, wie das Fruchtwasser meine Hose durchtränkte. Dieses Gefühl hielt mich die nächsten Stunden wach und daher beschäftigte ich mich leise alleine, während die Wehen stetig kräftiger wurden. Mit Dokumentationen über den Abbau von Edelsteinen versuchte ich mich etwas abzulenken und trank dabei viel Wasser. Um 4:30 Uhr wählte ich dann die Nummer der ersten Hebamme, denn die roten Schlieren im Fruchtwasser ließen mich unsicher werden. Jule schien mein Anruf nicht überrascht zu haben und sie nahm mir meine Zweifel mit ihren ruhigen zuversichtlichen Worten. Da die 3-2-1 Regel noch nicht zutraf, verabredeten wir uns für später und sie legte sich wieder hin. 

Um 6:00 Uhr wollte ich nicht mehr alleine sein, denn die Wehen waren nun schon kräftig geworden. Liebevoll wurde ich unterstützt, gehalten und mit einem nassen Lappen für meine Stirn versorgt. Inzwischen kniete ich auf dem Teppich und veratmete die Wehen, wie wir es im Vorbereitungskurs bei Maren gelernt hatten. Dabei half es mir die Hüften kreisen zu lassen damit das Ziehen erträglicher wurde. Um 7:00 Uhr bat ich dann erneut um einen Anruf, denn die Wehen kamen alle drei Minuten und hielten für 40 bis 60 Sekunden an. Wir verabredeten uns für 8:00 Uhr mit Jule im Geburtshaus und die 45 Minuten bis dahin kamen mir so unendlich lang vor. Inzwischen zitterten meine Beine so sehr, dass ich mir nicht sicher war den Weg aus dem 2. Stock bis hinunter ins Auto zu schaffen. Immer wieder holte ich mir das Bild von Meereswellen vor das innere Auge, denn das Auf und Ab fühlte sich passend an. Um 7:45 Uhr war der Proviant und die gepackte Tasche im Auto verstaut und zwischen zwei Wehen lief ich eilig die Treppe hinunter, um im Auto die Nächste zu veratmen. Das Sitzen war wirklich unangenehm und die kräftigen Wehen machten es nicht besser. Am Haltegriff zog ich mich hoch, während die Füße vorne Gegendruck aufbauten. Gemeinsam vertönten wir nun die Wehen, bis wir endlich (nach 12 Minuten) im Geburtshaus ankamen. 

Jule und Tally nahmen uns in Empfang und hatten auf meinen Wunsch hin schon das Wasser in die Wanne gelassen. Erleichtert endlich im Geburtshaus zu sein, stieg ich in die Wanne und das Zittern meiner Beine ließ nach. Die nächsten Stunden verbrachte ich in einem mentalen Zustand zwischen den Welten. Die flotte Musik nahm ich nur am Rand wahr. Über meinen Rücken wurde ein großes Handtuch gelegt, denn dort war es mir gelegentlich kalt. Immer wieder hörten Jule und Tally die Herztöne des Babys ab oder tasteten nach dem Muttermund. Dies geschah meist in den Wehenpausen und stimmte mich nicht sehr fröhlich. Denn in den Phasen zwischen den Wehen versuchte ich mich etwas zu erholen und war nahe dran zu schlafen bis die nächste Welle über mich hinweg rollte. Irgendwann hatte ich das Gefühl auf Toilette zu müssen und zwang mich hinaus in die Kälte. Dabei wurde ich stets begleitet sowie auch durch die Wehen. Das Gemeinsame Tönen gab mir etwas Kraft und Zuversicht. Die Musik war nun ruhiger und plätscherte wie ein Bächlein im Hintergrund.

Dann veränderte sich auf ein Mal der Druck und ich hatte das Gefühl endlich mit schieben zu können. Die Schmerzen wurden immer stärker und inzwischen kniete ich in den Pausen mit dem Gesicht auf dem Wannenrand liegend im Wasser und war sehr dankbar für das Stabilisieren meiner zitternden Ellenbogen. In einer längeren Ruhephase bemerkte ich, dass inzwischen auch Kathi anwesend war, daher konnte es nicht mehr lange dauern. Von allen Seiten wurde ich unterstützt und bestärkt meine ganze Kraft zusammen zu sammeln und dem Baby beim Schieben zu helfen. Dann konnte ich das Köpfchen selbst mit den Fingern ertasten und das gab mir erneut einen kleinen Kraftschub. Die Schmerzen und der Druck nahmen weiter zu und die Idee meine Beinposition zu verändern fand ich nur mäßig gut. Nicht lange und ich fand es auf den Knien wieder angenehmer. Die Dehnung wurde immer Stärker und ich wartete sehnlichst auf den Moment des Nachlassens. Um mich herum hörte ich aufmunternde Stimmen und dann nach einer wirklich heftigen Wehe ließ die Spannungen nach und ich fühlte wie der Kopf meinen Körper verließ. Etwas erleichtert und sehr erschöpft machte ich mich darauf gefasst nach einer kleinen Pause erneut kräftig schieben zu müssen, um die Schultern durch mein Becken zu drücken. Doch als ich der nächsten viel leichteren Wehe folgte, rutschte es und ich konnte noch die Füße spüren, bevor das Baby plötzlich um 12:21 Uhr vor mir im Wasser schwamm. Sehr überrascht und erschöpft zu gleich, holte ich das rosige, gesunde, kleine Menschenkind aus dem Wasser und konnte es nicht glauben. Doch es genügte ein Blick in das knitterige Gesicht und der Name stand fest. Vorsichtig lehnte ich mich an den Wannenrand und gemeinsam genossen wir das Gefühl nun eine kleine Familie zu sein. Es fühlte sich so unglaublich und wunderschön an, dass es für den Moment keine passenden Worte gibt; außer: „Jedem Anfang wohnt ein Zauber inne.“

Der Papa trennte die auspulsierte Nabelschnur und dann durften Vater und Sohn mit Kathi zur U1 in den Geburtsraum gehen und anschließend sich im großen Bett einkuscheln, während Jule und Tally mir mit der Plazenta halfen und mich anschließend aus der Wanne geleiteten. 

Im Bett lagen wir dann eine Weile als Familie zusammen bevor wir etwas essen durften und meine Verletzungen versorgt wurden. Dabei erfuhr ich von der Größe und dem Kopfumfang unseres Sohnes und machte angesichts der Zahlen große Augen, hatte ich doch mit einem zierlicheren Kind gerechnet. Tally half uns beim ersten Anlegen und zu meiner Erleichterung versuchte der Kleine sofort zu trinken. Schließlich stellte sich die Aufbruchstimmung ein und unser Sohn wurde von seinem Papa angezogen, während Jule mir ein paar Pflegetipps für die Wundheilung mit gab. 

Auf dem Weg zum Auto legten wir einen Stopp bei der Tafel im Flur ein und ließen uns als Familie fotografieren, bevor es nach einer herzlichen Verabschiedung von den beiden Hebammen nach Hause ging. Das war ein unvergessliches Osterwochenende! 

Wir sind dem Geburtshaus Team sehr dankbar für die liebevolle Begleitung in der langen Zeit der Schwangerschaft. Ganz besonders Jule (und Tally) für die Unterstützung in entspannter Atmosphäre während der Geburt und Kathi für die aufbauenden Besuche im Wochenbett.

Für uns war das eine wirklich schöne Erfahrung in dieser lebensverändernden Situation. Ganz herzlichen Dank! 

Unser kleiner Junge…

Wenn ich gefragt werde, wie meine Geburt war und wo ich entbunden habe, kann ich glücklich antworten, dass unser Sohn im Geburtshaus zur Welt gekommen ist. Und ich kann sagen, dass wir eine traumhafte und schöne Geburt hatten, deshalb möchte ich dieses Wunder auch gerne teilen:

Ich war 33 Jahre alt und mit meinem ersten Kind schwanger. Für mich war ganz klar, dass ich ins Geburtshaus möchte. Nicht nur wegen meinen traurigen Erfahrungen, die ich mit Kliniken gemacht habe, auch weil ich felsenfest von den Vorteilen eines Geburtshauses überzeugt bin, welche bestimmt auch zu meiner guten Geburt beigetragen haben.

Natürlich fragte ich mich, ob es wohl ohne PDA auszuhalten ist und wie schmerzhaft es wohl werden würde. Deshalb traf ich auch sehr viele Vorbereitungen, um meinen Körper so gut wie möglich darauf vorzubereiten: Massagen, Dehn- und Kraftübungen, Physiotherapie, Osteopathie, tägliche Spaziergänge, Akupunktur, sowie eine gesunde Ernährung, sowie Himbeerblättertee, Datteln, Louwen Diät.

Während der Schwangerschaft lernte ich alle Hebammen des Geburtshauses zu den Vorsorgeuntersuchungen kennen. Ich war begeistert von allen! Jede für sich hat eine ganz liebe, unterstützende und freundliche Art. Sie nahmen sich alle Zeit um sämtliche Fragen, die man hatte zu klären. In diesen Gesprächen wurde ich auch ausführlich darüber informiert, bei welchen Szenarien eine Verlegung ins Krankenhaus notwendig wäre. Auch das fand ich richtig gut, denn so wurden mir die Sorgen über genau diese Situation genommen, sollte es doch zu Komplikationen kommen. Ich hoffte, dass weiterhin in der Schwangerschaft alles gut und die Geburt komplikationslos verlief.

Und so war es auch: Man gab mir den Tipp, kurz vor ET tagsüber oft zu schlafen oder früh ins Bett zu gehen, da die meisten Geburten nachts starten und man dann ausgeruht ist. Und als hätte ich es gewusst, hielt ich zwei lange Mittagsschläfchen, bevor an diesem Abend (5 Tage vor ET) um 23 Uhr ganz leise die Fruchtblase platzte. Wir wurden nervös, freuten uns aber auch, dass es endlich los ging. Mein Mann rief sofort die Rufbereitschaftsnummer an. Eine beruhigende Stimme freute sich von uns zu hören und riet uns, so gut wie möglich nun zu schlafen bis die Wehen einsetzten. Wir wünschten eine gute Nacht und verabredeten uns für den nächsten Morgen zwischen 6 und 7 telefonisch.

Wir versuchten also zu schlafen. Nach ein paar Stunden spürte ich das erste Ziehen im Unterleib und dem Unterbauch, welches sich wie starker Periodenschmerz anfühlte. Es dauerte nur ein paar Sekunden und war in unregelmäßigen Abständen, mal nach 10 Minuten, mal nach 30 Minuten. Jede Wehe war im Liegen ohne irgendwelche besonderen Atemübungen verkraftbar.

Gegen 6 Uhr wurden sie dann so stark, dass ich aufstehen musste und ins Wohnzimmer ging. Mein Mann rief wieder bei der Bereitschaft an und wir wurden gefragt, wie der Verlauf ist, wie es uns geht und ob Kindsbewegungen zu spüren sind. Alles bestens! Wir vereinbarten, uns nochmal zu melden, sobald die Abstände regelmäßig werden (über den Zeitraum von 2 Stunden, alle 3 Minuten, eine Minute lang). Wir blieben im Wohnzimmer und aßen nochmal etwas zur Stärkung. Wir wussten ja nicht, was wir noch vor uns haben werden. Vornüber gebeugt am Tisch ging ich recht schnell über zum Vierfüßler vor der Couch. Die Wehen wurden jetzt stärker und schmerzhafter. Das Veratmen aus dem Geburtsvorbereitung war nun sehr hilfreich, auch die Hand von meinem Mann zu drücken. Die unregelmäßigen Wehen-Pausen nutze ich, um mich auszuruhen. Als die Pausen immer kürzer wurden, die Wehen aber nicht die Länge von 1 Minute erreichten, jedoch sehr intensiv wurden, riefen wir die Hebamme an: eigentlich müsste sich der Rhythmus noch einpendeln, sie kommt jetzt aber doch mal vorbei. Ein paar Wehen später stand sie schon in unserem Wohnzimmer und untersuchte meinen Muttermund. Dieser war bereits komplett geöffnet. Wir packten also unsere Sachen und fuhren mit dem Auto ins Geburtshaus. Es waren erst 5 Stunden seit der ersten richtigen Eröffnungswehe vergangen und die Abstände hatten sich nicht eingependelt, weshalb die startende Pressphase für alle doch überraschend schnell kam. Unser Weg dauerte nur 10 Minuten. Mein Körper spielte derweil sein Programm ab. Ich veratmete ein paar Wehen im Auto und ging dann in den großen Geburtsraum, welcher bereits vorbereitet und schön beheizt war. Die zweite Hebamme empfing uns. Wieder im Vierfüßler diesmal an der Bettkante starteten wir in die letzte Phase, welche ich als angenehmer in Erinnerung habe, als die Eröffnungsphase, denn jetzt konnte man aktiv mitschieben. Die Pausen nutze ich wieder zur Entspannung. Gerade jetzt erinnerte ich mich an einen Satz aus dem Vorbereitungssport, der hieß „du musst das Loslassen für die Geburt üben“ und gerade das half mir nun, mich für die nächste Presswehe auszuruhen und zu sammeln.

Gegen Ende, wenn das Baby spürbar fast rauskommt, wurden die Schmerzen nochmal intensiver. Der Dehnungsschmerzen tat höllisch weh, aber eben nur so lange wie die Wehe dauerte. Die Hebamme versuchte es mit einer wärmenden Dammmassage zu lindern und kommentierte immer wieder, was gerade passierte und motivierte mich. Die Erholungspause zwischendurch war notwendig, um Kraft und Motivation für den letzten Schub zu sammeln. Und dann war es auch schon geschehen. Unser kleiner Junge erblickte um 13:11 Uhr mit 3.300 kg und 51 cm das Licht der Welt. Er wurde mir sofort in meine Arme gelegt und wir durften uns bewundern. Mir zitterten etwas die Beine aber ansonsten hielten mich meine Hormone fit.

Während der Nachgeburt durften Papa und Sohn im Bett kuscheln, bis ich dazu kam und die ersten Trinkversuche gestartet wurden. Dabei war uns auch die Hebamme behilflich. Nachdem kontrolliert wurde, ob körperlich bei mir alles in Ordnung war, wurden wir zum Ausruhen und Bonding im Zimmer allein gelassen. So konnten wir uns in Ruhe kennen lernen. Vorher wurden wir noch mit Getränken versorgt und gefragt, ob wir Pizza bestellen wollen.

So geschah es, dass wir nach positiver U1, einer erfrischenden Dusche und einer leckeren Pizza gestärkt nach dieser schönen Geburt traditionell ein Foto vor der Tafel im Flur machten.

Mit dem Hebammen-Team gingen wir zum Auto und bedankten uns für diese wunderbare Begleitung. Wir fühlten uns jederzeit gut beraten und bestens aufgehoben.

Ein besseres Erlebnis für meine erste Geburt hätte ich mir nicht wünschen können. Für mich ist ganz klar, dass eine zweite Geburt definitiv wieder im Bielefelder Geburtshaus stattfinden würde.

Lieber Bela,

kaum zu glauben, Du bist schon ein Jahr bei uns… Verrückt, wie schnell die Zeit mit einem so kleinen Wesen verfliegt. Passend zu deinem Einjährigen möchte ich Dir von deiner Geburt berichten.

Weil ich Zahlen sehr gerne mag, hier ein paar wichtige Zahlen und Daten!

Geboren bist Du um 11:13 Uhr an einem wunderschönen und sonnigen Wintervormittag. Mit sechs Tagen Verspätung, denn dein errechneter Geburtstermin war der 02.02.2023. Deine Geburt hat genau 9 Stunden und 15 Minuten gedauert, obwohl die Zeit wie im Flug vergangen ist. Ein lustiger Moment war, als ich nach der Geburt nach der Uhrzeit gefragt habe. Jule: „Dreizehn nach“, ich: „Dreizehn nach zehn?“ (Gegen 8 Uhr habe ich Edith gefragt, was sie denkt, wie lange es noch dauern wird. „In spätestens einer Stunde ist das Baby da.“) Mangels Wehen und deinem Vorhaben, mit der Faust am Kinn auf die Welt zu kommen, hat sich die Geburt zum Ende etwas in die Länge gezogen, daher habe ich nicht – wie gefühlt – dreizehn nach neun gesagt, sondern schon eine Stunde aufaddiert. Mit einem Plus von zwei Stunden hätte ich aber niemals gerechnet. Wahnsinn!

Gestartet ist deine Geburt um 01:58 Uhr. Damit es endlich losging, habe ich ziemlich in die Trickkiste greifen müssen. Nachdem Sauna, Therme, Zimt, Akupressur und sonstiges nicht zum Ziel führten, gab es im Geburtshaus ein wehenförderndes Öl. Mit dem Ut-Öl habe ich gegen 22 Uhr meinen Oberbauch kräftig nach unten massiert und mir dann eine lauwarme Wärmflasche umgebunden. Gegen 23 Uhr bin ich ins Bett gegangen und siehe da, es hat funktioniert! Auf der linken Seite schlafend sind wir beiden unisono von einem innerlichen Knallen aufgeschreckt. Die Fruchtblase war geplatzt; das habe ich zumindest vermutet. Kurioserweise ist kein Fruchtwasser ausgetreten, sodass ich dann doch etwas verunsichert war. Also blieb ich liegen und wollte lieber erst mal schauen, was mein Körper so macht. Falls es nun doch endlich losging, wollte ich noch versuchen, etwas Schlaf zu bekommen. Die leichten und unregelmäßigen Wehen, die ich in den letzten Wochen hatte, waren auch so wie immer. Nach etwa 20 Minuten wundern und horchen hatte ich aber doch das Gefühl, dass sich etwas verändert hat. Es war an der Zeit, den Wehentracker zu starten. Und dann habe ich es nur noch eine viertel Stunde liegend ausgehalten. Die Wehen wurden schnell stärker, sodass ich beschloss, aufzustehen. Und spätestens dann war klar: es geht los, die Fruchtblase war tatsächlich geplatzt. Also habe ich das Bad angesteuert, um entspannt baden zu gehen. Nachdem alles vorbereitet war, habe ich Papa von der frohen Kunde berichtet und mir einen Himbeerblättertee gekocht. Dann ging es in die Badewanne, wo ich es allerdings nicht allzu lange ausgehalten habe. Der Grund dafür bringt mich inzwischen zum Lachen. Der Warmwasserspeicher scheint nachts nur für eine Wannenfüllung zu reichen, danach kommt Eiswasser aus der Leitung. Ein Besuch im Heizungskeller und minutenlanges Laufenlassen später war klar: aus der Leitung wird in dieser Nacht kein warmes Wasser mehr kommen. In der Wanne war ich unter Wehen derweil zum zittrigen Eisklumpen geworden, sodass Papa am Fließband heißes Wasser aufkochen musste und mir letztendlich aus Töpfen das Wasser über den Kopf gegossen hat. Das Warmwasser war nämlich ausgegangen, als ich mir bereits entspannt die Haare einshampooniert hatte.

Nach dem nicht ganz so entspannten Badeversuch hat die Wehenstärke rasant zugenommen und ich habe es in der Wanne nicht mehr ausgehalten. Also ging es raus und gegen 04:45 Uhr haben die Wehen schlagartig eine ganz andere Qualität bekommen, sodass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Im Vierfüßler vor dem Waschbecken reichte es noch für ein „Anrufen!“ und so haben wir erfahren, dass Edith Bereitschaft hat. Wir verabredeten uns auf 06:00 Uhr im Geburtshaus, Edith wollte das blaue Zimmer für uns vorbereiten. Also haben wir alles bereit für die Abfahrt gemacht und siehe da – wir sind sogar erst nach sechs Uhr von zuhause losgekommen. Eine Autofahrt bei Minusgraden und mit starken Wehen im Vierfüßler auf der Rückbank – komischerweise habe ich vorher nicht einmal darüber nachgedacht, dass das als groß gewachsene Person keine so gute Idee sein könnte. Die Autofahrt war für mich tatsächlich der schlimmste Teil der Geburt! Nachdem wir diese mit viel Gebrüll, Kopf-und-Knochen-anhauen und heftigster Zitterei hinter uns gebracht haben, kamen wir im Geburtshaus an und wurden von nun an von Edith mit Tee, Wärmflasche, Decke und allem erdenklichen umsorgt. Die erste Wehe im Geburtshaus (um 06:58 Uhr) ist gleichzeitig die letzte Wehe, die ich noch eigenständig getrackt habe. Von da an hat Edith für meine Wehenstatistik übernommen!

Papa hat auf einem Klemmbrett alles aufgeschrieben. Das hat mich dermaßen irritiert, dass ich ihn ohne viel Federlesen rausgeworfen habe. Zum Glück für ihn – er konnte noch etwas Schlaf nachholen, etwas essen und sich nett mit den anderen Hebammen unterhalten.

Als irgendwann zwischen sieben und acht Uhr zum ersten Mal der Muttermund kontrolliert wurde, war er schon etwa sieben Zentimeter geöffnet, was ich dankend zur Kenntnis genommen habe. Und ein, zwei Wehen später habe ich dann auch schon einen starken Pressdrang verspürt, dem ich nachgeben sollte. Dann kamen auch schon Jule als zweite Hebamme und Finja als Hebammenschülerin dazu. Für mich das Signal, dass es nun ans Eingemachte ging. Papa durfte inzwischen auch wieder rein, deine Geburt sollte er natürlich auf keinen Fall verpassen.

Nun wollte es aber nicht mehr so richtig vorwärts gehen. Wir haben viele verschiedene Positionen ausprobiert, damit Du den Weg um die Symphyse schaffst. Nach der Geburt war sofort klar, warum es hier etwas gedauert hat: Du hattest deine linke Faust am Kinn! Nachdem wir diese Hürde genommen hatten, wurde es leider nicht leichter, da meine Wehentätigkeit immer weniger wurde und sie auch nach langer Warterei und weiteren Massagen mit Ut-Öl nicht wieder stärker wurde. Allmählich habe ich gemerkt, dass meine Kräfte nachließen – das gleiche musst Du auch gemerkt haben. Du hast Dir nämlich ein Herz gefasst und Dich ohne helfenden Wehen versucht, durch das Becken zu schieben. Das war für mich Motivation genug, es Dir nachzutun. So haben wir es dann endlich gemeinsam geschafft, der Kopf war geboren und nach kurzer Rückversicherung habe ich dann nochmal all meine Kraft zusammengeklaubt und dann warst Du da!

Es hat einige Momente gedauert, ehe ich mich nach Dir umgeschaut habe. Dass Du wohl recht kräftig geschrien hast, habe ich überhaupt nicht gehört. Auch Ediths aufmunternden Worten „Schau mal da auf dem Boden, da liegt dein Baby!“ konnte ich für einige Zeit nicht folgen. Aber als ich so weit war, lag da ein lila-blaues Wesen, ein Junge, den ich dann unbeholfen auf den Arm genommen habe und fest an mich gedrückt habe. In diesem Moment hat es sich zugegebener Maßen recht befremdlich angefühlt – ich konnte einfach nicht begreifen, dass Du eben noch in meinem Bauch gewesen sein solltest. Zur Belustigung aller habe ich Dich begrüßt mit „Oh, Du hast ja einen kleinen Eierkopf“. Es sah nämlich so aus, als hätte jemand auf deinem Scheitel ein Ei aufgeschlagen. Das „halbe Ei“ war dann aber so schnell verschwunden, dass ich schon dachte, ich hätte es mir eingebildet. Papa hat es aber auch gesehen!

Etwas umständlich sind wir dann gemeinsam ins Bett umgezogen, sodass auch Papa Dich zum ersten Mal richtig anschauen konnte. Nach einer kurzen Orientierungsphase hattest Du aber nur ein Ziel vor Augen: den Weg zur Milchbar finden. Und ruck, zuck hast Du dir eigenständig den Weg gesucht!

Dann kam der Moment der Abnabelung, die Nabelschnur sollte durchtrennt werden. Diesen Moment habe ich mir immer sehr traurig vorgestellt. Edith konnte es mir leichter machen, da die Nabelschnur bereits auspulsiert war und sie meinte, Du hättest die Verbindung schon längst gekappt. Also habe ich versucht, die Nabelschnur durchzuschneiden. Blöder Winkel, schlechte Sicht – Edith musste nachhelfen! Die Plazenta hatte sich auch schon gelöst, mit etwas Unterstützung wurde sie unkompliziert geboren und anschließend von Edith mit uns zusammen untersucht.

Nachdem Jule meine Geburtsverletzung versorgt hatte, ging es für Dich zur U1: Durchgeführt von Finja unter der Aufsicht von Jule. Du in Zahlen: 50 cm Körperlänge, ein Kopfumfang von 34 cm und ein Gewicht von 3820 g.

Dann konnte Papa Dich auch schon zum ersten Mal anziehen. Wir haben uns von Anita noch fotographieren lassen und dann wurden wir auch schon von Edith und Jule zum Auto begleitet. Etwa drei Stunden nach der Geburt waren wir schon wieder auf dem Weg nach Hause, das war vielleicht ein aufregender Moment!

Seither genießen wir das Leben mit Dir!

Dem Geburtshaus-Team danken wir von ganzem Herzen, dass unser kleiner Bela auf so natürliche Weise, sicher und geborgen in einer unfassbar gemütlichen und entspannten Atmosphäre auf die Welt kommen konnte. Für uns als Familie war es ein magisches Erlebnis!

Die 100. Geburt

Die 100. Geburt an einem sonnigen Septembermorgen im Wasser

Mal wieder bin ich nachts aufgewacht und drehe mich schwerfällig auf die andere Seite. Ups, da fließt etwas aus mir raus, meine Unterhose ist nass. Als ich im Badezimmer bin, kommt noch mehr Flüssigkeit. Ich betrachte sie und erst da wird mir klar: Meine Fruchtblase ist geplatzt. Ich versuche mich zu erinnern, was zu tun ist. Genau, erst mal abwarten, wenn das Fruchtwasser nicht grünlich aussieht. Also lege ich mich wieder ins Bett und erwarte die Wehen, die tatsächlich allmählich kommen und stärker werden. Nach zwei/drei Stunden treiben sie mich aus dem Bett. Ich laufe in der Wohnung umher, telefoniere mit der Hebamme Kathi, dusche, esse ein bisschen und höre die Geburts-Playlist. Ich bin ganz ruhig und erwartungsvoll. Tief einatmen und lange ausatmen, wenn eine Welle kommt. Die Hüfte kreisen und zwischendrin ausruhen. Ich verbringe die meiste Zeit im Kinderzimmer, während Mann und Kind noch schlafen. Gegen fünf Uhr werden die Wehen stärker, es kommt Leben ins Haus. Das Kind hüpft aufgeregt durchs Wohnzimmer, der Mann sucht alle Sachen zusammen. Um halb sechs trifft meine Mutter ein, wir brechen sofort auf. Nun wird das Laufen schwierig und ich töne bei den Wehen. Nach wenigen Minuten Fahrt parken wir hinterm Geburtshaus, der Weg zum Eingang wirkt lang, ich muss mich an der Hauswand abstützen, als wieder eine Welle kommt. Kathi hat auf meinen Wunsch hin die Badewanne schon vorbereitet. Ich gehe noch kurz zur Toilette, ziehe mich dann aus und steige ins warme Wasser. Zu heiß finde ich. Nein, doch lieber wieder wärmer, bitte. Das Fenster auf, dann wieder zu. Traubenzucker und Wasser an der Seite. Ich wechsele die Positionen oft und bitte meinen Mann in die Wanne zu kommen und mich zu stützen. Er streichelt mich zwischen den Wehen. Neben uns sitzen Kathi, der Hebammenstudent Jonas und die zweite Hebamme Maren. Alle drei sind ruhig und sprechen mir zwischendurch aufmunternde Worte zu. Draußen geht langsam die Sonne auf, während bei mir die Presswehen starten. Für ein paar Momente fühle ich mich überwältigt. Was passiert mit meinem Körper, was soll ich machen? Verunsichert schaue ich zu den Hebammen, die mir zusprechen. Dann akzeptiere ich: Mein Baby kommt genau jetzt aus mir raus. Ich spüre, wie es weiter nach unten rutscht und nun macht es mir fast Spaß, zu schieben. Ein lauter Schrei von mir, das war der Kopf, geschafft. Nun verschnaufen. Und da ist der Körper, da ist mein kleiner Sohn im Wasser. Wir haben es geschafft. Ich bin so erleichtert und glücklich. Du kannst ihn ruhig hochnehmen, sagt Jonas, und ich nehme ihn ganz vorsichtig in meine Arme und lehne mich an meinen Mann. Das Baby schreit laut, Jonas macht ein Foto von uns dreien. Die Sonne scheint. Wir warten, bis die Plazenta gekommen ist, bevor abgenabelt wird. Als wir zu dritt im Bett liegen und frühstücken (endlich wieder Camembert!) stellen sich unsere drei Begleiter*innen vor uns und gratulieren feierlich. Jonas strahlt: Wir haben gerade gesehen, dass ihr die 100. Geburt hier seid.

Danke für das tolle Team und die entspannte Atmosphäre bei euch!

Ein besonderer Tag

Es war an einem Montag Mittag. Wir besprachen gerade die Tagesplanung, da fing es doch irgendwie an mich im Unterleib zu zwicken. 

Ausfluss kam auch noch hinzu. Davon hatte ich im Geburtsvorbereitungskurs aber nichts gelernt. Google sagte mir dann : „Alles völlig normal und möglich vor einer Geburt“ 😉 (5 Tage waren es vor dem eigentlichen „Termin“). Recht schnell wurde das Zwicken, was schon etwas mehr als Zwicken war, stärker und häufiger. So beschlossen wir im Geburtshaus anzurufen. Mein Mann beschrieb am Telefon was los war. Zunächst wurde uns empfohlem zu meiner Gynäkologin zu fahren, was für mich unter gar keinen Umständen in Frage kam, zumal mir mein Gefühl sagte, dass wir direkt ins Geburtshaus fahren sollten- und mein Gefühl täuscht mich da recht selten ;-). Die Tasche war selbstverständlich schon lange gepackt. Ich dachte mir, bevor man ins Geburtshaus fährt, macht man sich noch schön frisch und bin duschen gegangen. Die Wehen (da wusste ich endlich mal was Wehen sind – da ich diese häufig gestellte Frage sonst auch nie beantworten konnte, da ja in der Schwangerschaft ständig mal was zwickt und ziept- konnte ich nun sagen, dass dies Wehen sind :-). 

Frisch geduscht ab ins Auto. Aber natürlich erst noch tanken. Bestens vorbereitet. 

14:36 Uhr am Geburtshaus angekommen, empfing uns schon Jule. Treppensteigen ging dann schon nicht mehr ganz so gut. 

Nach einem kurzen Check war klar, dass es losgeht. Die Wanne wurde auch schon für mich vorbereitet – perfekt in der Winterzeit. Jule und Laura unterstützen mich dabei hervorragend. Irgendwann kam auch noch Jana dazu. 

Nach einiger Zeit in der Wanne und einigen interessanten Dialogen mit Jule wie: „Du machst das super“… und: „Ihr braucht jetzt nicht sagen, dass ich das super mache, weil ihr das sowieso zu jeder sagt “ (sorry :-D), wollte ich aus der Wanne. 

Ich wusste schon länger welche Geburtsposition ich präferieren würde und ohne es abzusprechen, wurde sogar genau diese für mich vorgeschlagen und vorbereitet. Laura, Jana und Jule kümmerten sich weiterhin hervorragend um mich. 

Mein Mann wurde stets auf dem neuesten Stand gehalten, da ich schon recht lange für mich beschlossen hatte, die Geburt alleine mit den Hebammen durchzuführen. Um 17:42 Uhr war dann unsere kleine Bambina da.

Ganz ehrlich, ohne diese 3 tollen Frauen, hätte ich das nicht so gut gemeistert. Laura umsorgte mich mit ihrer liebevollen Art und brachte mir alles was ich brauchte. Jana unterstütze mich mit ihrer ruhigen Art während der Geburt und Jule gab mir mit ihrer Geduld, genau die Anweisungen die ich brauchte und machte es mit der Geburt hervorragend. Alle drei unterschiedlichen Charaktäre waren perfekt für mich und die kleine Bambina, die nach einiger Zeit mit mir dann auch zum Papa gebracht wurde und wir dann natürlich auch Zeit zu dritt hatten. Wir durften uns dann sogar aussuchen was wir essen wollten…Hühnersuppe oder Jogurt mit Obst oder…einfach toll. Ich hatte erst mal richtig Lust auf einen Kaffee mit Milch. Und den bekam ich auch, mit dem Essen auf einem schönen Tablett, mit diesen schönen rosa Tassen und einem Teelicht. Einfach schön…!

Nach 3 Stunden fuhren wir dann gemeinsam entspannt nach Hause… 

Vielen Dank für die wunderbare Unterstützung und die schönen Momente!