Leni

Geburtsbericht unserer Tochter Leni

Seit ich den positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielt, stand für mich und meinem Mann fest: Wenn alles gut ist und die Schwangerschaft komplikationslos verläuft soll unser Kind außerklinisch zur Welt kommen. Umso glücklicher waren wir über die Zusage vom Geburtshaus Bielefeld.
Der ET rückte näher und außer reichlichen Übungswehen passierte nichts. Ich war mir ziemlich sicher, dass unsere Maus sicherlich vor dem errechneten Termin kommen würde. Ich wurde aber eines Besseren belehrt. Der 19.04.18 kam und es passierte nichts. Nun musste ich alle 2 Tage zur Vorsorge ins Geburtshaus. Der Befund sah vielversprechend aus. Alles weich, Gebärmutterhals stark verkürzt und der Muttermund mittlerweile schon ca. 1 cm geöffnet. Voller Hoffnung fuhr ich nachhause und war mir sicher: Es geht sicher sehr bald los! Aber es passierte nichts. Langsam begann ich an mir und meinem Körper zu zweifeln aber die Mädels aus dem Geburtshaus machten mir immer wieder während den Vorsorgen Mut und schenkten mir Selbstvertrauen. Das CTG sah immer super aus, der Maus ging es also sehr gut in ihrer kleinen Höhle. Ich bekam das UT-Öl mit und sollte mich öfters damit Einmassieren. Doch auch das brachte überhaupt nichts. An ET+8 hieß es, dass der Muttermund schon 2 cm offen sei. Johanna machte eine Eipollösung und voller Hoffnung fuhr ich wieder nachhause. Binnen 48 Stunden sollten die Wehen einsetzen. Am 28.04. lag ich den ganzen Tag nur auf dem Sofa, hatte viel geschlafen und mich ausgeruht. Abends machte mein Mann noch Pizza und als ich so in der Küche stand, merkte ich plötzlich einen peroidenartigen Schmerz im Unterbauch. Ich schaute auf die Uhr und es war genau 19:00 Uhr. Die Wehen kamen zuerst alle 15 Minuten und waren noch nicht sonderlich schmerzhaft. Appetit hatte ich trotzdem keinen mehr und ich spürte intuitiv, dass es los ging und die Geburt mit vollem Pizzamagen zu meistern nicht die beste Idee sei. Mein Mann und ich beschlossen noch einen Spaziergang zu machen und währenddessen verkürzten sich die Intervalle zwischen den Wehen sehr schnell auf alle 5 Minuten. Zuhause angekommen wollte ich noch gerne in die Wanne um den ultimativen Test zu machen. Fehlalarm??? In der Wanne konnte ich mich sehr gut entspannen und die Wehenabstände wurden auf einmal etwas länger. Völlige Enttäuschung!!! Um ca. 22:00 Uhr kamen die Wehen plötzlich mit so einer Heftigkeit und Stärke, dass ich sie veratmen und vertönen musste. Ich erinnerte mich an die goldende 3-2-1 Regel und bemerkte schnell, dass die bei mir nicht ganz funktionierte, denn schon in der Wanne hatte ich keine Wehenpausen mehr und die Intensität nahm immer mehr zu. Um 23:00 Uhr riefen wir das erste Mal die Hebammennummer an. Katharina sagte uns, wir sollten noch etwas warten und erinnerte an die 3-2-1-Regel. Ich stieg nach dem Anruf aus der Wanne und vertönte die Wehen im Wohnzimmer. Ich sagte immer wieder zu meinem Mann: Es kommt schon wieder eine Wehe. Ich hab gar keine Pausen mehr. Nach etwa 15 Minuten meinte ich: Ruf SOFORT an. Inzwischen war es ca. 00:15 Uhr. Wir verabredeten uns zu 01:00 Uhr aber fuhren schon etwas früher los, weil ich merkte, dass ich die Fahrt sonst nicht mehr schaffe. Die 15-minütige Autofahrt verbrachte ich wehend auf der Rückbank. Um 00:45 Uhr waren wir im Geburtshaus und Katharina hatte schon alles vorbereitet. Sie untersuchte mich und stellte mit großen Augen fest, dass mein Muttermund schon vollständig geöffnet war und meinte, wenn ich Druck nach unten verspüre darf ich schon mitschieben. Und wie ich den verspürte!!!! Ich wollte wieder gerne in die Wanne und während ich vom Bett zur Wanne ging überkam mich die erste Presswehe. Ich vertraute meinem Körper voll und ganz und auch Katharina sagte, wie toll ich das mache. Das gab mir Sicherheit und die Kraft für die letzte Phase. Nach ca. 8 weiteren Presswehen kam unsere kleine Leni um 01:21 Uhr in ruhiger und entspannter Atmosphäre in der Wanne zur Welt. Es war geschafft!!! Sie war endlich da!!!Was für ein Wunder!!! Johanna versorgte Leni und meinen Mann 🙂 und Katharina war für mich da und versorgte meine minimale Verletzung. Danach durften wir zu dritt im Bett kuscheln und bekamen noch zur Stärkung eine Hühnersuppe. Um 04:30 Uhr waren wir dann auch schon wieder zuhause und sind voller Glück in unser Bett gehuscht. Wir möchten uns von ganzem Herzen bei dem gesamten Hebammenteam für die liebevolle und kompetente Betreuung während der Schwangerschaft, Geburt und Nachsorge bedanken! Ihr macht so klasse Arbeit! Die Geburt verlief so, wie ich es mir erträumt habe und es war das schönste Erlebnis in unserem Leben,dank euch!!!

Tilda- auch beim 5. Mal ist alles neu

Ich erwartete mein 5. Kind.

Das 2. mit Geburtshausbegleitung. Aus Erfahrung wusste ich, ich gehe immer in die 42.

Schwangerschaftswoche und es beruhigte mich sehr die Hebammen an meiner Seite zu haben.

Die ersten 3 kamen in 3 verschiedenen Kliniken nach Einleitungen auf die Welt und sowas wollte

ich nie wieder erleben! Erst recht nicht nach der tollen Geburt meiner 4. Maus 2016.

Als ich eine Woche über Termin war hatte ich bereits einige Wehen hinter mir die nichts gebracht

hatten. Außerdem war es immer noch so heiß, wie den ganzen Sommer schon und ich genoss es

eigentlich mit den Kindern und meiner tollen Babykugel im Freibad zu sein. Nach Geburt war mir

irgendwie so gar nicht. Ich fing also schon an zu „verhandeln“ ob man nicht auch über et+14 hinaus

gehen könne.

Am 31.7. dachte ich dann es geht los. 2 Stunden lang starke Wehen alle 3 Minuten. Ich freute mich

auf das Geburtsdatum 1.8.18 – aber nein. Alles beruhigte sich.

Am 1.8. Abends der 2. vermeintliche Start. Die Wehen waren sehr schmerzhaft. Gingen über 2-3

Minuten und ließen mir immer nur eine Minute um zu verschnaufen. Diesmal 3 Stunden. Dann war

es schlagartig vorbei.

Am 2.8. hatte ich den ganzen Tag einen harten Bauch. Immer wieder mal Wehen und Schmerzen.

Langsam war ich genervt. Jetzt traute ich mich nicht mehr weit weg von zu Hause, konnte mich

kaum rühren… so machte auch mir die Babykugel keinen Spaß mehr.

Als es Abends wieder mit starken Wehen losging war ich nur noch frustriert. Würde ja eh wieder

alles nichts bringen.

So ab 22 Uhr wurde ich etwas lauter im veratmen und mein Mann wollte im Geburtshaus anrufen.

Nach den letzten 2 Abenden vertraute ich meinem Körper aber nicht mehr. Ich sagte, bevor die

Fruchtblase nicht platzt wecken wir niemanden.

Ich wanderte durchs Haus. Konnte nicht sitzen und liegen. Musste dauernd auf Toilette. Tiefe

Hocke ging irgendwann auch nicht mehr vor Schmerzen. Ich musste stehen. Stützte mich am

Türrahmen ab unter den Wehen und weinte irgendwann fast. Aber die Wehen kamen mal nach einer

mal nach 5 Minuten. Gingen mal 3 Minuten und mal 30 Sekunden. Manche Wehenabfolge war wie

eine 10 Minuten Dauerwehe. Keine Regelmäßigkeit zu erkennen und die Fruchtblase war ganz. Ich

fixierte mich komplett auf den Gedanken dies sei ein Fehlstart.

So ab 2 Uhr verschrie ich jede Wehe. Ich bekam Druck und dachte ich muss auf Toilette. Natürlich

kam nie was. Wanne war unerträglich. Eigentlich alles war unerträglich.

Mein Mann bekam so langsam Panik durch mein Geschrei. Angst um mich aber auch ganz simpel,

dass Nachbarn oder Kinder geweckt werden könnten (eine Nachbarin wurde auch tatsächlich

geweckt, war aber zum Glück vorgewarnt, dass es eine Hausgeburt werden könnte).

Um 3 erlaubte ich ihm im Geburtshaus anzurufen. Langsam war auch ich verzweifelt und wollte

jetzt endlich schlafen, nach diesem schmerzhaften Fehlstart.

Meike ging dran. Sehr schön. Sie hatte auch meine kleinste Tochter 2 Jahre zuvor als erste begrüßt.

Ich sagte ihr mein Muttermund sei ganz sicher noch zu, aber die Schmerzen seien nicht auszuhalten.

Als eine Wehe kam musste ich das Telefon schreiend zu meinem Mann werfen. Ich hatte mich gar

nicht mehr unter Kontrolle. War so langsam überzeugt ich würde sterben.

Das dachte ich immer direkt bevor das Baby kam, aber ich war so auf Fehlstart fixiert, es klingelte

nicht bei mir.

Wir probierten eine weitere halbe Stunde alleine rum mit Wanne und Seitenlage.

Dann wollte ich zu Meike. Ich wollte auch nicht hier auf sie warten. Ich musste jetzt aktiv was tun

um mich abzulenken. Sachen packen, Mama herbestellen, rein ins Auto und Gas.

Bei jedem Huckel – und der Weg bestand nur aus Huckeln – schrie ich aus vollem Hals. Ich war

erstmal 2 Tage heiser danach.

Das Gefühl auf Toilette zu müssen war unerträglich.

Am Geburtshaus schrie ich auch erstmal die Nachbarschaft wach. Und dann stand Meike neben mir.

Endlich jemand ohne Angst. Sie war völlig ruhig. Machte mir nochmal das tiefe Ooo vor mit dem

ich die Panik eindämmen konnte.

Erstmal wollte sie gucken ob der Muttermund wirklich zu war. Auf dem Rücken liegen fand ich

jetzt erstmal grausam, aber was sein muss…

Sie guckte und meinte sie müsse unter der Wehe schauen.

Jetzt verzweifelte ich endgültig. Für mich stand fest es tat sich nichts und sie wollte mal gucken ob

Druck kommt unter der Wehe.

Als die nächste kam öffnete sie einen Fruchtblasenwulst der den Muttermund verschloss und Baby

nicht vorbeiließ.

In einem Schwall Fruchtwasser kam Baby hinterher geschossen.

Das war nun schneller als erwartet. Ich schrie und presste unkontrolliert. Meike wollte mich etwas

ausbremsen. Aber ich konnte nicht aufhören, der Drang war zu stark.

Als der Kopf da war gabs eine kurze Pause. Ich berührte die weichen Locken. So viele Haare.

Gleich hätte ich es geschafft.

Bei der nächsten Wehe musste Meike dem Baby kurz helfen. Ich merkte wie der Körper kurz

feststeckte, aber sie ruckelte etwas und schon war das Baby da.

Mein Mann quietschte ganz verliebt „oh es ist ja ein Mädchen“.

Und schon hatte ich meine Tilda auf dem Bauch liegen.

Es war 4:20 Uhr am 3.8. Et+9.

Wir warteten erst auf die Plazenta und nabelten dann ab. Dori kam als 2. Hebamme. Sie verpasste

natürlich leider die Geburt, wie auch die Hebammenschülerin.

Wir kuschelten noch, stillten bereits ausgiebig. Frühstückten etwas Obst. Dori half mir beim

duschen.

Wir lachten über die Geburt, meine tollen Selbstdiagnosen und das viele Fruchtwasser.

Nach gut 2 Stunden fuhren wir zu dritt nach Hause wo nach und nach die Geschwister wach wurden

und sich über ihre tolle Schwester freuten.

Danke Meike und alle anderen Hebammen, dass man bei euch so tolle Geburtserfahrungen haben

kann und so herrlich ruhig das erste Kennenlernen genießen kann.

Danke für die Betreuung vorher schon und im Wochenbett.

Ich vermisse es jetzt schon zu euch zu kommen.

 

Ole

 

 

Heute bist du eine Woche alt, kleiner Ole und ich werde versuchen, deine wunderbare Geburt in Worte zu fassen.

 

Vielleicht beginne ich mit der Geburt aus Sicht des Vaters:

 

Am Abend des 19.07.2018 gehe ich wie gewohnt schlafen. Jede Nacht könnte es soweit sein, dass sich Ole auf den Weg macht. Plötzlich werde ich geweckt: „Ich habe Wehen!“. Schon ist meine Frau wieder aus dem Schlafzimmer verschwunden. Ins Bad. Es muss kurz vor 4Uhr morgens sein, aber das nehme ich in diesem Augenblick gar nicht so genau wahr.

Ich ziehe mich an, schließe die Türen der Kinderzimmer in denen die zwei älteren Brüder schlafen und folge ihr ins Badezimmer. Dort sitzt sie auf der Toilette und veratmet ihre Wehen. Sie scheinen sehr stark zu sein. Ich warte auf Anweisung von ihr. „Ich kann nichts sagen!“, presst sie hervor. Ich fordere sie auf, weiterzuatmen, statt die Luft anzuhalten. Vorsichtig trockne ich ihr Gesicht ab. Und nach kurzer Zeit die zwei Worte: „Ruf an!“ Das bedeutet, dass ich den Hebammen Bescheid geben soll. „Küche, Mutterpass, 1.Nummer!“ Ich gehe Telefon und Mutterpass holen und wähle die Nummer. Nochmal von vorne, ich habe mich vertippt. Sabine geht ans Telefon. Ihre Fragen kann ich kaum beantworten, da ich ja bis gerade noch geschlafen hatte. „Sie hat sehr starke Wehen!“ Meine Frau ergänzt mühsam „Um 3Uhr fing es an!“ Sabine gibt an, dass sie Johanna anrufen werde, da diese 500m von uns entfernt wohnt und damit den kürzeren Weg zu uns hat. Ich sage meiner Frau, die immer noch auf der Toilette sitzt, dass ich die Haustür aufschließen und Folien im Wohnzimmer auslegen werde.

Ich höre, dass das Telefon klingelt, das ich im Bad habe liegen lassen. Als ich dort bin, ist es vorbei. „Kannst du zurückrufen?“ bittet meine Frau. Ich rufe zurück, es ist Sabine. Sie habe Johanna angerufen. Wo meine Frau den Druck spüren würde, möchte sie wissen. „Nach unten! Ich glaube, er kommt!“ Meine Frau erhebt sich von der Toilette. Ich lege auf. „Das Köpfchen kommt! Handtücher!“ Danach: „Hilf mir ihn zu halten!“ Ich halte bereits meine Hand unter dem Köpfchen meines Sohnes. „Ist es schon ganz draußen?“ möchte meine Frau wissen. „Noch nicht ganz!“ erkläre ich ihr. Sie schiebt mit und schon ist der Kopf geboren. „Jetzt!“ teile ich ihr mit. „Ich versuche zu warten, dass sich die Schultern drehen können!“ erklärt sie mir. Aber das höre ich gar nicht. Ich wähle die Sabines Nummer und berichte ihr, dass das Köpfchen schon da ist. Sollte ich weitere Anweisungen brauchen, kann ich sie direkt fragen. Ich lege das Telefon auf den Boden. Und schon schiebt meine Frau den Körper unseres Sohnes in meine Hände. Da ist er. Etwas bläulich sieht er aus. Ich höre die Türklingel. Mit Geburtshelferhänden öffne ich Johanna die Tür und begrüße sie grinsend: „Zu spät!“ Ab jetzt übernimmt Johanna. Sie gibt Sabine kurz eine Rückmeldung, dass sie jetzt da und alles in Ordnung ist und legt auf. Zeitpunkt der Geburt 4.14Uhr. Habe ich nicht gerade noch geschlafen?

 

Aus meiner persönlichen Sicht werde ich etwas ausschweifender:

 

Es ist November 2017, mein Mann und ich stehen im Bad und gucken auf den Schwangerschaftstest. „Sie sind schwanger“. Mein dritter Test fürs dritte Kind. Wir haben bereits zwei Jungen. Es ist Wochenende und ich nehme mir vor, am Montag morgen direkt im Geburtshaus anzurufen und mich dort zur Hausgeburt anzumelden. So mache ich es. Dort wird meine Anmeldung sehr herzlich aufgenommen. Um mir meine Entscheidung offen zu halten, melde ich mich ebenfalls in einer Privatklinik an. Diese möchte ich mir an einem Informatiionsabend einmal anschauen. Die telefonische Anmeldung dort ist eher sachlich.

 

Mein Mann und ich haben entschieden, den Kindern erst nach gut verlaufenen 12 Wochen vom Familienzuwachs zu erzählen. Am Silvestermorgen liegen wir zu viert im Bett, als wir es ihnen mitteilen. Alleine für die leuchtenden Augen der Jungs hat sich unsere Entscheidung für ein drittes Kind schon gelohnt. Unser ältester Sohn entscheidet für sich, dass es ein Mädchen werden soll. Er möchte wissen, wie es mit einem Mädchen ist. Und dann könne er sie später heiraten.

Als sich einige Wochen später herausstellt, dass es ein Junge wird, stellt er ganz überzeugt fest: „Das Baby lässt nicht über sich bestimmen!“ Wie recht er hat!

 

Anfang des Jahres beginnen dann die Vorsorgeuntersuchungen im Geburtshaus. Der Infoabend in der Klinik kommt, es ist rappelvoll und ich bin schon im ersten Teil der Veranstaltung mit verschiedenen Aspekten uneins. Sollte ich in einer Klinik entbinden müssen, würde ich die ambulante Variante wählen (Notfälle ausgeschlossen). In der Pause spreche ich den Arzt an, wie es denn mit Verlegungen von Hausgeburten sei, wenn diese notwendig würden. Da die Klinik kontrollierte Geburten durchführen würde, wäre dies nicht möglich. Auch blieben die Frauen nach der Geburt mindestens vier Tage stationär. Das reicht mir aus, mich gegen die Klinik zu entscheiden, so dass wir bereits in der Pause den Infoabend verlassen.

 

Bei den zwei vorhergehenden Schwangerschaften hatte ich jeweils einen Geburtsvorbereitungskurs belegt. Diesen empfinde ich jetzt als nicht notwendig. Meine Schwester hat mich mit diverser Literatur zum Thema Geburt (Hypnobirthing, Alleingeburt, Meisterin der Geburt,…) versorgt. Ich bin dadurch informierter denn je. Auch im Bezug auf mögliche Komplikationen und wie ich diese als Frau positiv unterstützen und ihnen entgegen wirken kann. So selbstverständlich mein Verständnis einer natürlichen und selbstbestimmten Geburt bereits war, umso sicherer fühle ich mich jetzt. In der Theorie hatte ich mir vorgenommen, regelmäßig Übungen aus dem Hypnobirthing zu machen. Genauso wollte ich, im Gegensatz zu den zwei vorhergegangen Geburten einen Schwangerschaftskurs wie Yoga oder etwas ähnliches belegen. Ein paar Atemübungen habe ich sporadisch durchgeführt. Das war es dann auch. Mit zwei Kindern war ich jedoch sowieso in Bewegung.

 

Bei den Vorsorgeuntersuchungen im Geburtshaus sollte ich alle mir noch unbekannten

Hebammen kennenlernen. Sabine und Edith kannte ich bereits von der Geburt meines zweiten Kindes. Ein Treffen mit Johanna konnte zweimal nicht stattfinden (Krankheit meiner Kinder und dann kam eine Geburt dazwischen), dafür hatte ich drei Termine bei Dori. Ein Zeichen?

 

Da die beiden ersten Kinder je zwei bzw. drei Tage vor dem errechneten Entbindungstermin zur Welt kamen, bin ich fest davon überzeugt, auch in dieser Schwangerschaft nicht über den Termin zu gehen. Laut Ärztin könnte ich mit dieser Vermutung recht haben. Da geschätze Gewicht teilt sie mir mit, den Kopfumfang nicht, jedoch frage ich auch nicht. Irgendwie ist es mir hier lieber, ich weiß nicht, was mich erwartet.

Beim letzten Vorsorgetermin im Geburtshaus bei Maike erkundige ich mich, wie es eigentlich mit Akupunktur aussieht, beim dritten Kind. Irgendwie wollte ich mich längst danach erkundigen, jedoch habe ich es im Alltagstrott immer vergessen. Sie rät mir jedoch davon ab: „Oder möchtest du, dass es direkt losgeht und es von uns keiner mehr zu euch schafft?“

 

Mein ursprünglicher „Plan“ ist es, dass Zwerg Nr. drei zumindest ein paar Tage vor den Sommerferien zur Welt kommt, um mit Hilfe von Kita und Schule noch ein paar Ruhestunden am Tag zu Hause zu haben. Die Sommerferien beginnen, ich bin noch immer schwanger. In den Abendstunden spüre ich immer mal wieder ein wehenähnliches Gefühl, jedoch nicht so stark, dass es der Startschuss zur Geburt wäre.

Der erste Feriendienstag ist der errechnete Entbindungstermin und ich tauche doch wieder bei meiner Ärztin auf: „Sie wollten heute doch nicht mehr kommen!“ Auch hier scheint unser drittes Kind gerne selber entscheiden zu wollen. Die Untersuchung der Ärztin ergibt, dass der Muttermund sich auf 3cm geöffnet hat, alles andere auch soweit in Ordnung ist. „Alles was Sie brauchen, sind ein paar Wehen!“ Sie möchte mich nach einer Woche wiedersehen, die anderen Termine werde ich im Geburtshaus wahrnehmen. Eine Eipollösung möchte ich nicht vornehmen lassen. Ich denke, dass Körper und Kind

sich melden werden, wenn sie bereit sind. An diesem Tag rufe ich also im Geburtshaus unter der ersten Handynummer an und teile mit, dass mein Entbindungstermin erreicht ist und ich einen Termin in zwei Tagen zur Kontrolle bräuchte. Ich habe Johanna am Telefon. Sie ist die einzige der Hebammen, die ich bisher nicht kennengelernt habe. Sie gibt mir einen Termin in zwei Tagen bei sich selbst, damit wir uns auch noch kennenlernen können, da sie in der Woche mit Sabine Dienst hat. Da Sabine bereits das Geburtsvorbereitungswochenende bei unserem zweiten Kind gemacht hat und dann auch bei dessen Geburt dabei war, freue ich mich sehr und hoffe, dass sie erneut bei der Geburt unseres Kindes dabei sein wird. Abends habe ich weiterhin ein paar Wehen, sobald ich mich ins Bett lege, sind diese verschwunden.

Donnerstags lerne ich also Johanna kennen. Nach der Vorsorge verabschiedet sie sich augenzwinkernd bei mir mit den Worten: „Bis später dann!“

 

Ein weiterer Plan von mir war es, dass ich mich, wenn ich meine, dass die Geburt losgehen sollte, in die Badewanne legen werde. Da wir selber kein haben, bin ich auf die Wanne meiner Eltern angewiesen. In den Schwangerschaften habe ich nicht gebadet. Jedoch habe ich sowohl am Abend vor der Geburt unseres ersten als auch unseres zweiten Kindes ein Bad genommen, wonach es einige Stunden später losging. Zufall?

Das Problem an der Sache ist, dass das Bad meiner Eltern renoviert wird. Es zieht sich jetzt bereits in die fünfte Woche und erst wenn der Maler sein ok gibt, darf Feuchtigkeit an die Wände, sprich, darf gebadet werden.

Johanna hatte mir ein Uterus-Öl mitgegeben, dass die Wehen anregen soll. Da ich es nicht im Badewasser anwenden kann, könnte ich es jedoch auch auf den Bauch massieren.

 

Als ich aus dem Geburtshaus zurück komme, treffe ich meine Mutter, die mich mit der Neuigkeit begrüßt, dass das Bad zum Baden freigegeben worden sei. Es scheint fast, als täte es ihr leid, dass ich so lange darauf warten musste. Das Waschbecken, die Heizung, das Licht,… alles fehlt noch, aber ich kann baden.Als die Kinder also im Bett sind, verschwinde ich zu meinen Eltern und nehme ein Bad mit Ut-Öl. Zu merken ist nichts, keine Wehen wie an den Abenden vorher. Also beenden wir den Abend wie gewohnt und gehen schlafen.

 

Nachts um kurz nach drei Uhr wache ich von einem bekannten Schmerz auf. Ich weiß sofort, dass war eine Wehe!!! Ich veratme diese sofort. Als die nächste Wehe kommt und ich auf die Uhr schaue, ist es 3.24Uhr. Ich verschränke meine Hände mit starkem Druck ineinander, um den Schmerz besser aushalten zu können und konzentriere mich aufs atmen. Die Dauer der Wehe spielt für mich noch keine Rolle, da sie bei diesem Abstand ja noch nicht so akut sein können. 3.36Uhr ist es bei der nächsten Wehe. Ich möchte nicht mehr liegen bleiben. Ich schnappe mir meine bequeme Hose und eine Jacke zum Überziehen und verlasse leise das Schlafzimmer.

Zu meinen Vorstellungen der Geburt gehörte ebenfalls, dass ich, schließlich ist es Juli, entspannt durch den sommerlichen Garten wandere und dort ein paar Wehen veratme.

Bei Kind Nr.2 hatten wir recht schnell nach Wehenbeginn den Hebammen Bescheid gegeben, da nach der ersten Geburt von 3 ½ Stunden eine kürzere Geburt zu erwarten war. Gedauert hat sie dan tatsächlich 5 Stunden. Daher möchte ich jetzt noch keinen Trubel machen. Es war ja auch erst Wehe Nr. 3. Ich gehe auf die Gästetoilette, als die nächste Wehe kommt. In dieser Position auf der Toilette sitzend geht es irgendwie besser, aber die Wehen werden auch stärker. Kurz kann ich mich aufstellen und das Becken kreisen lassen, sinke dann jedoch direkt wieder auf die Schüssel. Ich veratme, versuche mich zu entspannen, rufe mir in Erinnerung, was ich mir aus den Büchern angelernt habe. Aber irgendwie müsste ich meinem Mann Bescheid geben. Ich möchte und kann nicht durchs ganze Haus schreien. Ich harre aus und warte einen Moment ab, in dem ich mich besser bewegen kann.

Dann „sprinte“ ich gefühlt ins Schlafzimmer: „Ich habe Wehen!“ und verschwinde ins Badezimmer, wo ich mich auf der Toilette niederlasse.Einen Augenblick später kommt mein Mann ins Bad. Er wartet ruhig ab und erinnert mich zwischendurch daran, dass ich weiteratmen und nicht die Luft anhalten soll. Ich schwitze und er trocknet mir mit einem

Handtuch das Gesicht ab.

„Ruf an! Küche, Mutterpass, 1.Nummer!“ Er verlässt das Zimmer und ist kurz danach wieder da. Ich versuche tief in den Bauch ein- und nach unten auszuatmen. Er kommt zurück. Ich merke, dass er die Telefonnummer zweimal eingeben muss, er hat sich wohl vertippt. Er meldet sich am Telefon und erklärt, dass ich starke Wehen habe. Dann legt er wieder auf. Auf dem Geburtsbericht des Geburtshauses ist später zu lesen, dass es 4 Uhr ist, als er anruft. „Das war Sabine, sie ruft Johanna an, damit sie kommt“! „Ich gehe die Haustür aufschließen und lege Folie aus!“ Dann ist er weg. Einen Augenblick später klingelt das Telefon. Ich komme nicht dran, da ich mich nicht von der Toilette wegbewegen möchte und sprechen hätte ich eh nicht können. Mein Mann hat das Telefon klingeln gehört und kommt zurück ins Bad. Das Klingeln hat bereits aufgehört. Ich stöhne und atme und ächze weiter vor mich hin und bitte ihn kurz angebunden, doch zurückzurufen. Es ist Sabine. Sie teilt meinem Mann mit, dass Johanna informiert ist und sich auf den Weg macht. 500m Entfernung liegen zwischen unseren Häusern. Daher hatten Sabine und Johanna bereits ausgemacht, dass bei Bedarf Johanna als erstes vorbei kommt. Mit dem Fahrrad ist sie etwa eine Minute unterwegs.

Dann möchte Sabine am Telefon wissen, wo ich den Druck spüre. „Nach unten! Ich glaube, das Kind kommt!“ Dass mein Mann auflegt, bekomme ich gar nicht mit. Ich stehe von der Toilette auf und kann bereits das Köpfchen fühlen. Ich bitte meinen Mann: „Kannst du mit festhalten?“ Dann hocke ich mich hin. „Handtücher!“ fordere ich ein. Er greift nach den ersten zwei Handtüchern, die er in der Schublade in die Hand bekommt und legt sie auf den Boden.

Ich versuche sanft zu pressen, eher zu schieben, und spüre, wie das Köpfchen sich herausschiebt. „Ist es ganz draußen?“ Ich suche nach Absicherung, um zu wissen, was ich zu tun habe. „Noch nicht ganz!“informiert mich mein Mann. Ich schiebe weiter und bekomme die Information: „ Jetzt ist es draußen!“ „Dann versuche ich jetzt zu warten, dass sich die Schultern drehen können!“ versuche ich mir selbst Anweisungen zu geben. Ich bekomme in dieser Phase gar nicht mit, dass mein Mann erneut Sabine anruft, um ihr zu sagen, dass das Köpfchen geboren ist und er bei Bedarf gerne Fragen an sie stellen können möchte. Ich kann jedoch nicht lange warten, denn das Gefühl lässt mich weiterschieben. Es scheint gereicht zu haben, denn der kleine Körper wird geboren. Es ist 4.14Uhr. Er sieht ein bisschen bläulich aus, sonst jedoch wie ein perfektes, kleines Wesen. Ich begrüße ihn ganz glücklich. „Es hat geklingelt!“ merkt mein Mann, ich hatte es nicht gehört. Johanna erzählt später, dass sie bereits ein zweites Mal geklingelt hat, da wir das erste Klingeln wohl nicht gehört hatten. Jens legt den kleinen Ole vorsichtig auf eins der Handtücher und geht mit angewinkelten Armen zur Haustür, um Johanna zu öffnen. Später erzählt er mir, dass er ihr mit den Worten: „Zu spät!“ die Tür geöffnet habe.

Ich bin noch ganz überwältigt von dem, was da gerade passiert ist, als Johanna hereinkommt, die Situation mit einem Blick zu erfassen scheint, mir gratuliert und den kleinen Ole begutachtet. Ich ziehe mein Oberteil aus und nehme Ole an meinen nackten Körper. Er fühlt sich sehr gut an. Johanna zeigt uns, dass die Nabelschnur bereits auspulsiert ist, so dass mein Mann diese durchschneiden kann. „Möchtest du das dieses Mal selbst machen?“ fragt er mich. Jedoch finde ich, dass das irgendwie seine Aufgabe ist. Johanna packt ihr Notfallset aus (die Geburtstasche ist ja im Geburtshaus) und Mein Mann schneidet die Nabelschnur durch. Dann wird Ole, nachdem ich ihm mit einem Griff zum Toilettenpapier das erste Mal den Po abgeputzt habe, in ein Handtuch gewickelt und mein Mann nimmt ihn auf den Arm.

„Spürst du schon ein bisschen Druck?“ fragt mich Johanna im Hinblick auf die Plazenta, die noch geboren werden muss. Ich spüre keine Wehe, aber ein bisschen Druck nach unten. Johanna zieht vorsichtig an der Nabelschnur, ich presse einmal und die Plazenta ist da. „Du hast nicht viel Blut verloren. Fühlst du dich vom Kreislauf fit und möchtest Duschen?“ fragt mich Johanna. Nach dem Duschen gehen wir ins Wohnzimmer, wo die ausgebreiteten Folien ungenutzt herumliegen. Auf dem Sofa führt Johanna die U1 durch. In dieser Zeit klingelt es erneut und Sabine kommt dazu. Ich habe sie seit der Geburt unseres zweiten Sohnes vor 4 ½ Jahren nicht mehr gesehen und freue mich sehr darüber, dass sie noch dazu kommt. Nach der U1 wechseln Ole und ich ins Bett. Als wir an den Kinderzimmertüren vorbeikommen, staune ich, dass ich gerade direkt neben ihren Türen

ein Baby zur Welt gebracht habe, und beide großen Brüder weitergeschlafen haben.

Nach einer Weile des Kuschelns hilft mir Sabine beim ersten Anlegen. Einen kleinen Moment dauert es, dann beginnt Ole zu saugen. Ein guter Start!

Johanna und Sabine machen den Schreibkram fertig, Sabine untersucht mich noch und zum Glück ist es wie beim vorherigen Mal, dass nichts genäht werden muss.

 

Nachdem sich Johanna und Sabine verabschiedet haben, nutzen wir den ruhigen Moment zu dritt. Um halb sieben hören wir unseren großen Sohn und mein Mann geht zu ihm, um ihn zu holen. Er ist noch etwas verschlafen, jedoch beginnen seine Augen zu leuchten, als wir ihm seinen Bruder Ole vorstellen. Ganz andächtig und vorsichtig wiederholt er den Namen „Ole“. Und dieses Leuchten und diese Bewunderung in seinen Augen sind bis heute geblieben.

Bis unser mittlerer Sohn aufwacht vergeht noch einige Zeit und auch er schaut sehr glücklich und selig auf den kleinen Zwerg.

 

Abschließend kann ich sagen, dass dieses besondere Erlebnis, Oles Geburt so selbstverständlich und ruhig gemeistert zu haben, für meinen Mann und mich etwas ganz besonderes ist. Wir sind stolz auf uns! Und der verbogene Toilettenpapierhalter erinnert mich täglich daran!

Vielen Dank an das Geburtshaus mit all seinen wunderbaren Hebammen, die uns auf dem Weg zu dieser natürlichen, unkomplizierten und wundervollen Geburt begleitet haben. Macht weiter so!

 

Justus

Geburtsbericht von Lena

22.Mai.2018 Justus – unser zweites Schnappskind

 

Die Geburt von Justus hat eine lange Vorgeschichte, weil ich seit der 36. SSW immer wieder so deutliche Vorwehen spüre, die teils schon regelmäßig, aber in größeren Abständen kommen, und schon mal einen Tag oder Nacht lang dauern – dass ich permanent in Habacht-Stellung bin, es könnte demnächst losgehen, weil es beim ersten Kind auch so war. Aber Justus sieht das offensichtlich ganz anders und geht noch in die Nachspielzeit. Als ich am errechneten Termin beim Frauenarzt bin, heißt es, na ja das Fruchtwasser sei wenig, die Plazenta verkalkt und der Platz auch eng, es wird Zeit, dass er rauskommt. Ich bin durcheinander nach diesem Arztbesuch, was will man mir sagen? Ein Gespräch mit Kati nimmt mir Ängste und Sorgen, denn die meisten Kinder kommen nach dem errechneten Termin und weil es Zeit ist, ist es auch normal, dass Fruchtwasser und Platz gering sind. Zwei Tage (40 +2) später gehe ich wieder zu Vorsorge bei der Frauenärztin und diese möchte, da sie selbst im Urlaub sein wird, alles abgesichert wissen und schickt mich zur genaueren Untersuchung ins Krankenhaus, um ggf. eine Einleitung abzusprechen. Ein Dopplerultraschall soll klären, ob die Versorgung noch gesichert ist und das Fruchtwasser zum Warten ausreicht. Da bei meinem ersten Kind im Krankenhaus, die Geburt am Wehentropf endete, graute es mir vor einer Einleitung. Mir geht es mit diesen Gedanken und Ängsten im Kopf gar nicht mehr gut, ein weiteres Telefonat mit Johanna, macht mich wieder zuversichtlicher. Zu diesem Zeitpunkt war ich schon sehr froh, mich für das Geburtshaus und die Betreuung durch die Hebammen entschieden zu haben – dieses ständige Risikodenken und Angstmachen durch die Medizin verunsichert mich persönlich nur, auch wenn es gut gemeint ist. Die Untersuchung am Tag 40+3 ergibt alles sei noch im Normbereich, aber länger als eine Woche würde man so nicht mehr warten. Einen Tag darauf (40+4) haben wir einen Vorsorgetermin bei Johanna, die mit uns nochmal alles durchspricht und Mut macht. Es gibt ein Fläschchen Ut-öl, mit ein paar Tropfen davon soll ich abends baden gehen, es könnte den Geburtsvorgang beschleunigen. Kaum zu glauben, nach vier Tagen Verwirrung gehe ich aus dem Geburtshaus fröhlich und entspannt raus, die Sonne scheint, wir spazieren noch ein bisschen und ich bin mir sicher wir können noch warten. Auch wenn der Bauch gefühlt schon zwischen den Kniekehlen hängt und ich mich irgendwie gar nicht mehr großartig bewegen kann. Wir verbringen noch zwei wirklich schöne Tage zu dritt, gehen ins Freibad und lassen es uns im Garten gut gehen. Seltsamerweise melden sich in den Tagen zwei alte Freundinnen bei mir, die ich schon lange nicht mehr gesprochen habe, deren Kinder ein oder sogar zwei Wochen nach Termin kamen. Ich frage mich schon wie man das mit diesen ganzen Untersuchungen und Abwägungen mental durchsteht, es macht mir aber auch Mut, denn andere haben das auch schon geschafft. Die Nacht von Pfingstsonntag auf Pfingstmontag (40 +5) ist seltsam, ich wache auf, kann nicht richtig schlafen, bin irgendwie nervös und unruhig. Am Morgen scheint die Sonne und es wird ein ‚perfekter‘ Tag, einfach schön zu dritt. Abends schaue ich den Tatort, nebenbei schiele ich hin und wieder zur Uhr, mal wieder so „nicht so ernst zu nehmende wehwehchen“ denke ich, aber alle 8 Minuten regelmäßig. Ich kann das gar nicht mehr ernst nehmen und warte bis Christoph von der Gartenarbeit rein kommt. Gehe dann in die Badewanne und albere mit Christoph herum, dass es ja total perfekt wäre, wenn heute Justus sich auf den Weg machen würde, weil er dann am 22. geboren wäre. Unser erster Sohn ist an einem 11. geboren, dann hätten wir zwei ‚Schnappskinder‘. So nebenbei bemerke ich, dass die Wehen nun alle 5 Minuten kommen und deutlicher werden. Aber eigentlich will ich nicht mehr baden, Christoph ermahnt mich „bleib doch noch ein bisschen drin“. Auch er ist nach den letzten Wochen froh, wenn das Kind endlich geboren ist. Nach 30 Minuten muss ich die Wehen veratmen, kurz darauf vertönen, es ist nun klar, dass sind echte Geburtswehen und ab jetzt gibt es auch kein Zurück mehr. Ich gehe aus der Badewanne raus und wir melden uns beim Geburtshaus an (gegen 23 Uhr), dass es diese Nacht wohl soweit sei und fragen nochmal nach, ab welchen Zeitpunkt man den losfahren solle. Meike meint „wenn die Wehen richtig knackig von Anfang bis Ende sind, so 90 Sekunden lang“ und „das merkst du schon, wann es Zeit ist“. Wir geben auch der Oma Bescheid, dass sie sich um Schnappskind Nr.1 kümmert, wenn wir losfahren. Christoph hat nun den Auftrag die Zeit zu stoppen, ich kann schon nicht mehr klar denken, verkrümel mich ins Schlafzimmer und innerhalb kurzer Zeit schaff ich es nur noch vorm Bett kniend ins Stillkissen zu tönen. Laut Christoph sind das aber „immer noch keine 90 Sekunden“. Ich kann nicht nachvollziehen was er da misst oder auch nicht (!?!). Um zwölf rum beschließe ich, das halte ich nicht mehr aus, wir fahren jetzt. Schnell wird die Oma verständigt zu kommen, dann geht es los. Um halb eins etwa sind wir im Geburtshaus, gerade so schaffe ich es zwischen den Wehen von Auto ins Haus. Kurz flackert der Gedanke auf „hoffentlich bin ich nicht zu früh hier“, aber schnell ist klar, dass der Muttermund bei 6-7cm offen ist und der Gedanke wohl unberechtigt war. Ich weiß auch schon gar nicht mehr was ich will, setze mich irgendwie aufs Bett und kralle meine Hände bei den Wehen in Kissen, Christoph weise ich noch an meinen Rücken zu stützen. Dankbarerweise nimmt Meike die Sache in die Hand, lässt Wasser in die Badewanne. Dort dauert es dann auch nicht lange und ich spüre die Presswehen, kurz darauf soll ich mitpressen und die Fruchtblase platzt (1:22 Uhr). Zwei oder drei Presswehen später wird der Kopf geboren. Justus macht wohl direkt lustige Grimassen und eine volle Drehung, sehr zur Belustigung der nun anwesenden (Meike, Kati und Christoph). Ein letzter Kick in meinen Bauch nach der Pirouette und mit den nächsten Presswehen wird Justus um zwanzig vor zwei geboren. Ich bin irgendwie in so einer Art Schmerztrancezustand, super erleichtert und kann es noch gar nicht glauben, dass jetzt in diesem Galopp auf einmal alles vorbei ist, worauf wir in den letzten Monaten ‚hingearbeitet‘ haben. Ich bekomme Justus auf die Brust gelegt, öffne meine Augen und meine ersten Worte sind: „Oh, bist du hübsch“. Ein wirklich hübscher kleiner Kerl ist zu uns auf die Welt gekommen. Die Nachgeburt kommt unproblematisch und danach dürfen wir uns noch ein wenig eingemuckelt aufs Bett legen, kuscheln, erste Nuckelversuche starten, etwas essen. Um halb vier verlassen wir das Geburtshaus, die ganze Nacht kann ich gar nicht richtig schlafen, so euphorisch bin ich noch. Zuhause freut sich ein großer Bruder und kommt zu uns ins Bett gehüpft. Für mich/für uns war das Geburtshaus die absolut richtige Entscheidung, allein die Begleitung während der Schwangerschaft durch die Hebammen waren es wert und die Geburtshilfe war genau so, wie ich es mir gewünscht hatte: ich konnte darauf vertrauen, dass mir in meinem Sinne geholfen wurde – vielen Dank und großen Respekt vor eurer tollen Arbeit!

Als Ava zu uns kam…

 

Als Ava zu uns kam…

Am 02. Mai 18 waren Simon und ich zur Anmeldung zur Geburt im Krankenhaus. Wir haben uns vorher intensiv damit beschäftigt, wie wir uns die Geburt unserer Tochter wünschen und waren uns einig, dass die Geburt möglichst natürlich sein sollte.
Ich hatte bereits gelesen, dass dieser Wunsch in Krankenhäusern häufiger nicht erfüllt wird, was z.B. die recht hohen Interventionsraten zeigen. Trotzdem bin ich aufgrund der Informationsabende, die wir in unterschiedlichen Krankenhäusern besucht hatten, davon ausgegangen, dass man, bei entsprechender Absprache, auch in einem Krankenhaus bei einer natürlichen Geburt unterstützt wird. Die Hebamme, mit der wir nun das Gespräch führten, war sehr freundlich und nahm meine Daten in eine Akte auf. Als ich unseren Wunsch nach einer natürlichen Geburt formulierte (keine künstlichen Schmerzmittel, keine dauerhafte CTG Überwachung, kein routinemäßiger Venenzugang, Entspannung und möglichst Geburt in der Geburtswanne) sagte sie, das sei alles möglich, nannte aber zahlreiche Gründe (darunter keine medizinischen), die eintreten könnten, unter denen es dann nicht möglich wäre, die Wünsche zu berücksichtigen. Weil sie nichts von meinen Wünschen in meine Patientenakte aufgenommen hat, gab ich ihr unsere Geburtswunschliste mit der Bitte, sie in die Akte zu legen. Sie nahm die Liste zögerlich mit den Worten: „Das kann ich machen, aber….“. Ich ergänzte den Satz dann: „…aber das wird eh keiner lesen, stimmt’s?!“ Daraufhin meinte sie, dass wenn Zeit ist, man da einen Blick drauf werfen werde. Ihre weitere Empfehlung an mich war, dass ich mich nicht weiter mit der Geburt beschäftigen solle, ich werde eh vor Schmerzen aus dem Fenster springen. Daher soll ich dann einfach zu ihnen kommen, sie werden mir schon helfen.
Simon und ich waren nach dem Gespräch sehr ernüchtert. Unsere Hoffnung und unser Vertrauen darauf, dass wir in diesem Krankenhaus eine natürliche Geburt erfahren werden, waren gleich Null. In meiner Verzweiflung erinnerte ich mich, dass meine Hebamme mir empfohlen hatte, über eine Geburt im Geburtshaus nachzudenken.
Zu Hause angekommen, googelte ich nach dem Geburtshaus Bielefeld, von dem ich bereits öfters gehört hatte. Die Homepage machte einen sehr guten Eindruck auf mich und ich griff spontan zum Telefon und rief dort an. Ich weiß gar nicht mehr, mit wem ich telefoniert hatte, jedenfalls umriß ich kurz mein Erlebnis im Krankenhaus und fragte, ob ich noch im Geburtshaus aufgenommen werden könnte. Die freundliche Frau am anderen Ende der Leitung fragte nach dem ET, das war der 19.05.18. „Oh, das ist ja sehr bald!“, war ihre nachvollziehbare Reaktion. Ich sagte: „Ja, ich weiß, aber ich dachte, fragen, ob es noch möglich ist, kann man ja versuchen…“. Da stimmte mir die freundliche Frau zu und sagte, sie würde das abklären und mich zurückrufen. Eine halbe Stunde später fielen mir tausend Steine vom Herzen, weil ich die Zusage erhielt, dass ich im Geburtshaus Bielefeld noch aufgenommen werde. Ich war unendlich dankbar und glücklich. Danach machten wir die Termine zur Planung der Geburt in recht engen Abständen, um noch alles rechtzeitig zu schaffen. Auch Simon hatte noch die Gelegenheit das Geburtshaus und ein paar der netten Hebammen dort kennzulernen.
Am 18.05. gegen Mittag setzen dann die Wehen ein. Am Abend kamen sie in regelmäßigen Abständen. Gegen drei Uhr nachts kamen die Wehen dann nach der 3-2-1 Regel und ich rief die erste Hebamme an. Johanna und ich haben dann abgesprochen, dass wir in einer Stunde von zu Hause aufbrechen werden und eine weitere Stunde später im Geburtshaus sein werden, da wir eine Anfahrt von einer Stunde hatten. Gegen fünf Uhr morgens trafen wir im Geburtshaus ein und wurden herzlich von Johanna begrüßt. Auf ihre Empfehlung machten wir einen Spaziergang durch die Nachbarschaft. Anschließend erwartete Johanna uns mit einem Entspannungsbad. Daraufhin lag ich in der Badewanne in bester Gesellschaft von Simon und Johanna. Als sich der Muttermund auf neun Zentimeter geöffnet hatte und es nicht so richtig mit der Geburt weiterging, empfahl mir Johanna in die tiefe Hocke vor dem Bett zu wechseln, wo Simon mich dann auf dem Bett sitzend halten konnte.
Inzwischen war auch Edith als zweite Hebamme eingetroffen. Jetzt wecheselten wir die Position, sodass Simon auf dem Bett saß und mich in der tiefen Hocke halten konnte. Nach einer Weile wechselten wir nochmal in die Seitenlage auf dem Bett und dann wieder zurück in die tiefe Hocke. Auch wenn dieser Teil der anstrengenste während der ganzen Geburt war, so war mir die Unterstützung, die Simon, Johanna und Edith leisteten, doch eine enorme Hilfe für mich. Ihr Zuspruch, dass ich alles gut mache und ich das schaffen werde und einfach ihre unterstützende Anwesenheit gaben mir Kraft und machten die Geburt zu einer wunderbaren Erfahrung.
Als Ava Louisa schließlich geboren wurde war das ein unbeschreibliches Gefühl. Plötzlich war die ganze Anstrengung vorbei und wir konnten zum ersten mal sehen, wie unsere Tochter aussieht. Hannah und Edith hatten sie in Empfang genommen und sie lag ganz friedlich vor uns und schaute sich interessiert um.
Von da an konnten wir ganz in Ruhe als Familie zusammenfinden. Wir konnten zu dritt im Bett liegen, Ava hat mit Simon gekuschelt während Hannah und Edith mich versorgt haben. Dann gab es ein leckeres Frühstück ans Bett, ich konnte Ava das erste Mal stillen und Edith hat Simon gezeigt, wie man Ava am besten wickelt und anzieht.
Nach ein paar Stunden konnten wir dann gut gestärkt und überglücklich nach Hause fahren. Deswegen bleibt uns nur noch zu sagen: Danke an das Team des Geburtshauses und natürlich ganz besonders an Hannah und Edith für diese wunderbare Geburtsbegleitung!