Geburtsbericht 26. Januar 2021
Nachdem unsere inzwischen knapp dreijährige Tochter zwei Tage vor ihrem errechneten Termin im Geburtshaus geboren wurde, hatte ich keine Zweifel daran, dass es bei unserem Sohn ebenso sein würde. Noch dazu war solch ein schönes Datum ausgerechnet worden: 21.01.2021. Zu meinem Mann sagte ich: „Ach, er darf doch ruhig am 20., 21. oder 22. auf die Welt kommen.“ Schließlich saßen wir am Abend des 22. mit meinem runden Bauch auf dem Sofa und rätselten, wie wir uns von nun an die Zeit vertreiben sollten. Denn der Terminkalender war ab diesem Tag leer.
So sehr ich Zeit mit meinem Sohn im Bauch genoss – ich war froh, als ich am Abend des 25. die ersten Wehen spürte, die auch bei unserer Tochter die Geburt angekündigt hatten. Zudem zeigte sich eine Zeichnungsblutung. Der Funken Wehmut über das Ende der Schwangerschaft wurde überlagert von der Erleichterung, nicht weiter auf unbestimmte Zeit zu warten. Und von der Vorfreude, unseren Kleinen in die Arme schließen zu dürfen.
Da die Wehen zwar deutlich aber in circa 20-Minuten-Abständen kamen, beschloss ich, die Nacht über noch so viel wie möglich zu schlafen. Schließlich war bei unserer Tochter von diesen ersten Wehen bis zur Geburt noch fast ein ganzer Tag vergangen. Ich schlief gut, obwohl mich einige Wehen kurz weckten. Um 5 Uhr hielt ich es im Bett dann aber doch nicht mehr aus. Mein Bauchgefühl sagte mir, dass ich besser schon mal duschen und frühstücken sollte. Beim zweiten Kind soll ja alles etwas schneller gehen. Mein Mann und meine Tochter kamen dazu und bereiteten sich gemeinsam auf den Tag vor. Nun zwickten die Wehen schon etwas mehr. Ich war überrascht, wie schnell die Wehen zugenommen hatten, dachte aber noch lange nicht an eine Fahrt ins Geburtshaus.
Mein Mann brachte unsere Tochter trotzdem recht flott gegen 8 Uhr zu meinen Eltern, wo sie die Zeit der Geburt verbringen sollte. Kaum waren die beiden aus dem Haus, setzten kräftige Wehen ein, die mich fast etwas übermannten. Ich veratmete sie im Bad und in der Küche und rief um 8:30 Uhr im Geburtshaus an. Lisa ging ans Telefon. Wir besprachen, dass mein Mann und ich sofort kommen würden, sobald er wieder zu Hause war. Und Lisa ließ schon mal die Badewanne ein, denn es war mein großer Wunsch, dass nach unserer Tochter auch unser Sohn im Wasser auf die Welt kommen soll.
Zum Glück hatte mein Mann geahnt, dass diese Geburt schnell verlaufen würde, und sich beeilt. Wir luden die Geburtstasche und mich ins Auto und brausten los Richtung Geburtshaus. Inzwischen hatte ich bereits Presswehen. Die Fahrt ging schnell, ich sprang um 9 Uhr aus dem Auto und ins Geburtshaus. Eine Wehe verarbeitete ich noch am Pfosten des Himmelbetts, dann durfte ich in die Wanne. Endlich war ich an dem Ort, wo ich unseren Sohn auf die Welt bringen wollte. Nachdem mein Mann das Auto geparkt hatte, kam er neben mich an den Badewannenrand. Lisa sah bereits die noch geschlossene Fruchtblase und versuchte, sie zu öffnen. Doch die Häute waren zu fest. Kurz darauf riss die Fruchtblase jedoch in einer Wehe und ein, zwei Wehen später tauchte der Kopf des Kleinen unter Wasser auf. Mit der nächsten Wehe wurde er geboren. Das war eine Viertelstunde nach unserer Ankunft hier. Sofort durfte unser Sohn auf meiner Brust liegen, zugedeckt mit einem nassen, warmen Handtuch. Welch wunderbaren Gefühl, den Kleinen endlich in den Armen zu halten!
Mein Mann und ich bewunderten das kleine, zarte Wesen mit den winzigen Händen und dem dunklen Haarflaum. Jedes Kind ist ein einzigartiges Wunder. In diesem Moment gab es nur uns drei und das Glück, ab jetzt eine Familie zu viert zu sein. Wir waren so stolz!
Nachdem die Plazenta 20 Minuten später geboren wurde, duschte ich mich mit Lisas Hilfe ab. Alex war als zweite Hebamme hinzugekommen, als der Kleine bereits auf meiner Brust lag, so schnell war alles gegangen. Erst wollte er noch gerne so lange im Bauch bleiben – und dann hatte er es doch ganz eilig.
Wir kuschelten uns zu dritt ins Himmelbett und genossen die ersten zauberhaften Momente unseres Sohnes bei uns. Er trank genüsslich an meiner Brust, linste schon mal vorsichtig in die Welt und war entspannt und munter. Mein Mann und ich bekamen Toast, Joghurt, Tee und Cola zum Frühstück. Die Hebammen umsorgten uns
wunderbar. Unser Sohn wurde gewogen und gemessen, angezogen und in den Maxi Cosi gelegt. Gestärkt und gut gerüstet wurden wir zum Auto geleitet, was mein Kreislauf überraschend gut mitmachte. Und schon waren wir auf dem Weg nach Hause. In das nächste Kapitel unseres Familienlebens – zu viert.
Wir haben das große Glück, dass unsere beiden Kinder im Geburtshaus auf die Welt kommen durften. Nichts habe ich mir für diese besonderen Ereignisse mehr gewünscht. Denn dort ist der Platz, der sich sicher und geborgen angefühlt hat, an dem ich bestens betreut wurde und den ich immer mit Glücksgefühlen in Erinnerung behalten werde.