Kleines Wunder

Donnerstag den 16.03.2020 fühlte ich mich so gut das ich beschloss mir die Zeit mit Fensterputzen zu vertreiben. Gesagt getan in Ruhe gefrühstückt und eine kleine Runde mit dem Hund gegangen. Danach ging es an die Fenster irgendwie musste man sich die Zeit des wartens ja vertreiben.

Nach getaner Arbeit genoss ich erstmal die Sonne. Nachmittags kam ich auf die Idee mit meinem Partner einen Spaziergang zu machen. Als wir nach gut 45 Minuten wieder zuhause ankamen beschloss ich mich nur noch aufs Sofa zu legen und nichts mehr zu machen.

Meine Gedanken waren noch, schade wieder einen Tag ohne das die Wehen einsetzten. Auch wenn ich erst bei 39+4 war so langsam verging einem die Lust auf das warten. Wir planten einen entspannten Abend, doch es kam plötzlich alles anders….

Gegen 18.00 wollte ich nur mal kurz auf die Toilette auf dem Weg war es dann aber soweit, die Fruchtblase war geplatzt.

 

Die Freude das es bald los ging war groß, doch auch die Unsicherheit, denn von richtigen Wehen keine Spur. Da es bereits Abend war und ich wusste das ich im Geburtshaus nur bis 24 stunden nach Blasensprung entbinden kann beschloss ich im Geburtshaus anzurufen.

 

Ich schilderte Johanna die Situation und wir beschlossen das ich Abends einmal zur Kontrolle ins Geburtshaus kam. So machten wir uns gegen 20.00 Uhr mit mittlerweile leichten Wehen auf den Weg ins Geburtshaus und Johanna machte ein kurzes CTG und gab mir zur Sicherheit alles für den Wehencoktail mit.

 

Wir vereinbarten das ich mich gegen 06.00 am Freitag bei ihr melde um die Lage zu besprechen.Nach einer sehr unruhigen Nacht (ca. alle 10 Minuten leichten Wehen) hörten die Wehen gegen 03.30 auf.

 

Ab da wartete ich darauf was passiert immer in den Hoffnung das die Wehen wieder anfingen und natürlich die ganze Zeit mit dem Gedanken das wir ab Blasensprung 24 Stunden Zeit haben im Geburtshaus zu entbinden. Als es endlich 6 Uhr war rief ich Johanna an und wir entschieden das ich Teil 1 des Wehencocktails trinke und mich nach 1 Stunde wieder bei ihr melde. Nachdem ich den ersten Teil getrunken hatte setzen nach relativ kurzer Zeit die Wehen langsam in einem Abstand von allen 6-10 Minuten wieder ein und so beschlossen Johanna und ich den 2. Teil erst nach 2 Stunden zu trinken.

Ich sollte mich auch dann wieder melden. Nachdem ich gegen 08.30 Uhr den 2. Teil getrunken hatte nahm die Häufigkeit der Wehen zu (alle 3-5 Minuten) immer dabei im Auge die Uhr und der Gedanke das bis 18.00 die Geburt fortgeschritten sein muss. Ab 11.00 Uhr hatte ich dann alle 3 Minuten Wehen allerdings immer nur für 30 – max 50 Sekunden.

Johanna und ich telefonierten erneut und beschlossen das der 3. Teil des Wehencocktails nicht mehr nötig ist. Sie sagte ich sollte mich melden wenn ich ca. alle 3 Minuten für eine Minute Wehen hätte.

 

Ab ca. 15.00 hatte ich dann alle 2-3 Minuten für knapp 50 Sekunden Wehen und so beschloss ich Johanna erneut anzurufen. Mittlerweile wurde ich aufgrund der Zeit immer nervöser und die Angst doch ins Krankenhaus zu müssen stieg. Doch am Telefon schaffte Johanna es mich ein wenig zu beruhigen und wir vereinbarten uns um 16.00 Uhr am Geburtshaus zu treffen.

 

Dort angekommen untersuchte Johanna mich und sagte mir das der Muttermund erst 3cm geöffnet ist….

Mein erster Gedanke war direkt wieder verdammt nur noch 2 Stunden bis die 24 Stunden ab Blasensprung um sind.

Nachdem alles untersucht wurden schickte uns Johanna den Johannisberg hoch und versprach mir danach noch ein warmes Bad.

Ich muss sagen in diesem Moment habe ich sie ein wenig verflucht wie sollte ich mit den Wehen 40 Minuten laufen.

 

Nachdem wir dann wieder im Geburtshaus ankamen und ich in der warmen Badewanne saß untersuchte Johanna mich erneute und ein Glück der Muttermund war ca 6 cm geöffnet.

Nach kurzer Zeit in der Badewanne wurde ich erneut Untersucht und zur großen Freude von allen war der Muttermund vollständig geöffnet. In der zwischenzeit war auch Lisa dazugekommen und ich durfte endlich mit pressen. Und so kam um 18:37 unser kleines Wunder auf die Welt.

Alles in allem hatte ich eine doch relativ schmerzarme Geburt und mit Johanna und Lisa eine wunderbare Unterstützung. Johanna hat es zu jederzeit geschafft mir die Zweifel und den Zeitdruck zu nehmen und hat mich mit der sehr ruhigen und positven Art ein sehr gutes Gefühl gegeben.

Spannende Landung…..

Spannende Landung auf dem Planeten Erde
Als ich am 04.03.2020 morgens um 05.30Uhr etwas Fruchtwasser bemerkte, war ich noch sehr ruhig und wollte es erstmal noch ein bisschen mit Schlafen versuchen. Daraus wurde dann jedoch nichts, denn die ersten Wehen gingen los und ich merkte: das waren keine Probewehen :-D.
Da hinter mir eine unkomplizierte Schwangerschaft lag, fühlte ich mich bereit für alles was da kommen möge (Naja so „bereit“ man sich vor einer unbekannten Situation halt fühlen kann). Von unserem kleinen Baby hatte ich viel gespürt und somit das Gefühl, dass wir uns schon etwas kannten.
Vormittags meldeten wir uns im Geburtshaus – natürlich kamen die Wehen noch in recht langen Abständen und wir bekamen die Info, dass diese über den Tag auch nochmal schwächer werden und gegen Abend dann wieder an Intensität zunehmen könnten. Auf einen gefühlt „langen“ Prozess hatte ich natürlich keine Lust, aber schnell wurde ich durch die Wehen von diesem Gedanken abgelenkt. In den folgenden Stunden versuchten wir eine Mischung aus Ablenkung und Bewegung. Wir drehten eine langsame Runde durchs Viertel, kauften Leckereien auf den Markt und mein Partner schaffte es sogar, mich zum Baden zu motivieren. Ich hätte es vorher nicht gedacht, aber es entspannte mich wirklich. Um 17Uhr fuhren wir zur verabredeten Kontrolle ins Geburtshaus. Wie vorher schon am Telefon, waren wir gut beraten durch Kathi, die meinte, es würde zwar voran gehen aber ein bisschen mehr müsste noch passieren. Also erst mal wieder zurück nach Hause. Die Wehen wurden zum Abend hin stärker, kamen ca. alle 5-10 Minuten, dauerten jedoch keine Minute an. Also nochmal baden und viel Zuspruch durch meinen Partner. Auch Folgendes habe ich vorher nicht geglaubt: zwischen zwei Wehen lässt sich tatsächlich kurz einnicken – na ja, der Tag war ja auch schon anstrengend genug gewesen.
Um 01:00 Uhr (dann ja schon der 05.03.2020) fuhren wir ins Geburtshaus. Die folgenden Stunden wurde ich von Kathi und meinem Partner super gut unterstützt – ich gab nochmal alles und Kathi ermutigte mich durch viel Zuspruch. Wir ließen keinen Trick aus, um den Geburtsvorgang, trotz noch immer nicht „perfekten“ Wehen voranzubringen. Diverse Positionen, um dem Baby bei dem letzten bisschen Drehung zu helfen, den Johannisberg rauflaufen (okay, ich gebe zu: ich hatte nur Schlappen an, auf Schnürsenkel und Schuhe, wollte ich echt keine Energie mehr verschwenden:-D). Auch die Treppen im wunderschönen Treppenhaus des Geburtshauses nahm ich, in den frühen Morgenstunden, noch mit recht viel Elan. Die Zeit war leider gegen uns und trotz voranschreitender Geburt, fehlte das letzte bisschen. Wider Erwarten hatte sich das Kind immernoch nicht passend in das Becken gedreht – die Kopfform hätte genau in das Becken passen sollen. Dazu kam eine zweite Fruchtblase, welche sich zwischenzeitig gebildet hatt, sodass das Kind nicht weit genug absinken konnte. Gegen Morgen verließen mich die Kräfte. 24 Stunden alles gegeben. Zur Beratschlagung der Lage kam Johanna hinzu.
Ich fühlte mich bei meinen jetzt drei Mitstreiter*innen in sehr guten Händen und gut beraten – die Kraft, etwas allein zu entscheiden, hätte ich nicht mehr gehabt. Also ab ins Franziskus (ca. 07:00 Uhr). Johanna hat gut auf mich aufgepasst und mir aufgrund meiner aufgebrauchten Energiereserven eine PDA empfohlen. PDA? Das wollte ich doch gar nicht! Oder jetzt doch? Meine Skepsis gegenüber Entbindungen
in Krankenhäusern war dieser voreingenommenen Meinung geschuldet. Dazu kam das Gefühl, dass mir in einem Krankenhaus vermutlich früher oder später ein Kaiserschnitt empfohlen werden würde. Naja, den wollte ich ja nun auch nicht. Die Aussicht auf ein paar Stunden Schlaf und es dann mit wiedergewonnener Kraft erneut zu versuchen, ließ die PDA doch als eine sinnvolle Variante erscheinen. Leider musste ich auf diese dann doch recht lange warten. In dieser Zeit war die nette Hebamme aus dem Franziskus und vor allem mein Partner eine unglaubliche Unterstützung! Ich konnte auf jeden Fall nicht mehr. Als die Erlösung dann endlich kam, wirkte sie schnell und erschöpft nickte ich ein.
Natürlich wurde ich im Kreissaal nicht lange schlafen gelassen (wäre ja auch zu schön gewesen

), denn ich sollte regelmäßig auf bestimmte Werte gecheckt werden. Als ich geweckt wurde, war mein Partner gerade zur Stärkung in der Kantine und ich ehrlich gesagt, sehr gut drauf (oder vielleicht auch etwas high von den Medikamenten…). Ich spürte keine Schmerzen mehr und war optimistisch, dass jetzt alles doch noch klappen würde. So verstand ich auch die Hebamme, mit der ich jetzt – unglaublich aber wahr- sogar ein kleines Pläuschchen halten konnte. In den folgenden Stunden, fehlte jedoch weiterhin das letzte Bisschen. Unserem Baby fehlte das letzte Stückchen Drehung. Durch die PDA hatte ich nicht das Gefühl, noch richtig gut „mitschieben“ zu können…
Irgendwann ließ der Arzt den Kaiserschnitt vorbereiten – die Länge des Geburtsprozesses war wohl mittlerweile zu risikoreich für das Baby und mich. Mein Partner und ich sprachen uns für einen letzten Versuch aus, dem Baby eine „natürliche“ Landung zu ermöglichen und alle Anwesenden gaben nochmal Alles. Um 11:50Uhr, dann ein kurzer Schockmoment als die Herztöne sanken – dann eine schnelle Entscheidung für die Saugglocke und ich sah etwas umwickeltes Unförmiges und hörte den Arzt zählen:“ eins, zwei, drei“ als er etwas abwickelte – ich dachte nur „ach du Scheiße, die Nabelschnur!!!!!“…
Dann war der kleine Erdenbürger schon in meinem Armen und quakte. Alles war gut, alles war dran! Der Schock mit der dreifach umwickelten Nabelschnur (das war der Grund für die unvollständige Drehung), saß mir und meinem Partner noch etwas in den Knochen aber unserem Kleinem fehlte nichts -ganz im Gegenteil

Sehr sehr sehr sehr glücklich – es ist ein Gefühl was ich gar nicht erst versuche besser zu beschreiben (unmöglich) – machten wir es uns zu dritt im engen Krankenhausbett bequem.
Das war eine spannende Landung auf dem Planeten Erde, kleiner Juri – wir freuen uns, dass du es geschafft hast!

Finn Alexander

Finn Alexander
– das anstrengendste und schönste Wunder meines Lebens

Am 30.11.2019 sollte laut errechnetem Termin also mein Baby auf die Welt kommen!
Schon als mir meine damalige Gynäkologin diesen Termin nannte, war ich mir sicher: Mein Baby kommt -allen Statistiken zum Trotz- früher! Ich hatte ein ganz deutliches Gefühl…was mich sehr täuschen sollte.

Ich hielt mich also schon ab dem 15.11. quasi bereit und wartete. Die letzten Wochen zogen sich unheimlich. Ich hatte eine tolle Schwangerschaft und habe es geliebt und trotzdem war ich neugierig auf das Erlebnis der Geburt und wollte so gern endlich mein Baby kennen lernen!
Der 15.11. verging…wie auch der 30.11….wie auch die erste Dezember Woche…und ich wurde dann doch langsam ungeduldig. Jeden Abend ging ich ins Bett in der Hoffnung „Vielleicht geht es ja heute Nacht los!“ Und jeden Morgen wachte ich mit meiner großen Kugel wieder auf und es war nichts passiert. Der Kleine hatte es sich offenbar so richtig gemütlich gemacht.

Am 7.12. sprach ich das erste Mal mit Johanna über die Möglichkeit der natürlichen Einleitung mit einem Rizinus-Cocktail, wobei Johanna aber noch gaaanz entspannt war und sagte, ich solle mir keinen Stress machen, eine Woche über den Termin zu gehen sei völlig normal und im Durchschnitt.
Am 9.12. kam bei mir schon echte Frustration auf, sodass wir mit Edith besprachen, wenn sich diese Nacht immer noch nichts täte, dann würden wir uns am nächsten Morgen treffen und wir würden dem kleinen einen sanften Stups geben. Wie zu erwarten war, es tat sich auch diese Nacht nichts, weshalb wir am Morgen des 10.12. dann zur Vorsorge fuhren und Edith uns genau erklärte, wie das mit dem Cocktail ablaufen würde. Wichtig war mir noch zu erfahren, dass wenn der kleine noch nicht bereit wäre, auch der Cocktail nichts bewegen würde, es wäre lediglich ein Versuch ihm zu helfen, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen.

Es ging also wieder nach Hause und der Cocktail wurde angemixt. In drei Portionen sollte ich ihn trinken und dazwischen verschiedenes unternehmen. Der Vormittag sah so aus:
1. Portion ? danach in Bewegung bleiben
2. Portion ? danach in die Wanne
3. Portion ? Plätzchen backen zur Ablenkung
Was soll ich sagen? Nichts tat sich. Ich war mir sicher, der kleine Mann, der bereits während der gesamten Schwangerschaft schon tiefenentspannt war,würde auch diesen sanften Stupser aussitzen. Er wurde sogar so ruhig, dass ich gegen 16.00 Uhr noch einmal Edith anrief, weil ich recht wenige Bewegungen über den Tag wahr nahm und wir verabredeten uns noch einmal für ein CTG. Das CTG sah gut aus, ich war beruhigt, hatte aber leider auch keine Wehen, lediglich ein dauerhaftes Ziehen in Unterleib und Rücken. Edith verabschiedete uns und sagte noch, es kann sein, dass du heut Nacht erst von Wehen wach wirst, es kann sein dass wir uns heut noch sehen und es kann sein, dass garnichts passiert. Wir fuhren also wieder nach Hause.

Kaum zuhause angekommen um etwa 18.00 Uhr, veränderte sich meine Körperempfindung. Ich bekam Wehen!!! Anfangs sehr sanft, dann immer stärker und relativ schnell in kürzeren Abständen. Um 19.15 dachte ich immer noch, das hört wieder auf. Ich konnte es mittlerweile nicht mehr glauben, dass dieses Baby jemals auf die Welt kommen würde.
Um 19.30 Uhr kamen die Wehen dann im Abstand von 3,5 Minuten schön regelmäßig. Ich hatte bis dato aber keine Schmerzen, empfand den Wechsel aus Anspannung und Entspannung lediglich als intesive Erfahrung. Während der Wehen konnte ich mich gut aufs Atmen konzentrieren, zwischen den Wehen konnte ich mich noch gut unterhalten.
Um 20.30 Uhr lag ich auf der Couch und musste mich schon immer mehr auf die Atmung konzentrieren als plötzlich mit einem gewaltigen „Platsch“ die Fruchtblase aufging! Nun hatte ich auch keinen Zweifel mehr, dass die Geburt wohl doch bevorstehen würde. Mein Freund Alex rief dann Edtih an und berichtete ihr. Sie sagte wir sollen uns ganz entspannt auf den Weg machen. Ich versuchte also noch mich umzuziehen, was mittlerweile schon aufgrund der Wehenabstände etwas schwieriger war. Um 21:30Uhr trafen wir dann endlich im Geburtshaus ein.
Wir wurden sehr liebevoll und entspannt von Edith und Meral (sie war zu der Zeit als Hebammenschülerin im GH) in Empfang genommen. Die beiden brachten uns direkt ins Geburtszimmer und ich ging rüber zum Bett um dort weiter die Wehen zu veratmen.
Nach einer Weile wollte ich in die Wanne. Edith ließ die Wanne ein und im Badezimmer brannten Kerzen. In der Badewanne war es so schön, dass ich eigentlich nie wieder daraus wollte. Leider wurden aber dort die Wehen nicht stark genug und nach einiger Zeit sagte Edith zu mir, ich dürfe noch zwei Wehen in der Wanne veratmen und dann raus kommen und mich noch ein bisschen bewegen, damit wir die Schwerkraft nutzen könnten. Gesagt getan, Edith gab mir immer wieder ein paar Tipps und ließ uns dann wieder Ruhe und Zweisamkeit. Die Mischung war sehr schön und genau richtig. Im Verlauf bekam ich doch deutlich mehr zu tun und als Edith mich noch einmal untersuchte, sagte sie, das Köpfchen habe sich noch nicht optimal eingedreht, und wir müssen ein bisschen durch abwechselnde Seitenlage helfen. Das ganze wurde zu einem richtigen Sportakt und zunehmend anstrengend!
Immer wieder hörte Edith die Herztöne ab, die durchweg zum Glück sehr gut waren. Ich hatte sämtliches Zeitgefühl verloren und mir kam alles wie eine Ewigkeit vor. Ich empfand die Wehen weniger als schmerzhaft als vielmehr als unfassbar anstrengend-das hatte ich so nicht erwartet. Als Edith mich dann noch einmal untersuchte und sagte der Muttermund sei nun vollständig geöffnet und sie würde nun Kathi Bescheid geben und Meral mich freudestrahlend ansah und sagte „Das ist gut!! Das bedeutet es geht in den Endspurt!“ erinnere ich mich nur noch gefragt zu haben, wie lange denn der Endspurt jetzt noch dauern würde. Ich war wirklich kaputt und hatte das Gefühl jeden Moment einschlafen zu wollen.
Edith fragte mich immer wieder, wie sich die Wehen anfühlen und ob ich schon das Bedürfnis hätte, zu Pressen. Ich erinnere mich, dass ich einen starken Druck auf das Steißbein empfand. Das bedeutete wohl, dass es nun wirklich in die Geburtsphase ging, denn Edith bat mich, mich hin zu stellen und mit der Wehe in die Hocke zu gehen und zu schieben! Und das bei jeder Wehe! Ich dachte, das würde ich niemals schaffen! Ich war soo müde!
Alex saß nun hinter mir auf dem Bett und half mir jedes Mal wieder auf die Beine, während Kathi, Meral und Edith mich so zuversichtlich und liebevoll bekräftigten, ich würde das schaffen, dass ich alle meine Kräfte sammelte und schob was das Zeug hielt. Der Moment als das Köpfchen spürbar war, weckte in mir nochmal neue Kräfte. Dann wurde das Köpfchen ganz geboren, kurze Zeit später half Edith bei den Schultern und unser kleiner Sohn war plötzlich da!!
So lange wie mir die ganze Phase vorher vorkam, so kurz war dann der Moment der Geburt-ich konnte es nicht fassen! Erschöpft und gleichzeitig vollkommen euphorisch nahm ich dieses kleine Wesen an mich! Die Plazenta kam recht schnell hinterher. Alex durchtrennte die Nabelschnur.
Ich hatte keine Geburtsverletzung und weiß, dass ich das vor allem Ediths tollen liebevollen, aber bestimmten Anweisungen unter der Geburt zu verdanken hatte.

Es war alles vollkommen unproblematisch gelaufen und unser Baby war kerngesund, wunderschön und so miniklein!

Nun durften wir kuscheln und uns kennen lernen. Alle drei Hebammen haben sich so ehrlich mit uns gefreut und sich toll um uns gekümmert. Nach der Kuschelzeit hatte ich Probleme aufzustehen, da mein Kreislauf nicht mit machen wollte und auch da wurde ich großartig umsorgt und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, ich müsse mich hetzen. Auf sehr kreative Art und Weise wurde ich mit einer Reihe aus Stühlen zur Toilette und abschließend nach draußen zum Auto begleitet!

Ich bzw. wir möchten uns aus tiefstem Herzen bedanken für das Erlebnis der Geburt unseres Sohnes, das ohne Zweifel erst durch die wunderschöne Atmosphäre und die tolle, entspannte und unglaublich kompetente Begleitung von Edith, Kathi und Meral so perfekt wurde, wie sie war!
Wir haben uns bei euch toll aufgehoben gefühlt und ich würde nirgendwo anders lieber wieder ein Kind bekommen! Dankeschön!!

Zwei Wunder und ein Happy End!

 

Ich bin nun bei 41+0, der vierte Geburtstag von einer Freundin meines Sohnes ist lautstark in vollem Gange und bei mir macht sich immer mal wieder ein leichtes Ziehen bemerkbar. Nicht zu ignorieren, aber auch nicht wirklich ernst zu nehmen.
Nach dem ich nun schon drei Wochen länger als bei meinem Sohn auf mein kleines Wunder warte, habe ich die Hoffnung fast aufgegeben, dass Madame noch von selbst auszieht. Und überhaupt, nach der Geburt von ihm ist es ohnehin nicht ganz unwahrscheinlich, dass ich sowieso wieder im Krankenhaus lande. Wenn ich ehrlich zu mir selbst bin, ist meine Laune mittlerweile ganz schön pessimistisch. Was nicht ganz klar ist, ob es an der Warterei und den inzwischen total nervösen Familienmitgliedern oder aber an den zunehmenden Rückenschmerzen liegt. Zum Glück habe ich heute morgen noch kurzfristig einen Termin bei meinem Physiotherapeuten bekommen. Es ist nun später Nachmittag, nicht mehr lange bis 19 Uhr und dann sind die Rückenschmerzen hoffentlich passé. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen und verweile einen Augenblick bei meinem Sohn. Bald ist er der „Große“ denke ich, lege eine Hand auf meinen enormen Bauch und schweife in Gedanken ab. Das laute Spiel der Kinder verstummt langsam in meinen Ohren und ich bin in der Zeit drei Jahre zurückgereist.

Es ist Mittag, die Sonne brennt und die Kirschen endlich eingekocht. Gerade räume ich die letzten Utensilien zusammen und gehe in die Hocke um etwas aufzuheben, da ist mit einem Mal meine Hose nass. Ich wundere mich über mich selbst – Kann ich nun womöglich das Wasser nicht mehr halten? – schießt es mir durch den Kopf, aber in der gleichen Sekunde wird mir klar: Das war der Blasensprung. Die Geburt geht los! Zwei Wochen vor dem Termin und ganz ohne jegliche Wehe. Ich ziehe mich trocken an und greife mit leicht zittrigen Händen zum Telefon. „Hebamme 1“ ist seit Monaten in meinem Handy eingespeichert, dass ich die Nummer nun zum ersten Mal wähle macht mich noch nervöser, als ich eh schon bin. Edith geht ran und sofort ist ein Teil meiner Aufregung wieder verschwunden. Wir besprechen die Lage und verabreden und für den späten Nachmittag in Bielefeld. Zusammen mit meinem Mann fahren wir schließlich zum vereinbarten Termin. Noch immer keine Wehen zu merken. Das CTG weiß es aber besser und zeichnet leichte Wehen auf. Wenn ich genau in mich hineinfühle merke ich sie nun sogar. Es bleibt trotzdem noch Zeit. Mit dem Rezept für den sagenumwobenen Wehencocktail fahren wir wieder nach Hause.
Ein drittel des Cocktails ist getrunken, als die Wehen mittlerweile doch deutlich spürbarer sind und etwa zwölf Stunden nach Blasensprung machen wir uns wieder auf den Weg zur Werther Straße. Es soll jedoch noch etwa 5 Stunden, diverse Turnübungen und ein Bad dauern, bis mein kleines Wunder endlich da ist. Zusammen mit der aufgehenden Sonne bringe ich meinen kleinen Sohn auf die Welt und kann es kaum fassen – Wir sind nun zu dritt! Diesen Moment mit „überglücklich“ zu beschreiben kommt mir fast wie die Untertreibung des Jahrhunderts vor. Die nächste Stunde sollte jedoch die Stimmung deutlich trüben. Alle Tricks und das geballte Wissen von Edith und Johanna wollen meine Plazenta leider nicht überreden diesem wunderbaren Kind zu folgen. Statt kuscheln und kennenlernen liege ich nun in einer, wie mir scheint, schier unfassbaren Menge Blut und meine Kraftreserven sind spürbar aufgebraucht. Trotz allem fühle ich mich in keiner Sekunde unsicher, Edith und Johanna wissen was zu tun ist. Sie handeln ruhig, gezielt und schnell um mich ins nahegelegene Klösterchen zu verlegen. Schade, denke ich, so hatte ich mir die erste Zeit mit meinem Sohn nicht vorgestellt und kämpfe mit meinem Bewusstsein. Immer wieder rauscht es in den Ohren und ich befürchte Ohnmächtig zu werden.

„Wo entbindest du nochmal?“ – die Frage einer der Omas des Geburtstagskindes katapultiert mich wieder in die Gegenwart. Ach ja, der Kindergeburtstag… „Im Geburtshaus in Bielefeld.“ sage ich voller Überzeugung. Was folgt sind die üblichen Fragen. Und da sind nur Hebammen? Meinst du wirklich, du kannst danach sofort wieder nach Hause gehen? Hast du dir das gut überlegt? Ohne zu zögern kann ich all diese Fragen mit „Ja“ beantworten. Das Geburtshaus ist ein toller und wundervoller Ort. Nicht eine einzige Sekunde habe ich in den letzten drei Jahren bereut, dort meinen Sohn

zur Welt gebracht zu haben. Die Arbeit, die das fantastische Team von Hebammen dort leistet, ist einfach unglaublich. Ich wiederhole diese Sätze zum gefühlt einhundertsten Mal seit Beginn der Schwangerschaft. „Und was ist, wenn etwas passiert?“ – „Kein Problem, das habe ich schon getestet. Das Klösterchen ist nur fünf Minuten entfernt.“ sage ich mit einem Lächeln auf den Lippen und meine es absolut ehrlich. Ich habe keine Angst vor dem, was da in Kürze auf mich zukommt, aber ich werde dennoch nervös, wenn ich an die eingewachsene Plazenta von vor drei Jahren denke. Wird dieses mal alles gut gehen?

Angesichts meines nahenden Physiotermins verlassen mein Sohn und ich den Geburtstag. Wir werden verabschiedet mit guten Wünschen und gedrückten Daumen. Keiner der Anwesenden, mich eingeschlossen ahnt, dass die kleine Schwester in nicht mal vier Stunden auf der Welt sein wird. Auf dem Rückweg wäge ich trotzdem ab, ob ich den Termin wahrnehmen soll oder nicht. Was, wenn alles nur falscher Alarm ist? Wie ich mich kenne, ärgere ich mich dann nicht dort gewesen zu sein. Zuhause angekommen wird das Ziehen allerdings doch so stark und regelmäßig, dass ich mich gegen den Termin entscheide. Gute Wahl, statt um sieben auf der Behandlungsliege zu liegen, tigere ich nämlich durch das Haus und treffe Vorkehrungen für die nächsten Stunden.
„Hebamme 1“ ist immer noch in meinem Handy gespeichert und wird besetzt von Marisa. Sie habe noch eine Stunde Dienst und übergebe dann an Edith. Eine Stunde dauert es alle Mal noch, denke ich und freue mich wieder Edith an meiner Seite zu haben. Ich sollte nur zum Teil Recht behalten, denn gegen acht Uhr wählt mein Mann die Nummer nochmal und kündigt Edith an, wir machten uns nun auf den Weg. Zirka dreißig Minuten Fahrzeit liegen vor mir und ich erinnere mich gut an die letzte Autofahrt unter Wehen. Noch ist alles gut auszuhalten, aber ich bin sehr dankbar für alle Atemübungen von meinem Yogakurs.
Gegen viertel vor neun treffen wir am Geburtshaus ein und finden – keinen Parkplatz! Kurzerhand parkt mein Mann in zweiter Reihe und holt Edith aus dem Haus. Wie sich nun herausstellt hätten wir keine zehn Minuten später fahren dürfen. Direkt vorm Auto muss ich eine Wehe veratmen, als die Fruchtblase platzt. Glück gehabt! Edith scheucht mich freundlich aber bestimmt ins Haus, sie ahnt längst, was nun auf mich zukommt. Kaum im Flur angekommen beginnen die Presswehen. Mein Mann muss noch das Auto umparken und ich befürchte, er wird es nicht mehr rechtzeitig zur Geburt seiner Tochter schaffen. Nachdem die Kleine so lange hat auf sich warten lassen, geht nun alles rasant schnell. Eine dreiviertel Stunden nach Ankunft ist die kleine Dame auf der Welt, aber ich weiß ja aus Erfahrung – noch ist die Geburt nicht vorbei. Auch wenn ich mich schier unglaublich über das erneute kleine Wunder freue, bange ich auch ob die Plazenta wohl kommen wird. Mit einem Blick in Ediths und Johannas Gesicht stelle ich fest, den beiden geht es gerade ganz ähnlich wie mir. Die Erleichterung die im Raum liegt als sie endlich da ist, ist nahezu mit Händen greifbar.
Die folgenden drei Stunden verlaufen genauso entspannt und schön, wie ich es mir vor drei Jahren ausgemalt hatte. Alle Sorgen und böse Gedanken die mich wegen dem „blöden Ding“ plagten, sind vergessen und ich kann einfach nur dieses einmalig tolle Ereignis genießen. Wir sitzen in gemütlicher Runde zusammen, essen Pizza, bestaunen das kleine Wunder und erzählen uns Geschichten. Ein eingespieltes Team möchte man meinen und mir wird bewusst, wie viel Glück ich hatte wieder Edith und Johanna an meiner Seite gehabt zu haben. Ich bin dankbar für die außergewöhnliche Arbeit aller Hebammen des Teams, aber ich muss auch zugeben – diese beiden Frauen sind nicht erst seit heute Abend meine persönlichen Heldinnen. DANKE!

Nele

Neles Geburt (01.06.19)

 

In den Tagen vor Neles Geburt ging es mir insgesamt gut, das Einzige, was mir immer wieder Beschwerden machte, waren die Mutterbänder. Zum Teil hatte ich so plötzlich auftretende Schmerzen in der Leiste, dass ich das Gefühl hatte, nicht mehr gehen zu können. Ansonsten fühlte ich mich aber fit und genoss die „Mutterschutztage“ mit meinen beiden Kindern, indem ich noch einmal Dinge mit ihnen unternahm wie mit dem Rad zur Eisdiele fahren, schwimmen gehen usw…

Am Freitag, den 31.5. , fuhr ich nachmittags bei Sonnenschein noch mit dem Fahrrad zu Aldi und zur Bücherei. Ich lieh noch Filme aus, weil ich dachte, dass wir abends vielleicht ja noch einen Film schauen konnten. Auf dem Rückweg traf ich eine Mutter, deren Kind bei mir in der Klasse war, die mich fragte, wann denn das Kind käme. Ich sagte: Vielleicht morgen!“ und spürte irgendwie, dass ich aufgeregt wurde und der Gedanke gar nicht so weit weg war. Am selben Tag hatte ich mittags ein wenig geblutet – aha, dachte ich, die Zeichenblutung…dann wird es nicht mehr so lange dauern… abends wollten wir dann erst noch einen der ausgeliehenen Filme schauen, aber da spürte ich es irgendwie: Morgen wird die Kleine geboren. Ich war auf einmal ganz sicher. Das hatte ich bei den beiden Geburten vor Nele noch nie so empfunden. Auf jeden Fall sagte ich meinem Mann, dass wir vielleicht besser ins Bett gehen, denn ich hätte so das Gefühl, die Kleine wird morgen geboren. Beide auf einmal ziemlich aufgeregt gingen wir schlafen. Nachmittags hatte ich noch ein Bauchfoto gemacht mit dem Gedanken, dass dieses wahrscheinlich das letzte Babybauchbild sein würde.

In der Nacht hatte ich leichte Wehen. Sie waren aber sehr gut aushaltbar und nicht schlimm schmerzhaft… aber ich spürte: Es geht tatsächlich los. Ich dachte, dass unser Kind bestimmt schon mittags geboren sein würde, denn so kannte ich es von meinen zwei vorherigen Geburten. Es fing langsam und seicht an, steigerte sich und dann, wenn ich dachte, ich halte es nicht mehr aus, ging es ins Geburtshaus und dann wird das Kind recht zügig geboren…bei diesem Kind kam es dann aber doch ganz anders…und immer wieder erinnerte ich mich an die Worte der Hebammen: Die dritten Kinder machen es oft ganz anders! In unserem Fall traf es wirklich zu. Zum Glück wusste ich das aber morgens noch nicht…

Beim Frühstück und am Vormittag ging es erst einmal so weiter wie es begonnen hatte. Ich hatte immer mal wieder eine Wehe, die aber gut zu veratmen und gut auszuhalten war. Ich bekam allerdings kaum etwas zum Frühstück herunter. Ich telefonierte mit meiner Mutter, um ihr schon einmal zu sagen, dass heute wohl unsere Nele geboren werden würde. Sie sagte mir, dass ich die Kinder jederzeit bringen könnte, damit ich mich ganz auf Nummer 3 konzentrieren könnte. Da ich mich vormittags beschäftigen wollte (und zwar nicht mit der Warterei auf die nächste Wehe), machte ich noch einiges in der Küche. Ich machte z,B. Nudelsalat und Grillgemüse für den nächsten Tag fertig. Die Beschäftigung tat mir wirklich gut. Ich wartete darauf, dass die Wehen sich steigern würden, doch es blieb bei schwachen Wehen mit z.T. großen Abständen. Meinem Mann merkte ich an, dass er schon etwas nervöser war und es schwer einzuschätzen fand, wann wir ins Geburtshaus fahren sollten. Mir war aber klar, dass die Wehen noch lange nicht stark genug seien. Trotzdem entschieden wir uns gegen Mittag, dass wir die Kinder schon mal zu Oma und Opa bringen würden. Ich wartete weiter, war langsam enttäuscht, dass so wenig passierte. Ich dachte auch schon daran, dass es ja total blöd wäre, wenn wir die Kinder schon weggebracht hatten und das Kind noch gar nicht geboren würde. Langsam frustrierte mich das Gefühl, dass so wenig passierte. Ab und zu kam mal eine etwas stärkere Wehe, dann folgte aber wieder eine lange Pause. Ich scherzte schon, dass das dritte Kind meinem Mann und mir vielleicht nochmal etwas Zeit zu zweit schenken wollte.

Mein Mann meinte, dass wir ins Geburtshaus fahren sollten, doch ich wollte nicht. Ich hatte einfach das Gefühl, dass die Wehen nicht stark genug seien. Und der Muttermund bestimmt noch nicht weit genug auf sei. Wir überlegten dann, in dieser Wartezeit einen der ausgeliehenen Filme zu schauen…Mein Mann konnte sich darauf allerdings nicht mehr so wirklich konzentrieren. Ich glaube, er hatte einfach zu starke Sorge, dass es plötzlich doch sehr schnell gehen würde mit der Geburt. Nach einer halben Stunde beschlossen wir, dass wir mal im Geburtshaus anrufen und unsere Lage schildern. Den Film haben wir übrigens bis heute nicht zu Ende geguckt, da wir ihn ja wieder abgeben mussten 🙂 Wir verabredeten uns dann mit Johanna um 15:15 Uhr im Geburtshaus. Ich war aber total unsicher und hatte nach wie vor das Gefühl, dass die Wehen viel zu schwach seien und noch nicht genug passiert sei. Das war immer das, vor dem ich am meisten „Angst“ hatte: Im Geburtshaus anzukommen und dann wieder nach Hause geschickt zu werden. Bei den vorherigen Geburten fand ich nämlich jedes Mal die Fahrt zum Geburtshaus (unter starken Wehen) am schlimmsten und darum wollte ich auf keinen Fall nach Hause geschickt werden, um später wieder fahren zu müssen. Auf der Fahrt zum Geburtshaus hatte ich aber dann schon wieder eine sehr lange Wehenpause. Dort angekommen bekam ich dann meine „gefürchtete“ Diagnose. Der Muttermund war erst drei Zentimeter geöffnet. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. Ich war total enttäuscht und auch frustriert. Auf einmal befürchtete ich, dass Nele heute noch nicht geboren werden würde. Doch Johanna beruhigte mich, indem sie mir sagte, dass wir uns heute auf jeden Fall wiedersehen würden. Das tröstete mich etwas, trotzdem blieb insgesamt ein deprimiertes Gefühl bei mir. Johanna schlug uns dann verschiedene Möglichkeiten vor, was wir machen könnten: Spazieren gehen (hier in der Gegend), nach Hause fahren, im Geburtshaus in die Wanne … da ich zuerst auf keinen Fall nach Hause wollte, weil ich dann nochmal die Fahrt zum Geburtshaus hätte, entschieden wir uns zunächst für Spazieren gehen. Johanna gab uns noch ein homöopathisches Mittel mit, das ich alle zehn Minuten nehmen sollte, um die Wehentätigkeit zu steigern. So gingen wir los, in den Wald rund um den Oetkerstift. Das Wetter war superschön, die Gegend war schön….nur die Wehen waren nicht so schön…denn obwohl ich immer mal wieder eine hatte, merkte ich selbst, dass sie einfach zu schwach waren, um etwas zu bewirken. Ich merkte, dass ich immer deprimierter wurde. Ab und zu eignete sich eine Bank zum Aufstützen und Veratmen einer Wehe. Nach einer kleinen Runde überlegten mein Mann und ich dann, dass wir doch nochmal nach Hause fahren würden. So gingen wir zurück ins Geburtshaus und sagten Johanna Bescheid. Nun, nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, ging es mir etwas besser. Ich dachte, dass ich ja vielleicht sogar noch etwas schlafen oder doch mal etwas essen könnte. Außerdem bot Johanna uns an, dass sie, wenn wir unsicher sind, ob wir losfahren sollen, erst noch einmal bei uns zu Hause vorbeikommen könnte. Und im Falle des Falles wäre auch noch eine Hausgeburt möglich. Auf der Rückfahrt war meine Stimmung dann schon etwas besser. Ich spürte auf einmal,dass ich müde war und freute mich, mich gleich kurz nochmal  ein bisschen hinzulegen. Gegen 17 Uhr waren wir zuhause. Wir besprachen dann, dass wir gleich Schlafanzüge für die Kinder zu meinen Eltern bringen wollten, da wir mittlerweile befürchteten, dass die Geburt eventuell erst heute Abend oder heute Nacht sein würde. So fuhr mein Mann Tim direkt los zu meinen Eltern. Ich legte mich auf das Bett und wollte versuchen zu schlafen. Vorher verschickte ich aber noch eine Sprachnachricht an meine Schwester und meine beste Freundin, um den aktuellen Stand mitzuteilen :-). Als ich diese Nachricht später nochmal abhörte, hörte ich, wie angestrengt und kaputt ich mich da doch schon anhörte, denn am Ende der Sprachnachricht ging es doch noch so richtig los….ich kam nicht mehr zum Schlafen, denn es überkam mich auf einmal eine deutlich kräftigere Wehe. Und kurz danach die nächste….ich lief im Schlafzimmer hin und her und stützte mich bei den Wehen auf dem Gitterbett ab. Inzwischen kam Tim von meinen Eltern wieder. Ich kann mich gar nicht genau erinnern, was ich gesagt habe. Auf einmal war jedenfalls deutlich zu spüren: Jetzt will Nele doch raus…nun hatte ich „richtige“ effektive Wehen, heftig und nur noch kurze Erholungspausen dazwischen. Ich hörte noch mutmachende Whatsapp-Nachrichten von meiner Schwester ab, war aber nicht mehr in der Lage, selbst etwas aufzusprechen. Gegen 18 Uhr hatte ich das Gefühl: Ich kann nicht mehr und ich sagte nur zu Timmi: „Ruf Johanna an!“ Mehr konnte ich nicht mehr sagen. Gegen 18:10 Uhr war Johanna zum Glück schon da. Sie untersuchte mich und stellte fest, dass der Muttermund nun 7-8 cm geöffnet war. Ich war so froh und dankbar! Der Weg bis dahin war mir so lang vorgekommen und ich war so froh, dass ich nun damit rechnen konnte, Nele bald in meinen Armen zu halten. Wir fuhren dann sofort los zum Geburtshaus. Ich weiß noch, dass ich Tim bat, mir die Schuhe anzuziehen und wir aus Bequemlichkeit einfach schnell meine Gartenpuschen anzogen 🙂 Ich hatte Angst vor der Fahrt, aber es ging zum Glück ganz gut. Wir kamen schnell durch und waren gegen 18:30 Uhr im Geburtshaus. Ich hängte mich direkt bei der nächsten

Wehe in das „Seil“, spürte, dass das bei dieser Geburt echt die beste Möglichkeit für mich war, die Wehen auszuhalten und mit den Wehen „mitzugehen“. Ich weiß noch, dass Johanna mich fragte, ob ich die anderen Kinder in der tiefen Hocke bekommen hatte. Und wir so schon bald in diese Position wechselten. Meike kam nun auch dazu. Ich sollte bei den nächsten Wehen kräftig mitschieben. Plötzlich knallte es richtig und das Wasser spritzte nur so heraus! Die Fruchtblase war mit einem „Peng“ geplatzt und es gab eine schöne „Schweinerei“ (besonders hatte es Johannas Hose getroffen). Johanna sagte trocken: „Dann war das vorhin doch noch nicht die Fruchtblase.“ und Nele kriegte im Bauch vor lauter Schreck erst einmal einen Schluckauf. Das war wirklich mein lustigstes Erlebnis unter der Geburt 🙂

Irgendwie kam ich bei den nächsten Wehen nicht so richtig „weiter“, und die Hebammen rieten mir, mich seitlich auf das Bett zu legen und bei den nächsten Wehen kräftig mitzuschieben. Dabei kam bei mir das „Problem“ auf, das ich schon bei den zwei Geburten davor hatte. Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass mein Körper mir nicht mehr richtig signalisierte, wann die nächste Wehe begann, wann ich genau mitschieben sollte,…ich hatte das Gefühl, nicht „weiterzukommen“, dass das Baby gar nicht weiter nach unten rutschte. Die Wehen hatten wohl auch tatsächlich nachgelassen. Jedenfalls massierte Meike meinen Bauch dann mit Uterusöl, das (zumindest von meinem Gefühl) sofort Wirkung zeigte. Ich hatte das Gefühl, dass die Wehen sofort wieder stärker und heftiger wurden. Trotzdem fand ich es manchmal schwierig, so lange zu pressen und hatte das Gefühl, ich komme nicht weiter. Doch Meike ermutigte mich, indem sie sagte, dass das Köpfchen weiter nach unten rutschte und gerade eben schon so tief war wie noch nie. Sie sahen auch schon kurze schwarze Haare. Johanna ermutigte mich nochmal: „Trau dich!“, und erst da realisierte ich, dass ich mich tatsächlich noch nicht getraut hatte, mit aller Kraft zu schieben und zu pressen. Ich versuchte es wirklich nochmal mit aller Kraft, und dann merkte ich auch an den ermutigenden Worten von Johanna und Meike, dass ich es bald geschafft hätte. Ich lag immer noch seitlich auf dem Bett, hielt mein rechtes Bein an der Kniekehle fest und schob. Und dann kam die Wehe, mit der das Köpfchen durchtrat und was mich da schon besonders freute: Ich spürte kein Brennen, keinen Schmerz, als das Köpfchen kam, sodass ich schon so gut wie sicher war, dass ich nicht verletzt war. Bei den Schultern gab es irgendwie noch etwas Gewurschtel, ich merkte, dass Johanna da irgendwie noch mithebeln musste, und dann war er da, dieser unglaubliche Moment: Nele war geboren! Endlich, gefühlt hatte diese Geburt so lange gedauert. Ich war so erleichtert und glücklich und sagte mehrfach: „Wir haben es geschafft. Ich habe es geschafft….“ und mir kamen die Tränen der Erleichterung, als ich sie in meinen Armen hielt. Dazu war sie so wunderschön mit ihren kurzen schwarzen Haaren und dem unglaublich süßen Gesicht. Ich fragte, wie spät es sei und war erstaunt, dass es erst 19:28 Uhr war. Am Ende war es eigentlich doch sehr schnell gegangen. Nachdem mit einer der nächsten Wehen die Plazenta gekommen war und Timmi die Nabelschnur durchschneiden durfte, hatten wir mal wieder eine unglaublich schöne erste Kuschelzeit mit Nele. Wir wurden so nett versorgt mit eiskalter Cola (wie unglaublich gut schmeckt so eine Cola an so einem Tag, unbeschreiblich) und Joghurt mit Früchten. Das schmeckte soo gut! Wir waren voller Adrenalin und sooo glücklich und dankbar. Es war so schön, mit Nele zu kuscheln, Ich zitterte wieder von der Anstrengung der Geburt und konnte nicht aufhören zu grinsen. Wir schickten noch schnell eine Nachricht an unsere Familie,sodass Neles Geschwister noch vorm Schlafen gehen wussten, dass ihre kleine Schwester da ist.

Später genossen wir den Samstag Abend im Geburtshaus noch sehr – das kann man wirklich nicht anders sagen – mit Sekt, guter Laune und gemeinsamer Freude mit den Hebammen. Wieder einmal sagen wir euch, dem Geburtshausteam, von Herzen DANKE für die supertolle Begleitung und Betreuung! Ganz besonders an Meike und Johanna!