Die Geburt von Cayden (02.06.2010)
Durch Zufall hatte ich erfahren, dass es so etwas wie Geburtshäuser gibt, in denen nur Hebammen die Geburt begleiten. Da ich schreckliche Panik vor Spritzen habe und somit auch vor Kaiserschnitt und Dammschnitt, und auf Ärzte auch prima verzichten kann, habe ich sofort nach einem Geburtshaus gegoogelt, als ich wusste, dass ich schwanger bin. Schon in der 5. Schwangerschaftswoche saß ich also beim Infoabend und war begeistert (insbesondere darüber, dass nur ganz, ganz selten ein Dammschnitt gemacht werden muss). Ich habe mich gleich eintragen lassen für eine Geburt und meinen ersten Termin bei Meike gemacht. Auch den Geburtsvorbereitungskurs haben mein Mann und ich im Geburtshaus gemacht. Wir fühlten uns beide total gut aufgehoben, obwohl mein Mann eigentlich absolut gegen das Geburtshaus war. Ihm schien das Krankenhaus sicherer. Aber da schließlich ich durch die Geburt muss, hat er natürlich mir die Entscheidung überlassen und sie auch akzeptiert.
Am 30.05.2010 war errechneter Geburtstermin. Nachdem ich schon einige Wochen lang immer wieder Wehen hatte, saß ich am Abend des 01.06. erneut vor der Uhr. Weil ich herausfinden wollte, ob es sich um Geburtswehen handelt, bin ich dann in die Badewanne gegangen und habe meine Mutter angerufen, die mich erstmal durch die nächsten Wehen begleitet hat. Mein Mann kam erst um halb 10 von der Arbeit nach Hause und ich fing an die Wehenabstände zu notieren. Sie waren aber noch unregelmäßig, alle 10-15 Minuten. Dummerweise hatte ich mit den Hebammen nicht darüber gesprochen, welche Abstände denn nun überhaupt interessant sind, also rief ich um halb 11 die Notfallnummer an. Meike ging ans Telefon (sie war im Kino; Sex and the City II, den Film wollte ich eigentlich auch noch vor der Entbindung sehen und habe es bis heute nicht geschafft). Sie sagte mir, dass ich mich wieder melden sollte, wenn die Wehen alle 5-6 Minuten kommen und mindestens 1 Minute andauern. Außerdem sollte ich mich ruhig ausruhen und nicht umherlaufen, um die Wehen zu verstärken.
Also ging ich brav um 12 Uhr ins Bett. Aber an Schlafen war nicht zu denken, da die Wehen auf einmal stärker wurden und ich mit dem Handy in der Hand die Wehenabstände und –länge messen musste. Ich stellte überrascht fest, dass die Wehen regelmäßig alle 5-6 Minuten kamen und auch 1 Minute dauerten. Mein Mann war gar nicht angetan, weil er am nächsten Morgen um 5 Uhr aufstehen und zur Arbeit musste (Wehen waren ja nichts Neues mehr bei uns). Nach 1 ½ Stunden Wehen zählen, habe ich dann aber Meike angerufen, die fragte, ob sie vorbeikommen solle oder ob wir ins Geburtshaus kommen möchten. Ich bat sie zu uns zu kommen, da mein Mann ja eventuell immer noch in ein paar Stunden wieder raus musste. So um 2 Uhr war Meike dann auch bei uns und stellte bei der Untersuchung fest, dass ich einen ganzen Zentimeter geschafft hatte. Mein Mann konnte also entspannt zu Hause bleiben, denn im Laufe des Tages würde unser Kind kommen. Meike sagte, wir sollten uns hinlegen und möglichst ausruhen und uns gegen Mittag noch mal melden.
Ich habe mich also ins Bett zurück gelegt und versucht wieder einzuschlafen, aber die Wehen wurden immer schmerzhafter und auf einmal kam auch noch Blut dazu. Damit hatte ich nicht gerechnet (dass der Schleimpfropf blutig abgehen kann, war mir entgangen) und so habe ich ganz schnell zwei Hosen zugesaut und hing in der leeren Badewanne, um ja nicht noch mehr Blut zu verteilen (dabei war das ja gar nicht so viel). Ich war nicht mehr in der Lage zu telefonieren oder klar zu denken und mein Mann musste Meike anrufen, dass wir doch schon jetzt vorbeikommen wollen und die Sachen fertig packen. Bis wir allerdings im Auto saßen, dauerte es noch eine ganze Weile, denn wir waren ja darauf eingerichtet, dass es dauern würde bis das Kind kommt. Also haben wir extra viel mit ins Geburtshaus genommen. Die Autofahrt empfand ich als unerträglich, weil ich im Sitzen die Wehen noch schmerzhafter fand. Endlich im Geburtshaus, war ich fast am Ende und mir war so ziemlich alles egal. Trotzdem weiß ich bis heute, wie gemütlich ich es fand bei Kerzenschein und gedecktem Licht ankommen zu dürfen.
Die Wehen kamen inzwischen alle 2-3 Minuten und waren so heftig, dass ich kaum zum Verschnaufen kam. Als erste Hebamme war nicht nur Meike da, sondern auch Lisa, die noch in die Routine des Geburtshauses eingearbeitet werden sollte. Sie schlugen mir vor, erstmal in die Badewanne zu gehen, damit die Wehenpausen wieder größer werden und die Schmerzen nachlassen. Kaum saß ich in der Badewanne, ließ die Häufigkeit wirklich nach, als ich aber gerade aufatmen wollte, kam die nächste Wehe mit soviel Macht, dass ich jammerte, dass ich sofort wieder raus wolle, es sei so schmerzhaft. Meike und Lisa wollten erstmal untersuchen, bevor ich aus der Badewanne steige. Die Untersuchung ergab, dass der Muttermund inzwischen schon bei 5 cm war und mir wurde klar, dass die Schmerzen auch außerhalb der Badewanne kaum besser werden würden. Daher blieb ich in der Badewanne, lag auf der Seite und arbeitete mich abwesend durch die Wehen. Währenddessen unterhielten sich Meike und Lisa mit meinem Mann und tranken Kaffee. Zwischendurch konnte ich auch an dem Gespräch teilnehmen, aber meistens bekam ich viel zu wenig mit in den Wehenpausen. Irgendwann sollte ich während der Wehen das Bein heben…keine Chance…also mussten die Hebammen das abwechselnd übernehmen. Die Schmerzen wurden immer unerträglicher und ich war schon am Jammern, dass ich nicht mehr möchte und nicht mehr könne, als die Untersuchung ergab, dass ich schon bei 8 cm war. Wenn ich mich richtig erinnere, wurde dann die zweite Hebamme, Anneke, angerufen. Mir wurde gesagt, dass das Baby in 1 ½ Stunden da sei. Da dachte ich mir nur, dass das eine Zeit ist, die ich noch durchhalten kann.
Soweit ich weiß, habe ich die Zeit locker getoppt und Anneke kam definitiv erst, als mein Sohn schon am Schreien war. Denn wenig später hatte ich das dringende Bedürfnis während der Wehen mitzuschieben und schon kam die erste Presswehe, die den Kopf in den Geburtskanal beförderte. Ich durfte auch fühlen und kann mich bis heute daran erinnern, wie winzig klein der Kopf zusammengepresst war. Bei der nächsten Presswehe kam der Kopf und lag ganz warm und weich zwischen meinen Beinen, ein ganz eigentümliches Gefühl. Es dauerte erst ein bisschen bis die dritte Presswehe den Körper hinterher brachte. 5:03 Uhr, die Sonne war grad aufgegangen. Ich musste mich erst aufsetzen, so dass mein Mann unseren Sohn auf den Arm nahm und mir schließlich auf die Brust legte. Er schrie und schrie und wir wussten gar nicht, wie wir ihn beruhigen sollten. Trotz stundenlanger Schmerzen und Arbeit und monatelanger Schwangerschaft, wunderte ich mich, woher dieses Baby kam.
Da weitere Wehen ausblieben, durfte ich die Plazenta selber herausziehen und mir auch ansehen, während mein Mann die Nabelschnur durchschnitt. Er nahm Cayden dann auch mit nach nebenan, damit er gewogen und untersucht werden konnte. Derweil wurde ich noch geduscht und dann zum Bett begleitet. Dort wurde ich erst untersucht und nur eine leichte Schürfung am Damm festgestellt. Ich war also sogar dem Nähen entgangen und konnte endlich ganz entspannen. Dann wurde mir Cayden angelegt und trank in gierigen Zügen. Danach konnten wir erstmal in Ruhe gemütlich kuscheln und ich konnte mir mein Baby ganz genau ansehen. Ich war furchtbar stolz auf mich, meine erste Geburt so gefühlt vollkommen alleine in der Badewanne gemeistert zu haben. Mein Körper hat mir genau gezeigt, was ich gebraucht habe und was ich tun musste. Die Hebammen haben mir geholfen mein Bauchgefühl ernst zu nehmen und konnten mich durch ihre sanfte Führung wertvoll unterstützen.
Nach der Geburt war mein Mann auch absolut überzeugt vom Geburtshaus und der Arbeit der Hebammen. Für ihn war die Geburt auch sehr entspannt und er wusste die ruhige Atmosphäre zu schätzen. Zwei Hebammen für uns alleine…wer kann das schon von sich sagen.
(Teil 2: Cami!)