Geburtsbericht von unserer Zaubermaus
Acht großartige Monate Schwangerschaft … mit einem Gefühlshoch nach dem nächsten. Mein Mann meinte mehrfach , wie toll es doch wäre, die Hormone für nach der Schwangerschaft in Pillenform zu bekommen. Sicher ist sicher. Ich hab mich aber auch wirklich selten so gut gelaunt und ausgeglichen gefühlt. Eine herrliche Zeit!!!
Und dann um so überraschender, das zum Ende der ganzen Kiste die Hormone verschwinden, zusammen mit der guten Laune und all den Stimmungshochs. Die letzten Wochen wurden zum Kampf mit mir selbst und meinen Liebsten. Ich habe viel geweint und war nöckelig wie nie zuvor. Leider war es auch mit meiner Geduld nicht mehr gut bestellt. Und so wurde jeder Besuch bei Jule zur Akupunktur auch ein Hoffnungsträger für das baldige Einsetzen der Wehen.
Sechs Tage vor dem errechneten Termin waren wir wieder da. Ich fühlte mich schlechter denn je und mein Kreislauf war wohl zu Hause geblieben. Leider prophezeite mir Jule abermals, dass es bis zur Geburt auch gerne noch eine Woche oder länger dauern könnte. Erstgebärende usw..
Deprimiert fuhr mich mein lieber Mann wieder nach Hause. Auf weiteres Abwarten waren wir eingestellt. Doch es sollte anders kommen.
Am nächsten Tag, Gründonnerstag, bekam ich morgens noch den Auftrag, ein Ostergeschenk zu nähen. Widerwillig setzte ich mich an meine Nähmaschine und arbeitete fix vor mich hin. Gegen mittag um eins wurde das bereits alltäglich gewordene Ziehen im Unterbauch plötzlich begleitet von einem neuerlichen Ziehen und Schmerzen im Rücken. Sollten das jetzt “ die” Wehen sein?
Auf meinem Handy startete ich die Stoppuhr. Nur mal gucken, was da jetzt zeitlich so passieren würde … nichtsahnend, dass ich die Stoppuhr erst fast 80 Stunden später wieder ausschalten würde (war da jemand abgelenkt? )
Die Wehen kamen in unterschiedlichsten Abständen und jede für sich war sehr gut auszuhalten. Abends gegen 21 Uhr wählten wir dann doch das erste Mal die Bereitschafts-Handynummer und was hab ich mich gefreut, als Sabine dran ging. Sie riet uns doch mal ins Geburtshaus zu kommen, um mal zu gucken, was da jetzt im Gange sei.
Ich vermute, mein Mann ist bis dahin noch nie so vorsichtig nach Bielefeld gefahren, weil die Wehen dann doch schon unangenehmer wurden und er mir möglichst jede Erschütterung im Auto ersparen wollte.
Nach Sabines Untersuchung, stand dann fest, dass der Muttermund erst einen “ Müh” geöffnet war und sie uns erst mal bis zum nächsten Morgen wieder nach Hause schickte. Das konnte und wollte ich da schon nicht mehr glauben.
Zuhause angekommen überredete Sebastian mich, es noch mal mit der Badewanne zu versuchen, da die Wehen bis dahin schon sehr angezogen hatten. Das Veratmen klappte ganz gut und half mir, mich auf den Schmerz zu konzentrieren. Das Baden tat gut und entspannte in den Wehenpausen schon sehr.
Mein Mann war großartig, saß die ganze Zeit bei mir und sorgte dafür, dass ich auch immer wieder ans Teetrinken dachte. Leider war mir so übel, das ein Großteil davon auch schnell wieder herauskam.
Sabine hatte uns gesagt, solle der Druck nach unten sich verstärken, wäre es Zeit sich wieder zu melden.
Genau das taten wir dann auch. Wir verabredeten uns für viertel nach zwei wieder im Geburtshaus und machten uns erneut auf den Weg nach Bielefeld. Die Wehen waren zu dem Zeitpunkt schon sehr heftig und ohne Sebastians Unterstützung hätte ich nicht eine einzige davon so gut ausgehalten. Er stützte meine Schultern und zur Erdung durfte ich meine Füße auf seinen abstützen.
Im Geburtshaus angekommen, versuchte ich dann noch Sabine und Sebastian zu überreden mich doch ins Krankenhaus zu bringen, weil ich meinte, die Schmerzen nicht mehr ohne Unterstützung aushalten zu können. Davon wollten die Beiden, zum Glück nichts hören!!!
Zur Ablenkung und weil es noch nötig war schickte Sabine mich noch mal zur Toilette. Dort verharrte ich dann circa 40 Minuten. Im Sitzen ließen sich die mittlerweile eingetretenen Presswehen für mich am besten aushalten. Auch Sabines Lockversuche, ließen mich die Örtlichkeit nicht verlassen.
Mein Stöhnen rief sie dann aber wohl doch auf den Plan und nach Messen von Baby’s Herztönen und Sabines Ausruf: “ Ich kann schon den Kopf sehen” … wurde ich von den Beiden fast getragenerweise zurück ins Geburtszimmer gebracht.
Und ab da wird’s schemenhaft … Ich denke es waren vielleicht noch drei Presswehen, die ich kniender Weise vor dem großen Himmelbett in den Schoß meines Mannes schreiend verbracht habe, ehe unsere Maus endlich da war. Diese letzten Minuten gingen so schnell rum.
Was für ein Moment, als mir Sabine unser Pünktchen zwischen den Beinen durchreichte und ich staunend die ersten Blicke auf “unsere Tochter“ werfen konnte. Ich, am ganzen Körper zitternd und Kreide weiß, aber soooo glücklich. Und Sebastian nicht weniger blass. Gemeinsam legten wir uns in das große kuschelige Bett und bestaunten unser kleines großes Wunder.
Morgens um 3:40 Uhr kam unsere Tochter Clara Alma-Marie im Bielefelder Geburtshaus mit Hilfe meines Mannes Sebastian und der großartigen Sabine auf die Welt … so schmerzhaft es auch war … es wird mir für immer als positive Erfahrung im Gedächtnis bleiben. Und jedes weitere unserer Kinder wird an eben diesem Ort zur Welt kommen.
Ein ganz großes Dankeschön für die tolle Unterstützung geht an Sabine und Anna und an das gesamte Geburtshaus-Team in der Zeit der Schwangerschaft.
Simone & Clara Alma-Marie & Sebastian
Gütersloh, 13.04.2013