09.09.2014 03:42 Uhr (zufälliger Weise kurz nach Vollmond ;-)) – noch 1 Woche bis zum errechneten Geburtstermin. Plötzlich weckte mich ein dumpfes Geräusch und ich saß senkrecht im Bett. War das meine Fruchtblase? Ein kurzer Check auf Toilette und ich weckte meinen Mann. Es war soweit! Endlich würde die Geburt unserer Tochter bald losgehen.. Obwohl schon 1.000 mal besprochen und im Kopf durchgegangen, war ich total überfordert. Also griff ich zum Handy und wählte die Nummer der ersten Hebamme. Sabine nahm ab und hörte sich der Uhrzeit entsprechend etwas schläfrig an.. Ganz ruhig erklärte sie mir dann aber die weiteren Schritte und ich versuchte ihr aufmerksam zuzuhören. Nachdem wir vereinbart hatten, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt nochmal anrufen werden, ging ich erstmal in aller Ruhe duschen und mich auf das große Ereignis vorbereiten. Da schon alle Taschen gepackt und im Auto verstaut waren, konnte ich mich nach der Dusche wieder ganz entspannt hinlegen..
Die ersten Wehen setzten gegen 05:00 Uhr ein. Zunächst ganz harmlos und in unregelmäßigen Abständen.. Nach einer Weile färbte sich mein Fruchtwasser – das übrigens literweise aus mir heraus strömte – rot. Zeit für einen weiteren Anruf bei Sabine. Ganz geduldig beruhigte Sabine uns wieder und sagte, dies sei völlig normal. Um etwas Zeit zu überbrücken, beschloss ich dann in die Badewanne zu steigen.. Lange habe ich es dort aber nicht ausgehalten, da das warme Wasser meine Wehen noch weiter verstärkt hat und ich zu diesem Zeitpunkt schon mit dollen Schmerzen zu kämpfen hatte. Nach einem weiteren Telefonat mit Sabine schlug sie vor, gegen 11:00 Uhr vorbeizukommen und den Muttermund zu untersuchen. Bis dahin blieb mein Mann auch nicht ganz untätig.. Er zeichnete die Wehen ganz innovativ mit einer Wehenapp auf, sodass wir Sabine einen ganz aktuellen Stand über Dauer der Wehen und der Pausen geben konnten.
Sabine kam um kurz nach 11 und ihre Diagnose fiel anders als erhofft aus: trotz der heftigen Wehen, war der Muttermund gerade mal 2-3 cm geöffnet. Herztöne des Babys waren aber super! Nachdem sie mit mir noch einige Wehen veratmet hatte, sagte sie auf Nachfrage meinem Mann – aber auch nur meinem Mann – , dass bei diesem Verlauf die Geburt noch bis zu 10 Stunden dauern könnte. Gut, dass sie ihre Einschätzung nur meinem Mann gegenüber äußerte, denn das ist das letzte was eine Frau in den Wehen hören will.
Sabine legte mich in eine seitliche Position, da das Köpfchen des Babys nicht optimal lag. So sollte es den richtigen Weg finden. Nach der Untersuchung machte sie sich auf den Weg ins Geburtshaus, um dort langsam alles vorzubereiten. Wir sollten uns nochmal melden.
Ca. 1,5 Stunden nachdem Sabine wieder weg war, ging alles ganz schnell, denn ich merkte plötzlich einen Pressdrang. Die Schmerzen waren so stark, dass ich mir nicht mehr sicher war, ob ich die Geburt ganz ohne Schmerzmittel überstehen würde. Mein Mann steckte mich daraufhin in Jacke und Schuhe, ich stönte auf dem Weg noch unser Treppenhaus zusammen und saß dann auch schon im Auto auf dem Weg ins Geburthaus. Mein Mann hatte in der Zwischenzeit Sabine benachrichtigt und fuhr in einem Affenzahn über die Detmolderstraße. Im Auto konnte ich ganz normal sitzen und hatte keine Probleme damit, eine angenehme Position zu finden. Trotzdem waren die Wehen schon so heftig, dass ich immer lauter wurde.
Im Geburtshaus angekommen (es war ca. 13:00 Uhr), nahm Sabine mich sofort in Empfang und brachte mich ins Geburtszimmer. Ich habe mich wieder seitlich in das Geburtsbett gelegt und ab diesem Zeitpunkt mich einfach nur noch wohl gefühlt. Sabine wich mir nicht mehr von der Seite. In regelmäßigen Abständen untersuchte sie meinen Muttermund, wir hörten uns die Herztöne des Babys an und stönten gemeinsam die Wehen weg. Immer wieder bestärkte und motivierte sie mich ganz liebevoll und brachte mit ihrer so angenehm entspannten Art so viel Ruhe in mein inneres Chaos. Auch mein Mann machte fleißig mit und ich muss sagen, dass es unglaublich gut tat, dass die Beiden die ganze Zeit für mich da waren..
Um einem Dammriss vorzubeugen, bereitete Sabine zwischendurch Kaffee zu und stellte ihn bereit. Irgendwann – ich weiß bis heute nicht, ob es einen konkreten Anlass dafür gab – schlug Sabine vor, auf Toilette zu gehen. Ich musste nicht, war aber auch nicht mehr in der Lage nach dem Grund zu fragen. Sabine stütze mich und ich setzte mich auf die Toilette während sie vor mir hockte. In einer Wehenpause sagte sie, ich könne ruhig pressen, wenn ich den Drang dazu hätte. Das ließ ich mir nicht zweimal sagen und presste bei der nächsten Wehe was das Zeug hielt; so sehr, dass Sabine schon das Köpfchen sehen konnte und wir zurück ins Geburtszimmer gingen. Sabine rief die zweite Hebamme, es war Edith, an und bat sie, sich nun auf den Weg zu machen, da die Geburt nun bevorstand. Ich ging zurück zum Geburtsbett, mein Mann setzte sich – wie bereits im Vorbereitungskurs geübt – auf die Bettkante und half mir dabei, in die tiefe Hocke zu gehen.
Es kam eine heftige Wehe und wieder presste ich so stark es ging. Zur Überraschung von uns allen sagte Sabine plötzlich, dass das Köpfchen nun schon da und fast alles geschafft sei. In der nächsten Wehenpause hatte ich noch so viel Zeit um darüber zu fluchen, dass sich die nächste Wehe zu lange Zeit ließ, da ich meinem Glück endlich so nah war. Also kam die nächste Wehe nach einer gefühlten Ewigkeit, erlöste mich aber von allen Schmerzen. Cleo Elif war nach nur zwei Wehen geboren – und das entgegen aller Befürchtungen schon um 14:36 Uhr. Die Geburt verlief für uns alle so schnell und komplikationslos, dass weder Kaffee noch Edith rechtzeitig kamen.
Als Edith angekommen war, lagen wir schon gemütlich zu dritt im Bett und haben das Wunder genossen. Nun musste sich nur noch die Plazenta lösen. Als mein Mann stolz die ersten Telefonate führte, witzelten wir noch darüber, dass eine Geburt erst mit der Geburt der Plazenta als abgeschlossen gilt und die Verwandtschaft erst dann benachrichtigt werden sollte. Leider wurde uns genau dieses letztendlich zum Verhängnis. Zu Beginn waren wir alle noch sehr optimistisch und quatschten darüber, dass wir uns nach der Geburt der Plazenta Sushi zum Essen bestellen und jemand noch eine Flasche Sekt besorgen könnte. Soweit kam es dann aber nicht mehr. Obwohl Sabine und Edith alles ausprobierten, um die Plazenta zu holen (wehenförderndes Mittel gespritzt, Akupunktur am Bauch etc.), fühlte sich die Plazenta offensichtlich ganz wohl in meinem Bauch. Sabine erklärte uns daraufhin, dass sie bei negativem Ergebnis spätestens nach 1 Stunde dazu verpflichtet seien, den Notarzt zu rufen und eine Verlegung ins Krankenhaus mit einem Krankenwagen erforderlich ist – obwohl eigentlich gar kein Notfall vorlag. Da wir bereits bei der Vorsorge ganz ausführlich über die Risiken aufgeklärt worden waren, war das Thema nicht ganz neu, verunsicherte uns aber gleichwohl in dem Moment.
Leider mussten die Herrschaften in Orange und Weiß tatsächlich anrücken und mich ins Krankenhaus fahren. Sabine übergab meine Daten an das wirklich sehr nette Team und begleitete mich im Rettungswagen mit ins Franziskus. Dort angekommen war der Fahrstuhl schon für uns blockiert. Die Oberärztin kam sofort und erklärte mir, dass die Plazenta mittels OP in Vollnarkose geholt werden müsse. Sabine gab mir noch ein paar weitere Infos. Ich hatte gar keine Zeit, Angst oder Sorge aufkommen zu lassen, denn nach einem kurzen Eingriff von etwa 10 Minuten war auch schon wieder alles überstanden. Als ich im Kreißsaal meine Augen wieder öffnete, saß Sabine bei mir und schaute mir ziemlich erleichtert in die Augen. Es dauerte nicht lang und mein Mann kam mit unserer süßen Cleo nach. Während Cleo dann auf meiner Brust lag und wir endlich ganz in Ruhe kuscheln konnten, berichtete er mir ganz stolz von den Ergebnissen der U1 Untersuchung, die Edith in der Zwischenzeit noch im Geburtshaus durchgeführt hatte. Wir hatten ein kerngesundes Kind zur Welt gebracht!
Sabine ließ das frische Familienglück dann allein und kam uns während unseres Krankenhausaufenthaltes noch einige Male besuchen. Wir haben uns in der ganzen Zeit so wahnsinnig gut umsorgt von ihr und in den besten Händen gefühlt! Trotz des Zwischenstopps im Krankenhaus haben wir eine wundervolle Geburt im Geburtshaus erleben dürfen, wo wir uns komplett fallen lassen konnten und in jeder Sekunde sicher waren, dass jemand nur für uns da ist und auf unsere Bedürfnisse eingeht.Wir haben Euch unser volles Vertrauen geschenkt und es war ganz wunderbar! Vielen Dank für diese so herzliche und fast schon freundschaftliche Betreuung, die lockeren Gespräche und Euer Verständnis während Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett! Wir können bis heute mit Eurer Unterstützung rechnen, das ist ein wirklich tolles Gefühl! Danke auch für deine ehrlichen Worte, liebe Sabine, als ich das Stillen aufgegeben habe. Sie haben mich in meiner Entscheidung gestärkt und alle schlechten Gedanken verschwinden lassen. Dies kann in einer Zeit, in der ohnehin Hormon- und Gefühlsachterbahn herrschen, wahre Wunder bewirken…! Wie schön, dass es Euch gibt!
Mari Schneider schrieb am :
Was für eine schöne Geburt und ein schöner Bericht! 🙂 🙂 🙂 Da krieg ich direkt Vorfreude auf die Geburt von unserer zweiten kleinen Maus! 🙂