03.18 Uhr:
Ich werde wach. Nichts Ungewöhnliches. Jede Hochschwangere kennt die allnächtlichen Toilettengänge. Einmal (umständlich) umdrehen und weiterschlafen aber irgendwas ist anders heute… also: aufstehen und doch mal kurz zur Toilette. Vielleicht hilft’s ja. Sofort merke ich, dass ich nicht durch den Drang auf die Toilette zu müssen geweckt wurde – die erste Wehe kündigt Großes (bzw. Kleines) an. Aber nur ganz leicht. Also lege ich mich hin und rede mir ein „das kann noch dauern“.

03.28 Uhr:
Huch! Kurz mal eingenickt aber was ist das denn? Die nächste Wehe. Ein Blick auf die Uhr – nach 10 Minuten die Nächste? Das ist aber schon etwas merkwürdig… aber wegen 10 Minuten-Abständen schon aufstehen? Nee, ich bleib liegen… aber um 3.35 Uhr: Hä? Schon wieder? Also doch aufstehen. Kaffeemaschine an, Rechner an, Katzen gucken ganz irritiert und räkeln sich genüsslich auf der Couch. Ab jetzt geht’s im 7-Minuten-Takt so weiter. Was jetzt? Ab in die Wanne und gucken, ob die Wehen bleiben. Aber: Mann wach machen – für den Fall, dass die Luzie abgeht, wenn die Baldmama auf das frühmorgendliche Bad anspringt. Um 4.00 Uhr heißt es: Mann wecken. „Herzlichen Glückwünsch, Mäuschen. Alles Liebe zum Geburtstag – du wirst heute Papa“. Das hat gesessen – man(n) IST wach.
Wanne hat gut getan – Wehen sind noch da. Im Laufen stärker als in Ruheposition. Ich glaub’ wir rufen mal im GH an…

06.28 Uhr:
Wir wählen und Jule meldet sich. Leider haben wir sie geweckt. Wir verabreden uns zu 8.00 Uhr im GH.

08.00 Uhr:
CTG läuft. Ich bin überzeugt „heute Nachmittag gehört mein Bauch wieder mir“. Aber Entwarnung: wir befinden uns in der gaaaanz frühen Eröffnungsphase. Jule tippt auf späten Abend bzw. in der Nacht (insgeheim aber eher auf den kommenden Tag). Also wieder ab nach Hause. Hinlegen, schlafen und gegen 11.00 Uhr mal ein „Anregungsspaziergang“ danach telefonieren, wie der Stand der Dinge ist…

Kurz vor 9.00 Uhr:
Wir sind zu Hause. Marcus flitzt mal kurz los und besorgt Einiges, was nicht mehr vorrätig ist. Zum Einkaufen werden wir wohl beide heute nicht mehr kommen… ich lege mich hin, Körnerkissen auf dem Rücken. Um 9.27 Uhr werde ich wach. Eine Wehe – die nächste um 9.34 Uhr, die übernächste wieder nach 7 Minuten. Um kurz vor 10 Uhr stehe ich auf, sitze auf der Couch aber das ist unbequem. Also wieder hinlegen. Das Geburtstagskind ist auch wieder zu hause. Wir hauen uns eine DVD Stromberg rein (die gab’s als Geburtstagsgeschenk ?).

10.27 Uhr:
Blasensprung! Aber was für einer! Holla die Waldfee – begleitet durch eine richtig heftige Wehe. Jetzt ist aber Krieg angesagt. Die nächste Wehe lässt nicht lange auf sich warten. Den Spaziergang verschieben wir dann mal. Wieder ein Anruf bei Jule – ich bin fest davon überzeugt wieder ins GH fahren zu müssen. Gesagt getan. Dort angekommen kurzer Check. Und Bingo: MM ist auf 4 cm – wir bleiben dann mal hier… Kleiner Gang zum Lina-Oetker-Stift und zurück. Begleitet von mindestens 4 Wehenstops…
Wieder zurück lassen mir Jule und die Hebammenschülerin Tine ein Bad ein. Das tut gut. Jedoch begleitet von ordentlichen Wehen. Irgendwann (gefühlt nach einer halben Stunde) hab ich den Drang dort raus zu müssen. Ich habe das Gefühl, das da was in Bewegung ist und ich die Wanne verlassen sollte.
Kurze Untersuchung – 8 cm! Und das innerhalb von 1,5 Stunden. Wie war das noch mit dem Bauch, der heute Nachmittag wieder mir gehört? ? Ab jetzt ist auch Schluss mit dem dummen Sprüchen während den Wehenpausen – die gab’s gefühlt nämlich nicht mehr.

13.06 Uhr:
Irgendwann höre ich Jule sagen „ich ruf dann mal bei Meike an“. Ein innerlicher Jubel brandet in mir auf – ich weiß: jetzt kann’s nicht mehr lange dauern. Meike ist jedoch noch in Detmold also übernimmt Anneke diesen Part. Bei jedem Messen der Herztöne bleibe ich ganz still – keine Wehe, kein Schmerz ist mehr da. Ich will wissen, wie’s ihm geht. 125, 135, das Höchste waren knapp über140 Schläge. Alles Bestens also. Nach 2,5 Stunden im GH erblickt schlussendlich ein völlig relaxter kleiner Mann das Licht der Welt – Felix ist da! 3.460 g und 49 cm.
Ich nehme ihn hoch. „Du bist ja ganz warm“ ist das Erste, was ich zu ihm sage. Felix schreit nur einmal ganz kurz, danach: kleine blaue Augen gucken mich an. Ich glaube ich hatte noch nie etwas Schöneres und Weicheres im Arm. Der Papa hat einen sensationellen „Geburtshelfer“ abgegeben und wenn ich anfangen wollte die Mädels zu loben, bräuchte ich 4 DIN A4-Seiten mehr Platz!

16.00 Uhr:
Nachdem wir einen Doppelgeburtstag im GH gefeiert haben – es gab lecker Kuchen und Mama durfte auch einen kleinen Schluck Sekt trinken – sind wir wieder zu hause. Mein Gott, was für ein Tag! Unvergesslich schön, unvergesslich anstrengend. Und wenn uns einer die Garantie gibt, dass es immer so laufen wird, bekommen wir für jede Hebamme, die im GH arbeitet ein Kind – damit wir in den Genuss kommen von Jeder einmal bei diesem sagenhaften Moment begleitet zu werden.

Wir bereuen keinen unserer Schritte, die wir während der Schwangerschaft, der Entbindung und danach gegangen sind. Von vielen kritisch verfolgt wurde unsere Entscheidung im GH zu entbinden. Wir sagen nur: DANKE ans gesamte Team!!! Ihr seid echt der Knaller!