Wir sind – natürlich – die glücklichsten Eltern der Welt und freuen uns riesig über unsere kleine Tochter Maja, die am 02.11.2010 um 6:14Uhr hier im Geburtshaus Bielefeld das Licht der Welt erblickte. Für die Geburt im Bielefelder Geburtshaus haben wir uns innerhalb von Minuten entschieden, ohne auch nur eine andere Möglichkeit zu Besichtigen – der erste Eindruck war toll – und das sollte auch so bleiben! Wir waren (sind) begeistert von der Atmosphäre dort und den netten Hebammen, die wir im Geburtsvorbereitungskurs und der Vorsorge schon alle näher kennenlernen durften.
Nun will ich aber von den Geschehnissen um die Geburt unserer Kleinen berichten!
„Los“ ging es bereits zwei Tage vor der Geburt (und drei vor dem berechneten Entbindungstermin) – was uns unglaublich freute, denn seit drei Wochen lebte in unserer WG schon das Baby unserer Mitbewohner, deren ET eigentlich nach unserem ausgerechnet war. Wir konnten es seit dem umso weniger erwarten endlich unser eigenes Baby zu sehen!
Abends spürte ich plötzlich ein deutliches Ziehen im Rücken und Unterleib. Das könnten Wehen sein, dachte ich sagte aber meinem Schatz noch nichts sondern begann mit ein paar Yogaübungen für die Geburt. Die Schmerzen wurden nach dem Schlafengehen immer kräftiger und traten in auffälliger Regelmäßigkeit auf, so dass ich meinen Schatz schließlich weckte: „Ich glaube, ich habe Wehen!“. Jetzt war es ausgesprochen – es konnte sein, dass unsere Kleine heute kam!!! Wir waren sehr aufgeregt! Um 1Uhr Nachts dann kamen die Wehen alle 5 Min. Martin rief die Hebamme an und Anne meldete sich. Sie ließ sich alles genau beschreiben und sagte, sie würde kommen, wenn die Wehen alle 3 Min. mit einer Länge von 90 Sek. kämen, bis dahin sollten wir schlafen – wenn wir könnten. Und wir konnten tatsächlich – nicht zuletzt, weil die Wehen nach diesem Telefonat immer seltener und schwächer wurden und schließlich ganz aufhörten. Als wir am nächsten Morgen erwachten waren wir schon enttäuscht – da macht man die halbe Nacht mit Wehen durch und dann kriegt man nicht mal sein Kind dafür… Wir sagten Anne Bescheid, dass es wohl ein Fehlalarm war (sie sagte, es sei normal beim ersten Kind) und ich hatte zum Glück sowieso an diesem Morgen einen Termin bei Meike zur Akupunktur. Meike eröffnete uns nach kurzer Untersuchung, dass unsere Kleine wohl innerhalb der nächsten drei Tage kommen würde, da mein Muttermund nach dieser Nacht schon 1 cm geöffnet war. Wir konnten nicht anders als uns beim rausgehen aufgeregt in die Arme zu fallen – das Warten hat bald ein Ende!
Wie die Geburt wohl wird? Wie die Kleine aussehen mag? Wie wird das Leben mit einem Baby? Unsere ganzen Fragen wurden wieder aktuell…
An diesem Tag gönnten wir uns, auf Meikes Rat uns jetzt schon mal auszuruhen und viel zu essen, ein leckeres Chinabuffet. Beim Essen setzten die Wehen schon langsam wieder ein. Nach einem verschlafenen Nachmittag wurden die Wehen wieder heftiger und stärker. Vielleicht wieder ein Fehlalarm? Um 21 Uhr riefen wir dann Anne erneut an – ich hatte wieder alle 5 Min. Wehen und sie dauerten auch etwa 60 Sek. an. Anne kam dann sogar vorbei um zu sehen, wie lange es noch dauern würde. Leider war der Muttermund immer noch nur 1cm geöffnet und Anne stellte uns noch mindestens 11 Stunden Wehen in Aussicht. Wir sollten sie nochmal anrufen, wenn die Wehen alle 3Min. kämen und mindestens 90 Sek. andauerten. Ich fragte mich ob ich das wirklich aushalten würde. Während der Wehen bereute ich mehrmals, dass ich überhaupt Schwanger war und in den Wehenpausen freute ich mich darüber. In dieser Nacht war ich mir sicher: DAS sind Wehen und die gehen auch nicht wieder weg! Ich verbrachte die Nacht mit umherwandern, mich bei einer Wehe auf der Kommode, dem Sofa oder dem Küchentisch abstützend und versuchte meine Atmung zu kontrollieren, wie wir es im Geburtsvorbereitungskurs gelernt hatten. „Durch die Nase ein und durch den Mund laaaaaaangsam wieder aus, durch die Nase ein und durch den Mund laaaangsam wieder aus, durch…“. Schließlich platzte auch meine Fruchtblase und durchnässte meinen Schlafanzug – den brauche ich wohl nicht mehr wechseln, dachte ich. Als die Wehen stärker wurden stellte ich fest, wie gut „das Tönen“ tatsächlich hilft auszuhalten. Mehrfach schlief ich vor Müdigkeit fast im stehen ein und die Nacht schien ewig zu dauern. Martin hatte natürlich ebenso eine unruhige Nacht obwohl er zwischendurch immer wieder einschlief und schnarchte – wofür ich ihm sehr dankbar war. Schnarchen hatte schon immer eine entspannende Wirkung auf mich. Zwischendurch maß er die Zeiten der Wehen und teilte sie mir mit. Aber der 3-Minuten-Abstand schien nicht zu kommen. Schließlich musste ich mich einfach hinlegen und merkte, dass die Wehen sich schlagartig veränderten, viel stärker wurden und sich dann mit einem neuen Gefühl vermischten: „Da will jetzt was aus mir raus!“, sagte ich zu meinem Schatz „Ich glaube ich habe Presswehen! Ruf Anne an!“.
Martin rief Anne an und diese hieß uns an sofort ins Geburtshaus zu kommen. Ich erinnere mich noch lebhaft an diesen Moment: „Wir sollen kommen? Wie soll ich denn da hinkommen?“ fragte ich. Mein Mann schnappte die Taschen und mich, half mir zum und ins Auto und wir brausten los. Dies war auch wohl die längste Autofahrt meines Lebens – obwohl sie vielleicht 15 Min. dauerte. Um ca. viertel nach 5 Uhr Morgens kamen wir am Geburtshaus an. Dort nutzte ich den Gartenzaun um die nächste kräftige Wehe auszuhalten. (Später meinte Meike, sie dachte, wir wollten unser Kind im Vorgarten bekommen 🙂 ). Als wir das Haus betraten wehte uns ein Duft von warmem Wasser mit Lavendel entgegen, das Licht war gedämpft und Anne lächelte einladend. Ich spürte, wie ich mich innerlich entspannte und wusste: es wird alles gut laufen!
Ich schaffte es irgendwie in den Geburtsraum und mich auf das Bett zu legen, damit Anne mich untersuchen konnte. „Da ist das Köpfchen schon! Du wirst gleich dein Baby bekommen!“ eröffnete sie mir. Und schon kam die nächste Wehe. Die Badewanne konnte mich in dem Moment leider gar nicht locken, so dass sie umsonst für mich eingelassen wurde. Statt dessen probierte ich es dann im Stehen, im Vierfüßler in den Armen meines Liebsten und der tiefen Hocke aus – in der schließlich meine Kleine geboren wurde. Alle wussten genau, was zu tun ist, Anne sagte mir was ich machen sollte, Henrike brachte heißen Kaffee für den Damm und ich fühlte mich sehr sicher. Mein Schatz war die ganze Zeit bei mir und stand mir unaufdringlich zur Seite. Nach nur einer Stunde, in der ich von Meike Globoli und Bauchmassagen bekam um die Wehen zu verstärken kam sie dann endlich!
Unsere Maja lag plötzlich vor uns auf dem Boden, blau, blutig, glitschig, mit offenen Augen und beschwerte sich mit einem ersten leisen Schrei (der noch viel lauter werden würde) über die Störung. Um 6:13Uhr war sie angekommen und wir konnten sie das erste Mal in den Arm nehmen, berühren und anschauen. Kurze Zeit später lag ich schon zugedeckt mit Maja auf dem Bauch im großen Bett und durfte ihr den Weg zu ihrem ersten Tröpfchen Milch zeigen – und wie sie saugte! Martin freute sich dann sie nach der kurzen Untersuchung in ihre ersten Windeln und Klamotten verpacken zu dürfen, während ich versorgt wurde.
Anschließend wurde uns und den frischgebackenen Großeltern von den lieben Hebammen ein gemütliches Frühstück (für mich im Bett) serviert und wir konnten wieder zu Kräften kommen.
Ein ganz gewaltiges Dankeschön an unsere Hebammen Anne und Meike und Henrike für eure kompetente Unterstützung und euer fantastisches Einfühlungsvermögen vor, bei und nach der Geburt! Und vielen Dank auch an Jule, du hast uns viel über die Geburt beigebracht und uns super vorbereitet!
Christin schrieb am :
Eine wunderschöne Geburt und sehr emotional geschrieben. Ich konnte richtig mitfühlen! Herzlichen Glückwunsch.