Eine wunderschöne Geburt

Der Tag, an dem es mit den Wehen und somit mit der Geburt unseres ersten Kindes losging, war ein Donnerstag im März und wir waren fünf Tage über dem errechneten Termin. Der Tag verlief super normal, so wie die vorigen auch. Mein Mann und ich waren Zuhause und verbrachten ihn mit Gassi gehen, Haushalt, Essen, Lesen, Yoga usw. Am Nachmittag machte ich Waffeln und verbrannte mich dabei am Waffeleisen. Die Wunde, die dabei entstanden ist, wird mich wahrscheinlich noch eine Weile an die Geburt unseres Kindes erinnern ?.

So weit so normal. An dem Tag hatte ich stärkere Rückenschmerzen und machte mir Gedanken, ob die Schmerzen bei der Geburt hinderlich und störend sein könnten. Deshalb bat ich meine Schwester um Tipps, wie ich die Schmerzen eventuell lindern könnte und versuchte mir mit ein paar Übungen ein bisschen Erleichterung zu verschaffen.

Am Abend las ich in einem schlechten Buch weiter, dass ich aber trotzdem zu ende lesen wollte. Irgendwann fing ich an, beim Lesen herumzulaufen, weil ich nicht mehr so gut sitzen oder liegen konnte. Anzeichen für eine bevorstehende Geburt gab es meines Erachtens aber noch nicht. Irgendwann um 22:30/23:00 Uhr rum bin ich auf die Toilette gegangen und stellte fest, dass sich der Schleimpfropf gelöst hatte. Da ich im Kopf hatte, dass die Geburt jetzt noch bis zu drei Tage auf sich warten lassen konnte, machte ich mir immer noch keine großen Gedanken, sagte meinem Mann aber Bescheid, dass es in nächster Zeit irgendwann losgehen könnte. Von nun an musste ich öfter auf die Toilette und hatte immer etwas Blut im Urin. Ich machte noch ein letztes Heublumendampfbad, weil die Kräuter sowieso aufgebracht werden mussten. Relativ kurz nach dem Ablösen des Schleimpfropfs ging es dann aber bereits los mit den Wehen, die sich bei mir wie Unterleibskrämpfe anfühlten. Ich fing an, die Wehenlängen und Wehenpausen zu stoppen. Sie kamen von Anfang an ziemlich regelmäßig ungefähr alle zwei Minuten und hielten mindestens eine Minute an. Also fing ich an, auf die Uhr zu schauen da ich mich ja laut 3-2-1 – Regel nach drei Stunden bei der Hebamme melden sollte, falls die Wehen weiterhin so bleiben sollten. Ich beendete dann noch das schlechte Buch und bat meinen Mann, mir die Nägel noch zu lackieren, da ich gerne lackierte Nägel im Wochenbett haben wollte. Warum auch immer. Nun war es schon Mitternacht und wir waren ziemlich müde und legten uns ins Bett. Ich stand aber gleich wieder auf, da sich die Wehen im Liegen nicht veratmen ließen und so auch schmerzhafter waren. Also ging ich ins Nebenzimmer. Das Veratmen der Wehen ging ganz gut. Ich lief viel herum, legte mich in den kurzen Pausen für ein paar Sekunden hin und stützte mich irgendwo ab oder blieb stehen, wenn eine Wehe kam. Unterschiedliche Visualisierungen, die ich während der Schwangerschaft kennengelernt hatte, halfen mir sehr dabei, während der Wehen tief in den Bauch und „zum Kind“ zu atmen und „die Wehenwelle zu surfen“. Ich hatte sehr viel Durst und musste viel Wasser trinken. Ab ca. zwei Uhr musste ich anfangen, die Wehen zu vertönen. Ich hatte nun auch öfter Stuhlgang. Um drei Uhr etwa kam mein Mann und fragte, ob ich nicht langsam die Hebamme anrufen wolle, weil ich ja jetzt schon seit etwa vier Stunden regelmäßige Wehen hatte und die 3-2-1-Regel erfüllt war. Ich hatte zunächst Hemmungen, mitten in der Nacht anzurufen und dachte noch, dass es ja vielleicht ein Fehlalarm ist. Schließlich rief ich dann aber in einer Wehenpause an und hatte Johanna am Telefon. Wir unterhielten uns kurz und Johanna sagte, sie glaube ich könne noch 1-2 Stunden Zuhause bleiben. Ich sollte in die Badewanne gehen und gucken, ob die Wehenabstände länger und die Wehen noch stärker werden würden. Also ging ich in die Badewanne, natürlich unter Aufsicht von meinem Mann, der schonmal die Geburtstasche und alle Sachen für den Hund, den wir auch noch mitnehmen mussten, vor die Tür gestellt hat. Die Wehen blieben gleich stark und die Abstände gleich kurz. Ich musste immer wieder aus der Wanne raus und auf die Toilette gehen. Bei einem Toilettengang musste ich plötzlich sehr stark pressen, obwohl der Darm schon entleert war. Ich dachte mir erstmal nichts weiter und stieg wieder in die Wanne. Dort musste ich dann plötzlich wieder so stark pressen und da ging mir auf, dass das jetzt wahrscheinlich Presswehen sind. Darüber habe ich mich dann ganz schön erschrocken und noch in der Wehe rief ich meinem Mann zu: „Ruf an!“. Der rief daraufhin Johanna an und sagte Bescheid, dass wir jetzt ins Geburtshaus fahren werden. Ich stieg aus der Badewanne, wir zogen mich an, mein Mann brachte alles ins Auto und drei weitere Presswehen später stand ich auf der Straße und setzt mich ins Auto. Als wir losfuhren war es ca. viertel vor fünf. Mein Mann fuhr bewusst langsam, da er wusste, dass Johanna noch 30-45 Minuten brauchen würde, um im Geburtshaus anzukommen. Im Auto fühlte ich mich etwas wohler, da mich nun niemand mehr hören konnte und ich mich am Türgriff festhalten und mit den Füßen im Fußraum abstützen konnte, wenn eine Wehe kam. Das empfand ich als hilfreich. Auf der Fahrt platzte dann auch die Fruchtblase. Wir kamen kurz vor Johanna im Geburtshaus an und ich blieb noch im Auto sitzen, bis sie ankam. Johanna lief gleich ins Geburtshaus und schloss alles auf, mein Mann half mir auf dem Weg. Im Geburtshaus fiel ich bei der nächsten Wehe auf alle Viere. Johanna bereitete nur das notwendigste vor, da sie gleich erkannt hatte, dass es nun schnell gehen musste. Ich sollte mich nun auf eine Unterlage vor dem Bett im Vierfüßlerstand positionieren, damit sie mich untersuchen konnte. Sie sagte, dass das Köpfchen schon zu sehen sei. Jetzt wurde mir zum ersten Mal wirklich bewusst, dass das Kind nun geboren werden würde, und zwar im Geburtshaus, da ich sowieso nicht mehr ins Krankenhaus gehen könnte und das Köpfchen ja auch schon da war. Johanna wies uns nun an, wie wir uns am besten positionieren, damit die Geburt jetzt zügig geht. Und dann ging es wirklich schnell: Am 20. März um 5:11 waren wir im Geburtshaus angekommen und um 5:21 Uhr war unser Baby bereits auf der Welt. Das Baby schien keinen Stress gehabt zu haben und lag zunächst ruhig auf dem Boden und wir konnten es bestaunen. Johanna reichte mir schließlich das Baby. Die Plazenta kam gleich nach und wir konnten uns nun in das gemütliche Bett legen. Kathi war nun auch eingetroffen, sie hatte es zur Geburt nicht mehr geschafft, kam aber kurz danach dazu. Den Hund, der im Auto gewartet hatte, holten wir schließlich auch noch dazu.

Die drei anschließenden Stunden im Geburtshaus waren wunderschön. Kathi und Johanna umsorgten uns und kümmerten sich wunderbar ums Baby und um uns. Es gab etwas Leckeres zu essen und zu trinken und wir hatten ganz viel Zeit, uns auszuruhen, zu kuscheln und das kleine Wunder zu bestaunen. Um 8 Uhr ging ich mit Johannas Hilfe duschen, wir packten dann zusammen und zogen das Baby für den Nach-hause-Weg an. Bevor wir uns aufmachten stießen wir noch mit alkoholfreiem Sekt auf die glücklicherweise so unkompliziert verlaufene Traumgeburt an. Ich bin unendlich dankbar dafür, eine so schöne Geburt erlebt haben zu dürfen. Vielen herzlichen Dank für die tolle Betreuung in der Schwangerschaft und bei der Geburt!

 

 

 

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