Elisas Geburt, 09.08.12
Die Tage vor Elisas Geburt waren bei uns mit zunehmender Ungeduld geprägt. Zunächst, als es auf den errechneten Termin zuging, fand ich es noch gut aushaltbar, zu warten, bis es losgeht. Ich war recht gelassen und konnte die Zeit noch genießen, indem ich viel las, viel Klavier spielte und die Sonne genoss. Als dann aber der Termin verstrich und nichts passierte, machte sich auch bei mir eine leichte Ungeduld breit. Natürlich erkundigten sich auch viele Verwandte und Bekannte immer wieder, ob schon „was passiert sei“. Ich fand es irgendwann selbst etwas frustrierend, dann zu sagen: Nein, leider nichts neues. Ich trank Yogitee (Hmmmm, Weihnachtsgewürze im Sommer), rieb meine Kugel mit wehenförderndem Öl ein, versuchte es mit Nelkentampons und ging mehrfach zur Akupunktur. Ich hatte dann auch schon immer wieder leichte Wehen, die aber nicht wirklich schmerzhaft und nie über eine längere Zeit waren. Alle zwei Tage ging ich zur Vorsorge ins Geburtshaus – meistens bei Sabine. Hier muss ich schon betonen, dass mir die Vorsorgen im Geburtshaus immer richtig gut getan haben. Ich habe mich danach jedes Mal sehr ermutigt, gut umsorgt und verstanden gefühlt. Danke dafür an alle Hebammen, bei denen ich die Vorsorgetermine hatte, ganz besonders an Sabine! Am Mittwoch, den 08.08., (ich war in der Woche 40+6) hatte ich wieder mal einen Vorsorgetermin, dieses Mal bei Jule. Ich war erst etwas niedergeschlagen, als ich zum Geburtshaus fuhr, weil ich dachte, dass sich wahrscheinlich nicht viel getan hätte und ich allmählich so gespannt auf Elisa war und gerne wollte, dass sie nun allmählich auf die Welt käme…bei der Untersuchung zeigte sich dann aber, dass mein Muttermund schon 2-3 cm auf und der Gebärmutterhals verkürzt war. Jule machte mir Mut und sagte: „Bis Sonntag habt ihr euer Baby!“ Außerdem akupunktierte sie mich nochmal. Als ich am CTG war, zeigte sich Elisa wieder sehr entspannt und schien zu schlafen. Um sie zu aktivieren, ließ mich Jule an Rosmarin schnuppern – da schnellten ihre Herztöne sofort nach oben. Jule meinte, ich sollte heute nochmal in Rosmarin baden und scharf essen, weiter Yogitee trinken usw. Optmistisch fuhr ich nach Hause und freute mich, dass die Zeichen doch immer mehr Richtung Geburt standen. Passend war außerdem, dass Tim sich überlegt hatte, wenn Elisa bis Mittwoch noch nicht da sei, würde er sich ab Donnerstag frei nehmen. Am Mittwoch abend badete ich dann also noch in Rosmarin, aß lecker scharfes Essen, trank mir noch ein paar Yogitees, auch wenn ich diese schon lange über hatte und guckte noch einen Film mit Timmi. Ich rechnete nicht damit, dass in der Nacht was passieren würde, da ich abends ganz normal ins Bett ging – ohne besondere Anzeichen oder Wehen. um 23 Uhr machten wir das Licht aus und schliefen auch bald ein. Wie so oft in den letzten Tagen wachte ich dann um 4:15 Uhr auf und fühlte mich hellwach. Irgendwie hatte ich das Gefühl, etwas Wasser zu verlieren. So ging ich zur Toilette und schaute nach. War aber nicht viel, allerdings verlor ich ein ganz bisschen Blut. Ich ging wieder ins Bett. Und konnte (wie so oft in letzter Zeit) mal wieder nicht einschlafen. Auf einmal – gegen 5 Uhr- bekam ich leichte Wehen. Wehen, die aber doch schon stärker waren als die Wehen der letzten Tage, die ich ab und zu gehabt hatte. Erst war ich noch eine Weile im Bett. Timmi wachte auf und fragte, ob alles ok sei. Ich sagte ihm darauf, dass ich Wehen hätte, aber dass er auf jeden Fall noch schlafen soll, so lange es geht. Bald hielt ich es nicht mehr im Bett aus. Um die Schmerzen auszuhalten, ging ich im Schlafzimmer auf und ab und stützte mich bei den Wehen immer wieder auf der Fensterbank oder an Schränken ab. Die Wehenabstände waren erst noch recht groß. sodass ich kurze „Pausen“ zum Erholen hatte. Ich atmete durch die Nase ein und durch den Mund aus, wie ich es gelernt hatte. Das ging erst auch noch ziemlich gut. Timmi konnte bald auch nicht mehr schlafen. Ich riet ihm, einen Kaffee zu trinken und etwas zu essen. Denn allmählich wurde mir klar: Es ist soweit. Endlich sind die ersehnten Wehen da. Endlich kommt unsere kleine Maus zur Welt! Ich dachte allerdings, dass es bis dahin noch sehr lange dauern würde. Die Wehen wurden stärker, ich konnte sie nicht mehr leise aushalten, sondern fing an auf a oder o zu tönen. Ich fand mich schon ganz schön laut und dachte mir,dass unsere Nachbarn mich bestimmt hören würden. Aber ich dachte mir, es wissen ja alle im Haus, dass ich ein Kind bekomme und können sich wohl denken, was das „Gestöhne“ bedeutet. Während der Wehe wollte ich am liebsten die Beine zusammenkneifen, um den Schmerz auszuhalten und ich musste mich selbst immer daran erinnern, lockerzulassen und nicht alles anzuspannen. So kämpfte ich gegen den impuls an, versuchte, mit dem Becken zu kreisen und „locker“ zu sein, was mir nicht immer gelang. Im Vorhinein hatte ich mich damit auseinandergesetzt, dass meine Größte Angst vor der Geburt war, nicht locker lassen zu können, den Verstand nicht ausschalten zu können. Ich hatte mir vorgenommen, mir immer wieder zu sagen, dass der Körper schon weiß, was er machen muss und dass ich ihn arbeiten lassen muss. Für mich war das wie beim Klavier spielen. Wenn ich ein Stück richtig kann, dann brauche ich nicht mehr zu schauen, was meine Finger machen. Im Gegenteil, die Finger haben ein eigenes Gedächtnis und ich verspiele mich dann nur, wenn ich darüber nachdenke, ob ich richtig spiele oder ob ich auch das spiele, was da steht. So hatte ich mir vorgenommen, die Geburt so zu sehen: Der Körper weiß, was er tut. Nicht zuviel nachdenken! Einfach geschehen lassen und versuchen, sich zu öffnen. Die Wehen wurden immer stärker und die Abstände sehr wechselhaft. Timmi schaute mich immer wieder sehr besorgt an. Ich glaube, es war sehr schwer für ihn, mich leiden zu sehen. Außerdem war er selbst unsicher, ob wir im Geburtshaus anrufen sollten oder nicht. So tat er das, woran sich wahrscheinlich viele Männer in der Situation dran klammern. Er holte die Stoppuhr. Ehrlich gesagt, machte es mich fast wahnsinnig, dass er nun akribisch jede Wehe stoppte und Wehe und Pause gewissenhaft aufzeichnete (ich glaube, er hat zwei Din A4-Blätter voll), v.a. seine Frage: „Ist die Wehe jetzt zu Ende?“ Andererseits weiß ich, dass es für ihn in dem Moment kaum eine andere Möglichkeit gab, mir zu helfen. Ich wusste nicht, welche Berührungen mir helfen würden und war einfach nur schweigsam zwischen den Wehen oder tönte vor mich rum. Mittlerweile lief ich in der ganzen Wohnung hin und her und konnte mich zwischen den Wehen auch nicht mehr setzen. Timmi stoppte also die ganze Zeit und dokumentierte und wartete darauf, dass die 3-2-1-Regel zutreffen würde. Er schlug mir vor, mich mit einem Film abzulenken. Das fand ich eine nette Idee von ihm und er machte mir etwas auf dem Laptop an. Das konnte ich dann aber kaum wahrnehmen, weil die Schmerzen doch zu groß waren. Also ließen wir es doch wieder sein. Weil wir unsicher waren, riefen wir zweimal bereits Sabine an. Ich hatte das Gefühl, dass es noch nicht so weit war, wollte aber trotzdem gerne hören, was sie meint. Sie fragte, ob ich schon Druck nach unten verspüre oder ob die Wehen alle zwei Minuten kommen und eine Minute lang andauern. Bei dem Druck war ich nicht so sicher…ich spürte die Wehen eher als heftigen Schmerz im Rücken, wie Nadelstiche. Aber ob ich Druck nach unten verspürte? Wohl eher nein. Und so häufig kamen die Wehen auch noch nicht, auch wenn es mir mittlerweile so vorkam. Irgendwann bat ich Timmi, mit dem Dokumentieren der Wehen aufzuhören, da es mich verrückt machte, v.a. wenn er sagte: „Die sind manchmal länger als eine Minute und manchmal kürzer!“ Auch er war unsicher, wann wir fahren sollten und hat, glaube ich, ziemlich darunter gelitten, mir nicht helfen zu können und ebenfalls Zweifel zu haben, wann wir fahren sollten. Für mich kam dann irgendwann der Punkt, an dem ich dachte, dass ich es nicht mehr aushalten kann. Ich wollte jetzt „richtig“ betreut werden. Außerdem hatte ich tierisch Angst vor der Fahrt (von Oerlinghausen nach Bielefeld Zentrum). Timmi meinte, dass ja die 3-2-1-Regel noch nicht zuträfe. Ich sagte ihm dass ich zuhause nicht mehr aushalten würde. Das ist wahrscheinlich auch mal wieder ein typischer Frauen-Männer-Unterschied 🙂 Die Männer halten sich an die Fakten (Die Regel muss zutreffen), während die Frauen dann vielleicht doch mehr nach ihrem Gefühl gehen („Ich kann aber nicht mehr“). Ich hatte immer damit gerechnet, dass wir den Weg nachts fahren würden, wenn die Straßen leer sind, aber nicht morgens um 9:30 Uhr. Timmi rief Sabine an und sagte, dass wir gern kommen würden. Timmi half mir netterweise in meine Schuhe, passte gut auf mich auf, als wir die Treppe runtergingen und half mir ins Auto. Ich hätte vorher nie gedacht, dass ich während der gesamten Geburt so schweigsam sein würde. Ich habe kaum etwas gesagt. Auch auf dem Weg ins Geburtshaus nicht. Die Fahrt war für mich sehr heftig in der aufrechten Sitzposition, festgeschnallt ohne Bewegungsmöglichkeit. Aber ich hielt durch, und um 10 Uhr waren wir im Geburtshaus. Meine größte Sorge war, dass wir viel zu früh gekommen seien, und dass es noch ewig lang dauern würde, bis Elisa wirklich auf die Welt käme. Ich hatte am meisten Angst davor, dass es noch so lange dauern würde, dass Sabine uns wieder nach Hause schicken würde. Trotzdem wollte ich auch Gewissheit haben: Wie weit war der Muttermund schon auf? Und wie lange würde es wohl noch dauern? Im Geburtshaus angekommen trafen wir auf mehrere Frauen. Ich glaube, es fand gerade ein Rückbildungskurs statt. Und ich sah Marit, ich gratulierte ihr erstmal nachträglich, da mir einfiel, dass sie gestern Geburtstag gehabt hatte. Marit staunte, dass ich da jetzt dran denken würde. Sie wünschte mir alles Gute. Ich war superfroh, dass ich die Fahrt geschafft hatte. Und ich war superfroh, dass Sabine mich in Empfang nahm. Sabine hatte die letzten Vorsorgen bei mir gemacht, ich wusste, sie kennt mich gut, sie weiß gut um mich Bescheid. Ich war dankbar, dass wir jetzt im Geburtshaus bei ihr waren und ich nicht mehr durch die Wohnung laufen musste. Und ich hoffte so sehr, dass sich nun bereits etwas getan hätte. Wir gingen dann in den Vorsorgeraum, weil in dem großen Geburtsraum gerade eine Geburt stattgefunden hatte und dort noch gereinigt wurde. Das ging aber alles ein wenig an mir vorbei und ich dachte, wir gehen in den Vorsorgeraum, weil Sabine nun mal erstmal schauen würde, wie „weit ich war“ und (meine größte Angst) uns vielleicht nach Hause schicken würde, weil es noch dauern würde. Es stellte sich dann heraus, dass mein Muttermund 4-5 cm weit geöffnet war. Ich dachte: „Schon die Hälfte“. Ich dachte wieder daran, dass nun endlich unsere Elisa kommen würde und wir sie bald in den Armen halten würden. Das gab mir Motivation. Auf dem Bett im Vorsorgeraum hielt ich dann einige Wehen aus, es half mir, dass Timmi mir, wie Sabine es ihm zeigte, gegen das Kreuzbein drückte. Noch immer spürte ich die Wehen am heftigsten als Brennen im Rücken. Zum Teil bin ich auf dem Bett zwischen den Wehenpausen immer wieder leicht weggedöst. Ich stand ganz schön neben mir. Sabine zeigte mir, wie ich mich am Wickeltisch abstützen konnte, um die Wehen erträglicher zu machen. Sie tönte mit mir mit und spürte bei der Untersuchung, als eine Wehe kam, dass der Muttermund weiter aufging. Auch das motivierte mich. Ich dachte daran, dass ich in einem Buch gelesen hatte: „Jede Wehe ist eine Freundin“. Ich fand den Spruch zwar irgendwie doof, aber er half mir insofern, dass ich dachte: „Jede Wehe bringt mich meiner Elisa näher. Jede Wehe bewirkt etwas Gutes.“ Sabine redete mir immer gut zu, sie sagte,dass ich so tapfer sei und das so gut mache mit dem Atmen. Das waren genau die richtigen Worte für mich. Trotzdem dachte ich, dass es bestimmt noch voll lange dauern würde, schließlich war ich ja Erstgebärende…bestimmt würde es noch bis abends dauern.
Ich war aber sehr froh, dass wir nun im Geburtshaus waren und ich nicht mehr zuhause „kämpfen“ musste, sondern dass wir jetzt Tipps hatten, welche Positionen mir gut täten und wie Timmi mir helfen könnte etc.. Dann mussten wir noch einmal kurz den Raum wechseln, bevor wir in den großen Geburtsraum gehen könnten. Mir fällt gerade auf, dass ich gar nicht mehr weiß, warum wir übergangsweise nochmal in einen anderen Raum mussten – daran merke ich, dass ich doch ganz schön weggetreten war. Sabine wollte schon mal Wasser in die Wanne laufen lassen, und der große Geburtsraum wurde schnell für uns geputzt, da ja gerade eben eine Geburt stattgefunden hatte. An dieser Stelle ein Riesendankeschön an alle Hebammen aus dem Geburtshaus, die sich so beeilt haben, damit für uns alles schnell wieder gereinigt war!
Anschließend kamen wir in den großen Raum, und es wurde mir immer klarer, dass meine Kleine heute zur Welt kommen würde. Ich ging in die schöne große Gebärwanne. Wie lange ich in der Wanne war, weiß ich gar nicht. Zuerst ging das auch echt gut und half, die Schmerzen auszuhalten. Ich schwitzte allerdings auch echt sehr unter der körperlichen Anstrengung. Sabine fragte mich, ob ich mal was essen will. Eigentlich hatte ich danach überhaupt kein Bedürfnis. Aber ich dachte mir, dass ich ja noch viel Kraft brauche und dass es vernünftig wäre, etwas zu essen. Sabine brachte mir dann eine Schüssel mit Melone, Apfel und Banane, Timmi reichte mir zwischen den Wehen immer mal wieder ein Stückchen. Viel habe ich aber nicht runtergekriegt. Außerdem bekam ich eine Calciumtablette. Jetzt, wo ich das schreibe, fällt mir auf, dass ich über diese Phase der Geburt gar nicht mehr viel weiß. Ich weiß auch nicht mehr, wie lange ich in der Wanne war. Ich weiß noch, dass ich versuchte, bei jeder Wehe an meine kleine Elisa zu denken, um mir Mut zu machen. Den brennenden Schmerz im Rücken versuchte ich zu dämpfen, indem ich ein Handtuch daran presste (unter Wasser). Sie untersuchte mich in der Wanne aber auch nochmal, es stellte sich heraus, dass der Muttermund schon 7-8 cm auf war. Das erleichterte mich, ich dachte daran, dass ich schon viel geschafft hatte. Sabine sagte, dass ich dem Druck zu schieben jetzt nachgeben dürfte. Jetzt fällt mir ein, dass ich in der Badewanne auch eine Spritze bekam, ich kann aber gar nicht mehr genau sagen, wofür sie war, obwohl Sabine es mir gut erklärt hat. Aber ich war wirklich ganz schön weggetreten. Inzwischen spürte ich auch den vorher immer beschriebenen Druck nach unten. Ich war auf einmal sehr erschöpft, und dieser Schmerz im Rücken erschien mir auf einmal unerträglich. Auf einmal dachte ich, ich will hier raus. Zu Timmi sagte ich leise: „Ich kann nicht mehr.“ Sabine hat das irgendwie geahnt (oder hab ich was gesagt?), und sie sagte, dass ich auch aus der Badewanne raus kann, wenn ich das will, und ich sagte ja. Im Nachhinein ist mir klar, dass das die kritische Phase war. Ich zog den Bademantel halb an, mir war allerdings unerträglich warm. Die nächsten 2-3 Wehen verbrachte ich dann mit Sabine und Timmi auf Toilette.Wie gut, dass ich Sabine so vertrauen konnte, dass mir auch diese Situation nicht unangenehm war. Und es tat ganz gut, auf der Toilette sitzend ließ es sich ganz gut aushalten. Anschließend gingen wir wieder in den Geburtsraum. Dort schlug Sabine vor, dass ich mich seitlich auf das Bett legen könnte. Timmi lag oder saß neben mir. Ich drückte bei den Wehen mein rechtes Bein gegen Sabines linke Schulter. Diese Position war für mich sehr lange sehr gut. Ich konnte richtig gut mitpressen. Im Nachhinein habe ich mir sagen lassen, dass diese ganze Pressphase noch recht lang gedauert hat. Ich kann es überhaupt nicht einschätzen, hatte auch jegliches Zeitgefühl verloren. Irgendwann sagte Sabine, dass sie schon eine Locke von unserer Tochter sehen könnte. Die Phase konnte ich insgesamt auch wieder viel besser aushalten, denn endlich konnte ich mitpressen, das Kind herausschieben, selbst etwas tun. Bald kam auch Lisa dazu. Ich sah, dass sie auf dem Boden vor dem Bett alles vorbereitete, um mein Baby in Empfang zu nehmen. Sabine sagte mir, dass ich mich gleich aufrichten solle und wir nun die Schwerkraft mitnutzen würden. Timmi hielt mich an den Schultern, wenn die nächste Wehe käme, sollte ich in die Hocke gehen. Bei den folgenden Wehen hängte ich mich immer voll in Timmis Arme rein und schob mit ganzer Kraft. Ich wollte meine kleine Elisa endlich bei mir haben! In einer Wehenpause sagten Lisa und Sabine, dass sie schon ganz viel Haare sehen würden. Sie zeigten es uns im Handspiegel – ihr Kopf war schon so weit durch, und das motivierte mich. Lisa sagte: „Noch 1-2 Wehen, dann ist sie da!“ Bei einer der letzten Wehen merkte ich ein heftiges Brennen – da war ich scheinbar schon gerissen – und ich traute mich nicht, gegen den Schmerz zu schieben. Wieder war es so, dass Sabine das ahnte, obwohl ich nichts sagte, und sie forderte mich lieb auf. „Trau dich, Jessi!“ Und da traute ich mich, und auf einmal durfte ich „papapap“ mit Lisa atmen, und dann ging es ganz schnell, dass Elisa „heraus flutschte“. Es war 14:44 Uhr – eine schöne Zeit haben wir da hingekriegt, oder? Elisa stieß nur einmal einen kleinen Laut aus. Lisa legte Elisa sofort in meine Arme. Timmi und ich legten uns auf das Bett und betrachteten unsere wunderschöne Tochter mit den vielen Haaren. Ich hatte ihr allerdings die Frisur ruiniert – sie war blutverklebt. Aber sooooo wunderhübsch. Mit ihren großen Augen schaute sie uns interessiert und neugierig an. Ich konnte es kaum fassen, dass das Wesen, das so lange in mir gewohnt hatte, nun in meinem Arm lag! Als ich Timmi anschaute, sah ich, dass er weinte, und das rührte mich sehr. Dann warteten wir noch auf die Nachgeburt. Ich hatte irgendwie Angst, dass es wehtut, die rauszupressen, doch Lisa meinte, das wären ja keine Knochen, das täte nicht weh. Und es stimmte, die Nachgeburt „fluppte“ heraus. Danach ließen Lisa und Sabine uns allein, damit wir als Familie ankommen könnten. Und es war so schön, dass Timmi und ich mit der Kleinen kuscheln konnten, sie bewundern und mit ihr sprechen konnten. Sie lag so ruhig und aufmerksam bei uns und machte uns soooo glücklich. Wir fanden sie unglaublich schön. Es war so toll, dass Sabine und Lisa uns soviel Zeit gaben, in Ruhe anzukommen. Vor der Geburt habe ich gedacht, dass ich bestimmt weinen würde, wenn ich meine Tochter zum ersten Mal sehen würde. Meine Tränen flossen allerdings erst zwei Tage später, als ich Elisa ein Klavierstück vorspielte, dass ich oft gespielt hatte, als ich schwanger war. Daran, dass sie sich beruhigte, und dass sie ganz interessiert und aufmerksam guckte, sah ich, dass sie es wiederekannte. Das rührte mich so sehr, dass meine Tränen nur so flossen.
Aber zurück zum Geburtshaus. Nach der tollen Kennenlernzeit mit unserer Elisa kamen Sabine und Lisa wieder. Dann kam noch ein unangenehmer Teil – sie mussten meinen Damm untersuchen und sich erstmal orientieren, was gerissen war. Das war ziemlich schmerzhaft, aber ich konnte ja nun zur Ablenkung meine schöne Tochter anschauen, die auf Timmis Bauch kuschelte. Zum Glück hatte ich dann „nur“ einen DR 2. Grades, sodass Sabine mich nähen konnte und ich nicht ins Krankenhaus musste. Ich war sehr froh, Lisa und Sabine gingen so sorgsam mit mir um. In der Zwischenzeit kam Meike. Sie wusch unserer kleinen Elisa das Blut aus den Haaren, soweit es ging. Die fand das nämlich gar nicht gut und schrie das erste Mal kräftig. Anschließend führte Meike noch die U1 durch. Und ich durfte mir aussuchen, was ich essen will. Ich wusste schon seit langem, dass ich nach der Geburt Weichkäse essen wollte, auf den ich in der Schwangerschaft vorsichtshalber verzichtet hatte. Nachdem ich das Nähen überstanden hatte, gab es dann also Brötchen für Timmi und mich. Ich fand es alles so toll im Geburtshaus- die Atmosphäre, das Umsorgt werden, das Vertrauen zu den Hebammen….ich habe mich so wohl und gut betreut gefühlt.
Ich habe dann noch geduscht, Meike half mir aufzustehen. Da unsere kleine Elisa nach der U1 erschöpft eingeschlafen war, kam Timmi und half mir, mich sauberzuwaschen. Diese Fürsorge tat mir richtig gut, da ich mich noch sehr wackelig fühlte. Dann, es war nun ca. 19 Uhr, wurden wir in Ruhe zum Auto begleitet, liebevoll verabschiedet und traten unsere erste Autofahrt zu dritt an. Ich danke allen an der Geburt beteiligten Hebammen, ganz besonders aber Sabine – deine Worte und deine liebevolle Art und Fürsorge waren genau das richtige für mich.