Emma Malies
Ich war nun also in der 40. ssw, WOW! Naja, nachdem meine Schwangerschaft echt super problemlos verlief und ich bis zum Schluss ziemlich fit war, hatte ich dann doch seit zwei Wochen keinen Bock mehr. Ich fühlte mich nur noch schwerfällig, war dauermüde und dazu kam noch, dass doch alles aus dem Vorbereitungskurs bereits ihre kleinen Mäuse in den Armen hielten. Ich wollte also auch einfach endlich dran sein! Ich war so gespannt auf die Geburt und natürlich auf unser Kind. Ich muss sagen, mir hat das Thema Geburt nie Angst gemacht. Im Gegenteil, ich fand es immer schon faszinierend. Und jetzt durfte ich das auch noch selbst erleben! Mega! Trotzdem war natürlich Aufregung und auch großer Respekt davor da.
ET wäre Freitag der 26.1.22 gewesen und genau eine Woche vorher löste sich dann mein Schleimpropf. Juhu, endlich tat sich also was. Auch Samstag löste sich dann noch immer weiter Schleim ab und ich wartete ungeduldig (ich wusste ja es könnte auch trotzdem noch dauern). Aber am Abend hatte ich dann die ersten leichten Wehen, die allerdings nach einem warmen Bad wieder verschwanden. Ok, weiter warten. Der Sonntag verlief dann ganz ruhig. Aber als ich dann gerade schlafen gehen wollte, merkte ich doch wieder ein komisches Ziehen im Rücken „Hm, bestimmt wie gestern, geh ich einfach trotzdem schlafen“, war so mein Gedanke. Ich schlief auch kurz ein, wachte dann aber um halb zwölf von den Schmerzen auf und ging ins Wohnzimmer, um meinem Mann zu sagen, dass es wohl doch losging. „Oh ne, ich wollt doch gerade ins Bett“, ja Schatz ich hätte es auch lieber erst morgen früh gehabt 😀 naja, die nächsten Stunden hatte ich immer wieder in 5-10 minütlichen Abstand Wehen, die ich aber noch gut veratmen konnte. Da meine Wehen aber ausschließlich im Rücken waren und doch ja schon relativ knackig hintereinander kamen, rief ich gegen frühen Morgen im GH an. Da war Johanna am Telefon und sagte mir ich solle ruhig noch warten, bis die Wehen auch eine Minute gingen. Puh, ok, fühlte sich doch eig schon heftig genug an. Naja, ich hielt es weitere vier Stunden aus, bis wir gegen Mittag nochmal anriefen. Jetzt hatte Alex übernommen. Sie kam dann mit einer Hebammenschülerin bei uns vorbei, um zu schauen wie weit ich war. Das war so erleichternd, da man beim ersten Mal doch wirklich keine Ahnung hat! Alex hat mich mit ihrer ruhigen Art so beruhigt und mir gesagt, dass alles so ist wie es sein soll und die kleine Maus wohl heute Abend oder spätestens heute Nacht kommen würde. Ahja, heute Nacht ? Sie lies mir ein Buscopanzäpfchen da und riet mir mich nochmal entspannt zu baden und so gut es geht auszuruhen und zu schlafen. Außerdem sollte ich mich möglichst oft nach vorne lehnen, damit sich mein MuMu nach vorne schob. Das Baden ging noch ganz gut, aber am schlafen war nicht mehr zu denken. Ich hatte solche Schmerzen im Rücken, dass Liegen eine Qual war und ich mich nur noch an dem (bis heute nie genutzten) Beistellbett festhielt. Mittlerweile vertönte ich auch schon ziemlich laut. Immer wieder legte ich mich auf den Gymnastikball und vertönte was das Zeug hielt. Langsam wurde es mir dann in unserem Mehrfamilienhaus zu unangenehm und Kevin rief erneut bei Alex an. Wir verabredeten uns für 16 Uhr. „Was noch eine Stunde ?!!“ irgendwie schaffte ich es und war froh, als wir endlich im Auto waren. Dank Feierabendverkehr dauert die fünf Minuten fahrt dann 20, klasse.
Als wir im GH ankamen, wusste ich aber sofort wieder wieso ich mein Kind unbedingt hier gebären wollte. Überall waren Kerzen an, es duftete gut, die Räume und Menschen waren alle vertraut. Ich war plötzlich wieder viel leiser und viel entspannter. Alex und die Hebammenschülerin Amelie kümmerten sich direkt so liebevoll um mich. Während jeder Wehe bekam ich eine kleine Massage und dazwischen ein Wärmekissen auf den Rücken gelegt. Mein Mann wurde mit Snacks versorgt. So vergingen einige Wehen, dann sollte ich mit auf Toilette um drei Wehen zu schaffen. Alter, das war furchtbar! Die Atmosphäre war aber auch dort einfach toll. Das Licht war aus. Es brannten ein paar Kerzen, der Hahn tröpfelte leise und ich durfte mich an Alex Händen festhalten. Danach untersuchte Alex mich nochmal. Auch hier versicherte sie mir wieder, dass alles genau so verläuft wie es sein soll. Ihr Vorschlag: spazieren gehen, Berg rauf, Berg runter, am besten eine Stunde. Ich war motiviert, wollte schließlich endlich, dass ich mein Baby in den Armen halten kann! Es war definitiv der schlimmsten Spaziergang meines Lebens. Ich krallte mich alle paar Sekunden an meinem Mann fest, weil ich sonst vor Schmerz zu Boden gegangen wäre, was bei Minusgraden nicht so schön gewesen wäre. Irgendwie schafften wir es einmal bis nach oben und wieder runter. Nur ein Mann auf dem Fahrrad fragte kurz ob wir Hilfe bräuchten, gut der Rest dort kannte das Szenario vermutlich schon. Nach einer Stunden kamen wir wieder rein und ich sagte Alex, dass ich einen unglaublich Druck auf dem Steißbein hatte. Darüber freute sie sich, was ich als positiv deutete. Ich wechselte dann in den Vierfüßler und Alex drückte von hinten gegen mein Gesäß . Ich hab dabei krass gemerkt, dass sich etwas (ihr Kopf offensichtlich) in mein Becken schiebt. Mein Mann hielt mich von vorne fest und Amelie reichte mir immer wieder Wasser zum trinken an. Mein Gott, was die beiden da auch geleistet haben! Auf einmal meinte Alex dann ich solle doch meine Hose ausziehen. Ich war so verblüfft. Sie lachte nur und fragte mich, ob ich denn mein Kind in meiner Unterhose kriegen will. Ich konnte einfach nicht glauben, dass es jetzt endlich losgehen sollte. Zumal ja auch meine Fruchtblase noch nicht geplatzt war. Dazu sagte Alex nur ich solle mitkommen. Oh nein, wieder zur Toilette. „Drei Wehen, du schaffst das!“. Ok die erste Wehe, ah unangenehm, die zweite Wehe BUM Zack endlich war diese Fruchtblase geplatzt und wie laut das war, meine Güte 😀 Alex freute sich tierisch und auch ich war erleichtert. Dann änderte sich irgendwie alles. Plötzlich fühlten sich die Wehen ganz anders an, ich musste einfach pressen, alles drückte, das war ein komplett anderes Gefühl. Das hätte ich mir niemals so vorstellen können. Alex wusste, dass ich in der Hocke gebären wollte. Nach ein paar Wehen war ich aber doch für das ständige rauf und runter trotz Unterstützung von meinem Mann einfach schon zu kaputt, dass Alex wieder den Vierfüßler vorschlug. So lag ich den Kopf auf dem Schoß meines Mannes vorm Bett gekniet und hatte endlich das Gefühl richtig mitmachen zu können. Mit jeder Wehe schob ich also kräftig mit und wurde auch von Wehe zu Wehe mutiger und stärker. Mariesa kam dazu und alle drei motivierten mich und versicherten mir, das sich ganz viel tun würde. Ich war einfach nur fertig und dachte zwischenzeitlich mein Pressen würde gar nix bewirken. Aber durch diese ruhige und sichere Art der Hebammen, wusste ich alles ist gut und konnte noch einmal alle meine Kräfte sammeln. Da war er dann plötzlich der Moment, als ich den Kopf meiner Tochter gebar. Das werd ich wohl nie vergessen, ein brennen, ein ganz seltsames Gefühl und plopp, ist er da. Sorry, dass muss man selbst erleben 😀 kurz darauf (um 20:43 Uhr) kam dann problemlos der Körper hinterher und ich starrte meine kleine Maus einfach erstmal an, wie sie dort vor mir lag. Kein Weinen, sie war ganz entspannt und völlig rosig. Mir kam es vor wie ein kurzer Moment bis ich sie hochnahm, aber laut Bericht waren es sogar ein paar Minuten… das ist wohl der Moment, wenn deine Welt tatsächlich still steht. Wir kuschelten direkt, meine Plazenta kam mit etwas Hilfe und dann trank die Maus auch schon das erste mal. Auch das war pure Magie. Alex nähte mich irgendwann zwischendurch, davon bekam ich aber kaum was mit. Dank ihrer Maßnahmen unter der Pressphase (warme Kompresse waren es, glaube ich ) waren auch nur zwei Stiche nötig.
Nach einer Dusche und einer leckeren Pizza (plus Cola und Süßigkeiten, endlich war die Louwen Diät ja vorbei !) ging es dann nach Hause und seitdem war kein Tag mehr wie der andere. Das Leben steht Kopf, du veränderst dich, ihr verändert euch und es könnte für mich nichts schöneres geben. Dank der fürsorglichen Nachbetreuung durch Edith haben wir auch die für mich echt harte Zeit des Wochenbetts gut überstanden.
Ich bin unendlich dankbar, dass meine erste Geburt so ein unfassbar positives Erlebnis war. Das Geburtshaus war und ist für mich der perfekte Ort sein Kind zu bekommen. Alles und jede*r dort strahlt Ruhe, Sicherheit und Natürlichkeit aus. Danke euch!
Von Karina, Kevin und Emma