Finn Alexander
– das anstrengendste und schönste Wunder meines Lebens
Am 30.11.2019 sollte laut errechnetem Termin also mein Baby auf die Welt kommen!
Schon als mir meine damalige Gynäkologin diesen Termin nannte, war ich mir sicher: Mein Baby kommt -allen Statistiken zum Trotz- früher! Ich hatte ein ganz deutliches Gefühl…was mich sehr täuschen sollte.
Ich hielt mich also schon ab dem 15.11. quasi bereit und wartete. Die letzten Wochen zogen sich unheimlich. Ich hatte eine tolle Schwangerschaft und habe es geliebt und trotzdem war ich neugierig auf das Erlebnis der Geburt und wollte so gern endlich mein Baby kennen lernen!
Der 15.11. verging…wie auch der 30.11….wie auch die erste Dezember Woche…und ich wurde dann doch langsam ungeduldig. Jeden Abend ging ich ins Bett in der Hoffnung „Vielleicht geht es ja heute Nacht los!“ Und jeden Morgen wachte ich mit meiner großen Kugel wieder auf und es war nichts passiert. Der Kleine hatte es sich offenbar so richtig gemütlich gemacht.
Am 7.12. sprach ich das erste Mal mit Johanna über die Möglichkeit der natürlichen Einleitung mit einem Rizinus-Cocktail, wobei Johanna aber noch gaaanz entspannt war und sagte, ich solle mir keinen Stress machen, eine Woche über den Termin zu gehen sei völlig normal und im Durchschnitt.
Am 9.12. kam bei mir schon echte Frustration auf, sodass wir mit Edith besprachen, wenn sich diese Nacht immer noch nichts täte, dann würden wir uns am nächsten Morgen treffen und wir würden dem kleinen einen sanften Stups geben. Wie zu erwarten war, es tat sich auch diese Nacht nichts, weshalb wir am Morgen des 10.12. dann zur Vorsorge fuhren und Edith uns genau erklärte, wie das mit dem Cocktail ablaufen würde. Wichtig war mir noch zu erfahren, dass wenn der kleine noch nicht bereit wäre, auch der Cocktail nichts bewegen würde, es wäre lediglich ein Versuch ihm zu helfen, den richtigen Zeitpunkt zu erwischen.
Es ging also wieder nach Hause und der Cocktail wurde angemixt. In drei Portionen sollte ich ihn trinken und dazwischen verschiedenes unternehmen. Der Vormittag sah so aus:
1. Portion ? danach in Bewegung bleiben
2. Portion ? danach in die Wanne
3. Portion ? Plätzchen backen zur Ablenkung
Was soll ich sagen? Nichts tat sich. Ich war mir sicher, der kleine Mann, der bereits während der gesamten Schwangerschaft schon tiefenentspannt war,würde auch diesen sanften Stupser aussitzen. Er wurde sogar so ruhig, dass ich gegen 16.00 Uhr noch einmal Edith anrief, weil ich recht wenige Bewegungen über den Tag wahr nahm und wir verabredeten uns noch einmal für ein CTG. Das CTG sah gut aus, ich war beruhigt, hatte aber leider auch keine Wehen, lediglich ein dauerhaftes Ziehen in Unterleib und Rücken. Edith verabschiedete uns und sagte noch, es kann sein, dass du heut Nacht erst von Wehen wach wirst, es kann sein dass wir uns heut noch sehen und es kann sein, dass garnichts passiert. Wir fuhren also wieder nach Hause.
Kaum zuhause angekommen um etwa 18.00 Uhr, veränderte sich meine Körperempfindung. Ich bekam Wehen!!! Anfangs sehr sanft, dann immer stärker und relativ schnell in kürzeren Abständen. Um 19.15 dachte ich immer noch, das hört wieder auf. Ich konnte es mittlerweile nicht mehr glauben, dass dieses Baby jemals auf die Welt kommen würde.
Um 19.30 Uhr kamen die Wehen dann im Abstand von 3,5 Minuten schön regelmäßig. Ich hatte bis dato aber keine Schmerzen, empfand den Wechsel aus Anspannung und Entspannung lediglich als intesive Erfahrung. Während der Wehen konnte ich mich gut aufs Atmen konzentrieren, zwischen den Wehen konnte ich mich noch gut unterhalten.
Um 20.30 Uhr lag ich auf der Couch und musste mich schon immer mehr auf die Atmung konzentrieren als plötzlich mit einem gewaltigen „Platsch“ die Fruchtblase aufging! Nun hatte ich auch keinen Zweifel mehr, dass die Geburt wohl doch bevorstehen würde. Mein Freund Alex rief dann Edtih an und berichtete ihr. Sie sagte wir sollen uns ganz entspannt auf den Weg machen. Ich versuchte also noch mich umzuziehen, was mittlerweile schon aufgrund der Wehenabstände etwas schwieriger war. Um 21:30Uhr trafen wir dann endlich im Geburtshaus ein.
Wir wurden sehr liebevoll und entspannt von Edith und Meral (sie war zu der Zeit als Hebammenschülerin im GH) in Empfang genommen. Die beiden brachten uns direkt ins Geburtszimmer und ich ging rüber zum Bett um dort weiter die Wehen zu veratmen.
Nach einer Weile wollte ich in die Wanne. Edith ließ die Wanne ein und im Badezimmer brannten Kerzen. In der Badewanne war es so schön, dass ich eigentlich nie wieder daraus wollte. Leider wurden aber dort die Wehen nicht stark genug und nach einiger Zeit sagte Edith zu mir, ich dürfe noch zwei Wehen in der Wanne veratmen und dann raus kommen und mich noch ein bisschen bewegen, damit wir die Schwerkraft nutzen könnten. Gesagt getan, Edith gab mir immer wieder ein paar Tipps und ließ uns dann wieder Ruhe und Zweisamkeit. Die Mischung war sehr schön und genau richtig. Im Verlauf bekam ich doch deutlich mehr zu tun und als Edith mich noch einmal untersuchte, sagte sie, das Köpfchen habe sich noch nicht optimal eingedreht, und wir müssen ein bisschen durch abwechselnde Seitenlage helfen. Das ganze wurde zu einem richtigen Sportakt und zunehmend anstrengend!
Immer wieder hörte Edith die Herztöne ab, die durchweg zum Glück sehr gut waren. Ich hatte sämtliches Zeitgefühl verloren und mir kam alles wie eine Ewigkeit vor. Ich empfand die Wehen weniger als schmerzhaft als vielmehr als unfassbar anstrengend-das hatte ich so nicht erwartet. Als Edith mich dann noch einmal untersuchte und sagte der Muttermund sei nun vollständig geöffnet und sie würde nun Kathi Bescheid geben und Meral mich freudestrahlend ansah und sagte „Das ist gut!! Das bedeutet es geht in den Endspurt!“ erinnere ich mich nur noch gefragt zu haben, wie lange denn der Endspurt jetzt noch dauern würde. Ich war wirklich kaputt und hatte das Gefühl jeden Moment einschlafen zu wollen.
Edith fragte mich immer wieder, wie sich die Wehen anfühlen und ob ich schon das Bedürfnis hätte, zu Pressen. Ich erinnere mich, dass ich einen starken Druck auf das Steißbein empfand. Das bedeutete wohl, dass es nun wirklich in die Geburtsphase ging, denn Edith bat mich, mich hin zu stellen und mit der Wehe in die Hocke zu gehen und zu schieben! Und das bei jeder Wehe! Ich dachte, das würde ich niemals schaffen! Ich war soo müde!
Alex saß nun hinter mir auf dem Bett und half mir jedes Mal wieder auf die Beine, während Kathi, Meral und Edith mich so zuversichtlich und liebevoll bekräftigten, ich würde das schaffen, dass ich alle meine Kräfte sammelte und schob was das Zeug hielt. Der Moment als das Köpfchen spürbar war, weckte in mir nochmal neue Kräfte. Dann wurde das Köpfchen ganz geboren, kurze Zeit später half Edith bei den Schultern und unser kleiner Sohn war plötzlich da!!
So lange wie mir die ganze Phase vorher vorkam, so kurz war dann der Moment der Geburt-ich konnte es nicht fassen! Erschöpft und gleichzeitig vollkommen euphorisch nahm ich dieses kleine Wesen an mich! Die Plazenta kam recht schnell hinterher. Alex durchtrennte die Nabelschnur.
Ich hatte keine Geburtsverletzung und weiß, dass ich das vor allem Ediths tollen liebevollen, aber bestimmten Anweisungen unter der Geburt zu verdanken hatte.
Es war alles vollkommen unproblematisch gelaufen und unser Baby war kerngesund, wunderschön und so miniklein!
Nun durften wir kuscheln und uns kennen lernen. Alle drei Hebammen haben sich so ehrlich mit uns gefreut und sich toll um uns gekümmert. Nach der Kuschelzeit hatte ich Probleme aufzustehen, da mein Kreislauf nicht mit machen wollte und auch da wurde ich großartig umsorgt und ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, ich müsse mich hetzen. Auf sehr kreative Art und Weise wurde ich mit einer Reihe aus Stühlen zur Toilette und abschließend nach draußen zum Auto begleitet!
Ich bzw. wir möchten uns aus tiefstem Herzen bedanken für das Erlebnis der Geburt unseres Sohnes, das ohne Zweifel erst durch die wunderschöne Atmosphäre und die tolle, entspannte und unglaublich kompetente Begleitung von Edith, Kathi und Meral so perfekt wurde, wie sie war!
Wir haben uns bei euch toll aufgehoben gefühlt und ich würde nirgendwo anders lieber wieder ein Kind bekommen! Dankeschön!!