Die rasante Geburt der kleinen Ida
19.01.2014
Nachdem ich seit anderthalb Wochen immer wieder Vorwehen hatte, die mich zweimal dazu brachten Sabine bzw. Meike auf dem Bereitschaftshandy anzurufen, war ich am Samstag, 18.01.2014 endlich mal wieder richtig entspannt. Jakob, unser Sohn Emil und ich machten uns einen tollen Tag mit einem Besuch im Tierpark Olderdissen und schmissen abends spontan den Grill an.
Da ich müde war, ging ich um neun ins Bett. Um 00 Uhr brachte Jakob Emil zu mir, weil der lieber bei Mama weiterschlafen wollte. Ich dachte darüber nach, dass ich wohl einen Husten bekommen würde und mein Hals ganz fies kratzt…“Gut, dass ich jetzt grade die Kleine doch noch nicht bekomme“…Falsch gedacht: um kurz nach zwölf gab es einen kleinen Knall in meinem Unterleib. Ich blieb erst eine Minute ganz ruhig liegen und überlegte, ob es wohl die Fruchtblase war, die da geplatzt war. Vorsichtig stand ich auf und schon tropfte es. „Verrückt! Nun geht es wirklich los“.
Ich gab kurz Jakob Bescheid, der es sich auf dem Sofa gemütlich gemacht hatte und ging dann ins Bad um die Farbe des Fruchtwassers zu überprüfen: „Klar, sehr gut!“
Da ich ziemliche Unterleibsschmerzen hatte, beschloss ich direkt auf dem Bereitschaftshandy anzurufen. Jule ging dran. Im ersten Moment noch sehr verschlafen, dann sofort hellwach und freudig „ Ich freue mich, Anna“. „Und ich mich erst“. Wir beschlossen, dass ich mich melden würde, sobald die Wehen über zwei Stunden alle fünf Minuten kommen. Bis dahin sollten wir versuchen noch etwas zu schlafen. Schlafen? Mit den Unterleibsschmerzen? Nie im Leben. Also schauten Jakob und ich uns einen Mitschnitt von einem Festival im Fernsehen an. Um 00:37 schrieben wir die erste Wehe auf, 8 Minuten. Die nächste kam nach vier Minuten…“Okay!?“
Jakob geht zu Emil, der dank seiner Erkältung mit Husten weinend im Bett sitzt. Ich bin allein, veratme Wehen, schreibe die Zeitabstände auf…4 Minuten, 3 Minuten. „Hui, das geht grade aber sehr schnell und tut auch schon sooo weh! Das mit den fünf Minuten über zwei Stunden haben das Baby und ich wohl übersprungen.“
Um 1:30 bitte ich Jakob sofort die Oma als Babysitterin für Emil herzurufen. Immerhin braucht sie eine halbe Stunde mit dem Auto zu uns. Jule informiere ich auch. Sie ist noch recht entspannt, meint aber, wir sollten uns gegen halb drei im Geburtshaus treffen. „Danke!!!“
Ich muss die Wehen schon vertönen. Bin im Vierfüßler auf dem Wohnzimmerboden und lenke mich in den kurzen, wir sind bei 2 Minuten, Pausen mit dem Festivalmitschnitt ab. Endlich kommt um 2 Uhr die Oma und wir fahren endlich los. Jede Wehe im Auto ist gemein schmerzhaft und die zehn Minuten Fahrt „Zum Glück ist es nachts“ sind schlimm.
Endlich in BieIelefeld angekommen habe ich das Gefühl, dass ich mich sofort übergeben muss. Somit begrüße ich die freudestrahlende Jule und Hebammenschülerin Tanja, die direkt eine Wehe mit mir veratmet, mit einem „Ich glaub ich muss kotzen“.
Nachdem wir richtig angekommen sind, es ist 2.30 Uhr, untersucht Jule mich im Geburtszimmer. 4cm… „Oh nein, das dauert bestimmt noch ewig, aber es tut doch schon sooo weh!“ Ich habe keine Zeit groß nachzudenken. Zum einen jagt gefühlt eine Wehe die nächste, zum anderen verfrachten mich Jakob, Jule und Tanja in die Wanne. Jakob macht ein paar Bilder und sitzt dann neben mir auf dem Rand der Badewanne. Seine Ruhe tut mir so gut. Die Herztöne unserer kleinen Maus werden abgehört: alles super! „Wie es ihr wohl grade geht?“ In der ein oder anderen Wehenpause habe ich sie mal gespürt. In den Wehen versuche ich ihr so viel Sauerstoff wie möglich zu geben. Nach ein paar Wehen will ich ganz schnell aus der Wanne raus. Ich fühle mich nicht wohl.
Zurück ins Geburtszimmer. „Aua, das drückt, ich glaub ich muss aufs Klo“. Jule schickt Jakob, der mich in den Wehen ganz sanft streichelt, und mich auf die Toilette. Das gefällt mir gar nicht, aber gut. Irgendwie werde ich nervös, sage Jule, dass sie bloß nicht von meiner Seite weichen soll. Sie verspricht es. Der Druck wird immer schlimmer. „Ich muss“, „Nee Anna, das ist dein Kind, sie will ganz schnell raus!“
„Was? Jetzt schon, so schnell???“
Die ganze Gruppe wandert wieder ins Zimmer zum Himmelbett. Ich höre, wie Jule Nike anruft und sagt, dass es unsere Kleine sehr eilig hat. Tanja und Jakob stützen mich. Ich werfe mich vornüber aufs Bett „Hey, so tut es gar nicht mehr so weh!“
Jule findet die Idee nicht so gut, immerhin muss unser Mädchen ja raus und nicht wieder weiter rein… Tanja hört noch mal nach den Herztönen: 138 Schläge pro Minute. Klingt gut!
Dann heißt es: „Jakob setzt sich auf die Bettkante und Anna hockt sich davor. „Stell deine Füße ganz auf, Anna“. „Das geht nicht“. „Doch“.
In der nächsten Wehe wird der Kopf geboren. Später erzählt Jule, dass die Kleine geschmatzt hat.
Kurz danach kommt schon der Körper. Er flutscht richtig aus mir raus.
Da ist sie: Ida, unsere Tochter! Um 3.09 Uhr geboren mit 51cm und 3420g!
Nike kommt. Wir sitzen im Kreis um das kleine Wunder. Dieser Moment ist so verzaubert, dass ich ihn sicher immer als den emotionalsten Moment dieser Geburt erinnern werde.
Jule reicht mir Ida, Jakob sitzt hinter mir. Es ist so schön!
Nach einer langen Kuschelzeit im Himmelbett, wird Ida gemessen, gewogen…
Ich bekomme Hühnersuppe und Käsetoast. Wir stoßen mit einem Sekt an!
Es ist ein ruhiges friedliches Treiben. Ida versucht zu trinken und beschwert sich ordentlich, weil es nicht sofort klappt. Ich habe das Gefühl mit lieben Menschen einen schönen Abend verbracht zu haben, der die Geburt von Ida zum Höhepunkt hat.
Nach der Erholungszeit, einer Dusche und ein paar Formalitäten, machen wir uns zwei Stunden nach der Geburt auf den Heimweg.
Es hat tatsächlich vom Wehenbeginn an nur 2,5 Stunden gedauert… Ich bin ganz perplex.
Um halb sechs legen wir uns mit Ida auf unser Sofa, dösen, warten, dass Emil aufwacht.
Der kommt um halb acht zusammen mit der Oma ins Wohnzimmer. Er ist ganz bedächtig, begrüßt seine kleine Schwester und ist nun plötzlich mit seinen zwei Jahren der
GROSSE BRUDER!
Unser Dank geht an alle Hebammen des Geburtshauses, die uns während der Schwangerschaft und auch in den einigen Angstmomenten, die es in der Schwangerschaft gab, einfühlsam, aufmunternd und kompetent betreut haben. Danke an Sabine für einen Geburtsvorbereitungskurs, der im Kopf bleibt (papapapapa…, ich habe mich dran erinnert 😉 )Danke an Jule und Tanja für diese wunderbare Geburt, während der ich nicht einmal unsicher oder ängslich war, weil ihr so viel Proffesionaliät und Einfühlungsvermögen ausstrahlt bzw. besitzt. Danke an Nike für die schönen zwei Stunden nachdem Ida geboren war. Und noch einen Dank an Meike, Sabine und Jule für die (noch bestehende) tolle Wochenbettbetreuung!
Ich bin vollauf begeistert!
Mari Schneider schrieb am :
Welch ein schöner Bericht und ein schönes Foto! Bilder sagen mehr, als Worte jemals ausdrücken könnten… das unbeschreibliche Glück im Gesicht der Mama. 🙂 Das erinnert mich total an die Geburt von unserem kleinen Liam. Der Ort vor dem Bett kommt mir sehr bekannt vor. 😉