Geburtsbericht 12.03.2018
Während meiner Schwangerschaft habe ich eines Nachts geträumt, dass unsere Tochter bereits auf der Welt ist und ich meinen Mann frage, an welchem Tag sie geboren wurde. Mein Mann antwortete: „Na, am 11. März.“
Mein Traum kam mir wieder in den Sinn, als ich am 11. März, einem Sonntag, um 5 Uhr in der Früh aufwachte und ein Ziehen im Unterleib spürte – ein bisschen wie Regelschmerzen und bisher in meiner Schwangerschaft noch nicht vorgekommen. Ich vermutete, dass dies wohl die ersten kleinen Wehen sein könnten, die die bevorstehende Geburt ankündigten. Doch da es bei dem leichten Ziehen blieb, legte ich mich wieder schlafen.
Als mein Mann und ich ausgeschlafen erwachten, berichtete ich ihm von dem weiter bestehenden Gefühl der ersten Wehen. Wir wurden beide ein bisschen vorfreudig. Beim Frühstück wurden aus dem Ziehen allmählich rhythmische Wehen, wenn auch sehr leichte. Sie folgten bereits einem Takt: eine Minute Wehen, fünf Minuten Pause. Uns war klar: dies war ein deutliches Zeichen, dass die Ankunft unserer Tochter in der Welt nicht mehr allzu lange auf sich warten ließe.
Im Laufe des Vormittags pendelten sich die Wehen auf einen neuen Rhythmus ein: eine Minute Wehen, zwanzig Minuten Pause. Ich wählte vorsichtshalber schon einmal die Notrufnummer des Geburtshauses und hatte Johanna in der Leitung. Ich erzählte ihr von den Vorzeichen der Geburt und wir verabredeten, dass ich mich melden würde, sobald die Wehen stärker und kürzer aufeinander kommen.
Den Nachmittag verbrachten mein Mann und ich auf der Geburtstagsfeier meines Vaters. Auch, wenn wir nur fünf Minuten von meinen Eltern entfernt wohnen, stand die Geburtstasche sicherheitshalber gepackt im Auto. Wir weihten unsere Eltern ein, damit diese nicht überrascht wären, sollten wir die Feier sehr plötzlich verlassen. Den übrigen Gästen erzählten wir nichts von meinen Wehen. Wir fürchteten, dass es ansonsten den gesamten Tag kein anderes Gesprächsthema mehr geben würde.
Im Laufe des Abendessens wurden die Wehen stärker, sodass wir die Feier gegen acht Uhr verließen. Zuhause kamen die Wehen dann auch immer schneller hintereinander. Bald hatte ich einen Eine-Minute-Wehen-fünf-Minuten-Pause-Rhythmus erreicht. Wir lenkten uns mit einem Gesellschaftsspiel ab. Zwischendurch brauchte ich nun bereits schon Pausen, um die Wehen zu veratmen. Bei einem erneuten Anruf versicherte mir Johanna, dass es bis zur Geburt noch etwas dauern würde. Sie erklärte mir, wie sich die Wehen im Laufe der Zeit verändern würden und wann es Zeit ist, ins Geburtshaus zu kommen.
Gegen ein Uhr legte ich mich zuhause in die Badewanne, um mich dort während der Wehenpausen besser entspannen zu können. Mein Mann unterstützte mich dabei so wunderbar, wie ich es mir nur wünschen konnte. Er regulierte die Wassertemperatur und motivierte mich mit anerkennenden und aufbauenden Worten.
Gegen zwei Uhr wurden die Wehen so stark, dass ich bereits das Gefühl bekam, leicht mitschieben zu müssen. Jetzt wollte ich schnell ins Geburtshaus. Wir informierten Johanna und verabredeten uns in zwanzig Minuten dort. Als ich aus der Badewanne stieg, platzte die Fruchtblase und die darauffolgenden fünf Minuten Dauerwehen ließen mich für einen Moment zweifeln, ob wir es überhaupt rechtzeitig ins Geburtshaus schaffen würden. Doch die Wehen normalisierten sich. Nach einer gefühlt endlosen Autofahrt – tatsächlich ging sie super schnell, alle Ampeln waren uns wohlgesonnen – erreichten wir das Geburtshaus.
Johanna erwartete uns mit gefüllter Badewanne. Bei der Untersuchung stellte sie fest, dass der Muttermund bereits vollständig geöffnet war. Kaum etwas erleichterte mich in dieser Nacht so sehr wie diese Aussage. In Windeseile war ich auch schon in der Badewanne, umringt von Kerzenlicht. Das warme Wasser erleichterte mir die letzten Wehen ebenso wie mein einfühlsamer Mann neben mir und Johanna vor mir. Es dauerte nicht lange, da kam auch Dori hinzu. Zu viert saßen wir in und um die Badewanne und abgesehen von den Wehen und der Anstrengung war es richtig gemütlich. Dori sagte später noch, dass wir in den Wehenpausen über so lustige Themen gesprochen haben. Ich erinnere mich nur noch, dass wir feststellten, dass unsere Tochter vom Sternzeichen Fische sein wird und nun sogar im Wasser auf die Welt kommt.
Die ganze Zeit über fühlte ich mich geborgen und wusste, dass ich hier richtig aufgehoben bin. Alles war so friedlich und Johanna unterstützte mich optimal mit Tipps zur Atmung und Infos zum Voranschreiten der Geburt. Um kurz nach vier sagte mein Mann: „Ich sehe schon das Köpfchen!“ Einige Wehen später tauchte der Kopf unserer Tochter unter Wasser auf. Meinem Mann stiegen die Glückstränen in die Augen. Noch eine Wehe, dann waren alle Schmerzen verschwunden und Johanna legte mir unsere wunderbare Tochter auf die Brust. Gehüllt in ein mit warmem Wasser getränkten Handtuch erlebte sie dort ihre ersten Minuten auf dieser Welt. Wir waren erschöpft, aber auch so erleichtert und überglücklich.
Während die Plazenta geboren wurde, gingen mein Mann und Dori mit unserer Kleinen zum Abtrocknen, Messen und Wiegen. Anschließend erholten wir uns zu Dritt im Bett und genossen unsere soeben gegründete Familie. Johanna bereitete uns ein Stärkungsfrühstück. Auch unsere Tochter trank bereits fleißig. Ich war erleichtert, denn ich ahnte, dass auch das weitere Stillen ohne Schwierigkeiten funktionieren würde.
Gegen Viertel nach sieben hatten wir uns angezogen und unsere Sachen gepackt. Johanna und Dori verabschiedeten uns am Auto. Dank einer Flasche Cola machte mein Kreislauf den ersten Ortswechsel gut mit. Mein Mann startete den Wagen und schon waren wir auf dem Weg in unser Zuhause. Unsere Kleine schlief auf der Rückbank, während wir unser Glück dieser traumhaften Geburt und des neuen Lebens zu Dritt kaum fassen konnten.
(Unsere Tochter kam schließlich – nicht wie im Traum prophezeit – am 12. März zur Welt. Dennoch: Den Großteil der Geburt erlebten wir am 11. März. In manchen Träumen steckt vielleicht doch ein Funken Wahrheit…)