Jannis Geburt – 02.05.2015
Die Zeit vor Jannis` Geburt war ganz anders als die Zeit vor der Geburt meiner ersten Tochter. Wir hatten noch sehr viel zu tun, ich war im April noch länger krank und ich dachte immer nur: „Oh, jetzt möchte ich noch nicht. Ich habe noch keine Kraft für die Geburt.“ oder „Wir müssen erst das noch schaffen, dann fühle ich mich bereit für die Geburt.“ Am 30.04. dachte ich dann immerhin schon mal: „Ab jetzt darf er gerne kommen!“ Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass ich bestimmt wieder übertragen würde. Da war ich mir irgendwie ziemlich sicher. Dann kam der erste Mai, den wir gemeinsam beim Grillen mit unseren Nachbarn „feierten“. Ich scherzte noch, weil ich scharfe Sauce aß und auf dem Gymnastikball herumhüpfte, dass das ja vielleicht wehenförderlich wäre. Das war aber nicht wirklich ernst gemeint. In der Nacht wachte ich dann auf und spürte leichte Wehen. Das war noch nicht so ungewöhnlich, ich hatte schon mal ab und zu ganz leichte Vorwehen gespürt. Doch ab 4:30 Uhr wurden sie dann schon sehr regelmäßig. Langsam bekam ich das Gefühl, dass Jannis es ernst meint und gerne raus will – scheinbar ganz pünktlich zu seinem Entbindungstermin. Ich weckte meinen Mann aber noch nicht, da ich davon ausging, dass es noch lange dauern würde, bis es ernst würde. Meine Tochter wurde wach und wollte stillen – ich merkte deutlich, wie das meine Wehen verstärkte, aber ich hielt noch durch. Um 6 Uhr wachte sie wieder auf, sie wollte stillen und ich merkte, dass ich nicht mehr konnte, da es langsam zu schmerzhaft wurde und ich auch nicht mehr liegen konnte. Nun war auch mein Mann wach und ich sagte ihm, dass ich Wehen hätte. Und lief zur Toilette, wo ich mich ans Waschbecken stellte und abwechselnd auf das Klo ging, so ließen sich die Wehen aushalten. Meine Tochter weinte kurz, weil sie ja noch müde war und stillen wollte. Als mein Mann ihr sagte, dass Jannis heute raus will, war sie aber auf Knopfdruck wach, lief zu mir und kümmerte sich ganz süß um mich. Sie meinte erst einmal, ich müsste in die Badewanne (das kannte sie aus einem Buch). Außerdem fragte sie mich, wo es weh täte und brachte mir Salbe für meinen Bauch. Ich fand die Wehen inzwischen sehr schmerzhaft, stand immer wieder am Waschbecken, stützte mich ab, versuchte, eine gute Haltung zu haben und die Wehen mit „Ooooh“ zu veratmen. Zwischendurch kam meine Tochter immer wieder an und fragte: „Warum ooooh?“ 🙂 Mein Mann fragte, ob wir nicht meine Mutter anrufen sollen, damit sie käme, um unsere Tochter zu betreuen. Ich dachte erst, es dauert bestimmt noch total lange, war dann aber auch unsicher, sodass wir also doch anriefen. Um 6:30 Uhr war meine Mutter schon da. Meine Tochter freute sich sehr und sagte ihr gleich: „Jannis will raus!“ Ich hatte weiterhin starke Wehen, aber hatte immer noch die Sorge, dass es noch ganz lange dauern würde. Ich dachte sogar schon, dass ich das gar nicht mehr durchhalte, wenn die Schmerzen nun stundenlang noch so weitergehen. Ich spürte sie als starkes Ziehen im Bauch, bei der ersten Geburt empfand ich sie viel stärker im Rücken. Ich hatte Angst vor der Autofahrt. Meine Mutter hörte mich bei den Wehen herumstöhnen und sagte, wir sollten sofort losfahren, das zweite Kind wäre schnell. Mein Mann wollte sowieso schon los. Und ich ließ mich dann überzeugen, da es mir echt ziemlich schlecht ging. Mein Mann rief im Geburtshaus an und sprach mit Edith. Komischerweise hatte ich dann gerade eine lange Wehenpause und konnte auch gut mit Edith sprechen. Wir verabredeten uns um 7:10 Uhr im Geburtshaus. Irgendwie erschien es mir alles total unwirklich, dass jetzt unser Sohn auf die Welt kommen sollte. Gestern hatte es noch so gar keine Anzeichen gegeben…außer dass ich abends auf einmal den Drang gehabt hatte, noch ganz viel zu erledigen! ?Nun ging ich zum Auto und genoss sogar kurz die frische Morgenluft, da ich so stark schwitzte. Ich bin noch immer dankbar, dass mein Mann mir eine Jacke einpackte, die ich erst gar nicht wollte, aber auf dem Rückweg dringend brauchte. Die Autofahrt zum Geburtshaus fand ich anstrengend, aber zum Glück waren Samstag morgens die Straßen schön frei. Ich war sehr froh, als wir endlich ankamen und erwartete eine „Diagnose“ wie: Es wird noch ein paar Stunden dauern. Doch dann freute ich mich erst einmal riesig, denn Edith sagte mir nach der Untersuchung, dass wir bereits im Endspurt wären – der Muttermund wäre schon ganz auf. Ich war glücklich und dankbar, schon soviel „geschafft“ zu haben. Und ich war so gespannt auf meinen Sohn und wollte ihn am liebsten sofort haben 🙂 Edith sagte mir, dass ich gleich mitschieben könnte. Und sie sagte uns, dass wir nun tatsächlich die 1000. Geburt seien. Ich empfand die Wehen dann schon bald als nicht mehr so stark. Das hat mich irgendwie irritiert. Manchmal wusste ich gar nicht, wie lange ich pressen sollte, weil ich gar nicht wusste, ob die Wehe schon zu Ende ist. Ich hatte das Gefühl, mein Körper schickte mir nicht mehr eindeutige Signale. Das fand ich wirklich sehr irritierend. Die Schmerzen nahmen dafür auch deutlich ab. Aber es wurde für mich noch ein ganz besonderer Kraftakt. Edith schickte mich dann auch nochmal zur Toilette, da in dieser Haltung oft die Fruchtblase platzen würde und es die Wehen noch einmal verstärken sollte. Das geschah dann auch, das fand ich echt interessant, denn bei der ersten Geburt hatte ich gar nicht gemerkt, wie und wann die Fruchtblase geplatzt war. Zurück im Geburtsraum versuchte ich in verschiedenen Haltungen, die mir Sabine oder Edith empfahlen, Kraft aufzubauen und mitzuschieben. Ich wurde etwas deprimiert, denn ich bekam das Gefühl, dass sich gar nichts tun würde, obwohl ich soviel schob und drückte und Kraft brauchte. Ich sagte auch mehrfach: „Ich will, dass er jetzt raus kommt.“ oder „Ich will ihn jetzt haben.“ Edith versicherte mir aber, dass sich etwas tat, bestätigte aber auch mein Gefühl, dass die Wehen nicht so stark waren. Sabine massierte meinen Bauch mit Uterusöl und ich bekam auch nochmal ein Nasenspray, um die Wehen zu verstärken. Trotzdem blieb in der ganzen Austreibungsphase für mich das Gefühl, dass ich manchmal schob und presste, obwohl ich nicht sicher war, ob die Wehe überhaupt noch da wäre. Ich lag die meiste Zeit in der Seitenlage auf dem Bett und hielt mit meinem rechten Arm meine rechte Kniekehle, stützte mich außerdem mit dem Fuß an Edith ab, wenn eine Wehe kam und drückte mit aller Kraft. (In den nächsten Tagen hatte ich auch Muskelkater im rechten Arm). Ich sagte noch einmal, dass ich das Gefühl habe, nicht weiterzukommen – aber Edith machte mir Mut, sie spürte das Köpfchen und merkte auch, dass es weiterging. Auf einmal spürte ich auch einen kurzen brennenden Schmerz und merkte daran, dass der Kopf nun schon ganz weit unten war. Das motivierte mich sehr. Edith sagte, dass sie schon viele Haare sehen könnte. Jetzt war ich noch gespannter und etwas ungeduldig. Ich wollte Jannis endlich in meinen Armen halten. Wir bekamen dann mit, dass gerade ein anderes Paar gekommen war und eine zweite Geburt stattfand- und hörten dann kurz danach, dass das Kind Nr 1000 geboren wurde. Wir mussten sehr lachen, dass wir nun doch noch auf der Zielgeraden überholt wurden. Zehn Minuten später war dann nämlich unser Jannis da – als 1001. 🙂 Für die letzten Wehen sollte ich noch einmal in die Hocke gehen. Ich hing mich in die Arme meines Mannes, und dann kam das Köpfchen von Jannis ganz raus – und kurz darauf die Schultern, bei denen Edith ein wenig „mithebeln“ musste. Und dann war er da, unter mir, es war so ein besonderer Moment. Ich nahm Jannis direkt hoch in meine Arme (und vergaß fast, dass wir ja noch mit der Nabelschnur verbunden waren.). Ich war so froh, so erleichtert, dass wir es geschafft hatten, so froh, ihn riechen und sehen zu können. Ich schaute auf die Uhr, es war kurz vor 9, und ich konnte es einfach nicht glauben: Nun war er bei uns, und es war doch recht schnell gegangen! Edith und mein Mann halfen mir, mich auf das Bett zu legen, sodass ich Jannis auf dem Arm haben konnte. Die Plazenta ließ sich dann schön einfach „herausschieben“. Edith untersuchte mich vorher noch (ich wollte es gerne schon wissen), ob irgendwelche Geburtsverletzungen da seien. Ich hatte keine Schmerzen und war dafür so dankbar. Auch die Untersuchung war nicht so schmerzhaft, wie ich es bei der ersten Geburt erlebt hatte (da hatte ich aber auch einen viel stärkeren Dammriss und Schürfwunden). Ich hatte nur einen leichten Riss, den mir Edith dann auch direkt nähte (das wollte ich gerne, damit ich es hinter mir hätte und die Kuschelzeit genießen könnte). Ich war sehr froh und dankbar, dass es mir dieses Mal nach der Geburt so gut ging. Nach der Anstrengung zitterte ich zwar wie verrückt, aber sonst ging es mir so richtig gut! Ich genoss das Kuscheln mit unserem Sohn. Ich konnte es einfach nicht fassen, dass wir drei nun hier lagen und es uns gut ging. Wir bekamen noch ein ganz leckeres Frühstück, das Ganze kam mir schon vor wie ein Wellness-Hotelfrühstück. Es war ein sonniger Morgen, das verstärkte diese Stimmung noch. Wir genossen das erste Kennenlernen und Kuscheln wirklich sehr. Später stießen wir noch mit Edith und Sabine mit Sekt an, die Atmosphäre im Geburtshaus war einfach so schön – iirgendwe so familiär. Ich fühle mich dort so wohl und bin sehr dankbar, dass wir dort wieder entbinden konnten. Eine bessere Betreuung während der Geburt könnte es für mich wirklich nicht geben! Gegen 12 Uhr stand ich dann auf, um zu duschen. Ich staunte selbst, wie fit ich mich fühlte, weil es nach der ersten Geburt ganz anders war. Das war so schön! Um ca. 13 Uhr fuhren wir dann mit Jannis nach Hause. Nun ist er schon einen Monat alt, und wir freuen uns so sehr an ihm! Wir sind dankbar für die tolle Betreuung, die wir während der Vorsorgen, der Geburt und in der Nachsorge erleben dürfen. Vielen, vielen Dank an das tolle Geburtshausteam!