Die rasante Geburt von Lana Azita
Was für ein Geburtserlebnis! So sehr hat uns unsere Kleine Maus überrascht!
Das Geburtshaus Bielefeld war durch eine tolle Schwangerschafts und Geburtsbegleitung von vor 1,5 Jahren schon von vornherein fest eingeplant. Auch sollte es nach Möglichkeit wieder eine Hausgeburt werden. Und doch kam alles irgendwie etwas anders als geplant…
Nach einer relativ schlaflosen Nacht, in der ich mir Gedanken machte, was am nächsten Tag noch alles zu erledigen sei, bemerke ich am Pfingstmontag gegen 8:00 Uhr die ersten kleinen Anzeichen von leichten Wehen. Aber wirklich noch seeehr unregelmäßig und schwach.
Mein Mann hatte schon die Kinder fertig gemacht und wir bereiten das Frühstück vor. Ich will noch gar nichts sagen, da ich selbst nicht sicher bin, ob sich noch richtige Wehen daraus entwickeln würden – sagt man doch die dritten Kinder sind unberechenbar (das sollte sich auch noch bewahrheiten!!!)
Beim Frühstück gegen 9:30 Uhr merke ich doch eine leichte Zunahme der Schmerzen und natürlich spricht mich Babak gleich darauf an. Ja, es sind Wehen, aber dennoch winke ich erstmal ab. So konkret scheint mir alles noch nicht.
Um 10:00 Uhr soll Babak mir noch die Haare schneiden, doch ruhig sitzen bleiben fällt mir zunehmend schwerer. Schon da will er eigentlich die Hebammen rufen. Doch dafür sind die Wehen wirklich noch nicht knackig, regelmäßig und lang genug für mein Verständnis! Wie blöd auch! Immerhin muß ich zwischendurch immer wieder auf stehen und ans Geländer gestützt meine Wehen veratmen.
Anschließend, ich hatte wirklich Druck gemacht er solle bitte fertig werden, ertaste ich gegen 11:00 Uhr auf der Toilette einen nach meinem Ermessen ca. 4cm eröffneten Muttermund. Gut denke ich bei mir – dann wird es ja noch eine Weile dauern, mehr als die Hälfte habe ich ja noch vor mir.
Ich mache mich in der Küche daran einen Kuchen zu backen und Babak wird beauftragt, das Badezimmer samt Badewanne vor zu bereiten und die Wohnung durch zu saugen.
Unter manch einer Wehe muss ich mit Freudentränen kämpfen, weiß ich doch jetzt, mein Schatz kommt zu uns auf die Welt. Dieses Bewusstsein hatte ich in der Schwangerschaft oft nicht, da ich so sehr in unserem Alltag mit zwei kleinen Kindern und der alleinigen Haushaltsführung, inkl. Hund, Katze und Garten eingebunden war.
Die Wehen werden zunehmend stärker und fordern meine Aufmerksamkeit derart, dass ich kaum zum Backen komme. Dazu höre ich auch Babak hinter der Tür mit den Kindern argieren und so rufe ich kurzer Hand meine Eltern an, um die Kinder abholen zu lassen. Mir ist es zu wuselig in der Wohnung und ich brauche auch Babak für mich in dieser Zeit.
Kurze Zeit später trifft mein Vater ein, nur leider gibt es, obwohl Babak schon eine Tasche vorbereitet hatte, lange Erklärungen und weiteres Zusammen suchen von was auch immer.
Nach gefühlt 20 Min. Gerödel vor meiner Küchentür (hinter der ich mittlerweile schon unter den Wehen töne) rufe ich den anderen nur zu: “Fahrt doch endlich!!!” Ich habe schon gemerkt, dass es wohl Zeit ist die Hebammen zu rufen, will vorher nur einen neuen Stand der Dinge ertasten, um zu wissen wie es in der kurzen Zeit voran gegangen ist.
Als die Drei endlich weg sind und Babak zu mir zurück kommt, hatte ich um 11:49 Uhr schon die Hebammen gerufen und einen schon (wie?) weit geöffneten Muttermund getastet. Ich bin erschrocken – das ging ja schnell!
Unter den kurzen Wehenpausen die mir nun noch bleiben, kann ich nur knappe Anweisungen geben: Badewasser einlassen, Kaffee kochen und Kerzen/Teelichter herbringen!
Nach weiteren 2 Wehen steige ich endlich in die ersehnte Badewanne. Als Babak, der hin und her wuselt um meine Aufträge zu erfüllen, endlich zurück ins Badezimmer kommt, will ich nur, dass er nochmal die Hebammen ruft, um es dringend zu machen. Sie sind unterwegs…
Meine Wehen drücken nun derart nach unten und ich habe so gut wie keine Pausen mehr zwischen ihnen. Babak hilft mir beim Atmen und ermutigt mich meine Beine zu öffnen. Nur ist mir klar, wenn ich das tue kann ich dem Presssdrang nicht mehr entgegen wirken.
Eine kurze Panik-/Sorgenwelle übermannt mich – ob und wie viel ich schon pressen darf? Ist der Muttermund wirklich schon ganz auf und geht alles gut, ohne die Sicherheit durch die Hebammen…?
12:04Uhr Erneuter Anruf bei den Hebammen, Babak erklärt die Sitation und erhält, wie ich im Nach hinein erfahre, kurze Instruktionen.
Ich beauftrage ihn nur noch: Fenster zu(es ist sehr warm an diesem Tag) und ein Handtuch unter die Wärmelampe!
Bei der nächsten Wehe gibt es kein Halten mehr und der Kopf schiebt sich unter Schreien tief in meine Scheide. Babak hält offensichtlich dagegen und animiert mich den Rest der Wehe zu verhecheln. Kurz darauf geht es schon wieder los und mit einem weiteren Urschrei wird das Köpfchen geboren.
Darauf folgt ein längere, angenehm Kraft schöpfende Pause und ich weiss, das Schlimmste habe ich geschafft. Babak erzählte später dass er in dieser Pause sehen und fühlen konnte (er hielt das Köpfchen locker auf seinen Händen) wie sich das Kind drehte.
12:12Uhr Mit einem darauf unerwarteten Kraftaufwand wird bei der nächsten Wehe unser Kind geboren. Babak legt Sie gleich auf meinen Bauch und ich bemerke schnell, dass die Nabelschnur um den Hals gewickelt ist. Babak befreit Sie und ich hole Sie hoch an meine Brust. Nun fordere ich das Handtuch ein und decke unsere Maus damit zu. Mir zittern vor Aufregung und Schock die Hände.
So warten wir auf die Hebammen, nicht fassen könnent was wir da gerade erlebt und gemeistert haben!
Ca. 10 Min. später kommt Lisa als erste ins Badezimmer gestürzt ( Babak hatte sie unten abgefangen, damit sie an unserem Hund vorbei kommt) was wir nur machen und lobt uns, alles ist prima. Als kurz darauf auch Sabrina eintrifft, ist Lana Azita schon durch Babak´s Schnitt abgenabelt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte sich auch noch niemand vergewissert, ob es sich um Mädchen, oder eine Jungen handelt. Dafür sind wir viel zu überwältigt von unserem Kind und den sich überschlagenden Ergeignissen.
Für die Nachgeburt hat Babak die Kleine genommen und erstmal in einem warmen Handtuch “trocken gelegt”.
Ein bisschen müssen wir noch warten, aber kurz darauf kommt auch die Plazenta problemlos raus. Abgeduscht mit der Hilfe von Sabrina geht es dann ins Wohnzimmer auf die Couch. Dort wird erstmal gekuschelt. Nur der erste Stillversuch will nicht gelingen, dafür ist der Kleinen vom Fruchtwasser noch zu übel.
Nach der Kontrolle der Gebärmutter Rückbildung und ausgiebiger Inspektion der Scheide (ohne großartigen Befund ;-)) ist der 2. Versuch dann erfolgreich. Bei der U1 kommen die tollen Werte 3780g (alle hatten Sie deutlich schwerer geschätzt), 53 cm und 36 cm Kopfumfang heraus. Ich bin nur halb dabei, da ich mit starken Nachwehen zu kämpfen habe…
Sabrina und Lisa kümmern sich dann um die Dokumentation und den restlichen Papierkram und sind so toll mir noch die Badewanne sauber zu machen!!!
Nachdem ich etwas Suppe löffeln und erfolgreich Pipi machen konnte, fahren die Beiden auch schon.
Da die Kleine Maus erschöpft schläft, lege auch ich mich hin, doch schlafen kann ich vor lauter Aufregung über das gerade Passierte nicht.
Noch Tage später gehen mir die Ereignisse nicht aus dem Kopf. Das ganze ging so unglaublich schnell und noch dazu mit dem leichtem Schrecken ohne die Hebammen, dass wir irgendwie geschockt sind…
Am nächsten Nachmittag sieht die Welt aber schon wieder “besser” aus. Die starken Nachwehen, die beim dritten Kind wirklich bestialisch sind, lassen langsam etwas nach und ich kann hin und wieder einen rein positiven Gedanken zum Erlebten fassen.
Eins wird schnell deutlich im Gespräch mit Babak – dieses außergewöhnliche Ereignis hat uns noch enger zusammen geschweißt.
Trotz der sich überschlagenden Situation danken wir dem Geburtshaus, den Betreuenden Hebammen in der Vorsorge und natürlich ganz besonders Sabrina und Lisa, die wie der Blitz zu uns geeilt sind.
Wir danken Euch dafür, dass Ihr alle diese Hausgeburt möglich gemacht habt. Wenn es auch nicht geplant war alleine zu entbinden – ich hätte auf keinen Fall im Krankenhaus sein wollen (was ja zum Glück auch nicht nötig war!!!)
Vielen Dank auch für die Betreuung im komplikationslosen Wochenbett mit unserer wunderbaren Tochter. Sabrina, Edith oder wer von Euch auch noch zu uns kommt – Ihr seid alle gern gesehen und herzlich willkommen.
Melanie & Babak
mit Arian Janosch, Bita Leonie und Lana Azita