Nach einer unkomplizierten und schönen Schwangerschaft sollte unsere Leni Anfang Februar zur Welt kommen. Leider lag ich passend zum errechneten Geburtstermin (3. Februar) mit einer ordentlichen Erkältung flach. Ich machte mir die größten Sorgen, dass jetzt die Wehen losgehen könnten, da ich mich viel zu schlapp für die Geburt fühlte. Sabine beruhigte mich beim Kontrolltermin im GH, dass der Körper in so einem geschwächten Zustand normalerweise keine Wehen produziert.
Und so setzten die Wehen bei mir tatsächlich pünktlich am Dienstag den 5. Februar ein, der erste Tag an dem ich mich wieder fit fühlte. Ich war vormittags noch bei Jule zur Akupunktur und fühlte mich nachmittags sogar so fit, dass ich mit meiner Schwester und unseren Hunden einen großen Spaziergang im Schneesturm machte. Abends um neun kam dann Antonio mit Pizza von der Arbeit und wir machten es uns auf dem Sofa bequem.
Um Punkt 23 Uhr begannen dann die Wehen. Die Abstände wurden schnell kürzer und ab ca. 3 Uhr kamen sie alle 5 Minuten. Obwohl wir uns ins Bett gelegt hatten, war an Schlaf nicht mehr zu denken. Ich ging also in die Wanne, was aber keine Veränderung bewirkte. Die Wehen waren ziemlich heftig (ich wusste ja zu dem Zeitpunkt noch nicht wie schlimm sie noch werden würden…) und gegen 5 Uhr schmissen wir dann Jule aus dem Bett;-) Jule sprach am Telefon mit uns beiden und wir vereinbarten, dass ich mich bewegen soll und wir abwarten bis die Abstände noch kürzer werden. Also ging ich in unserer Küche spazieren und gegen 7 Uhr riefen wir das zweite Mal bei Jule an, da die Abstände nur noch ca. 3-4 Minuten betrugen und ich auch langsam die Geduld verlor noch weiter Zuhause abzuwarten. Wir verabredeten uns auf 8 Uhr am GH.
Vor uns lag also noch die Fahrt von Borgholzhausen bis nach Bielefeld und das im Berufsverkehr und bei glatten Straßen. Ich konnte im Auto kaum mehr sitzen und verkrampfte mich während der Fahrt so, dass ich die Wehen gar nicht mehr einzeln, sondern als durchgängigen Schmerz wahrnahm. Antonio litt mit, da ich ordentlich schrie und zwischenzeitig der Überzeugung war das Kind im Auto auf der B68 zu bekommen.
Als wir gegen viertel nach acht endlich am GH ankamen, untersuchte Jule mich um festzustellen, dass der Muttermund erst 2 Zentimeter geöffnet war. Ich hatte natürlich mit viel mehr gerechnet… Erleichtert darüber endlich im GH angekommen zu sein, durfte ich mich dann erst mal in der Wanne entspannen, die Jule schon für mich eingelassen hatte. Wobei die Entspannung schnell in noch heftigere Wehen in noch kürzeren Abständen umschlug. Nach ca. 45 Minuten in der Wanne untersuchte Jule mich dann zum zweiten Mal, da war der Muttermund dann schon bei 5 Zentimetern und die Fruchtblase platzte während der Untersuchung.
Ab dem Zeitpunkt wurden die Wehen dann nochmal stärker (hatte ja gedacht das ginge gar nicht…) und ich fühlte mich ziemlich benebelt, wie in einem Film. Ich war superfroh Antonio an meiner Seite zu haben, der immer fleißig mit mir Wehen veratmete, tönte und die Informationen von Jule und Anna, die mittlerweile dazu gekommen war, an mich weitergab. In meiner Erinnerung musste ich dann ziemlich viele Turnübungen machen, damit Leni richtig ins Becken rutscht, was bei den Schmerzen wahrlich kein Vergnügen war. Als ich dann mit schieben durfte, war ich echt froh, denn ich dachte, jetzt müsste es doch bald geschafft sein. Leider dauerte es dann doch noch einige Zeit und gefühlte hundert Presswehen bis unsere kleine Leni dann um 11:41 Uhr ins Leben plumpste. Das ist übrigens wörtlich zu nehmen, denn ich befand mich in der Hocke und stand nach jeder Wehe auf, da ich nicht durchgehend hocken konnte. Das tat ich dann auch nachdem der Kopf bereits geboren war, aber Jule fing Leni gekonnt auf, als der Körper hinterher kam:-)
Da lag sie dann auf dem Boden vor uns und schrie bis sie Antonios Stimme hörte und ihn mit großen Augen anguckte, so nach dem Motto „Die Stimme kenne ich doch irgendwoher…“ Genauso topfit und entspannt (das sagten die Herztöne) wie Leni während der gesamten Geburt war, war sie dann auch als sie auf der Welt war. Für uns war das der schönste und unvergesslichste Moment überhaupt! Die erste halbe Stunde hatten wir drei dann nur für uns, während Jule und Anna auf Zehenspitzen um uns herum „aufräumten“.
Nachdem Leni und ich soweit versorgt, untersucht und frisch gemacht waren, gab es dann noch lecker Pizza und Pasta für alle, schließlich ist Leni ja auch halbe Italienerin;-) Mein Kreislauf brauchte zwar etwas um wieder in Schwung zu kommen, aber gestützt von Anna und Jule schaffte ich die paar Meter bis zum Auto und so traten wir gegen 15 Uhr die Heimreise an.
Schon verrückt, wenn ich daran denke, dass unsere Kleine morgen schon 11 Wochen alt wird.
Ein Riesendankeschön nochmal an Jule, Anna und das ganze Team vom Geburtshaus. Wir haben uns bei euch während der gesamten Schwangerschaft total wohl gefühlt und werden die Geburt dank der tollen Atmosphäre und der einfühlsamen und professionellen Begleitung in sehr schöner Erinnerung behalten!
Leni, Antonio & Michelle