Als wir von unserer zweiten Schwangerschaft erfuhren, war für uns schnell klar, dass auch dieses Baby wieder im Geburtshaus zur Welt kommen soll. Zu schön war die erste Erfahrung dort. Also rief ich kurz nach dem positiven Schwangerschaftstest im Geburtshaus an – gespannt, ob wir auch dieses Mal wieder das Glück haben würden, einen der begehrten Plätze zu ergattern. Und tatsächlich! Edith sagte am Telefon, dass ich gerade noch rechtzeitig angerufen hätte, da noch ein einziger Listenplatz verfügbar sei.
Glücklich darüber, dass wir die 38. Schwangerschaftswoche erreicht hatten und somit einer Geburt im Geburtshaus nichts mehr im Weg stand, ging das Warten los. Wann würde sich unsere Kleine auf den Weg machen? Wie wird sie aussehen? Wie wird ihr großer Bruder auf sie reagieren?
In der Nacht vom 1. auf den 2. Februar war es dann soweit. Dass jede Schwangerschaft und Geburt anders ist, bestätigte sich auch in unserem Fall. Denn anders als bei unserem Sohn Matti kündigte sich unsere Tochter nicht durch einen vorzeitigen Blasensprung an, sondern ganz klassisch mit Wehen. Mein Mann und ich lagen schon eine Weile im Bett, als ich um 23 Uhr herum die ersten Wehen bemerkte. Erst dachte ich noch, dass es bestimmt wieder aufhört. Allerdings kamen die Wehen schon zu Beginn sehr regelmäßig alle fünf bis zehn Minuten. Erst mal habe ich meinen Mann noch schlafen lassen und versucht, selbst ebenfalls etwas Schlaf zu bekommen. Weil alles rund anderthalb Stunden später – an Schlaf war dann leider doch nicht mehr zu denken – unverändert blieb, habe ich ihn letztendlich geweckt und gesagt, dass ich warm duschen gehe, um zu prüfen, ob die Wehen bleiben – was sie auch taten. Jetzt war spätestens klar: Es geht los! Um kurz nach 1 Uhr riefen wir schließlich die erste Hebamme an. Lisa ging auch sofort ans Telefon (sie war zu dem Zeitpunkt bereits im Geburtshaus, da eine andere Frau ebenfalls ihr Baby bekam) und meinte, wenn ich mich zu Hause noch wohlfühle und so lange die Wehen keine Minute lang sind, sollen wir ruhig erst noch abwarten. Da wir sowieso meine Eltern anrufen mussten, damit Matti nicht alleine ist, während wir im Geburtshaus sind, war das für mich überhaupt kein Problem. Also riefen wir bei meinen Eltern an. Meine Mama machte sich daraufhin sofort fertig und auf den Weg. Als sie um kurz nach halb 2 dann bei uns war, wurden die Wehen schnell länger, sodass wir uns nach einem erneuten Anruf bei Lisa um kurz nach 2 auf den Weg machten. Gegen 2.40 Uhr kamen wir am Geburtshaus an. Die Fahrt dorthin war gut, nur der einsetzende Schneeregen war zum Teil eine Herausforderung. Im Geburtshaus wurden wir schließlich von Marisa begrüßt, die eigentlich als zweite Hebamme für die andere, bereits laufende Geburt zuständig gewesen wäre. Später kam noch Judith, eine Hebammenschülerin, hinzu. Da das eigentliche Geburtszimmer natürlich schon besetzt war, ging es für uns dieses Mal ins Vorsorgezimmer, das aber nicht weniger gemütlich ist und in solchen Fällen natürlich auch für eine Geburt genutzt werden kann. Nach und nach wurden die Wehen stärker und ich bekam auch schnell das Bedürfnis mitzupressen. Anders als bei Matti fand ich den Vierfüßlerstand oder auch das Herüberbeugen über den dortigen Wickeltisch entspannend. Ziemlich bald hieß es dann, dass der Muttermund bis auf einen kleinen Rand, der bei Wehen aber bereits gut wegging, vollständig geöffnet sei. Da meine Fruchtblase zu diesem Zeitpunkt noch nicht gesprungen war, fragte Marisa, ob es für mich okay sei, wenn sie sie manuell öffnet, da sie denkt, dass es dann schneller geht. Da habe ich natürlich nicht nein gesagt. Das nächste „Problem“ war dann nur, dass unsere Tochter mit dem Köpfchen noch nicht richtig im Becken lag. Deshalb sollte ich erst das rechte, dann das linke Bein bei den nächsten beiden Wehen auf einen Hocker stellen. So gelang es uns tatsächlich, das Köpfchen schnell in die richtige Position zu bringen. Danach dauerte es nur noch wenige Presswehen, bis das Köpfchen da war. Kurz darauf durften wir unsere kleine Leni um 4.30 Uhr endlich in den Armen halten und mit ihr im Bett kuscheln. Weil die Plazenta allerdings noch auf sich warten ließ, hatten wir kurz die Befürchtung, dass ich ins Krankenhaus verlegt werden muss. Erst wurden mir Wehen fördernde Tropfen verabreicht, die allerdings nicht halfen. Also mussten wir zur Oxytocin-Spritze greifen. Die wirkte zum Glück Wunder und die Plazenta wurde um 5.35 Uhr geboren. Nach einem stärkenden Frühstück durfte ich noch duschen und meine Geburtsverletzungen wurden versorgt. Im Anschluss ging es für uns nach Hause, wo wir von dem frischgebackenen Bruder sehnsüchtig erwartet wurden.
Wir möchten uns an dieser Stelle noch einmal ganz herzlich für diese erneut positive Erfahrung im Geburtshaus bedanken. Wie beim ersten Mal haben wir uns die ganze Zeit über unglaublich gut aufgehoben und umsorgt gefühlt. Mit liebevollen Menschen an meiner Seite in einer wohligen Atmosphäre ein gesundes Kind auf die Welt bringen zu dürfen, ist doch das Schönste auf der Welt und so viel wert. Vielen Dank an das gesamte Geburtshaus-Team für eure Unterstützung vor, während und nach der Geburt. Ihr seid toll! Bleibt so, wie ihr seid.