Geburt von Levi K. E. – 27.02.2011
Ich hatte mich sofort am Infoabend entschieden, dass ich im Geburtshaus entbinden wollte und habe mich sofort angemeldet, aber bis dahin sollten noch fast sieben Monate vergehen. In der Zwischenzeit wurde noch geheiratet und wie sollte es auch bei uns anders sein, mussten wir uns bei Ärzten, Verwandten und Bekannten rechtfertigen, wo wir entbinden werden. Aufgrund der natürlich nur gutgemeinten Ratschläge (übrigens hatte Niemand der Ratschlagenden jemals im Geburtshaus entbunden) hat sich mein Mann dann auch gegen eine Entbindung im Geburtshaus entschieden – na prima! Also besuchten wir diverse Entbindungskliniken in Bielefeld, aber keine konnte mich überzeugen und ich bestätigte meine Geburtsabsichten nach den Flitterwochen im Geburtshaus. Letztendlich wurde mein Mann dann im Geburtsvorbereitungskurs für eine Geburt im Geburtshaus überzeugt und wir standen nun beide voll dahinter. Toll!! Kann also losgehen…..
Ich malte mir immer wieder aus, wie die Geburt im Geburtshaus ablaufen sollte….ich habe Wehen -die natürlich total auszuhalten sind – wird ja sowieso immer mehr übertrieben als es tatsächlich weh tut – wir rufen die Hebamme an, sie kommt vorbei und wir fahren dann ins Geburtshaus, sinnlicher Duft zieht durch die Räume, die Kerzen brennen, die Badewanne steht bereit…. zwischendurch hänge ich am Seil, mein Mann ist an meiner Seite, ich laufe rum und genieße die Atmosphäre und ganz nebenbei bekomme ich mein Baby, nehme es in dem Arm und weine vor Freude… hmmm soweit so gut, schön, dass man Träume hat.
Und so war es tatsächlich: Erstmal kam Levi nicht wie angekündigt eher, da ich bereits seit über einen Monat Vorwehen hatte und Jule dachte jedesmal, jetzt geht’s los und ich konnte es kaum erwarten… aber nööö, es sollte vier Tage nach dem errechneten Geburtstermin losgehen. Die Nacht vor der der Geburt schlug ich mich mit 39 Grad Fieber und Wehen rum und Jule meinte ich werde krank, ich war aber felsenfest der Meinung, dass ich nicht krank werde. Also schlief ich nach der Untersuchung fast den ganzen Tag. Ich wachte auf und das Fieber und die Wehen waren weg, na super schon wieder alles nur Show. Also ging ich abends wie gewohnt ins Bett und ab 1:30 Uhr waren sie wieder da, diese Wehen, die man total gut im Liegen aushalten konnte. Dies sollte sich aber um 5:30 Uhr ändern, da musste ich aufstehen, weil ich die Wehen im Bett nicht mehr aushalten konnte, ich lief durchs Haus und stoppte die Zeit, neeee alle drei Minuten – also weckte ich meinen Mann, gleichzeitig mit dem Befehl, ruf Jule an!!! Ich habe alle drei Minuten Wehen. Sein Kommentar war nur: Meinste jetzt schon? —– JAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAAA!!!
Jule war nun am Telefon, da ich aber genauso viel reden kann wie Jule, konnte ich in der Wehenpause im Hintergrund immer schön schnattern und so konnte ich Jule von meinen drei Minuten Wehen (mittlerweile 2:45 Minuten) nicht so ganz überzeugen, wurde uns doch im Geburtsvorbereitungskurs eingebläut: Ihr ruft erst an, wenn Ihr nicht mehr sprechen könnt!
Jule kam aber trotzdem ganz schnell vorbei und erkannte sofort den Ernst der Wehenlage und setzte mich sofort in die Badewanne. Hier musste ich mich erneut übergeben und Jule hat sich sowas von gefreut, da Übergeben wohl ein Zeichen von Muttermunderweitung ist, mir war es nur unangenehm, aber schön, dass sich Jule freut. In den Wehenpausen haben wir aber munter geschnattert :-). Gegen 7:30 Uhr meinte dann die Jule, dass wir uns auf den Weg ins Geburtshaus machen können. Ich hatte überhaupt keine Lust, ich wäre am liebsten zu Hause geblieben und hätte hier entbunden. Gerade war die Jule losgefahren, bekam ich eine so heftige Wehe, wie ich sie mir nicht mal im Traum vorgestellt habe und gleichzeitig stellte ich alles in Frage: Wieso bin ich schwanger, Wieso habe ich mich nicht für einen Wunschkaiserschnitt entschieden, wie soll ich noch neun weitere Stunden (Prognose von Jule) durchhalten ohne zu sterben. Mist! Mist! Mist! Am liebsten wäre ich weggelaufen….
Auf dem Weg zum Geburtshaus hatte ich noch zwei schöne Wehen im Auto (also diese ganz bösen, dollen, aua Wehen) und mein Mann raste mit 140 Sachen durch Bielefeld. Im Geburtshaus angekommen, empfing uns Jule vor dem Geburtshaus und natürlich hatte ich beim Aussteigen wieder so eine blöde, dolle, aua Wehe und Jule guckte mich komisch an, da sie noch nicht mit so heftigen Wehen gerechnet hatte. Sie empfing mich herzlich und ich konnte leider nur erwidern: „ich muss mich übergeben“. Ich erreichte mit Ach und Krach die Toilette und musste mich dann noch entscheiden, zwischen Wehe und Übergeben, beides in Anmarsch, total gemein! – Jule freute sich aber wieder.
Dann untersuchte sie mich und stellte fest: oh acht cm!! Und ich wusste, bei zehn cm kommt das Baby. Super! Also ging es sofort in die Badewanne und Jule rief die Lisa an, dass sie kommen soll. Ich erinnerte mich wieder an den Geburtsvorbereitungskurs, die zweite Hebamme wird doch immer in der letzten Stunde gerufen… ich war heile froh, dass es doch keine neun Std. mehr dauern sollte und dann fingen die Presswehen an, ich verkündete Jule, dass ich glaube, dass ich dringend auf die Toilette müsse, sie meinte aber, neeeee das Baby kommt und eilte zum Telefon und verkündete Lisa: „Levi kommt jetzt“ – also die Lisa solle jetzt mal ganz schnelle machen… Dann war der Kopf halb draußen und mein Mann war nur noch am Weinen (habe ich hinterher erfahren – man bekommt ja nicht alles mit, wenn man seine Brille in der Wanne bei einer Presswehe verliert). Nun befahl mir die Jule mit dem Kopf zwischen den Beinen aus der Wanne zu kommen, ich protestierte, ich wollte da nicht raus, aber nun gut, sie überzeugte mich, sie wird schon wissen warum. Da mein Damm nicht nachgegeben hat, musste die Jule einen kleinen Schnitt machen (habe ich aber nicht gemerkt) und dann kam endlich unser Levi mit einem Schwups heraus. Ich wurde gefragt, ob ich Levi nehmen möchte, ich musste verneinen, in diesem Moment konnte ich mein Kind nicht nehmen, dafür aber mein Mann, der riss sich sofort das T-Shirt vom Leib und heulte mit Levi im Arm weiter. Nach einiger Zeit erholte ich mich von der Geburt und verlangte nach meiner Brille, damit ich das kleine Wunder bestaunen konnte. So lagen wir drei dann im Himmelbett, die Sonne schien durchs Fenster, die Glocken läuteten und es war ein herrlicher Sonntagmorgen. Danach bereiteten Jule und Lisa ein herrliches Frühstück vor und wir amüsierten uns über die schnelle Geburt von Levi.
Wir sind so unendlich dankbar für die herzliche Unterstützung während der Geburt, die Betreuung während der Schwangerschaft und die jetzige Nachsorge. Wir als Familie sind felsenfest der Meinung, dass wir aufgrund der Geburt im Geburtshaus so ein tolles, entspanntes Kind bekommen haben. Vielen, vielen Dank!
PS: die Jule plant schon – in hellseherischer Voraussicht – die Geburt meiner Tochter als Hausgeburt… ich muss ihr dann jedesmal sagen, dass die Wehen doch so weh tun… und ich mir das im Moment nicht vorstellen kann.
Regine schrieb am :
Danke für den Geburtsbericht – ich erkenne mich in einigem wieder und konnte mit lachen :). Jetzt stehe ich selbst kurz vor der Geburt und bin gespannt, wie ich es dann berichten werde :)…
Alles Gute und herzliche Grüße,
Regine