kaum zu glauben, Du bist schon ein Jahr bei uns… Verrückt, wie schnell die Zeit mit einem so kleinen Wesen verfliegt. Passend zu deinem Einjährigen möchte ich Dir von deiner Geburt berichten.
Weil ich Zahlen sehr gerne mag, hier ein paar wichtige Zahlen und Daten!
Geboren bist Du um 11:13 Uhr an einem wunderschönen und sonnigen Wintervormittag. Mit sechs Tagen Verspätung, denn dein errechneter Geburtstermin war der 02.02.2023. Deine Geburt hat genau 9 Stunden und 15 Minuten gedauert, obwohl die Zeit wie im Flug vergangen ist. Ein lustiger Moment war, als ich nach der Geburt nach der Uhrzeit gefragt habe. Jule: „Dreizehn nach“, ich: „Dreizehn nach zehn?“ (Gegen 8 Uhr habe ich Edith gefragt, was sie denkt, wie lange es noch dauern wird. „In spätestens einer Stunde ist das Baby da.“) Mangels Wehen und deinem Vorhaben, mit der Faust am Kinn auf die Welt zu kommen, hat sich die Geburt zum Ende etwas in die Länge gezogen, daher habe ich nicht – wie gefühlt – dreizehn nach neun gesagt, sondern schon eine Stunde aufaddiert. Mit einem Plus von zwei Stunden hätte ich aber niemals gerechnet. Wahnsinn!
Gestartet ist deine Geburt um 01:58 Uhr. Damit es endlich losging, habe ich ziemlich in die Trickkiste greifen müssen. Nachdem Sauna, Therme, Zimt, Akupressur und sonstiges nicht zum Ziel führten, gab es im Geburtshaus ein wehenförderndes Öl. Mit dem Ut-Öl habe ich gegen 22 Uhr meinen Oberbauch kräftig nach unten massiert und mir dann eine lauwarme Wärmflasche umgebunden. Gegen 23 Uhr bin ich ins Bett gegangen und siehe da, es hat funktioniert! Auf der linken Seite schlafend sind wir beiden unisono von einem innerlichen Knallen aufgeschreckt. Die Fruchtblase war geplatzt; das habe ich zumindest vermutet. Kurioserweise ist kein Fruchtwasser ausgetreten, sodass ich dann doch etwas verunsichert war. Also blieb ich liegen und wollte lieber erst mal schauen, was mein Körper so macht. Falls es nun doch endlich losging, wollte ich noch versuchen, etwas Schlaf zu bekommen. Die leichten und unregelmäßigen Wehen, die ich in den letzten Wochen hatte, waren auch so wie immer. Nach etwa 20 Minuten wundern und horchen hatte ich aber doch das Gefühl, dass sich etwas verändert hat. Es war an der Zeit, den Wehentracker zu starten. Und dann habe ich es nur noch eine viertel Stunde liegend ausgehalten. Die Wehen wurden schnell stärker, sodass ich beschloss, aufzustehen. Und spätestens dann war klar: es geht los, die Fruchtblase war tatsächlich geplatzt. Also habe ich das Bad angesteuert, um entspannt baden zu gehen. Nachdem alles vorbereitet war, habe ich Papa von der frohen Kunde berichtet und mir einen Himbeerblättertee gekocht. Dann ging es in die Badewanne, wo ich es allerdings nicht allzu lange ausgehalten habe. Der Grund dafür bringt mich inzwischen zum Lachen. Der Warmwasserspeicher scheint nachts nur für eine Wannenfüllung zu reichen, danach kommt Eiswasser aus der Leitung. Ein Besuch im Heizungskeller und minutenlanges Laufenlassen später war klar: aus der Leitung wird in dieser Nacht kein warmes Wasser mehr kommen. In der Wanne war ich unter Wehen derweil zum zittrigen Eisklumpen geworden, sodass Papa am Fließband heißes Wasser aufkochen musste und mir letztendlich aus Töpfen das Wasser über den Kopf gegossen hat. Das Warmwasser war nämlich ausgegangen, als ich mir bereits entspannt die Haare einshampooniert hatte.
Nach dem nicht ganz so entspannten Badeversuch hat die Wehenstärke rasant zugenommen und ich habe es in der Wanne nicht mehr ausgehalten. Also ging es raus und gegen 04:45 Uhr haben die Wehen schlagartig eine ganz andere Qualität bekommen, sodass ich mich nicht mehr auf den Beinen halten konnte. Im Vierfüßler vor dem Waschbecken reichte es noch für ein „Anrufen!“ und so haben wir erfahren, dass Edith Bereitschaft hat. Wir verabredeten uns auf 06:00 Uhr im Geburtshaus, Edith wollte das blaue Zimmer für uns vorbereiten. Also haben wir alles bereit für die Abfahrt gemacht und siehe da – wir sind sogar erst nach sechs Uhr von zuhause losgekommen. Eine Autofahrt bei Minusgraden und mit starken Wehen im Vierfüßler auf der Rückbank – komischerweise habe ich vorher nicht einmal darüber nachgedacht, dass das als groß gewachsene Person keine so gute Idee sein könnte. Die Autofahrt war für mich tatsächlich der schlimmste Teil der Geburt! Nachdem wir diese mit viel Gebrüll, Kopf-und-Knochen-anhauen und heftigster Zitterei hinter uns gebracht haben, kamen wir im Geburtshaus an und wurden von nun an von Edith mit Tee, Wärmflasche, Decke und allem erdenklichen umsorgt. Die erste Wehe im Geburtshaus (um 06:58 Uhr) ist gleichzeitig die letzte Wehe, die ich noch eigenständig getrackt habe. Von da an hat Edith für meine Wehenstatistik übernommen!
Papa hat auf einem Klemmbrett alles aufgeschrieben. Das hat mich dermaßen irritiert, dass ich ihn ohne viel Federlesen rausgeworfen habe. Zum Glück für ihn – er konnte noch etwas Schlaf nachholen, etwas essen und sich nett mit den anderen Hebammen unterhalten.
Als irgendwann zwischen sieben und acht Uhr zum ersten Mal der Muttermund kontrolliert wurde, war er schon etwa sieben Zentimeter geöffnet, was ich dankend zur Kenntnis genommen habe. Und ein, zwei Wehen später habe ich dann auch schon einen starken Pressdrang verspürt, dem ich nachgeben sollte. Dann kamen auch schon Jule als zweite Hebamme und Finja als Hebammenschülerin dazu. Für mich das Signal, dass es nun ans Eingemachte ging. Papa durfte inzwischen auch wieder rein, deine Geburt sollte er natürlich auf keinen Fall verpassen.
Nun wollte es aber nicht mehr so richtig vorwärts gehen. Wir haben viele verschiedene Positionen ausprobiert, damit Du den Weg um die Symphyse schaffst. Nach der Geburt war sofort klar, warum es hier etwas gedauert hat: Du hattest deine linke Faust am Kinn! Nachdem wir diese Hürde genommen hatten, wurde es leider nicht leichter, da meine Wehentätigkeit immer weniger wurde und sie auch nach langer Warterei und weiteren Massagen mit Ut-Öl nicht wieder stärker wurde. Allmählich habe ich gemerkt, dass meine Kräfte nachließen – das gleiche musst Du auch gemerkt haben. Du hast Dir nämlich ein Herz gefasst und Dich ohne helfenden Wehen versucht, durch das Becken zu schieben. Das war für mich Motivation genug, es Dir nachzutun. So haben wir es dann endlich gemeinsam geschafft, der Kopf war geboren und nach kurzer Rückversicherung habe ich dann nochmal all meine Kraft zusammengeklaubt und dann warst Du da!
Es hat einige Momente gedauert, ehe ich mich nach Dir umgeschaut habe. Dass Du wohl recht kräftig geschrien hast, habe ich überhaupt nicht gehört. Auch Ediths aufmunternden Worten „Schau mal da auf dem Boden, da liegt dein Baby!“ konnte ich für einige Zeit nicht folgen. Aber als ich so weit war, lag da ein lila-blaues Wesen, ein Junge, den ich dann unbeholfen auf den Arm genommen habe und fest an mich gedrückt habe. In diesem Moment hat es sich zugegebener Maßen recht befremdlich angefühlt – ich konnte einfach nicht begreifen, dass Du eben noch in meinem Bauch gewesen sein solltest. Zur Belustigung aller habe ich Dich begrüßt mit „Oh, Du hast ja einen kleinen Eierkopf“. Es sah nämlich so aus, als hätte jemand auf deinem Scheitel ein Ei aufgeschlagen. Das „halbe Ei“ war dann aber so schnell verschwunden, dass ich schon dachte, ich hätte es mir eingebildet. Papa hat es aber auch gesehen!
Etwas umständlich sind wir dann gemeinsam ins Bett umgezogen, sodass auch Papa Dich zum ersten Mal richtig anschauen konnte. Nach einer kurzen Orientierungsphase hattest Du aber nur ein Ziel vor Augen: den Weg zur Milchbar finden. Und ruck, zuck hast Du dir eigenständig den Weg gesucht!
Dann kam der Moment der Abnabelung, die Nabelschnur sollte durchtrennt werden. Diesen Moment habe ich mir immer sehr traurig vorgestellt. Edith konnte es mir leichter machen, da die Nabelschnur bereits auspulsiert war und sie meinte, Du hättest die Verbindung schon längst gekappt. Also habe ich versucht, die Nabelschnur durchzuschneiden. Blöder Winkel, schlechte Sicht – Edith musste nachhelfen! Die Plazenta hatte sich auch schon gelöst, mit etwas Unterstützung wurde sie unkompliziert geboren und anschließend von Edith mit uns zusammen untersucht.
Nachdem Jule meine Geburtsverletzung versorgt hatte, ging es für Dich zur U1: Durchgeführt von Finja unter der Aufsicht von Jule. Du in Zahlen: 50 cm Körperlänge, ein Kopfumfang von 34 cm und ein Gewicht von 3820 g.
Dann konnte Papa Dich auch schon zum ersten Mal anziehen. Wir haben uns von Anita noch fotographieren lassen und dann wurden wir auch schon von Edith und Jule zum Auto begleitet. Etwa drei Stunden nach der Geburt waren wir schon wieder auf dem Weg nach Hause, das war vielleicht ein aufregender Moment!
Seither genießen wir das Leben mit Dir!
Dem Geburtshaus-Team danken wir von ganzem Herzen, dass unser kleiner Bela auf so natürliche Weise, sicher und geborgen in einer unfassbar gemütlichen und entspannten Atmosphäre auf die Welt kommen konnte. Für uns als Familie war es ein magisches Erlebnis!