Nach einem lebhaften Wochenende voller Aktivitäten und wertvoller Zeit mit unserer Familie kehrte am Abend Ruhe ein – und mit ihr der Wunsch, dass unser kleines Wunder sich auf den Weg machen möge. Drei Tage vor dem errechneten Geburtstermin, Sonntag um 21:30 Uhr, überraschte uns dann die Natur: Meine Fruchtblase platzte, obwohl noch keine Wehen eingesetzt hatten.
Etwa 45 Minuten später kündigten sich die ersten Kontraktionen an. Sie gewannen rasch an Intensität und wurden regelmäßig. Schon gegen 1 Uhr kamen die Wehen alle zwei Minuten und dauerten etwa eine Minute an. Zu dieser Zeit war ich noch zu Hause, nahm ein warmes Bad, das mir sehr guttat, und fand Trost darin, einen Kamm festzuhalten – eine simple, aber unglaublich hilfreiche Unterstützung während der gesamten Geburt.
Um ca. 1:45 Uhr beschlossen wir, die Bereitschaftsnummer des Geburtshauses zu wählen. Jule, die Hebamme, hatte Dienst. Zuerst sprach sie mit Tim, dann mit mir. Sie hörte genau zu, wie ich die Wehen veratmete, und empfahl uns, noch zu Hause zu bleiben, solange ich mich dort wohlfühlte. Ihre Einschätzung war genau richtig – doch nur 30 Minuten später wurden die Wehen so stark, dass ich ins Geburtshaus wollte.
Vor der Abfahrt hatte ich mit meinem Kreislauf zu kämpfen und musste mich übergeben. Traubenzucker brachte die dringend benötigte Energie zurück, und um 3:15 Uhr erreichten wir das Geburtshaus. Jule erwartete uns bereits mit einer liebevollen und beruhigenden Präsenz. Alles war vorbereitet.
Nachdem ich noch kurz auf die Toilette gegangen war, spürte ich schon einen starken Drang zu pressen. Anschließend ließ ich mich in die Badewanne gleiten, was eine enorme Erleichterung brachte. Das warme Wasser umhüllte mich, und Jule leitete mich ruhig und sicher durch die entscheidenden Momente.
Um 3:40 Uhr hielt ich dann unser kleines Wunder, unseren Sohn Kurt, in meinen Armen. Es war ein Augenblick voller Glück, der die Anstrengungen der Geburt augenblicklich verblassen ließ. Kurz darauf traf Ina, die zweite Hebamme, ein – allerdings nicht mehr rechtzeitig für die Geburt selbst.
In den darauffolgenden Minuten lag ich mit Kurt in der Badewanne, kuschelte mit ihm und genoss die ersten unvergesslichen Momente als Mutter. Anschließend führte Ina gemeinsam mit dem stolzen Papa die U1 durch. Bald darauf kam die Plazenta, ich duschte mich ab und wir drei – Papa, Kurt und ich – machten es uns im Bett gemütlich. Es fühlte sich so natürlich und richtig an, als Familie zusammenzukommen, während die Hebammen sich diskret zurückzogen und uns immer wieder fragten, ob wir etwas benötigten.
Nach einer Weile untersuchte Jule mich noch auf Geburtsverletzungen. Alles wurde direkt im Bett versorgt, während ich Kurt weiter in meinen Armen hielt. Ihre einfühlsame und ruhige Art ließ mich auch diesen Teil der Geburt als angenehm empfinden.
Um kurz vor 8 Uhr morgens verließen wir das Geburtshaus und kehrten nach Hause zurück. Ich fühlte mich erstaunlich fit und rundum zufrieden. Es war eine wunderbare Erfahrung, die ich jederzeit wieder genauso planen würde. Das Geburtshaus bot mir von Anfang an eine Atmosphäre voller Wärme, Respekt und Unterstützung. Der Fokus lag auf mir als Frau und meinen Bedürfnissen, und ich fühlte mich bei jedem Schritt mit einbezogen.
Direkt zu Hause zu sein war ein weiterer Segen. Am Mittag kam meine Nachsorgehebamme vorbei, doch bis dahin genoss Kurt die Ruhe nach der Geburt und schlief tief und fest.
Diese Geburt war für mich eine wunderschöne, kraftvolle und bestärkende Erfahrung, die ich immer im Herzen tragen werde.
Ganz liebe Grüße und eine schöne Adventszeit wünschen euch Ines, Tim und Kurt