Nele

Neles Geburt (01.06.19)

 

In den Tagen vor Neles Geburt ging es mir insgesamt gut, das Einzige, was mir immer wieder Beschwerden machte, waren die Mutterbänder. Zum Teil hatte ich so plötzlich auftretende Schmerzen in der Leiste, dass ich das Gefühl hatte, nicht mehr gehen zu können. Ansonsten fühlte ich mich aber fit und genoss die „Mutterschutztage“ mit meinen beiden Kindern, indem ich noch einmal Dinge mit ihnen unternahm wie mit dem Rad zur Eisdiele fahren, schwimmen gehen usw…

Am Freitag, den 31.5. , fuhr ich nachmittags bei Sonnenschein noch mit dem Fahrrad zu Aldi und zur Bücherei. Ich lieh noch Filme aus, weil ich dachte, dass wir abends vielleicht ja noch einen Film schauen konnten. Auf dem Rückweg traf ich eine Mutter, deren Kind bei mir in der Klasse war, die mich fragte, wann denn das Kind käme. Ich sagte: Vielleicht morgen!“ und spürte irgendwie, dass ich aufgeregt wurde und der Gedanke gar nicht so weit weg war. Am selben Tag hatte ich mittags ein wenig geblutet – aha, dachte ich, die Zeichenblutung…dann wird es nicht mehr so lange dauern… abends wollten wir dann erst noch einen der ausgeliehenen Filme schauen, aber da spürte ich es irgendwie: Morgen wird die Kleine geboren. Ich war auf einmal ganz sicher. Das hatte ich bei den beiden Geburten vor Nele noch nie so empfunden. Auf jeden Fall sagte ich meinem Mann, dass wir vielleicht besser ins Bett gehen, denn ich hätte so das Gefühl, die Kleine wird morgen geboren. Beide auf einmal ziemlich aufgeregt gingen wir schlafen. Nachmittags hatte ich noch ein Bauchfoto gemacht mit dem Gedanken, dass dieses wahrscheinlich das letzte Babybauchbild sein würde.

In der Nacht hatte ich leichte Wehen. Sie waren aber sehr gut aushaltbar und nicht schlimm schmerzhaft… aber ich spürte: Es geht tatsächlich los. Ich dachte, dass unser Kind bestimmt schon mittags geboren sein würde, denn so kannte ich es von meinen zwei vorherigen Geburten. Es fing langsam und seicht an, steigerte sich und dann, wenn ich dachte, ich halte es nicht mehr aus, ging es ins Geburtshaus und dann wird das Kind recht zügig geboren…bei diesem Kind kam es dann aber doch ganz anders…und immer wieder erinnerte ich mich an die Worte der Hebammen: Die dritten Kinder machen es oft ganz anders! In unserem Fall traf es wirklich zu. Zum Glück wusste ich das aber morgens noch nicht…

Beim Frühstück und am Vormittag ging es erst einmal so weiter wie es begonnen hatte. Ich hatte immer mal wieder eine Wehe, die aber gut zu veratmen und gut auszuhalten war. Ich bekam allerdings kaum etwas zum Frühstück herunter. Ich telefonierte mit meiner Mutter, um ihr schon einmal zu sagen, dass heute wohl unsere Nele geboren werden würde. Sie sagte mir, dass ich die Kinder jederzeit bringen könnte, damit ich mich ganz auf Nummer 3 konzentrieren könnte. Da ich mich vormittags beschäftigen wollte (und zwar nicht mit der Warterei auf die nächste Wehe), machte ich noch einiges in der Küche. Ich machte z,B. Nudelsalat und Grillgemüse für den nächsten Tag fertig. Die Beschäftigung tat mir wirklich gut. Ich wartete darauf, dass die Wehen sich steigern würden, doch es blieb bei schwachen Wehen mit z.T. großen Abständen. Meinem Mann merkte ich an, dass er schon etwas nervöser war und es schwer einzuschätzen fand, wann wir ins Geburtshaus fahren sollten. Mir war aber klar, dass die Wehen noch lange nicht stark genug seien. Trotzdem entschieden wir uns gegen Mittag, dass wir die Kinder schon mal zu Oma und Opa bringen würden. Ich wartete weiter, war langsam enttäuscht, dass so wenig passierte. Ich dachte auch schon daran, dass es ja total blöd wäre, wenn wir die Kinder schon weggebracht hatten und das Kind noch gar nicht geboren würde. Langsam frustrierte mich das Gefühl, dass so wenig passierte. Ab und zu kam mal eine etwas stärkere Wehe, dann folgte aber wieder eine lange Pause. Ich scherzte schon, dass das dritte Kind meinem Mann und mir vielleicht nochmal etwas Zeit zu zweit schenken wollte.

Mein Mann meinte, dass wir ins Geburtshaus fahren sollten, doch ich wollte nicht. Ich hatte einfach das Gefühl, dass die Wehen nicht stark genug seien. Und der Muttermund bestimmt noch nicht weit genug auf sei. Wir überlegten dann, in dieser Wartezeit einen der ausgeliehenen Filme zu schauen…Mein Mann konnte sich darauf allerdings nicht mehr so wirklich konzentrieren. Ich glaube, er hatte einfach zu starke Sorge, dass es plötzlich doch sehr schnell gehen würde mit der Geburt. Nach einer halben Stunde beschlossen wir, dass wir mal im Geburtshaus anrufen und unsere Lage schildern. Den Film haben wir übrigens bis heute nicht zu Ende geguckt, da wir ihn ja wieder abgeben mussten 🙂 Wir verabredeten uns dann mit Johanna um 15:15 Uhr im Geburtshaus. Ich war aber total unsicher und hatte nach wie vor das Gefühl, dass die Wehen viel zu schwach seien und noch nicht genug passiert sei. Das war immer das, vor dem ich am meisten „Angst“ hatte: Im Geburtshaus anzukommen und dann wieder nach Hause geschickt zu werden. Bei den vorherigen Geburten fand ich nämlich jedes Mal die Fahrt zum Geburtshaus (unter starken Wehen) am schlimmsten und darum wollte ich auf keinen Fall nach Hause geschickt werden, um später wieder fahren zu müssen. Auf der Fahrt zum Geburtshaus hatte ich aber dann schon wieder eine sehr lange Wehenpause. Dort angekommen bekam ich dann meine „gefürchtete“ Diagnose. Der Muttermund war erst drei Zentimeter geöffnet. Mein Gefühl hatte mich nicht getäuscht. Ich war total enttäuscht und auch frustriert. Auf einmal befürchtete ich, dass Nele heute noch nicht geboren werden würde. Doch Johanna beruhigte mich, indem sie mir sagte, dass wir uns heute auf jeden Fall wiedersehen würden. Das tröstete mich etwas, trotzdem blieb insgesamt ein deprimiertes Gefühl bei mir. Johanna schlug uns dann verschiedene Möglichkeiten vor, was wir machen könnten: Spazieren gehen (hier in der Gegend), nach Hause fahren, im Geburtshaus in die Wanne … da ich zuerst auf keinen Fall nach Hause wollte, weil ich dann nochmal die Fahrt zum Geburtshaus hätte, entschieden wir uns zunächst für Spazieren gehen. Johanna gab uns noch ein homöopathisches Mittel mit, das ich alle zehn Minuten nehmen sollte, um die Wehentätigkeit zu steigern. So gingen wir los, in den Wald rund um den Oetkerstift. Das Wetter war superschön, die Gegend war schön….nur die Wehen waren nicht so schön…denn obwohl ich immer mal wieder eine hatte, merkte ich selbst, dass sie einfach zu schwach waren, um etwas zu bewirken. Ich merkte, dass ich immer deprimierter wurde. Ab und zu eignete sich eine Bank zum Aufstützen und Veratmen einer Wehe. Nach einer kleinen Runde überlegten mein Mann und ich dann, dass wir doch nochmal nach Hause fahren würden. So gingen wir zurück ins Geburtshaus und sagten Johanna Bescheid. Nun, nachdem ich diese Entscheidung getroffen hatte, ging es mir etwas besser. Ich dachte, dass ich ja vielleicht sogar noch etwas schlafen oder doch mal etwas essen könnte. Außerdem bot Johanna uns an, dass sie, wenn wir unsicher sind, ob wir losfahren sollen, erst noch einmal bei uns zu Hause vorbeikommen könnte. Und im Falle des Falles wäre auch noch eine Hausgeburt möglich. Auf der Rückfahrt war meine Stimmung dann schon etwas besser. Ich spürte auf einmal,dass ich müde war und freute mich, mich gleich kurz nochmal  ein bisschen hinzulegen. Gegen 17 Uhr waren wir zuhause. Wir besprachen dann, dass wir gleich Schlafanzüge für die Kinder zu meinen Eltern bringen wollten, da wir mittlerweile befürchteten, dass die Geburt eventuell erst heute Abend oder heute Nacht sein würde. So fuhr mein Mann Tim direkt los zu meinen Eltern. Ich legte mich auf das Bett und wollte versuchen zu schlafen. Vorher verschickte ich aber noch eine Sprachnachricht an meine Schwester und meine beste Freundin, um den aktuellen Stand mitzuteilen :-). Als ich diese Nachricht später nochmal abhörte, hörte ich, wie angestrengt und kaputt ich mich da doch schon anhörte, denn am Ende der Sprachnachricht ging es doch noch so richtig los….ich kam nicht mehr zum Schlafen, denn es überkam mich auf einmal eine deutlich kräftigere Wehe. Und kurz danach die nächste….ich lief im Schlafzimmer hin und her und stützte mich bei den Wehen auf dem Gitterbett ab. Inzwischen kam Tim von meinen Eltern wieder. Ich kann mich gar nicht genau erinnern, was ich gesagt habe. Auf einmal war jedenfalls deutlich zu spüren: Jetzt will Nele doch raus…nun hatte ich „richtige“ effektive Wehen, heftig und nur noch kurze Erholungspausen dazwischen. Ich hörte noch mutmachende Whatsapp-Nachrichten von meiner Schwester ab, war aber nicht mehr in der Lage, selbst etwas aufzusprechen. Gegen 18 Uhr hatte ich das Gefühl: Ich kann nicht mehr und ich sagte nur zu Timmi: „Ruf Johanna an!“ Mehr konnte ich nicht mehr sagen. Gegen 18:10 Uhr war Johanna zum Glück schon da. Sie untersuchte mich und stellte fest, dass der Muttermund nun 7-8 cm geöffnet war. Ich war so froh und dankbar! Der Weg bis dahin war mir so lang vorgekommen und ich war so froh, dass ich nun damit rechnen konnte, Nele bald in meinen Armen zu halten. Wir fuhren dann sofort los zum Geburtshaus. Ich weiß noch, dass ich Tim bat, mir die Schuhe anzuziehen und wir aus Bequemlichkeit einfach schnell meine Gartenpuschen anzogen 🙂 Ich hatte Angst vor der Fahrt, aber es ging zum Glück ganz gut. Wir kamen schnell durch und waren gegen 18:30 Uhr im Geburtshaus. Ich hängte mich direkt bei der nächsten

Wehe in das „Seil“, spürte, dass das bei dieser Geburt echt die beste Möglichkeit für mich war, die Wehen auszuhalten und mit den Wehen „mitzugehen“. Ich weiß noch, dass Johanna mich fragte, ob ich die anderen Kinder in der tiefen Hocke bekommen hatte. Und wir so schon bald in diese Position wechselten. Meike kam nun auch dazu. Ich sollte bei den nächsten Wehen kräftig mitschieben. Plötzlich knallte es richtig und das Wasser spritzte nur so heraus! Die Fruchtblase war mit einem „Peng“ geplatzt und es gab eine schöne „Schweinerei“ (besonders hatte es Johannas Hose getroffen). Johanna sagte trocken: „Dann war das vorhin doch noch nicht die Fruchtblase.“ und Nele kriegte im Bauch vor lauter Schreck erst einmal einen Schluckauf. Das war wirklich mein lustigstes Erlebnis unter der Geburt 🙂

Irgendwie kam ich bei den nächsten Wehen nicht so richtig „weiter“, und die Hebammen rieten mir, mich seitlich auf das Bett zu legen und bei den nächsten Wehen kräftig mitzuschieben. Dabei kam bei mir das „Problem“ auf, das ich schon bei den zwei Geburten davor hatte. Ich hatte auf einmal das Gefühl, dass mein Körper mir nicht mehr richtig signalisierte, wann die nächste Wehe begann, wann ich genau mitschieben sollte,…ich hatte das Gefühl, nicht „weiterzukommen“, dass das Baby gar nicht weiter nach unten rutschte. Die Wehen hatten wohl auch tatsächlich nachgelassen. Jedenfalls massierte Meike meinen Bauch dann mit Uterusöl, das (zumindest von meinem Gefühl) sofort Wirkung zeigte. Ich hatte das Gefühl, dass die Wehen sofort wieder stärker und heftiger wurden. Trotzdem fand ich es manchmal schwierig, so lange zu pressen und hatte das Gefühl, ich komme nicht weiter. Doch Meike ermutigte mich, indem sie sagte, dass das Köpfchen weiter nach unten rutschte und gerade eben schon so tief war wie noch nie. Sie sahen auch schon kurze schwarze Haare. Johanna ermutigte mich nochmal: „Trau dich!“, und erst da realisierte ich, dass ich mich tatsächlich noch nicht getraut hatte, mit aller Kraft zu schieben und zu pressen. Ich versuchte es wirklich nochmal mit aller Kraft, und dann merkte ich auch an den ermutigenden Worten von Johanna und Meike, dass ich es bald geschafft hätte. Ich lag immer noch seitlich auf dem Bett, hielt mein rechtes Bein an der Kniekehle fest und schob. Und dann kam die Wehe, mit der das Köpfchen durchtrat und was mich da schon besonders freute: Ich spürte kein Brennen, keinen Schmerz, als das Köpfchen kam, sodass ich schon so gut wie sicher war, dass ich nicht verletzt war. Bei den Schultern gab es irgendwie noch etwas Gewurschtel, ich merkte, dass Johanna da irgendwie noch mithebeln musste, und dann war er da, dieser unglaubliche Moment: Nele war geboren! Endlich, gefühlt hatte diese Geburt so lange gedauert. Ich war so erleichtert und glücklich und sagte mehrfach: „Wir haben es geschafft. Ich habe es geschafft….“ und mir kamen die Tränen der Erleichterung, als ich sie in meinen Armen hielt. Dazu war sie so wunderschön mit ihren kurzen schwarzen Haaren und dem unglaublich süßen Gesicht. Ich fragte, wie spät es sei und war erstaunt, dass es erst 19:28 Uhr war. Am Ende war es eigentlich doch sehr schnell gegangen. Nachdem mit einer der nächsten Wehen die Plazenta gekommen war und Timmi die Nabelschnur durchschneiden durfte, hatten wir mal wieder eine unglaublich schöne erste Kuschelzeit mit Nele. Wir wurden so nett versorgt mit eiskalter Cola (wie unglaublich gut schmeckt so eine Cola an so einem Tag, unbeschreiblich) und Joghurt mit Früchten. Das schmeckte soo gut! Wir waren voller Adrenalin und sooo glücklich und dankbar. Es war so schön, mit Nele zu kuscheln, Ich zitterte wieder von der Anstrengung der Geburt und konnte nicht aufhören zu grinsen. Wir schickten noch schnell eine Nachricht an unsere Familie,sodass Neles Geschwister noch vorm Schlafen gehen wussten, dass ihre kleine Schwester da ist.

Später genossen wir den Samstag Abend im Geburtshaus noch sehr – das kann man wirklich nicht anders sagen – mit Sekt, guter Laune und gemeinsamer Freude mit den Hebammen. Wieder einmal sagen wir euch, dem Geburtshausteam, von Herzen DANKE für die supertolle Begleitung und Betreuung! Ganz besonders an Meike und Johanna!

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