Während der Schwangerschaft unseres dritten Kindes bin ich mal wieder auf die Geburtsberichte auf der Seite des Geburtshauses gestoßen. Und da ist mir aufgefallen, dass es in letzter Zeit nicht so viele neue Berichte gab. So entschloss ich mich meinen im Wochenbett zu schreiben. Und wenn möglich auch die von unseren anderen beiden nachzuholen. Ich hatte unglaublich schöne Geburten, an die ich gerne zurückdenke. Wobei ich auch sagen kann, dass jede nachfolgende Geburt besser war, als die davor. Vor allem dann, wenn man keine Angst vor den Wehen und den „Schmerzen“ hat, sondern ausschließlich Freude darüber empfindet, dass es endlich los geht… und mit jeder Wehe so gut mitgeht, wie es eben geht. Zum Baby hinatmen. Ein entspanntes Gesicht haben, damit es unten rum auch entspannt bleibt. Auf seinen Körper hören. Die passende Stellung finden. In seinem Flow bleiben… Aber davon wusste ich bei der ersten Geburt noch nicht so viel…
Noch bevor ich überhaupt schwanger war, hatte ich von einer Freundin vom Geburtshaus gehört und schnell war für meinen Mann und mich klar, wir wollen ins Geburtshaus. Und wir sind so dankbar, dass es auch direkt geklappt hat.
Ich war gerne schwanger und genoss immer die Vorsorge Termine im Geburtshaus. Bei uns zu Hause war gerade Baustelle in der Wohnung, wodurch eigentlich noch nicht an Geburt zu denken war. Sämtliche Möbel in unserer Dachgeschosswohnung waren zugedeckt und abgeklebt, die Fenster wurden ausgetauscht und das Dach neu gedämmt. Wir mussten übergangsweise in den Keller meiner Eltern schlafen und hofften, zur Geburt wieder im vertrautem Zuhause zu sein. Aber wie sagt man so schön: es kommt immer anders, als man denkt. Ich hatte schon vom Hörensagen keine Lust auf diese elende Warterei, die losgeht, sobald man den ET erreicht hat, deswegen hatte ich mich von vornherein auf den allerletzten Tag eingestellt, an dem das Baby kommen durfte. 3 Tage vor ET war ich noch bei der Familie meines Mannes und kochte für uns alle. Ich war eigentlich etwas angeschlagen und wollte gar nicht unbedingt unterwegs sein. Leicht gereizt war ich auch 😛 Beim Essen bekam ich noch leichte Unterleibschmerzen. So unwissend wie ich war, dachte ich mir nichts bei diesen Anzeichen. Irgendwann wollte ich einfach nur „nach Hause“ und so ließ ich mich von meinem Mann zu meinen Eltern bringen. Dort ruhte ich mich aus und erzählte meiner Mama von dem Unterleibziehen. Sie dachte sich dabei natürlich sofort, dass es los geht, sagte mir aber nichts davon. Ich hatte alle 1-2 h eine leichte Übungswehe.
Nachts gegen 1 Uhr konnte ich nun wirklich nicht mehr weiterschlafen, die Wehen taten weh. Mein Körper entleerte sich bei jeder Wehe, waren aber nur alle halbe Stunde mal. Um viertel vor 5 kam mir die Idee mal heiß duschen zu gehen. Danach lud ich mir eine Wehen App runter. Und siehe da, alle 5-10 min, zwischendurch mal 12 oder 16 min aber sonst eigentlich ziemlich regelmäßig. Ich bekam noch mit, wie meine Geschwister nach und nach das Haus verließen, so bekam dann keiner mit, wie ich durchs Haus tigerte, bei jeder Wehe den Drang zu gehen. Meine Mama war nicht überrascht, dass ich jetzt regelmäßige Wehen hatte und riet mir, doch mal im Geburtshaus anzurufen. Maike war dran. Wir sollten so in einer Stunde vorbei kommen (13.30 Uhr), damit wir schauen können, ob es schon geburtsvorbereitende Wehen sind oder nicht. Wir packten inh. einer halben Stunde sämtliche Sachen ein, wussten wir ja nicht ob wir gleich dort bleiben oder nicht. Ich empfand die Wehen schon als sehr unangenehm.
Im Geburtshaus angekommen, untersuchte mich Maike. Der Gebärmutterhals wäre durch, Muttermund in dem Anfangsstadium, ca 1 cm geöffnet. Es wäre ein guter Befund. Wir sollten allerdings noch mal nach Hause fahren, uns einen ruhigen Abend machen, nicht spazieren gehen, gut essen und nochmal so richtig ausschlafen. Wahrscheinlich wäre das Kind am nächsten Tag da. Es könnte sein, dass die Wehen noch aufhören würden. Nur ganz evtl. könnte es sein, dass doch noch was passiert und dass es noch am selben Abend soweit sein könnte. Aber das wäre eher unwahrscheinlich. Also fuhren wir nach Hause. Nicht entmutigt oder so, schließlich hatte der Muttermund angefangen sich zu öffnen. Aber irgendwie schon unwissend, was jetzt noch kommt. Ich fand es zu dem Zeitpunkt schon furchtbar unangenehm, die Wehen im Auto sitzend zu verarbeiten. Wie sollte es noch schlimmer werden?
Zu Hause versuchte ich mich hinzulegen. Aber keine Chance. Die Wehen waren immer noch da. Im Liegen absolut unerträglich. Mein Mann lernte für eine Prüfung, aber bei jeder Wehe sprang er auf und half mir. Erst versuchte er, meinen Steiß zu massieren. Irgendwann ging es nicht mehr anders. Er setzte sich auf einen Stuhl, ich davor, er stützte mich und ich versuchte die Wehen zu veratmen. Vorher hatte es mir geholfen, wenn ich bei jeder Wehe schnell hin und her lief. Ganz am Anfang hatte ich sie im Liegen versucht oder auf der Toilette. Jetzt ging gar nichts mehr. Alles war unangenehm. Ich hockte irgendwie vor meinem Mann und versuchte den Schmerz loszuwerden. Ich wollte sterben, eine Narkose, irgendetwas, hauptsache es hörte auf! Die Wehen waren immer noch alle 5-10 min. Heute weiß ich, dass der Zustand, wo man nicht mehr kann oder möchte, bedeutet, dass es nicht mehr allzu lange dauert. Aber das wusste ich da noch nicht. Ich dachte, es geht bis zum nächsten Tag so weiter oder wird schlimmer!
Kurz vorher dachte ich noch, dass es eigentlich ziemlich gefährlich ist, auf dem frisch bezogenem Bett zu sein und bei der nächsten Wehe, die ich bei meinem Mann auf dem Boden ertrug, lief mir auf einmal ganz viel warme Flüssigkeit aus meiner Hose. Die Fruchtblase war geplatzt! Es war 16:49 Uhr. Ich rief Maike an. Sie sagte meine Wehen wären immer noch zu weit auseinander (immer noch alle 5-10 min). Sie könnten so nicht muttermundöffnend sein. Die Wehen sollten alle 1-3 min sein. Ich solle nochmal in 20 min anrufen. Und siehe da, Wehen alle 2-3 min. Nach dem Anruf (17:15 Uhr) fuhren wir auch direkt los. Und das war auch gut so. Die Wehen waren unerträglich im Auto. Ich hatte die ganze Zeit meine Augen zu und konnte schon nicht mehr anders als zu stöhnen und teilweise zu schreien. Aber das Autofahren auf der Autobahn und Schnellstraße half irgendwie. Vom Instinkt her konnte ich schon nichts mehr anhaben. Ich zog meine Unterwäsche aus, das Kleid hoch, gut dass wir eine wasserdichte Unterlage von der Kontrolle mitgenommen hatten. Ich verlor Schmiere (Schleimpropf) und Blut. Plötzlich merkte ich, dass ich schon richtig pressen musste. Ich fing an, richtig laut zu pressen (oder das Gefühl auszuhalten). Es war komisch. Es war hell und die Leute an der Ampel konnten mich sehen. Ich fragte meinen Mann verzweifelt, warum ich mich nicht nach hinten gesetzt hatte?! Am Geburtshaus angekommen, ließ mein Mann das Auto gerade kurz vor der Einfahrt stehen und begleitete mich rein. Maike fragte mich, ob ich nochmal auf die Toilette möchte. Dort hörte sie, dass ich schon richtig pressen musste und war sehr erstaunt darüber. Sie meinte, sie müsste in der nächsten Wehenpause einmal kontrollieren, ob der Muttermund schon auf wäre. Darüber hatte ich noch gar nicht nachgedacht. Was wäre gewesen, wenn nicht, aber er war auf, und zwar komplett! Halleluja. Mein Mann kam rein und ich erzählte ihm glücklich, dass der Muttermund komplett geöffnet war. Ich war so erleichtert, und er auch! Ich hockte mich instinktiv vor das Bett, Maike riet mir irgendwann, mich umzudrehen. Mein Mann wieder stützend hinter mir. Ich drückte stark gegen seine Arme während ich presste. Es dauerte etwas, bis ich Maikes Rat: „Lass die Luft drinne beim Pressen“ umsetzte. Vorher hatte ich die Luft beim Stöhnen rausgelassen. Nun presste ich wirklich mit. Bei dem Druck unten hatte ich das Gefühl wie beim Stuhlgang. In den Pausen, die mir so komisch lang vorkamen, war ich so klar, in den Presswehen total in mich gekehrt. Ich fragte Maike, wie viele Presswehen denn noch… ca 20 sagte sie. Aber 4 Presswehen später war sie da! Sie kam total rausgeschossen. Was andere in 10 Presswehen machen, hat unsere Kleine in einer gemacht (Kopf und die Schultern in einer Presswehe gedreht). Sie war schon etwas Besonderes! Und es war so ein toller Moment, als ich sie da vor mir sah, mich zu ihr runterbeugte und sie hochnahm. Mein Mann hinter mir, sie auf meiner nackten Brust. Ein wimmerndes, nasses, klebriges, warmes, süßes Baby! Mit vielen dunklen Haaren! Meine Tochter…Die Geburt war geschafft=)
Wir waren beide hin und weg!
Sie kam übrigens um 18:14 Uhr, eine Stunde nachdem wir losgefahren waren, 29 min nach Ankunft im Geburtshaus!
Alles andere danach war wie im siebten Himmel, das Kuscheln, das „Nicht genäht werden zu müssen“, die Dreisamkeit…Wir wurden mit Essen versorgt und auch die Kleine trank wunderbar an meiner Brust. Glücklich und überwältigt verließen wir gegen halb neun/neun das Geburtshaus. Im Gepäck unser süßes Mäuschen.
Zu Hause bei meiner Familie war natürlich helle Aufregung! Ein 4 Stunden altes Baby zu sehen und quasi hautnah mitzubekommen, wie Geburt sein kann, ist natürlich sehr spannend. Und so starteten wir unsere Babyflitterwochen im Keller meiner Eltern, mit all den lieben Menschen um uns herum, Oma, Opa, Tanten und Onkel…
Da unsere erste Tochter 2 Tage vor ET gekommen ist, dachten wir, diese Geburt geht bestimmt auch früher los. In der letzten Woche vor dem ET hatte ich auch hin und wieder nachts Unterleibziehen. Ich erinnerte mich daran, dass ich das vor der ersten Geburt auch gehabt hatte und da dachte ich echt, es wird nicht mehr lange dauern. Die Frauenärztin hatte sich schon vor dem ET von mir verabschiedet und nicht mehr mit mir gerechnet… Aber Pustekuchen. Am ET musste ich nochmal zu ihr hin. CTG & Ultraschall waren super.Genug Fruchtwasser und auch noch reichlich Käseschmiere am Baby (heißt das Baby ist noch nicht unbedingt reif, es muss also nicht jeden Moment los gehen). Der Muttermund war auch noch dicht, also keine Anzeichen. Die erste Woche danach war ich noch ganz geduldig. Aber als dann Tag 7 erreicht war, ging alles mit mir durch. Ich war so wütend! Wollte endlich, dass es los geht. Und da ich meine Wut in irgendetwas kanalisieren musste, kochte ich an dem Tag 7 Mahlzeiten für nach der Geburt, die ich einfror :‘) An dem Abend war ich natürlich fix und fertig.
Mitten in der Nacht bemerkte ich auf einmal alle zehn Minuten Kontraktionen! Wooow, dachte ich, gestern noch so viel gemacht, und jetzt Geburt? 2-3 Stunden lag ich dann im Wohnzimmer und freute mich, meinem Mann am nächsten Morgen zu sagen, dass er nicht zur Arbeit muss… Leider wachte ich am nächsten Morgen auf und musste feststellen, dass ich den Rest der Nacht durchgeschlafen hatte. Keine Wehen mehr. Oh.
(Sie waren auch wirklich gar nicht schmerzhaft gewesen, aber regelmäßig).
An diesem Tag ruhte ich mich vom vorherigen aus, hatte zwischendurch hier und da eine Wehe und da ich die letzten Nächte schon so schlecht geschlafen hatte, ging ich an diesem Tag vorsichtshalber früher ins Bett. Nach 6 Std. erholsamen Schlaf wachte ich auf, weil meine erste Tochter Zahnschmerzen hatte. Ich versorgte sie, schrieb meiner Schwester noch eine ermutigende Nachricht, weil bei ihr die Geburt an diesem Tag eingeleitet werden sollte. Wer hätte gedacht, dass ich noch später gebäre als sie? Mein Termin war deutlich vor ihrem gewesen, aber jetzt wäre sie vor mir dran -> diese Gedanken gingen mir so durch den Kopf. Was ich nicht wusste: ich würde noch Stunden vor ihr mein Baby in den Armen halten 😀
Noch bevor ich wieder einschlafen konnte, bekam ich mein erste Wehe mit richtigen Unterleibschmerzen! Und wieder eine…regelmäßig alle 10 min. Ich beschloss, mich wieder ins Wohnzimmer zu verziehen. Nach 4 h alle 10 – 15 min Wehen, wurde der Abstand auf einmal wieder länger. Ich schlief sogar zwischen den Wehen ein. Als mein Mann hätte zur Arbeit fahren müssen, waren wir unschlüssig. Da die Wehen (zu dem Zeitpunkt alle 20 – 25 min) aber schon stärker waren, beschloss er, zu Hause zu bleiben. So könnte ich mich ja nicht um die Große kümmern. Ich war erleichtert! Wir machten Frühstück und auf einmal wurden die Abstände wieder kürzer, die Wehen und der Druck nahmen zu. Es wurde also ernst. Das war so um 8.20 Uhr. Mal kam die Wehe nach 4 min, mal nach 11, dann 7 und nach 3 min. Um kurz vor 9 rief ich die Hebamme an, es war Kathi. Ihr letzter Tag im Dienst. Ich erzählte ihr, dass ich Wehen hatte, sie freute sich mega darüber. Leider aber nicht regelmäßig genug, sagte sie. Ich sagte ihr, dass es bei der ersten Geburt auch so war und dass ich trotzdem gerne kommen möchte. Ok, wir könnten zu 10 Uhr kommen. Alles klar. Wir machten uns inh. 20 min fertig. Die Abstände waren immer noch unregelmäßig (eher alle 10 min) aber sie waren stärker. Ich sagte noch zu meinem Mann: wir müssen uns beeilen! Im Auto waren die Wehen dann alle 3-5 min, schon stark, aber noch keine Presswehen, wie beim ersten Kind. Dieses Mal war ich schlauer und setzte mich gleich nach hinten auf die Rückbank auf meine Fersen. Das war erträglicher.
Im Geburtshaus angekommen, wartete ich draußen noch eine Wehe ab. Drinnen war niemand. Johanna suchte Kathi, während ich auf die Toilette ging. Kathi freute sich mega uns zu sehen und noch mehr, als sie sah, wie tief und lang meine Wehe schon war! Ich hing mich in das Seil, ging tief in die Hocke und atmete tief in mich hinein. Danach untersuchte Kathi mich und stellte erfreut einen geöffneten Muttermund von 5-6 cm fest. Das nächste Mal würde sie meinen Muttermund in 2 Stunden untersuchen, meinte sie, aber dazu würden wir gar nicht mehr kommen.
Worauf ich Lust hätte? Baden würde ich gerne testen. Während das Wasser einlief, veratmete ich ein paar weitere Wehen. Zwischendurch war ich entspannt und gelöst und wir unterhielten uns. Ich würde so gut aussehen, nicht so, als ob ich gerade gebären würde 😀 Marisa, die neue Hebamme des Hauses war auch schon da. Und Sabine, die zweite Hebamme, war glücklicherweise schon im Haus und würde auch gleich dazu kommen.
In der Badewanne hatte ich erstmal einen komischen Moment. Mein Mann, Kathi und Marisa schauten mich an. In dem Moment kam auch noch Sabine und schaute mich auch erwartungsvoll an. Ich musste innerlich lachen, das war so komisch, ich fühlte mich wie ein Fernseher :‘) Aber das verflog auch wieder. Im Wasser schien es erstmal so, als ob meine Gebärmutter zu dolle entspannte. Es kam keine Wehe. Kathi entschied, dass wir noch so 15 min warten würden. Wenn nichts weiter passiert, müssten wir es halt wieder außerhalb der Wanne versuchen.
Aber es ging dann wieder weiter. Nach ein paar normalen Wehen, wurde es auf einmal heftig. Kathi meinte, wenn ich das Gefühl habe zu pressen, dürfte ich ruhig. Und tatsächlich, Pressen war eine Erleichterung. Die Presswehen waren so unangenehm, dass ich einmal kurz nicht wusste, wohin mit mir. Ich probierte mich seitlich hinzulegen und das empfand ich als angenehmer. Und dann waren es auf einmal nur noch 3 oder 4 Presswehen und ich spürte dieses Harte Etwas, was mich untenrum komplett ausfüllte. Es war fast nicht auszuhalten, alle meinten, das Köpfchen wäre schon da, es wäre alles gut, und schwupps, das Gefühl war weg, ich erleichtert und befreit. Sie war da! Ich konnte es nicht fassen! Ich war glücklich, überwältigt, alles war gut gegangen. Wir waren am Strahlen, Marisa hatte Tränen in den Augen. Ich meine 43 min nach Ankunft im Geburtshaus, war die Kleine da.
Mit den nass-warmen Handtüchern konnten wir noch in der Wanne kuscheln. Wir warteten, bis sich die Plazenta löste, es kam mir etwas lang vor. Ich duschte mich ab und sah zu, dass ich zu meinem Kind konnte. Sie verlangte schon nach meiner Brust! Und daran blieb sie auch, bis wir irgendwann so gut versorgt, glücklich und bereichert nach Hause fuhren.
Das erste Kind kam 2 Tage vor ET (wobei ich mittlerweile davon überzeugt bin, dass der Termin einfach falsch berechnet war), das zweite Kind 10 Tage NACH ET. Also stellte ich mich dieses mal auch drauf ein, dass ich großzügig übertragen würde.
Zwei Tage vor ET hatte ich plötzlich abends Übungswehen (nach GV), die alle 7-8 min kamen. Sie taten nicht weh, hielten mich aber schon vom Schlafen ab. Ich war so müde und wollte einfach nur schlafen. Kurz, ich war noch nicht bereit. Die Übungswehen hielten ungefähr 5 Stunden an. Nachdem ich dann heiß duschen war, klangen sie wieder ab. Erleichtert ging ich wieder ins Bett und schlief ein.
Da ich in der zweiten Schwangerschaft in der Nacht bevor die Geburt losgehen sollte, auch mehrere Stunden Wehen hatte, die dann aber erst in der nächsten Nacht schlussendlich zur Geburt führten, erledigte ich noch so viel zu Hause wie ich irgendwie schaffte… Ich dachte, es war mein letzter „schwanger“ Tag. Aber ich sollte eines besseren belehrt werden.
Am nächsten Tag nichts. Am ET nach einem langen Spaziergang nur zwei Wehen auf dem CTG beim Frauenarzt, die aber nicht lang genug waren. Eipollösung brachte auch nicht mehr Wehen, lediglich nur dass nach 2 weiteren Tagen der Schleimpropf abging.
Bei der nächsten Untersuchung im Geburtshaus nur eine Babywehe auf dem CTG. Nachdem ich nun fast seit einer Woche jeden Tag/Nacht damit rechnete, dass es losging, beschloss ich, mich nicht mehr kirre zu machen. Kathi machte mir nochmal klar, dass die Geburten ab der dritten Geburt deutlich mehr Startschwierigkeiten zeigen, als bei den ersten. Es wäre also normal, so viele Übungswehen zu haben. So versuchte ich, die Zeit zu genießen: ich ging am Fr mit meinem Mann essen, danach in die Sauna (wohlgemerkt verstärkte der Saunagang die Wehen, da musste ich schon mehr veratmen und spürte teilweise ein leichtes Ziehen im Unterleib) und am Sa mit meinen Mädels in den Zirkus.
Am So waren die Wehen auf dem CTG schon gut lang. „Wenn du die jetzt auch noch veratmen würdest, würde ich mich sehr freuen“, sagte Kathi. Das kam aber erst später auf dem Familientreffen, wo ich schon ganz deutlich veratmen musste. Allerdings waren es wenige Wehen. Alle Stunde mal eine.
Am nächsten Tag trank ich einen Geburtsvorbereitungstee mehr als sonst, 2 Tassen Chaitee und machte Übungen, die dem Baby helfen sollten, tiefer ins Becken zu rutschen. Ich bemerkte, dass mein Körper sich öfter entleerte als sonst. Als ich im Auto unterwegs war, fühlte ich einen heftigen Druck unten rum, sodass ich vorsorglich meine Jacke auf den Sitz legte, bevor ich mich drauf setzte…falls die Fruchtblase platzen sollte.
Laut meiner Freundin orientieren sich Bauern bei der Geburt von Kälbern am Vollmond, weil diese oft um den Vollmond herum kämen, oder eher selten: um Neumond rum. Warum sollte das bei Menschen anders sein?!
Für den nächsten Tag stand in meinem Kalender „12.01 Uhr Vollmond“. Und tatsächlich sollte sie recht behalten.
ET + 6:
Sonst wachte ich immer so gegen 3 Uhr nachts auf, ging einmal Pipi und legte mich dann auf die andere Seite. Dieses Mal war es 1:45 Uhr. Ich dachte gleich: Nanu, komische Uhrzeit. Mein Bauch war ganz komisch. Ich musste auf die Toilette. Mein Darm entleerte sich. Ich war so verschlafen, dass ich erst nach einigen Wehen merkte, dass mein Darm sich bei Wehen entleerte! Ich hatte Wehen! Ich beobachtete die Abstände ein wenig. Sie waren regelmäßig. Ich machte mir meine Duftkerze an, holte mir Musik und Kopfhörer und vertanzte die ersten Wehen zu meiner Lieblingsmusik (ca 2:20 Uhr). Das war so schön! Nach einer Stunde ca, wollte ich in die Wanne. Ich sagte meinem Mann Bescheid, dass ich Wehen habe, dass ich seinen Flugmodus ausschalte, damit ich ihn erreichen kann, falls es dringend in der Wanne wird. Ich machte mir einen Tee und holte mir ein paar Snacks in den Wehenpausen (ca 3:00 Uhr). Im Wasser war es angenehmer, das kannte ich schon aus der 2. Geburt und mit entspannenden ätherischen Ölen einfach schön. Ich war für mich alleine und genoss es sehr. Ich downloadete einen Wehenzähler, und der sagte mir schon nach den ersten Wehen, ich soll „sofort ins Krankenhaus fahren“. Wahrscheinlich weil die Wehen so lang und intensiv waren. Aber bisher hatte ich noch zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, wir müssten jetzt los fahren. Ich tauchte bei jeder sich anbahnenden Wehe ein Handtuch ins warme Wasser und legte es mir auf den Rücken und dann konzentrierte ich mich nur auf die Atmung: tief zu meinem Baby hin. Entspanntes Gesicht, entspannte Hände… Das ging sehr gut soweit.
Etwas unentschlossen rief ich um 3:36 Uhr die Hebamme an. Es war Kathi. Seit dem ET war ich immer bei Kathi zu den Untersuchungen gewesen. An diesem Dienstag war ihr letzter Tag im Dienst als 1. Hebamme. Ich freute mich, weil sie auch damals bei der 2. Geburt unsere Hebamme war und das war sehr gut so, wie sich herausstellen sollte. Sie wusste noch vom letzten Mal wie“knapp“ wir im Geburtshaus angekommen sind und sagte mir ganz bestimmt, dass wir sofort los fahren sollten. Also holte ich meinen etwas ungläubigen Mann aus dem Bett, immer noch unentschlossen, weil es mir zwischen den Wehen so gut ging und ich im Vergleich zu anderen deutlich mehr Pause hatte, ca alle 5-8 min wenn ich mich recht erinnere. Aber ich wusste schon, die Wehenabstände haben bei mir nicht so viel zu sagen. Eher die Tiefe einer Wehe. Und die wurden deutlich tiefer. Ich ging schon richtig in die Hocke und hängte mich an meinen Mann, während wir davor und danach die letzten Sachen ins Auto packten. Da ich eben erst aus der Wanne gestiegen war und gleich wieder in die Wanne wollte, fuhr ich einfach im Bademantel ins Geburtshaus. Darüber mussten meine Schwester und ich nachher herzhaft lachen (sie war gekommen, um auf unsere Kinder aufzupassen und hatte mich so wegfahren gesehen). Im Auto machte ich ihr noch eine Sprachnachricht, wo und wie sie unsere älteste Tochter von der Schule abmelden sollte. Sie glaubte zu dem Zeitpunkt nicht, dass ich schon so kurz vor der Geburt war, weil ich noch so normal mit ihr redete. Das war genau um 4:01 Uhr. Genau eine Stunde später sollte der kleine Mann aber schon da sein!
Im Auto hatte ich nur 2 oder 3 Wehen (Fahrtzeit 25 min). Ich erinnere mich noch daran, dass ich meinem Mann sagte, ich wüsste nicht, ob wir nicht doch zu früh losgefahren sind. Vielleicht müssen wir wieder ohne Baby nach Hause 😀 Ich war entspannt. Ich freute mich, dass es dunkel war. Die anderen Geburten waren am hellen Tag, das wollte ich dieses Mal auf gar keinen Fall.
Im Geburtshaus angekommen, begrüßte ich die liebe Hebammenschülerin Ina mit nem strahlendem Lächeln! Ich freute mich dort zu sein. Die ersten Minuten war es jedoch schwierig für mich anzukommen, ich war aus meinem Flow, andere Umgebung, die Lichter erstmal zu hell. Kathi war schon so lieb und ließ mir Badewasser ein. Sie schlug vor, dass ich wieder in die Wanne gehe. Das tat ich auch. Sie ließen meinen Mann und mich erstmal alleine, und das war auch genau richtig so. Diese Intimität mit ihm war genau das, was ich brauchte. Bei gedämpftem Kerzenschein. Wir unterhielten uns in den Wehenpausen noch ganz ruhig und wenn ich Wehen hatte, übernahm er den Part, mit dem Handtuch ins Wasser tauchen und mir auf den Rücken legen. Im Vorhinein hatte ich von der KICO Stellung gelesen (ist englisch und bedeutet einfach Knie innen, Füße außen) und die wollte ich unbedingt ausprobieren. Ich lehnte mich also mit dem Oberkörper nach vorne, die Arme auf dem Beckenrand, Knie nach innen und Füße nach außen. Das soll das Becken öffnen und das habe ich tatsächlich als sehr hilfreich empfunden.
Nachdem Kathi von außen gelauscht hatte, wie die Wehen so waren, kam sie sehr erfreut rein. Wir waren schon sehr weit. Ab da ging dann gefühlt alles sehr schnell. Ich bekam nicht mehr mit, wie Ina oder Edith rein kamen. Auf einmal wusste ich schon nicht mehr wohin mit mir. Ich versuchte die erste Presswehe zu veratmen, bei der zweiten riet mir Kathi vorsichtig mitzuschieben (ich hatte nie das Bedürfnis zu pressen, das Baby kommt eh). Aber bei der Dritten drückte ich schon stärker mit. Bei dem Gefühl des äußersten Ausgefüllt-Seins (dass man reißt, also der Feuerball) hatte ich kurz Bedenken, dass die Presswehe aufhört, aber dann ging es doch weiter und ich merkte, wie unser Sohn herausflutschte. „Er ist da“ sagte ich, während ich meine Position änderte und ihn direkt hoch nahm. Eine riesige Welle der Erleichterung, Dankbarkeit und Freude überkam mich. Was für ein Gefühl! Es war geschafft! Ich knutschte den kleinen Mann einfach nur ab und konnte nicht fassen, dass wir es wieder einmal geschafft hatten. So schnell! So schön! Genau wie ich wollte. Preis den Herrn!
Dank der vielen Dammmassagen, dem Dammmöl, was ich mir in den Wehen noch draufgetan hatte, dem warmen Badewasser und wahrscheinlich auch der Stellung und Atemtechnik bin ich Gott sei Dank nicht gerissen, sodass ich nicht genäht werden musste.
Wir wurden wundervoll von den Hebammen versorgt.
Und mit diesem Bericht möchte ich nochmal von Herzen Danke sagen. So schön, dass es euch Hebammen gibt. Dass ihr uns diese wundervollen Geburten im Geburtshaus ermöglicht. Es ist einfach immer wieder jeden Cent wert… 😛