Paul

Paul, 23.6.

Der kleine Paul hat uns nicht nur 6 Tage nach dem errechneten Termin warten lassen, sondern auch während der Geburt. Als Zweitgebärende habe ich mich selbstverständlich auf eine schnelle Geburt eingestellt und mich frisch geduscht mit Söhnchen im Arm nach Hause gehen sehen.
Also am 22.06. nach dem morgendlichen Abenteuer mit Paulchens Papa, soll angeblich die Wehen anregen, konnte ich auf einmal nicht mehr sitzen und merkte, dass etwas nicht stimmte. Waren noch Einkaufen, Auto waschen usw. Während die Wehen kamen und gingen, wusste ich, es war soweit. Während mein Mann fürchtete, er verpasse das Fußballspiel, habe ich Lisa (zum Glück hatte Lisa Dienst, da sie auch unsere Haupt- und Wunschhebamme war) schon mal mental darauf vorbereitet, dass ich Wehen hatte und mich bei Gelegenheit wieder melden würde. Das Fußballspiel Deutschland gegen Griechenland fängt an. Während mein Mann mit den Deutschen fiebert, kann ich mich in der zweiten Halbzeit kaum noch auf das Spiel konzentrieren. Unser Großer, Konstantin, ist total aufgekratzt, hüpft und springt vergnügt durch die Wohnung. Lisa ruft an und fragt, wie es so geht. Aber noch ist es nicht soweit. Nach dem Spiel (zum Glück haben wir gewonnen) werden die Wehen langsam aber sicher schmerzhafter und ich glaube auch regelmäßiger. Ich halte es nicht mehr zu Hause aus und möchte an den Ort, wo Paul zur Welt kommen soll. Ich rufe Lisa wieder an. Wir verabreden uns kurz nach Mitternacht des 23.06. im Geburtshaus. Während Konstantin zu seiner Oma gebracht wird, warte ich zu Hause. Oswald wollte mit dem Auto extra Runden drehen, damit die Oma es nicht so schwer hat und die Nacht nicht durchzumachen braucht. Aber Pustekuchen. Er schläft nicht ein.

Jedenfalls kommt Oswald wieder und wir fahren ins Geburtshaus. Dort angekommen, schickt Lisa uns raus. Wir sollen spazierengehen. Etwas enttäuscht, dass die eigentlichen Geburtswehen auf sich warten lassen, gehen wir los. Während ich tapfer – an Oswald anlehend – die Wehen veratme, begutachten wir noch die zu verkaufenden Immobilien und bewundern die Häuser in der Umgebung. Dann kann ich nicht mehr, mir ist kalt und ich muss mal wieder auf die Toilette. Also zurück und schön tapfer weitermachen. Ich war so unsagbar müde und wollte nur noch schlafen. Lisa hielt einen Waschlappen mit Kaffeeduft (oh hatte ich in den Wehenpausen Kaffeedurst) unter mir, weil es nur langsam voranging. Wärmflasche wurde an die Füße gelegt und und ich wurde warm zugedeckt. Lisa untersuchte mich und stellte fest, dass Pauls Köpfchen nicht richtig lag und daher die Presswehen ausblieben, obwohl alles in den Startlöchern offen stand. Also wieder Stellungswechsel: einmal links liegend, dann rechts liegend. Ich fing an zu jammern, dass ich nicht mehr könne („Diese Sprüche bringen die Frauen immer, dann weiß man, es ist soweit“, so Lisas Aussage.) Lisa rief Sabine an. Es dämmerte schon. Und dann endlich vor dem Bett knieend und „Papapapapa“ schreiend, während Lisa den Popohalter machte, kam Paul mit drei Presswehen um 03:51 Uhr raus geschossen. Lisa fing ihn auf und legte ihn auf den Boden. Paul öffnete sofort die Augen und pinkelte mich an. Ich war so glücklich. Die Warterei hatte ein Ende und er hatte keinen verformten Kopf. Oh wunder, bin auch nicht mehr müde! Paul sah übertragen aus. Er pellte bereits.

Sabine kam rein, da kuschelte ich schon mit Paul auf dem Himmelbett. Während Lisa und Sabine mich verarzteten, lag Paul zufrieden in pinken Handtüchern gewickelt in Oswalds Armen und entleerte seinen Darm. Auch das Anlegen klappte gut. Paul schnappte zu. Alle wichtigen Funktionen sind also vorhanden! Bei der U1 wurde Paul mit 3660 g, 52 cm und einem Kopfumfang mit 35 cm für gesund und munter befunden.

Ich wollte unbedingt duschen. Leider wurde mir immer schummerig, wollte aber von dem Plan nicht abkommen. Selbst schuld. Bin dann im Bad in Ohnmacht gefallen. Während ich auf den kalten Fliesen total irretiert aufwachte, schienen das Lisa und Sabine locker zu nehmen. Passiere wohl öfter.

Also zurück auf´s Bett und mir wurde angeboten, mich zu waschen. Schon mal ein Vorgeschmack auf das Alter 😉 Sabine – total süß – hielt mir zwei Duschgels mit verschiedenen Duftrichtungen vor´s Gesicht und fragte, welche es denn sein soll. Danach gab´s endlich was zu essen (Hühnersuppe) und es wurde mit Sekt angestoßen. Ich hatte immer noch Kaffeedurst und bekam ihn auch endlich!

Angezogen und startklar, konnte ich leider nicht selbst gehen, also trug mich Oswald zum Auto (der Arme! Ich wiege mehr als er – noch!). Mussten aber auf dem Nachhauseweg beim Bäcker anhalten. So eine Suppe sättigt eine hungrige Karo nicht. Ich wollte schlafen, um mich auszuruhen, war aber viel zu aufgeregt auf das Zusammentreffen von Paul und Konstantin. Aber nach dem Austausch der Geschenke, hat Konstantin seinen kleinen Bruder für gut befunden. Den restlichen Tag haben wir entspannt zu viert ausklingen lassen.

Lisa und Sabine waren so einfühlsam, insbesondere ihre Beteuerungen, wie tapfer ich sei und wie prima ich das mache, fanden wir sooooo lieb, da hätten wir die beiden doch glatt adoptiert und mit nach Hause genommen 😉

Wir wollen Dankeschön sagen für die kompetente Betreuung unter der Geburt und insbesondere Lisa für die nette Vor- und bisherige Nachsorge. Ich fühlte mich gut aufgehoben und sicher. Sie wissen, was sie tun. Aber im Enddefekt ist es schon so gekommen, wie ich es wollte:
Ich kam, presste und ging nach Haus.

Also wenn wir uns noch für ein drittes Kind entscheiden sollten, kommen wir wieder!

Liebe Grüße Karolina & Oswald mit Konstantin und Paul

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