Nachdem die Geburt unseres ersten Sohnes im Geburtshaus ein wunderbares Erlebnis war, war für uns auch beim zweiten Kind klar: Wir möchten auf jeden Fall wieder ins Geburtshaus!!
Aber leider ließ auch Kind Nummer zwei ein paar Tage auf sich warten. Entbindungstermin war der 29.10.2017, aber der Tag ging ohne besondere Vorkommnisse vorüber.
Ab da hieß es: jeden zweiten Tag zur Untersuchung. Ich hätte während der Schwangerschaft nicht gedacht, dass der zweite Sohnemann mich so lange schmoren lässt.
Schließlich war Freitag, der 03.11.2017 und ich war nachmittags noch bei Johanna zur Untersuchung.
Siehe da, zwei klitzekleine Ausschläge auf dem CTG! Johanna bremste mich gleich aus und meinte, das könne trotzdem noch lange dauern bis zu einer Geburt. Also für Sonntag einen neuen Untersuchungstermin gemacht und ab nach Hause. Auf dem Heimweg im Auto machte der Kleine in meinem Bauch aber schon so einen Terror, dass ich dachte, ich müsste erstmal rechts ran fahren, weil ich vor Schmerzen nicht mehr Auto fahren konnte.
Zu Hause war es dann etwas besser, so dass wir den Nachmittag und den Abend normal verbracht haben und unseren „Großen“ Sohn noch ins Bett bringen konnten.
Auf dem Sofa habe ich dann ab halb acht schon gemerkt, dass bei den Unterleibsschmerzen eine gewisse Regelmäßigkeit zu erkennen war. Also Handy daneben und immer schön die Abstände und Dauer der Wehen überwacht.
Da waren es noch alle 10 Minuten.
Ich habe dann Johanna angerufen, weil ich ja wusste, beim zweiten Kind kann alles sehr schnell gehen.
Johanna meinte dann, wenn ich bei 3 – 4 Minuten Wehenabstand angekommen bin, soll ich mich nochmal melden.
Irgendwann bin ich dann ins Bett gegangen, weil ich dachte, vielleicht bekomme ich ja noch ein bißchen Schlaf und kann mich noch etwas entspannen.
Aber im Liegen wurden die Wehen immer heftiger, bis ich schließlich laut in ein Kissen geatmet habe.
Als ich bei einem Wehenabstand von 6 Minuten war, die Schmerzen unerträglich wurden und ich schon einen Druck auf mein Steißbein merkte, hatte ich genug. Ich rief Johanna wieder an, schilderte ihr kurz alles und sie meinte, wir treffen uns in einer Stunde, um 01:20 Uhr im Geburtshaus.
Ich rief schnell meine Mutter an, die auf Abruf bereit stand, um bei unserem Großen zu bleiben, sagte meinem Mann Bescheid, der sich sein Nachtlager bereits auf dem Sofa gemacht hatte und als meine Mutter da war, fuhren wir los. Maxi Cosi und Tasche standen ja seit mehreren Wochen bereit.
Auto fahren mit Wehen – immer noch kein Zuckerschlecken, aber mein Mann ist wirklich mittlerweile Profi im „Bodenwellen-und-Straßenschäden-Ausweichen“!
Um 01:10 Uhr kamen wir im Geburtshaus an.
Ich zog meine Jacke aus, Johanna fragte mich ob ich nochmal zur Toilette wolle. Zu dem Zeitpunkt wusste ich selber nicht, was ich will und was gerade passiert. Ich hatte die Schuhe noch an, stand in der Tür zur Toilette, da merkte ich, wie die Fruchtblase aus mir raus rutschte und platzte. Dann kam auch schon die erste Presswehe. Ich dachte nur noch: Die Schuhe will ich auf dem Rückweg doch noch anziehen! Also schnell ausgezogen, bevor das Fruchtwasser reinläuft.
Auch wenn Johanna immer mit ruhiger Stimme auf mich eingeredet hat und mir vorgemacht hat, wie ich atmen muss, glaube ich, dass auch sie etwas überrumpelt war, wie schnell jetzt alles ging:
Aus der Jeanshose raus, aufs Bett gesetzt. Presswehe veratmet. Johanna wollte mich noch untersuchen, also sollte ich mich auf den Rücken legen. Eine auf einmal unmögliche Vorstellung! Nach der nächsten veratmeten Presswehe konnte Johanna den Muttermund abtasten. Sie meinte nur: „Ja, ist komplett geöffnet, du kannst schon mitschieben, Madita.“
Ich dachte nur: Was? Jetzt schon? Wir sind doch gerade erst angekommen und Dorina ist auch noch nicht da!
Als Johanna Dorina angerufen hatte um zu sagen, dass wir da seien, war aber schon klar, dass Dorina es zur Geburt nicht mehr schaffen würde.
Also ab in die tiefe Hocke mit meinem Mann hinter mir, an dem ich mich festhalten konnte. Und dann nach drei oder vier Presswehen, die so weh taten, wie ich es nicht erwartet hätte, war um 01:33 Uhr unser kleiner Paul auf der Welt. Stolze 3860 Gramm, 54 cm und 37 cm Kopfumfang.
Kräftig schreiend bekam ich ihn in den Arm und wir lernten uns in einer kleinen Kuschelzeit kennen.
Um kurz vor vier waren wir dann wieder auf dem Weg nach Hause und waren gespannt, was am nächsten Morgen der große Bruder (der seinen Job übrigens super macht!!) sagen würde.
Auf diesem Wege nochmal dem ganzen Team des Geburtshauses ein herzliches Dankeschön für die tolle Betreuung in der Vorsorge und natürlich auch bei der Geburt.
Ich kann nur jeder Schwangeren raten: Guckt euch das Geburtshaus an und wenn es irgendwie geht, meldet euch dort für die Geburt eures Kindes an!
Mein Mann und ich haben die Entscheidung zweimal getroffen und es war das beste was wir hätten machen können!