Hallo…..?
Hallo Welt?
Ich bin Ronja!
Und ich bin ein doppeltes Glückskind, weil ich an einem Sonntag und als Sterngucker geboren wurde. Aber dazu gleich mehr 🙂
Meine Eltern haben sich schon ganz früh dafür entschieden, dass ich im Geburtshaus zur Welt kommen sollte. Na, eigentlich hat sich meine Mama dafür entschieden, weil sie Krankenhäuser nicht mag. Und nachdem meine Mama und mein Papa bei einem Infoabend im GH bei Meike waren (und der Vollständigkeit halber auch einen Infoabend im Krankenhaus besucht haben), war auch mein Papa restlos überzeugt.
Allerdings hatten die beiden in den nächsten Monaten noch mit etlichen Vorurteilen zu kämpfen („…Kräuterweiber, esoterischer Mumpitz….“), aber sie sind standhaft geblieben. Zum Glück, aber dazu gleich mehr 🙂
Ich selber habe davon natürlich noch nicht so ganz viel mitbekommen. Ich bin still und leise gewachsen und habe meine Mama nur ganz wenig gequält. Keine Übelkeit, kein Heißhunger auf komisches Essen, garnichts. Der Gynäkologe meiner Mama war sehr zufrieden mit mir. Er war nur etwas überrascht, dass meine Eltern überhaupt nicht wissen wollten, ob ich ein Junge oder Mädchen werde. Aber dazu gleich mehr 🙂
Ich überspringe mal ein paar langweilige Monate, in denen weiter nichts passiert ist.
So langsam wurde meine Mama dann etwas rundlicher und ich habe dann auch schon mal herzhaft zugetreten. Ich musste mich ja schon mal ankündigen.
Mein errechneter Termin war der 22.8.
Mamas Gyn hatte zwar bei der letzten Untersuchung gesagt, dass ich mich wohl auch eine Woche verspäten könne, aber….dazu gleich mehr 🙂
22.8.: interessanter Termin, oder? Das war der Tag, an dem in direkter Nähe des Geburtshauses eine Riesenbombe entschärft werden sollte. Und das ganze Viertel einschließlich das GHs evakuiert werden sollte.
Und das hat dann dazu geführt, dass mein Papa -der bis dahin relativ ruhig war- so richtig nervös wurde und Meike mit Mails genervt hat. Sorry, Meike, für Papa, aber so sind die Männer halt….
Aus der Bombe und der Entschärfung wurde dann doch nix. Aus meinem Termin aber auch nicht. Mama, Papa und ich waren an dem Samstag trotzdem im Geburtshaus zur Untersuchung bei Meike. Und….nichts. Ich wollte noch nicht!
Aber dann…..
Am Sonntag morgen dann. Ich habe meine Mama kurz nach Mitternacht geweckt und ihr deutlich gemacht, dass heute ein guter Tag zum geboren werden wäre.
Sie hat dann um 2:30 Uhr versucht, Papa zu wecken. Aber der war irgendwie noch nicht so ganz da, schließlich hatte der Gyn doch was von noch einer Woche erzählt….? Männer!
Irgendwann hat er Mama und mich dann doch ernst genommen und ist auch aufgestanden.
Da beide ja im Geburtsvorbereitungskurs bei Dorina gelernt hatten, dass es sowieso immer erst ein falscher Alarm ist und alles sehr viel länger dauert, ist Mama erst einmal in die Wanne gegangen, weil dann die Wehen erst wieder weg gehen.
Aber nicht mit mir! Die Wehen blieben!
Mama und Papa sind dann spazieren gegangen, morgens um 4:00 Uhr…. 2 Kilometer in einer Stunde. Alle 50 Meter habe ich Mama eine Wehe geschickt, damit sie mich auch nicht vergisst.
Papa musste dann um 5:10 bei Meike anrufen, um Alarm zu geben. Das war ihm furchtbar peinlich, weil er ja auch gelernt hatte, zuerst ist es nur Fehlalarm.
Aber Meike hat uns drei dann sofort einbestellt. Wir haben uns dann um 7:00 im GH getroffen und Mama ist sofort untersucht worden. Und…..nichts! Keine Öffnung des Muttermundes, kein Blasensprung, keine richtigen Wehen. Also: wieder ab nach Hause!
Mama hat dann gesagt bekommen, sie solle sich am Nachmittag wieder melden. Hah! Da hatte ich dann auch noch ein Wörtchen mitzureden….
Um 9:45 Uhr hat auf meine Initiative hin Mama dann Papa davon überzeugt, dass jetzt Nachmittag wäre und er SOFORT wieder Meike anrufen solle. Gesagt, getan, und schon waren wir wieder auf dem Weg nach Bielefeld. Und siehe da: Blasensprung, Muttermund bei zwei Zentimetern. Ich wollte jetzt auch mal langsam raus!
Mama und Papa mussten dann nochmal spazieren gehen. Eine Stunde haben sie geschafft, aber weit sind sie nicht gekommen. Ich habe Mama alle 20 Meter eine Wehe wegatmen lassen. Fand sie gar nicht mehr lustig. Und plötzlich verließ sie der Mut und sie wollte ins Krankenhaus. Mit PDA, Arzt, und einem schönen Kreißsaal. Bloß kein Risiko und keine Schmerzen mehr. Und hatten nicht auch Monate vorher alle möglichen Leute was von „esoterischen Kräuterweibern“ erzählt? Was, wenn Sie Recht hätten?
Also, meine Mama war völlig durch’n Wind auf diesem Spaziergang. Und mein Papa war nach dieser Bombengeschichte ja eh nur noch ein nervliches Wrack.
Meine Eltern haben sich dann aber darauf geeinigt, die Entscheidung von Meikes Untersuchung abhängig zu machen.
Und dann ging es plötzlich doch: nach einer Beratung mit Meike und Jule fiel die Entscheidung, doch zu bleiben. Meike hat Mama in die Wanne gesteckt, die nächste Wehen waren viel einfacher, Mama hat wieder Mut bekommen und Papa hat wieder genug Nerven gesammelt, um Mama zu unterstützen. Na also, gute Entscheidung….aber dazu gleich mehr 🙂
Meike hat Mama dann nochmal untersucht und da waren es dann schon vier Zentimeter. Ich wollte kommen. Wir haben uns dann im Geburtszimmer eingerichtet und Mama und ich konnten – mit etwas Hilfe von Meike und Papa – loslegen. Ich war dann auch sehr kooperativ und habe mich auf den Weg gemacht.
Aber dann….plötzlich ging es dann nicht mehr weiter. Ich habe festgesteckt und kam einfach nicht voran.
Jetzt hat Meike aber so richtig losgelegt und Mama gescheucht: an den Wickeltisch beugen, ins Tuch hängen. Und wieder zurück. Und wieder von vorne. Jede Wehe woanders. Mir ist richtig schwindelig geworden, aber ich glaube, das wollte Meike auch. Ich sollte wohl rausgeschraubt werden….
Das Ins-Tuch-hängen hat Mama garnicht gefallen, das hat weh getan.
Inzwischen ist Edith dazu gekommen. Und zu Mamas ‚Turnübungen‘ kamen jetzt noch die Seitenlage auf dem Bett, die tiefe Hocke, die Toilette und sogar die Rückenlage dazu. Immer zwei, drei Wehen und ab zur nächsten Station. Papa war schwer beeindruckt und hat auch ordentlich mitgeholfen.
Und so ganz langsam, Millimeter für Millimeter, bin ich dann doch geboren worden. Und -siehe da- mit dem Gesicht nach oben. Als Sterngucker. Kein Wunder, dass ich so langsam unterwegs war, das war alles etwas enger für mich. Und deswegen hat Mama auch nicht nur ein paar Presswehen gehabt, sondern etliche mehr.
Als mein Köpfchen dann schon mal da war, habe ich als erstes die Augen aufgemacht und mir Meike, Edith und Papa angeguckt. Was haben die mich angestaunt, ha! Und eine Wehe später -flups- war ich dann ganz da. 18:14 Uhr war es genau, also etwa 13 Stunden nach dem ersten Telefonat.
Und -welch Überraschung- ich war gar kein Junge, wie Meike und Edith noch zwei Minuten vorher meinem Papa klarmachen wollten („…nur Jungs lassen sich soviel Zeit…“). Das war dann aber auch schon der einzige Punkt, in dem die beiden nicht 100% richtig lagen.
Papa hat dann meine Nabelschnur durchgeschnitten und ist entgegen seinen eigenen Befürchtungen nicht dabei umgekippt.
Mama musste dann noch mit Meike warten, bis die Plazenta geboren war, Edith und Papa haben sich um mich gekümmert. So technische Daten und ob alles dran ist. Falls es jemanden interessiert: 51cm und 3420g :-).
Mama durfte dann duschen und dann haben wir zu fünft Pizza gegessen und Sekt getrunken. Naja, zu viert, ich hab nichts abbekommen. Mama und Papa haben mich abwechselnd gehalten, damit jeder mal Pizza essen konnte.
Irgendwann haben Meike und Edith uns dann rausgeworfen und am späten Abend waren wir endlich zu Hause.
Ich bin in meinem Bericht noch schuldig geblieben, warum es so gut war, bei den „esoterischen Kräuterweibern“ auf die Welt zu kommen und doch nicht zu wechseln: hätte meine Mama sich gegen ihre eigene Überzeugung doch noch fürs Krankenhaus entschieden, dann wäre ich ganz anders geholt worden. Dammschnitt, Zange, Saugglocke oder im schlimmsten Fall Kaiserschnitt.
Kein Krankenhaus hätte mich mit soviel Liebe und Geduld und Kompetenz auf die Welt kommen lassen, wie es Meike und Edith gemacht haben.
Und deswegen -stellvertretend für meine Eltern-:
Ich danke euch für den besten Start ins Leben, den man überhaupt nur haben kann.
Ronja