Ein offener Brief an unseren Sohn:
Ich streichle deine kleine, runde Wange, damit du in den Schlaf findest und gebe dir noch einen Kuss auf die Stirn – dann fallen dir nach einem langen Abend endlich die müden Augen zu. Du bist noch so klein und hast so viel Neues um dich herum – es gibt so vieles zu sehen, zu hören, zu lernen – so vieles zu verarbeiten. Ich streichle noch einmal über dein Haar und möchte die Zeit anhalten. Dann fallen auch mir die Augen zu.
Als ich dich zum ersten Mal in den Armen hielt war es das natürlichste Gefühl auf der Welt und ich weiß, dass es deinem Papa genauso ging. Du warst du winzig, so neu und uns doch so vertraut. Eines war und ist für uns ganz selbstverständlich: Für dich wollen wir die besten Eltern sein, dich unbeschwert und selbstbestimmt groß werden lassen und dich mit all unserer Liebe umgeben und schützen.
Für diesen Vorsatz war deine Geburt der perfekte Start ins Leben. Als ich mit starken Wehen im Geburtshaus ankam, fühlte ich mich sofort wohl und geborgen. Ich hatte Vertrauen in die Menschen, die mich umgaben. Ich wusste genau, dass wir alles richtig machen und hatte keinen Zweifel daran, dass mein Körper und du die nächsten Stunden gemeinsam meistern würden. Meike und Dori gaben deinem Papa und mir sehr viel Sicherheit in unser Handeln, ließen uns die Geburt als Paar erleben und hielten sich angenehm im Hintergrund. Erst in den letzten Wehen waren wir dann zu viert im Geburtszimmer, um dich zur Welt zu bringen. Der hilfreiche Zuspruch – einfühlsam und trotzdem ganz klar und verbindlich, die ruhige und ein bisschen romantische Atmosphäre mit guten Gerüchen und Kerzenschein und die Arme deines Papas gaben mir unglaublich viel Kraft und Mut mich fallen zu lassen, die Schmerzen als natürlichen Prozess anzunehmen und alles zu verarbeiten. Du wurdest viel schneller als erwartet, mit deiner eigenen Hilfe geboren. Wir waren alle überwältigt, mit wie viel Lebenswillen du die letzten Zentimeter im Geburtskanal ganz alleine genommen hast. Alles in allem empfand ich die (natürlich anstrengende) Geburt als unglaublich schön. Diese paar wenigen Stunden haben mir so viel Selbstvertrauen in deine und meine Kräfte gegeben, dass ich mir sicher bin, dass du deinen Weg schon machen wirst. Du hast dein eigenes Tempo, du triffst eigene Entscheidungen, du weißt was du willst – und das ist auch gut so.
Als ich dich dann nach einiger Zeit fest im Arm hielt, waren deine kleinen Knopfaugen müde geschlossen, du atmetest ruhig und ich wusste, dass ich dich über alles liebe. Trotz aller Erschöpfung waren die vergangenen Stunden wie weggefegt und es gab für uns nichts wichtigeres als dich voller Staunen zu betrachten.
Die nächsten Tage waren dann trotz eines wunderschönen Kennenlernens und der vertrauten Umgebung im eigenen Zuhause nicht ganz so einfach und wir hatten wirklich zu kämpfen. Mit dem Stillen, mit den Hormonen, mit vielem – Dank der liebevollen Betreuung durch Sabine sind wir nun aber alle drei ein eingespieltes und vor allem sehr sehr glückliches Team.
Unsere kleine Erdnuss – wir halten deine Hand, wenn es dir schlecht geht, wir plappern stundenlang mit dir über deinen Tag, wir weinen mit dir wenn der Bauch wehtut, wir sind entzückt, wenn du zu lachen beginnst, nachdem du uns voll gespuckt hast, wir sind für sich da und lieben dich – immer.
Deine Eltern