Tilda- auch beim 5. Mal ist alles neu

Ich erwartete mein 5. Kind.

Das 2. mit Geburtshausbegleitung. Aus Erfahrung wusste ich, ich gehe immer in die 42.

Schwangerschaftswoche und es beruhigte mich sehr die Hebammen an meiner Seite zu haben.

Die ersten 3 kamen in 3 verschiedenen Kliniken nach Einleitungen auf die Welt und sowas wollte

ich nie wieder erleben! Erst recht nicht nach der tollen Geburt meiner 4. Maus 2016.

Als ich eine Woche über Termin war hatte ich bereits einige Wehen hinter mir die nichts gebracht

hatten. Außerdem war es immer noch so heiß, wie den ganzen Sommer schon und ich genoss es

eigentlich mit den Kindern und meiner tollen Babykugel im Freibad zu sein. Nach Geburt war mir

irgendwie so gar nicht. Ich fing also schon an zu „verhandeln“ ob man nicht auch über et+14 hinaus

gehen könne.

Am 31.7. dachte ich dann es geht los. 2 Stunden lang starke Wehen alle 3 Minuten. Ich freute mich

auf das Geburtsdatum 1.8.18 – aber nein. Alles beruhigte sich.

Am 1.8. Abends der 2. vermeintliche Start. Die Wehen waren sehr schmerzhaft. Gingen über 2-3

Minuten und ließen mir immer nur eine Minute um zu verschnaufen. Diesmal 3 Stunden. Dann war

es schlagartig vorbei.

Am 2.8. hatte ich den ganzen Tag einen harten Bauch. Immer wieder mal Wehen und Schmerzen.

Langsam war ich genervt. Jetzt traute ich mich nicht mehr weit weg von zu Hause, konnte mich

kaum rühren… so machte auch mir die Babykugel keinen Spaß mehr.

Als es Abends wieder mit starken Wehen losging war ich nur noch frustriert. Würde ja eh wieder

alles nichts bringen.

So ab 22 Uhr wurde ich etwas lauter im veratmen und mein Mann wollte im Geburtshaus anrufen.

Nach den letzten 2 Abenden vertraute ich meinem Körper aber nicht mehr. Ich sagte, bevor die

Fruchtblase nicht platzt wecken wir niemanden.

Ich wanderte durchs Haus. Konnte nicht sitzen und liegen. Musste dauernd auf Toilette. Tiefe

Hocke ging irgendwann auch nicht mehr vor Schmerzen. Ich musste stehen. Stützte mich am

Türrahmen ab unter den Wehen und weinte irgendwann fast. Aber die Wehen kamen mal nach einer

mal nach 5 Minuten. Gingen mal 3 Minuten und mal 30 Sekunden. Manche Wehenabfolge war wie

eine 10 Minuten Dauerwehe. Keine Regelmäßigkeit zu erkennen und die Fruchtblase war ganz. Ich

fixierte mich komplett auf den Gedanken dies sei ein Fehlstart.

So ab 2 Uhr verschrie ich jede Wehe. Ich bekam Druck und dachte ich muss auf Toilette. Natürlich

kam nie was. Wanne war unerträglich. Eigentlich alles war unerträglich.

Mein Mann bekam so langsam Panik durch mein Geschrei. Angst um mich aber auch ganz simpel,

dass Nachbarn oder Kinder geweckt werden könnten (eine Nachbarin wurde auch tatsächlich

geweckt, war aber zum Glück vorgewarnt, dass es eine Hausgeburt werden könnte).

Um 3 erlaubte ich ihm im Geburtshaus anzurufen. Langsam war auch ich verzweifelt und wollte

jetzt endlich schlafen, nach diesem schmerzhaften Fehlstart.

Meike ging dran. Sehr schön. Sie hatte auch meine kleinste Tochter 2 Jahre zuvor als erste begrüßt.

Ich sagte ihr mein Muttermund sei ganz sicher noch zu, aber die Schmerzen seien nicht auszuhalten.

Als eine Wehe kam musste ich das Telefon schreiend zu meinem Mann werfen. Ich hatte mich gar

nicht mehr unter Kontrolle. War so langsam überzeugt ich würde sterben.

Das dachte ich immer direkt bevor das Baby kam, aber ich war so auf Fehlstart fixiert, es klingelte

nicht bei mir.

Wir probierten eine weitere halbe Stunde alleine rum mit Wanne und Seitenlage.

Dann wollte ich zu Meike. Ich wollte auch nicht hier auf sie warten. Ich musste jetzt aktiv was tun

um mich abzulenken. Sachen packen, Mama herbestellen, rein ins Auto und Gas.

Bei jedem Huckel – und der Weg bestand nur aus Huckeln – schrie ich aus vollem Hals. Ich war

erstmal 2 Tage heiser danach.

Das Gefühl auf Toilette zu müssen war unerträglich.

Am Geburtshaus schrie ich auch erstmal die Nachbarschaft wach. Und dann stand Meike neben mir.

Endlich jemand ohne Angst. Sie war völlig ruhig. Machte mir nochmal das tiefe Ooo vor mit dem

ich die Panik eindämmen konnte.

Erstmal wollte sie gucken ob der Muttermund wirklich zu war. Auf dem Rücken liegen fand ich

jetzt erstmal grausam, aber was sein muss…

Sie guckte und meinte sie müsse unter der Wehe schauen.

Jetzt verzweifelte ich endgültig. Für mich stand fest es tat sich nichts und sie wollte mal gucken ob

Druck kommt unter der Wehe.

Als die nächste kam öffnete sie einen Fruchtblasenwulst der den Muttermund verschloss und Baby

nicht vorbeiließ.

In einem Schwall Fruchtwasser kam Baby hinterher geschossen.

Das war nun schneller als erwartet. Ich schrie und presste unkontrolliert. Meike wollte mich etwas

ausbremsen. Aber ich konnte nicht aufhören, der Drang war zu stark.

Als der Kopf da war gabs eine kurze Pause. Ich berührte die weichen Locken. So viele Haare.

Gleich hätte ich es geschafft.

Bei der nächsten Wehe musste Meike dem Baby kurz helfen. Ich merkte wie der Körper kurz

feststeckte, aber sie ruckelte etwas und schon war das Baby da.

Mein Mann quietschte ganz verliebt „oh es ist ja ein Mädchen“.

Und schon hatte ich meine Tilda auf dem Bauch liegen.

Es war 4:20 Uhr am 3.8. Et+9.

Wir warteten erst auf die Plazenta und nabelten dann ab. Dori kam als 2. Hebamme. Sie verpasste

natürlich leider die Geburt, wie auch die Hebammenschülerin.

Wir kuschelten noch, stillten bereits ausgiebig. Frühstückten etwas Obst. Dori half mir beim

duschen.

Wir lachten über die Geburt, meine tollen Selbstdiagnosen und das viele Fruchtwasser.

Nach gut 2 Stunden fuhren wir zu dritt nach Hause wo nach und nach die Geschwister wach wurden

und sich über ihre tolle Schwester freuten.

Danke Meike und alle anderen Hebammen, dass man bei euch so tolle Geburtserfahrungen haben

kann und so herrlich ruhig das erste Kennenlernen genießen kann.

Danke für die Betreuung vorher schon und im Wochenbett.

Ich vermisse es jetzt schon zu euch zu kommen.

 

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