Endlich ist er da!!!
Unser großes/kleines Wunder Titus Jonathan ist am 3.11.2010 um 13:17 Uhr mit 51cm und 3660g im Geburtshaus in Bielefeld zur Welt gekommen. Bis es allerdings soweit war, lag noch einiges an Arbeit vor uns.
Am Tag zuvor hatte ich meine dritte Akupunktur bei Meike und horchte somit den ganzen Tag in mich, ob sich irgendwas tut. Es blieb leider ruhig. Bis ich am nächsten Morgen um 04:25 Uhr einen Blasensprung hatte. Es kam allerdings nur wenig Fruchtwasser, da Titus Köpfchen schon sehr tief im Becken stand. Aufgeregt weckte ich meinen Mann Jan, um ihm die freudige Nachricht zu verkünden, dass es nach so langer Zeit des Wartens, vier Tage vor dem errechneten Termin endlich los ginge. Im gleichen Atemzug beruhigte ich ihn und mich aber wieder und schlug vor, dass wir uns noch mal umdrehen, damit wir so viel Kraft wie möglich für die anstehende Geburt haben. Nachdem wir unsere Augen wieder zu gemacht hatten währte die Ruhe nicht lang, da um 04:44 Uhr die erste Wehe anklopfte. „Aaahhh, so fühlt sich das also an!“ Kurz darauf um 04:50 Uhr kam schon die nächste und ab da hatte ich regelmäßig alle 3 Minuten Wehen. Ich erledigte zwischen den Wehen schnell das wichtigste; duschen, frühstücken und um 05:43 Uhr klingelte ich Anne aus dem Schlaf, um sie vorzuwarnen, dass Arbeit auf sie zukommt. Sie beruhigte mich und sagte, dass die Wehen mindestens 60-90 Sekunden anhalten müssen und alle 3 Minuten kommen sollten, damit sie wirklich was bringen und ich solle mich, wenn es soweit ist, noch mal melden. Da wir mitten in der Stadt wohnen, holte Jan schon mal das Auto vom Parkplatz vor unsere Haustür, damit ich nicht so weit laufen muss und um 07:00 Uhr riefen wir erneut Anne an. Die Wehen waren alle 60 Sekunden lang und ich ging in der Wohnung auf und ab, veratmete Wehe um Wehe und war froh als Anne kam. Sie untersuchte mich und stellte fest, dass Titus schön tief im Becken liegt und der Muttermund 2cm geöffnet ist. Die Herztöne waren gut und so fuhr Anne ins Geburtshaus, um alles vorzubereiten, während wir zu Hause blieben und ich weiter Wehe für Wehe veratmete. Um 08:15 Uhr entschlossen wir uns aufzubrechen und kamen gut gelaunt im Geburtshaus an. Bei einer erneuten Untersuchung stellte Meike fest, dass der Muttermund bereits 8cm geöffnet ist und so ging’s um 08:40 Uhr ab in die Badewanne, wo ich in den Wehenpausen von Jan, Anne Meike und der Hebammenschülerin Henrike gut unterhalten wurde. Da sich hier nicht viel tat verließ ich die Wanne um 10:10 Uhr wieder und musste im Storchengang durchs Zimmer waten. Die Hebammen ließen Jan und mich viel alleine, da ich dann entspannter war und die Geburt so besser voran ging. Um 11:15 Uhr war mein Muttermund endlich vollständig geöffnet und ich dachte, dass ich es bald geschafft habe. Doch da hatte ich die Rechnung ohne Titus gemacht. Bei der nächsten Untersuchung stellte Meike fest, dass der Kleine eine Geburtsgeschwulst hat und der Kopf falsch im Becken stand. So konnte er nicht durch mein Becken kommen und knallte mit seinem Köpfchen immer wieder vor mein Schambein. Das waren wohl auch die schlimmsten Schmerzen während der gesamten Zeit. Allerdings waren die Schmerzen nicht das, was mir am meisten zu schaffen machte. Viel größer war meine Angst, dass sich der Kleine nicht mehr dreht und ich ins Krankenhaus muss, wo sie mich vermutlich aufgeschnitten hätten. Alle anwesenden motivierten mich weiter zu kämpfen und trotz der Schmerzen musste ich jetzt ein richtiges Sportprogramm absolvieren. Auf dem Trainingsplan standen, Storchengang, Wechsellagerung und einbeinige Kniebeugen am Seil. Ein Glück hatte ich genug Kraft, Kondition und den absoluten Willen nicht aufzugeben, so dass sich Titus nach nicht mal einer Stunde endlich drehte. Jetzt konnte es weiter gehen. Meine größte Stütze in dieser Phase war Jan, der sich seine Angst nicht anmerken ließ und ohne den ich vielleicht eingeknickt wäre. Die Hebammen und Jan atmeten mit mir und hatten im wahrsten Sinne des Wortes alle Hände voll zu tun, dem Kleinen den Weg auf die Welt so leicht wie möglich zu machen. Ich entschuldige mich hiermit bei euch für den Muskelkater, den ich euch beschert hab, aber kann euch sagen, dass ich auch welchen hatte. Die letzten Presswehen hatte ich in Jans Armen, der auf der Bettkante saß, während ich mich in der tiefen Hocke vor positionierte. Meike gab alles, damit ich keine Geburtsverletzungen davon trage und um 13:17 Uhr kam unser großer Schatz mit lautem Geschrei auf die Welt. Es ist wohl das schönste Gefühl, was man sich vorstellen kann sein eigenes Fleisch und Blut nach so vielen anstrengenden Stunden im Arm zu halten. Dieses Gefühl durften Titus, Jan und ich in aller Ruhe zu dritt in vollen Zügen genießen, während uns von den Hebammen ein Festmahl zubereitet wurde. Nach Salat, Gemüseauflauf, einem riesigen Stück Torte und einem Glas Sekt wurden Titus und ich wieder schön gemacht und so konnten wir um 16:30 Uhr das Geburtshaus verlassen und in unserem eigenen Nest die ersten Stunden zu dritt genießen. Schöner hätte man sich den Start ins Leben nicht vorstellen können. Und bei diesem Start ist es wohl auch kein Wunder, dass unser Sohn ein echtes Goldstück ist. Er ist total lieb, gelassen und entspannt.
Ich möchte mich bei Anne, Meike und Henrike von ganzem Herzen für dieses wunderbare Geburtserlebnis bedanken. Ihr habt alle mehr als 100% gegeben und ich bin überzeugt, dass es die beste Entscheidung meines Lebens war außerklinisch im Geburtshaus zu entbinden. Obwohl ich während der Geburt noch behauptet habe, dass Titus auf keinen Fall ein Geschwisterchen kriegt, möchte ich meine Meinung revidieren und komme beim nächsten Kind auf jeden Fall wieder!!!
Es grüßen euch Titus, Jan und Mareike
Gelia schrieb am :
Wow eine tolle Geschichte mit einem tollen Team!
Hochachtungsvoll
Gelia
Hans-Heinrich schrieb am :
Hallo Mareike, hallo Jan und willkommen Titus,
herzlichsten Glückwunsch von eurem Schwager aus zweiter Reihe! Und endlich mal wieder ein Knabe. Merle, Flo und Luzia („Podolski“) haben so einen Knuddel-Prinzen gewonnen.
Bloß: wer isses? Der Hübsche mit den Streifen? Oder der Grüne mit dem melancholischen Augen? ;-))
Liebe Grüße,
Hans-Heinrich
Vicky schrieb am :
Herzlichen Glückwunsch, liebe Mareike! Was für ein schöner Geburtsbericht! Ich bin gerührt und begeistert und kann es besonders gut nachempfinden, da ich ja drei Tage vor Dir „dran“ war 🙂
Ich freue mich sehr für Dich und Deinen Mann und wünsche Euch alles erdenklich Gute!
Ganz liebe Grüße
Vicky