Heute (09.05.2016) vor genau 5 Wochen, am 04.04.2016, war mir Mittags um kurz nach 12 Uhr klar, dass mein und unser Leben bald einen ganz neuen Mittelpunkt haben würde. Ich war allerdings nicht davon ausgegangen, dass wir schon an diesem Montag und dann in diesem Tempo zu dritt sein würden. Gerade schläft dieser 5 Wochen alte Mittelpunkt in der Sonne im Kinderwagen und gibt mir die Zeit, einen Geburtsbericht zu schreiben- oder zumindest anzufangen.
Am 04.04.2016 hatte ich morgens um 11 Uhr noch einen außerplanmäßigen Termin bei Meike, denn wir beide kannten uns noch gar nicht. Bis zum errechneten Geburtstermin waren es noch acht Tage und ich hatte auch noch keine einzige Wehe. Während des Gesprächs erwähnte Meike so nebenbei, dass sie momentan Bereitschaft habe. Für sie war klar, dass wir uns in dieser Zeit wieder sehen würden, ich selber habe mir bei der Bemerkung nichts weiter gedacht und auch Meike rechnete nicht damit, dass wir uns keine acht Stunden später wieder sehen würden. Eigentlich war mein Plan, nach dem Termin noch in die Stadt zu gehen, aber irgendwie war mir da nicht mehr nach. Also war ich um kurz vor 12 Uhr zu Hause und bin mit meinem Buch und aus irgendeinem Grund auch einer Wickelunterlage aufs Sofa. Im Laufe der nächsten halben Stunde entwickelte sich etwas, das sich wie Regelschmerzen anfühlte und von mir als Wehen definiert wurde. Es war aber alles gut auszuhalten und ich konnte mich in Ruhe mit meinem Buch beschäftigen. Irgendwann ging ich dazu über, während einer Wehe -ich war mir jetzt sicher- die Wolken zu beobachten und so war alles noch zu ertragen. Um 14:30 Uhr rief ich meinen Mann an, damit er von der Arbeit nach Hause kommt. Bis dahin war es überhaupt kein Problem, alleine zu sein, aber jetzt war mir doch sehr nach Unterstützung.
Außerdem wählte ich die Bereitschaftsnummer und Sabine meldete sich, denn ich hatte wie ich fand ziemlich viel blutigen Ausfluss. Sabine war ganz ruhig, lies sich die Sachlage genau beschreiben und sagte, ich solle in einer Stunde wieder anrufen. Sie gab mir den Auftrag in dieser Stunde die Wehenabstände zu messen, vor dem nächsten Anruf zur Toilette zu gehen und vor allem das Atmen nicht zu vergessen. Das Atmen klappte gut und ich musste mich während einer Wehe auch immer mehr darauf konzentrieren, also nahm ich als nächstes das Stoppen der Zeit in Angriff. Bei den Ergebnissen fing ich dann doch sehr an, an mir zu zweifeln, denn die Pausen und die Wehen waren jeweils 1 Minute lang. Als mein Mann zu Hause war, wurde er direkt an die Stoppuhr gesetzt und seine Ergebnisse waren dieselben, es lag also nicht an meinem evtl. schmerzbedingten Unvermögen… Die Stunde verging erstaunlich schnell und es blieb noch der letzte Auftrag vor dem nächsten Anruf, der Gang zur Toilette. Indem ich mich aufsetzte, machte es „Plopp“ und ich war nur froh, die Wickelunterlage mit aufs Sofa genommen zu haben. Mein Mann brachte neue Kleidung und wischte die Spuren auf und ich konnte Sabine berichten, dass die Fruchtblase geplatzt war. Wir einigten uns darauf, dass Sabine nach ihrem Termin zu uns kommen und sich den Stand der Dinge anschauen würde.
Das Ergebnis der Untersuchung war, dass der Muttermund 3 cm offen war, Sabine ins Geburtshaus fuhr und wir nachkommen sollten. Um 18:15 Uhr waren wir dann vor Ort und ich kannte gefühlt jedes Schlagloch auf der Voltmannstraße, obwohl ich genau wusste, dass mein Mann so viele wie möglich umfahren hatte… Ich war nur erleichtert, Sabine und das große Bett zu sehen. Sabine aufgrund ihrer unglaublichen Ruhe und Unterstützung, die sie ausstrahlte, das Bett, weil mein Kreislauf nicht so ganz wollte. Um diesen wieder in Schwung zu bringen, gab es Tee mit Traubenzucker und danach den Vorschlag, die Rückenlage zu verlassen und auf der Seite die Wehen zu veratmen. Ich war völlig überrascht, wie sehr der Schmerz und die Intensität der Wehen in dieser Position zunahmen und relativ schnell entschied ich mich dafür, wieder in die Rückenlage zu gehen, denn zum einen war hier alles besser auszuhalten und zum anderen hatte ich das Gefühl, dass so alles nicht ganz so schnell ging. Dann schlug Sabine mir vor, beim Ausatmen zu tönen, im ersten Moment eine komische Vorstellung. Es stellte sich dann aber sofort als sehr hilfreich heraus und so blieb ich dabei.
Um die Geschichte weiter in Schwung zu bringen, schlug Sabine vor, dass ich die Schwerkraft nutzen und einige Wehen im Stehen am Wickeltisch veratmen könnte. Wie schnell die Schwerkraft ihre Wirkung entfalten würde, damit hatte keiner gerechnet, denn schon nach wenigen (vielleicht 5) Wehen war der Muttermund ganz offen und die Presswehen setzen ein. Ich durfte wieder aufs Bett zurück, Sabine telefonierte nach Meike und dann ging alles ganz schnell. Wenige Wehen im Liegen auf der Seite, eine Wehe in der tiefen Hocke und mit der nächsten war um 19:38 Uhr unser Überraschungskind, ein Sohn, geboren. Dass er da lag und keine Wehe mehr folgen würde, konnte ich im ersten Moment gar nicht fassen.
Ich war vom Tempo der ganzen Geburt noch so geplättet, dass ich Zeit brauchte, um die Tatsache, dass mein Kind geboren war, zu begreifen. Also kümmerten sich Meike und mein Mann um den neuen Erdenbürger und Sabine hatte Zeit für mich, die Nachgeburt und die kleine Geburtsverletzung. Dann war auch ich soweit, dass ich mein Kind auf den Bauch gelegt bekommen wollte und wir uns ganz in Ruhe zu dritt anfänglich bestaunen und kennenlernen konnten.
Zur Stärkung gab es dann Hühnersuppe, belegte Brote und Joghurt mit Obst und etwas später für den Kreislauf Tropfen, Traubenzucker, Cola und schlussendlich noch eine kalte Dusche, da die warme Dusche etwas zu lang ausgefallen war. Und um kurz nach 23 Uhr verließen wir dann zu dritt das Geburtshaus und die beiden wundervollen Hebammen.
Es ist ein relativ langer Bericht für solch eine schnelle Geburt geworden.
Zum Schluss möchte ich mich an dieser Stelle bedanken. Ich habe mich auf jeden Vorsorgetermin gefreut. Danke für diese wunderbare und entspannte Begleitung durch die Schwangerschaft. Dank des Vorbereitungskurses bei Johanna fühlte ich mich gut auf etwas vorbereitet, worauf man sich letzten Endes nicht vorbereiten kann. Ein ganz besonderer Dank geht an Sabine und dann auch an Meike. Die Art der Begleitung während der Geburt hat mir ganz viel Sicherheit gegeben und das Gefühl, dass ich in etwas kompetent bin, von dem ich gar keine Ahnung habe. Die Ruhe und Präsenz, die die ganze Zeit ausgestrahlt wurde, waren einfach großartig. Dass Sabine mich auch im Wochenbett betreut, ist ein Zufall, den ich sehr gelungen finde.
Es ist ein Geschenk, in solch einem Umfeld ein Kind bekommen zu dürfen und so gut durch die Schwangerschaft, die Geburt und das Wochenbett begleitet zu werden. Sollte unser Kind ein Geschwisterchen bekommen, weiß ich schon jetzt, wo sein Geburtsort sein soll.
Johanna mit Familie